Christodoros

Christodoros

Christodoros (griechisch Χριστόδωρος) aus Koptos bei Theben war ein griechischer Dichter, der unter dem byzantinischen Kaiser Anastasios I. (regierte 491–518) lebte.

Leben und Werk

Christodoros, der Sohn des Paniskos, wuchs mit beträchtlicher Bildung auf und eignete sich vor allem erschöpfende Kenntnisse der epischen Dichtung und der Mythologie an. Seine Schriften sind größtenteils verloren.

Er verfasste zahlreiche epische Gedichte, in denen er die Gründungsgeschichte verschiedener Städte und Landschaften behandelte (Konstantinopel, Thessaloniki, Nakle, Milet, Lydien, Tralleis und Aphrodisias) oder zeitgenössische Ereignisse: Seine Isauriká (Ἰσαυρικά) schilderten in sechs Büchern die Eroberung Isauriens durch Kaiser Anastasios. Auch über die Schüler des neuplatonischen Philosophen Proklos verfasste er eine Monografie. In seinen Epigrammen (drei Bücher) und Episteln (vier Bücher) verhandelte er höchstwahrscheinlich zeitgenössische Personen und Ereignisse. In der Anthologia Palatina sind zwei seiner Epigramme erhalten (Anthologia Palatina VII 697. 698).

Möglicherweise ist er mit dem Dichter Christódoros Thebaîos Illústrios (Χριοτόδωρος Θηβαῖος Ἰλλούστριος) identisch, der laut der Suda ein Lehrgedicht Ixeutiká (Ἰξευτικά) über die Kunst, Vögel mit Leimruten zu fangen, sowie eine Schrift über die Wunder der heiligen Cosmas und Damian sowie „viele andere Werke“ (ἄλλα πολλά) verfasste.

Das umfangreichste erhaltene Werk des Christodoros ist die Ekphrasis (ἔκφρασις τῶν ἀγαλμάτων τῶν εἰς τὸ δημόσιον γυμνάσιον τὸ ἐπικαλουμένον τοῦ Ζευξίππου), in der er in Versform 80 Statuen im 532 zerstörten Bad Zeuxippos zu Konstantinopel beschreibt. Von dem Werk sind 416 Verse im zweiten Buch der Anthologia Palatina überliefert. Nach Ansicht der Forschung sind diese Beschreibungen für die Kunstgeschichte der Antike nicht relevant, da sie eher auf rhetorische Eleganz und mythographische Gelehrsamkeit abzielen als auf die exakte Beschreibung von Örtlichkeiten oder Kunstwerken. Im Versbau schließt sich Christodoros ganz an seinen Vorgänger Nonnos von Panopolis an: An Zäsuren findet sich beispielsweise in jedem Vers die Penthemimeres; spondeische Versfüße meidet er. Bei den Sagenversionen beweist er große Kenntnisse der homerischen, aber auch der alexandrinischen Mythologie. Auf sein Vorbild Homer verweist Christodoros auch durch die Wortwahl (mit Vorliebe für seltene Ausdrücke, hapax legomena).

Literatur


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