Brustwarzenstimulation

Brustwarzenstimulation
Orale Stimulation einer Brustwarze

Brustwarzenstimulation ist eine weit verbreitete sexuelle Praktik, die oft in Verbindung mit anderen Praktiken, aber auch alleine ausgeübt wird. Sie kann von – und an – Personen beiderlei Geschlechts und jeder sexuellen Orientierung praktiziert werden, findet aber überwiegend bei Frauen Anwendung. Die Stimulation der weiblichen Brüste und Brustwarzen ist eine fast überall anzutreffende Praxis, während die Brustwarzenstimulation bei Männern weniger verbreitet ist.[1]

Die Brustwarzenstimulation kann Teil des Vorspiels vor dem Geschlechtsverkehr sein, das zu sexueller Erregung führt, oder sie kann – besonders bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen – als eine Form des Petting um ihrer selbst willen praktiziert werden. Eine 2006 unter 17- bis 29-jährigen Studentinnen und Studenten durchgeführte Befragung ergab, dass ca. 82% der Frauen und 52% der Männer durch Brustwarzenstimulation erregt werden, während nur etwa 7,5% der Befragten beiderlei Geschlechts fanden, sie sei im Gegenteil der Erregung abträglich.[2]

Das Berühren der Brustwarzen einer anderen Person ist gewöhnlich ein Zeichen großer Intimität, und das Zulassen einer solchen Berührung ist meist ein Vertrauensbeweis.

Inhaltsverzeichnis

Brustwarzen bei Männern und Frauen

Manuelle Stimulation einer Brustwarze

Brust, Brustwarze und Vorhof entwickeln sich bei weiblichen und männlichen Föten und in der Kindheit weitgehend gleich. In der Pubertät bleibt die Brust bei Jungen aber rudimentär, während sie sich bei Mädchen stärker ausprägt, was größtenteils dem Einfluss der Hormone Progesteron und Östrogen zuzuschreiben ist. Die weibliche Brust ist oft auch sensibler, weil sie mehr Nerven hat.[3] Jede Brust hat unabhängig von ihrer Größe dieselbe Anzahl von Nervenenden. Dementsprechend sind kleine Brüste meist empfindlicher, während größere Brüste etwas intensiver stimuliert werden können, ohne dadurch Schmerzen hervorzurufen.[1]

Die Brust und insbesondere die Brustwarzen sind bei beiden Geschlechtern erogene Zonen mit erhöhter Erregbarkeit, die aber individuell sehr schnell und sehr stark variieren kann. Bei Berührung kommt es meist zu einer Erektion (Aufrichtung) der Brustwarze. Eine Erektion der Brustwarzen mit allen daraus resultierenden physiologischen Veränderungen kann aber auch spontan (d. h. ohne absichtliche Stimulation) stattfinden, etwa als Auswirkung sexueller Erregung, beim Stillen oder als Kältereflex. Sie wird nicht durch Schwellkörper verursacht, sondern durch eine unwillkürliche Kontraktion der Haarbalgmuskeln, eines Teils der glatten Muskulatur, die vom vegetativen Nervensystem gesteuert wird. Sie hat physiologisch daher mehr Ähnlichkeit mit einer Gänsehaut als mit einer Erektion der Genitalien.

Techniken der Stimulation

Elektrische Stimulation einer Brustwarze

Die Brustwarzen können beispielsweise oral, manuell oder unter Zuhilfenahme von Gegenständen stimuliert werden. Die orale Stimulation kann durch Lecken, Saugen, sanftes Beißen („Knabbern“) oder das Blasen auf die Brustwarzen geschehen.[4] Andere Arten der Stimulation sind das Berühren oder Reiben mit der Hand oder einem (meist weichen) Gegenstand. Auch das Stimulieren der eigenen Brustwarzen mit oder ohne Hilfsmittel, sowohl beim Geschlechtsverkehr als auch bei der Masturbation, ist verbreitet.

Geeignete Hilfsmittel sind z. B. Massageöle oder Federn; es gibt aber im Fachhandel auch eine Vielzahl von Sexspielzeugen wie Saugvorrichtungen, die das Saugen an der Brustwarze simulieren („Nippelsauger“), Klammern oder kleine, auf die Brustwarzen passende Gummiringe. Der Einsatz solcher Geräte ist aber oft nicht ganz ungefährlich, weil einige von ihnen die Blutzirkulation hemmen. Auch die erotische Elektrostimulation im Brustbereich gilt als gefährlich, weil sie die körpereigenen elektrischen Signale stören und so z. B. Herzrhythmusstörungen verursachen kann. Generell sollte beim Einsatz von Sexspielzeugen umsichtig und verantwortungsbewusst vorgegangen werden. Das gründliche Lesen der Gebrauchsanweisung gehört unbedingt dazu.

