Böddenstedt (Suderburg)

Böddenstedt (Suderburg)
Böddenstedt
Gemeinde Suderburg
Koordinaten: 52° 56′ N, 10° 27′ O52.931110.443361Koordinaten: 52° 55′ 52″ N, 10° 26′ 36″ O
Höhe: 61 m ü. NN
Einwohner: 535 (2007)
Postleitzahl: 29556
Vorwahl: 05826
Wappen der bis 1972 selbständigen Gemeinde Böddenstedt
Modifiziertes Wappen zum 800. Geburtstag Böddenstedts

Böddenstedt ist ein Ortsteil der Gemeinde Suderburg in der Samtgemeinde Suderburg und liegt im südwestlichen Landkreis Uelzen, Niedersachsen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Bauern- und Handwerkerdorf Böddenstedt liegt zwischen Hamburg und Hannover inmitten der Lüneburger Heide. Der Stahlbach – früher auch Böddenstedter Aue genannt – durchfließt den Ort am südlichen Rand von West nach Ost und wird dabei von Fischteichen und eher flacheren Wiesen- und Weidegebieten begleitet. Böddenstedt besitzt die Struktur eines Haufendorfes.

Geschichte

Im Jahre 1197 n. Chr. wird Böddenstedt als villa budenstide erstmals urkundlich erwähnt.[1] Der Name wandelte sich im Laufe der Jahrhunderte. Im 13. und 14. Jahrhundert blühte in Böddenstedt das Adelsgeschlecht derer von Bodenstede (wie Böddenstedt seinerzeit hieß). Der Chronist von dem Knesebeck beschreibt das Wappen wie folgt: „Im silbernen Felde ein springendes, halbes, rotes Einhorn.“ Ab 1937 führte die Gemeinde Böddenstedt mit Genehmigung der Provinz-Regierung von Hannover das Einhorn der Edellinge in ihrem Siegel,[2] bis die Gemeinde Böddenstedt im Zuge der Gebietsreform 1972 aufgelöst und der Großgemeinde Suderburg einverleibt wurde.[3]Als 1550 die Pest in der Hansestadt Uelzen grassierte und ein Viertel der Stadtbevölkerung verstarb, wurden in Böddenstedt und Suderburg amtliche Waagen angelegt (eigentlich ein Stadtprivilegium). Fast zwanzig Jahre lang lag der Schwerpunkt des regionalen Handels in diesen beiden Orten. Mit der Gründung der Suderburger Wiesenbauschule (1854), wurde nach nur vierjährigem Betrieb die ländliche Berufsschule in Böddenstedt geschlossen. Im Zuge des verheerenden Zweiten Weltkriegs kamen am 4. April 1945 beim Abwurf von Sprengbomben sieben Böddenstedter ums Leben, die am südlichen Ortsrand von Böddenstedt auf dem Acker gearbeitet haben. Die Landmaschinen wurden von den Briten irrtümlich für Geschütze gehalten.[4] Während und nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Einwohnerzahl Böddenstedts aufgrund der Flüchtlingsströme auf 843 (davon 357 Einheimische) an.[5] Böddenstedt war damit (nach Oldendorf I) zweitgrößter Ort auf dem Gebiet der heutigen Samtgemeinde Suderburg.

Zeitraum 1235-1269 1269–1705 1705–1807 1807-1814 1814–1866 1866–1871 1871–1945 1945–1949 seit 1949
Zugehörigkeit Herzogtum Braunschweig-Lüneburg Fürstentum Lüneburg Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg Königreich Westphalen Königreich Hannover Königreich Preußen Deutsches Reich Britische Besatzungszone (Nordwestzone) Bundesrepublik Deutschland
„Schönstes Dorf im Kreis Uelzen“ (1988 und 1990)

In den 1960er Jahren entstand in einem Wäldchen nördlich von Böddenstedt die Wochenendsiedlung Ortheide, nachdem das Vorhaben der Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG zur Errichtung einer Puddingfabrik auf Widerstand in der Bevölkerung stieß. In der Nähe der Siedlung befinden sich ein Sportplatz mit Vereinsheim, Gymnastikhalle und Tennisplätzen und ein Waldfriedhof mit Kapelle und angrenzenden Hügelgräbern. In Böddenstedt selbst gibt es zudem eine alte Wassermühle, die jedoch nicht mehr als solche betrieben, sondern bewohnt wird. Die Schule wurde in den 1970er Jahren geschlossen und später von den Bürgern zum Dorfgemeinschaftshaus mit Spielplatz (und zeitweise Jugendzentrum) umfunktioniert. Böddenstedt weist in der Dorfmitte einen recht hohen Bestand alter Bausubstanz auf. Das älteste Gebäude ist ein Speicher aus dem Jahre 1625.

