Burgruine Lichtenstein (Pommelsbrunn)

Burgruine Lichtenstein (Pommelsbrunn)
Burgruine Lichtenstein
Burgruine Lichtenstein – Ansicht des Burgfelsens über Pommelsbrunn aus südlicher Richtung

Burgruine Lichtenstein – Ansicht des Burgfelsens über Pommelsbrunn aus südlicher Richtung

Entstehungszeit: vor 1270
Burgentyp: Höhenburg in Hangspornlage
Erhaltungszustand: Nicht restaurierte Ruine, die im späten 19. Jahrhundert teilweise umgestaltet wurde
Ständische Stellung: Ministeriale
Bauweise: Bruchsteinmauerwerk
Ort: Pommelsbrunn
Geographische Lage 49° 30′ 28,7″ N, 11° 29′ 58″ O49.50797911.499454507Koordinaten: 49° 30′ 28,7″ N, 11° 29′ 58″ O
Höhe: 507 m ü. NN
Burgruine Lichtenstein (Bayern)
Burgruine Lichtenstein

Die Burgruine Lichtenstein ist eine ehemalige hochmittelalterliche Adelsburg über der Stadt Pommelsbrunn in der gleichnamigen Gemeinde im mittelfränkischen Landkreis Nürnberger Land in Bayern.

Die Burgruine der Höhenburg ist jederzeit frei zugänglich, und dient heute als Aussichtspunkt.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Die Burgruine befindet sich im südlichen Teil der Hersbrucker Alb etwa 1080 Meter nordwestlich der evangelischen Pfarrkirche Sankt Lorenz über der Ortschaft Pommelsbrunn in 507 m ü. NN Höhe auf einem Hangsporn des Schleußberges [1]. Der Hangsporn springt nach Südwesten vor, und wird auf seiner Südseite vom Tal des Högenbaches, und an seiner Westseite vom Tal der Pegnitz begrenzt.

Auch auf der gegenüberliegenden Talseite des Högenbaches, auf der sogenannten Mühlkoppe, stand eine ehemalige mittelalterliche Burg, der jetzige Burgstall Altes Haus, in der Nähe befindet sich die Burgruine Lichtenegg, in südlicher Richtung die Ruine der Burg Reicheneck über dem Happurger Stausee. Ebenfalls bei Happurg der Burgstall Hacburg, in östlicher Richtung der Burgstall Breitenthal [2] bei der Ortschaft Oed, und nordöstlich die Burgruine Hauseck.

Geschichte der Burg

Neueres Gebäude auf den Grundmauern eines Turmes von Paul Willhelm Freiherr Ebner von Eschenbach

Es liegen von der Burg Lichtenstein noch keine archäologisch gesicherten Erkenntnisse über deren Erbauung vor, durch ihren Namen könnte sie aber mit der staufischen Reichsburg Lichtenegg in Zusammenhang stehen, die spätestens seit dem frühen 13. Jahrhundert bestand. Es gab zudem auch eine direkte Sichtverbindung zwischen beiden Burgen. Auch Keramikfunde weisen bis in die Zeit des frühen 13. Jahrhunderts zurück.

Zum ersten Mal erscheint die Burg Lichtenstein 1270 im Namen des Ministerialen Heinrich von Lichtenstein, eine Agnes Lichtensteinerin wird 1297 erwähnt. Das Ministerialengeschlecht der Lichtensteiner stand wohl ursprünglich in Reichsdienst, und standen auch mit den mächtigen Schenken von Reicheneck in Beziehung. In einer Notiz aus dem 16. Jahrhundert wird überliefert, das die Lichtensteiner einst befehdet worden sind, dabei soll die Burg zerstört worden sein. Gustav Voit vermutet diese Zerstörung im Jahr 1325, als bei einer Fehde zwischen den Schenken von Reicheneck und der Reichsstadt Nürnberg wegen Strassenräubereien die Reichenecker Burgen Turm im Weidental zerstört, und die Burg Hartenstein von den Nürnbergern belagert wurde. Auch die Burg Lichtenstein könnte davon betroffen gewesen seien, da die Lichtensteiner den Reicheneckern nahestanden. Allerdings gibt es hierfür keine Belege.

Übersichtsplan der Burgruine Lichtenstein

Im Jahr 1349 wurde die Burg Lichtenstein dann landesherrschaftlich als sie in den Besitz der Pfalzgrafen gekommen war, Ludwig Schenk von Reicheneck war der Pfleger der pfalzgräflichen Burg, an der die Lichtensteiner keine Rechte mehr hatten. Der Lichtenstein wurde von den Pfalzgrafen 1353 an den deutschen und böhmischen König Karl IV. verpfändet, der auf der Burg ein neuböhmisches Pflegamt eingerichtet hat. Die Burgbesatzung bestand damals aus dem Pfleger, zwei berittenen Kriegsknechten, vier Wächter, sechs Kriegsknechten zu Fuß, ein Türmer und ein Torwart.