Die Stärke eines noch als angenehm empfundenen Reizes kann individuell und mit dem Grad der Erregung stark variieren. Was in einer Situation angenehm ist, kann im nächsten Moment als schmerzhaft empfunden werden. Im Rahmen von BDSM-Praktiken kann (und soll) sogar oft bewusst die Schmerzschwelle überschritten werden. Wie bei allen Sexualpraktiken ist es wichtig, dem Partner bzw. der Partnerin ein Feedback zu geben bzw. dieses Feedback zu beachten.

Physiologische Auswirkungen

Die chemische Struktur von Oxytocin

Die Stimulation bewirkt bei Frauen eine vermehrte Produktion der Hormone Oxytocin und Prolaktin und kann eine physiologische Reaktion der Genitalien (Lubrikation, Anschwellen der Schamlippen) hervorrufen. Meist geht das mit gesteigertem sexuellem Verlangen und einer Brustwarzenerektion einher, was beides zu einer verstärkten Berührungsempfindlichkeit der Brustwarzen führt. Das als „Kuschelhormon“[5] bekannte Neuropeptid Oxytocin erzeugt „Muttergefühle“ und wirkt angstlösend, ferner verstärkt es die Partnerbindung und das Vertrauen.[6][7][8]

Prolaktin erzeugt sexuelle Befriedigung nach sexueller Aktivität. Einige Frauen berichten davon, durch Brustwarzenstimulation ohne andere Formen der sexuellen Stimulation zum Orgasmus gekommen zu sein.[9][10] Es wird vermutet, dass solche Brustorgasmen auch auf Oxytocin zurückzuführen sind.[2] Eine Studie aus dem Jahr 2011 hat mit Hilfe von Magnetresonanztomographie allerdings gezeigt, dass das kortikale Areal, das mit den weiblichen Genitalien in Verbindung steht, durch Stimulation der Brustwarzen direkt erregt wird.[11]

Nach einem Orgasmus können die Brustwarzen sehr berührungsempfindlich werden, so dass eine weitere Stimulation schmerzhaft wird.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Levin, Roy J.: The breast/nipple/areola complex and human sexuality. In: Sexual & Relationship Therapy, Vol. 21, Issue 2 (May 2006), S. 237–249
  2. a b Levin, R., Meston, C.: Nipple/Breast stimulation and sexual arousal in young men and women. In: The Journal of Sexual Medicine. 3, Nr. 3, Mai 2006, S. 450–454. doi:10.1111/j.1743-6109.2006.00230.x. PMID 16681470.
  3. Winkelmann, R. K.: The erogenous zones: their nerve supply and significance. In: Mayo Clin Proc. 34, 1959, S. 39–47.
  4. Babeland - How to Play with Breasts
  5. Kuschelhormon Oxytocin, Pharmazeutische Zeitung, Ausgabe 05/2011
  6. MacDonald, K., MacDonald, T. M.: The peptide that binds: a systematic review of oxytocin and its prosocial effects in humans. In: Harv. Rev. Psychiatry. 18, 2010, S. 1–21. PMID 20047458
  7. Kosfeld, M. et al.: Oxytocin increases trust in humans. In: Nature. 435, 2005, S. 673–676. PMID 15931222
  8. Physiologic Mechanism of Nipple Stimulation. Medscape Today from WebMD. Abgerufen am 20. November 2010.
  9. "Treat Her To A 'Nipple Orgasm'", Men's Health.
  10. Otto, Herbert A.: Liberated Orgasm. The Orgasmic Revolution. Liberating Creations 1999. ISBN 978-0967118130
  11. Komisaruk, B. R., Wise, N., Frangos, E., Liu, W.-C., Allen, K. and Brody, S.: Women's Clitoris, Vagina, and Cervix Mapped on the Sensory Cortex: fMRI Evidence. In: The Journal of Sexual Medicine. 2011. doi:10.1111/j.1743-6109.2011.02388.x.
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