Christoph von Sethe

Christoph von Sethe

Christoph Wilhelm Heinrich Sethe (* 25. April 1767 in Kleve; † 30. April 1855 in Berlin) war ein deutscher Jurist.

C. W. H. Sethe

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sethe wurde als Sohn des Hofrates Caspar Henrich Sethe (1732-1806) und dessen Ehefrau Christine Marie Grolman (1733-1819) in eine rheinländische Juristenfamilie hineingeboren. Eines seiner Geschwister war Christian Diedrich Heinrich Sethe (1778-1864). Seine Kindheit verbrachte er in Kleve, wo er 1774 das Gymnasium besuchte. Mit sechzehn Jahren begann er das Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Duisburg, wo er sich am 15. Oktober 1783 immatrikulierte. Später studierte er an der Universität Halle (1785) und an der Georg-August-Universität in Göttingen. Seit 1798 war er Mitglied des Corps Guestphalia Halle.[1]

Die Referendariatszeit schloss er 1790 mit dem Examen in Berlin ab. 1791 begann seine juristische Karriere als Assessor bei der klevischen Regierung. Er heiratete 1796 Henriette Philippine Helene Sack.

Unter der napoleonischen Besatzung, die auch das französische Recht einführte, wurde er 1812 Generalprokurator und Staatsrat im Großherzogtum Berg. Nach dem bergischen Aufstand (der "Knüppelrussen") 1813 lehnte Sethe die von Napoleon geforderte Verfolgung der Verantwortlichen ab und wurde daher nach Paris einbestellt. Von Napoleon I., mit dem Sethe persönlich zusammentraf, wurde er aus Respekt "Advocat du Rhin" genannt.

Unter preußischer Regierung wurde Sethe zum Gerichtsrat, Wirklichen Geheimrat und 1819 zum Chefpräsidenten des Rheinischen Revisions- und Kassationshofes berufen. Er leitete die Rheinische Immediat-Justiz-Kommission, die 1816 das preußische und das französische Recht in Bezug auf eine territoriale Gesetzgebung für das Rheinland vergleichen sollte. Erfolgreich verteidigte er die freiheitlichen Grundsätze, die insbesondere der französische Code Civil auch dem rechtsrheinischen Raum gebracht hatte.

Mit der Verleihung des Schwarzen Adlerordens 1850 ging die Erhebung in den Adelsstand (Nobilitierung) einher. Diese lehnte Sethe aus seinem bürgerlichen Selbstverständnis heraus ab. Aufgrund der festen Verbindung zwischen der Verleihung und der Erhebung wurde er dennoch von offizieller Seite aus dem Adelsstand zugerechnet. Sethe gilt als eine bedeutende Gestalt im preußischen und rheinischen Staatsleben im 19. Jahrhundert.

Werke

  • Urkundliche Entwickelung der Natur der Leibgewinnsgueter und Widerlegung der von dem Herrn Regierungsrath Mallinkrodt darueber ... vorgetragenen irrigen Behauptungen. Düsseldorf 1810. (Digitalisat der ULB Düsseldorf)
  • Weltgeschichte am Rhein erlebt. 1770-1815. Erinnerungen des Rheinländers Christoph Wilhelm Heinrich Sethe aus der Zeit des europäischen Umbruchs, hg. von Adolf Klein, Köln 1973 [Sethes für lange Zeit als verschollen gegoltenen Aufzeichnungen über das politische Leben im Rheingebiet].
  • "Memoire sur le droit de chasse par rapport au Code Napoléon", o.D.

Literatur

  • Hermann HüfferSethe, Christoph. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 34, Duncker & Humblot, Leipzig 1892, S. 45–48.
  • Wilhelm Weisweiler: Geschichte des rheinpreußischen Notariates. Band 2: Die preußische Zeit. Baedeker, Essen 1925, (Auch Nachdruck: Scientia-Verlag, Aalen 1998, ISBN 3-511-06250-0 (formal falsche ISBN)), S. 170–173.
  • Gudrun Seynsche: Der Rheinische Revisions- und Kassationshof in Berlin (1819-1852). Ein rheinisches Gericht auf fremdem Boden. Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-10886-8, (Schriften zur Europäischen Rechts- und Verfassungsgeschichte 43), (Zugleich: Trier, Univ., Diss., 2001-2002).

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1960, 116, 234

Weblinks


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