Nach jahrelangem Engagement der Bürger im Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden wurde Böddenstedt 1991 auf Bundesebene mit einer Goldmedaille ausgezeichnet und darf sich seitdem „Golddorf“ nennen, ebenso wie das Nachbardorf Bohlsen (Bundessieger 1993). Seit einiger Zeit sind die beiden „Golddörfer“ durch den sogenannten „Golddörfer Wanderweg“ miteinander verbunden.[6][7]

Vereine und Gruppierungen

In Böddenstedt gibt es ein aktives Vereinsleben. Neben dem Sportverein VfL Sportfreunde Böddenstedt e. V.[8] gibt es unter anderem den Posaunenchor Böddenstedt (gegründet 1880) und eine Freiwillige Feuerwehr[9]. Regelmäßig treffen sich die Bastelgruppe und der Seniorenkreis, sowie ein Arbeitskreis, der sich die Pflege des Dorfes zur Aufgabe gemacht hat. Außerdem gab es von 1876 bis 1905 einen Homöopathischen Verein.

Energie

Nördlich von Böddenstedt befindet sich eine Biogasanlage und im Süden ein Windpark.[10]

Medien

In der vierten Staffel der mehrfach prämierten Comedy-Serie Stromberg (mit Christoph Maria Herbst) wird die gleichnamige Hauptfigur Bernd Stromberg in die Capitol-Niederlassung des fiktiven Ortes Finsdorf versetzt. Die Viralmarketing-Kampagne läuft über die Website finsdorf.de. Dort begrüßte man Bernd Stromberg bereits als neuen Einwohner. GoYellow schaltete sich in diese Kampagne ein und stellte einen Ausschnitt der Originalkarte zur Verfügung, auf der Böddenstedt zu Finsdorf umbenannt wurde.[11] Zusätzlich wurde im Süden des Ortes ein fiktives Atomkraftwerk errichtet, etwa dort, wo in der Realität momentan (2010) ein Windpark entstanden ist.

Persönlichkeiten

Weblinks

 Commons: Böddenstedt (Suderburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jürgen Udolph (1990): Zuflüsse zur unteren Elbe: (von Seege und Stecknitz bis zur Mündung), Verlag F. Steiner, University of Michigan, S. 51.
  2. Friedrich Wilhelm Boldwin Ferdinand v. d. Knesebeck (1866): Regesten und Urkunden des uradeligen Geschlechts der Herren von dem Knesebeck, Verlag Huth.
  3. Informationen zur Gemeinde Suderburg. Abgerufen am 12. Mai 2010.
  4. Tilman Grottian: Geschichte der Gemeinde Suderburg – Festschrift zum 1000-jährigen Jubiläum im Jahr 2004. Edition :anderweit Verlag, Suderburg-Hösseringen 2004.
  5. Kurt Brüning: Der Landkreis Uelzen – Landeskundlich-statistische Kreisbeschreibung als Grundlage für Verwaltung und Landesentwicklung. Walter Dorn, Bremen-Horn 1946.
  6. Golddörfer Wanderweg. (PDF) Website der Samtgemeinde Suderburg. Abgerufen am 11. Mai 2010.
  7. Liste der schönsten Dörfer. Abgerufen am 11. Mai 2010.
  8. VfL Sportfreunde Böddenstedt e. V.. Abgerufen am 21. Mai 2010.
  9. Freiwillige Feuerwehr Böddenstedt. Abgerufen am 21. Mai 2010.
  10. Windpark Suderburg. Website der Planet energy GmbH. Abgerufen am 12. Mai 2010.
  11. Finsdorf – Juwel der Heide. Website der GoYellow GmbH. Abgerufen am 11. Mai 2010.

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