Allzu lange dauerte die böhmische Herrschaft nicht, denn mit dem Vertrag von Fürstenwalde vom 18. August 1373, mit dem der jetzige Kaiser Karl IV. die Mark Brandenburg erwerben wollte, musste Karl einen Teil seines Neuböhmischen Reiches, und mit ihm Amt und Burg Lichtenstein, an die Bayernherzöge verkaufen, um die Kaufsumme aufbringen zu können.

1391 wurde die Burg von den wittelsbachischen Herzögen an Linhard von Henfenfeld verpfändet, danach treten noch weitere Pfandinhaber und Pfleger auf. Im Jahr 1419 wurde sie an die Brüder Hans, Eberhart und Wilhelm von Mistelbeck abgetreten, sie konnten Ansprüche an Herzog Ludwig von Bayern–Ingolstadt erheben. Zur Übergabe kam es aber nicht mehr, denn es kam zum bayerischen Krieg.

Die Zerstörung der Burg Lichtenstein erfolgte im bayerischen Krieg zwischen Herzog Ludwig von Bayern-Ingolstadt und seinen Vettern, die Bayernherzöge von Landshut und München. Pfalzgraf Johann von Neumarkt-Neunburg, der mit den Gegnern Ludwigs verbündet war, eroberte im Juni 1421 die Burg Lichtenstein, die dabei zerstört wurde, denn in der von der Reichsstadt Nürnberg erhobenen Geländeerkundung von 1503-04 in der alle Burgen und Befestigungen aufgelistet sind, in Bezug auf den bald darauf folgendem Landshuter Erbfolgekrieg, wird der Lichtenstein als „ein alt prochen Schloß“ bezeichnet. Auch ein Eintrag im Salbuch von 1516 sagt aus, das der Lichtenstein nur noch ein Burgstall sei. Die Brüder Mistelbeck bekamen vom Landgericht Sulzbach 1421 und nochmal 1422 Anspruch auf Schadensersatz zugesagt.

Die Burgruine verfiel immer mehr, sie wurde dann 1851 vom bayerischen Staat an Paul Willhelm Freiherr Ebner von Eschenbach verkauft. Er ließ um das Jahr 1855 auf der Ruine im Sinne der erwachenden Burgenromantik unter Verwendung aufgehenden Mauerwerks die jetzige Pseudoruine auf der Oberburg und im Bereich der Unterburg einen Englischen Landschaftsgarten errichten, der aber ebenfalls schon wieder verfallen ist [3].

Heute ist die Burgruine bewaldet, und teilweise stark mit Buschwerk bewachsen. Zur Ruine führen mehrere Wanderwege aus Pommelsbrunn und Umgebung. Die mittelalterlichen Reste der Burg Lichtenstein, insbesondere die der Unterburg, sind bis heute stark vom Verfall bedroht.

Das vom bayerischen Landesamt für Denkmalpflege als Burgruine „des Mittelalters und der frühen Neuzeit“ erfasste Baudenkmal trägt die Denkmalnummer D-5-74-147-11 [4].

Literatur

  • Alfried Wieczorek (Hrsg.): Ausflüge zu Archäologie, Geschichte und Kultur in Deutschland, Band 52: Nürnberg und Nürnberger Land – Ausflugsziele zwischen Pegnitz und Fränkischer Alb. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8062-2368-2, S. 201-203;
  • Robert Giersch, Andreas Schlunk, Berthold Frhr. von Haller: Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft. Herausgegeben von der Altnürnberger Landschaft, Lauf an der Pegnitz 2006, ISBN 978-3-00-020677-1, S. 261-263;
  • Walter Heinz: Ehemalige Burgen im Umkreis des Rothenbergs, 3. Teil (Vom Rothenberg und seinem Umkreis, Heft 15/3). Schnaittach 1992, S. 150-157;
  • Ruth Bach-Damaskinos, Jürgen Schnabel, Sabine Kothes: Schlösser und Burgen in Mittelfranken. Verlag A. Hoffmann, Nürnberg 1993, ISBN 3-87191-186-0, S. 138;
  • Wilhelm Schwemmer: Die Kunstdenkmäler von Mittelfranken, Band X: Landkreis Hersbruck. R. Oldenbourg Verlag, München 1959, S. 215-217;

Weblinks

 Commons: Burgruine Lichtenstein (Pommelsbrunn) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Topographische Karte 1:25000, Blatt 6453 Pommelsbrunn
  2. Burgstall Oed auf der Seite des BLfD
  3. Quelle Geschichte: Robert Giersch, Andreas Schlunk, Berthold Frhr. von Haller 2006, 261ff.
  4. Burgruine Lichtenstein auf der Seite des BLfD

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