- Commerzbibliothek
-
Commerzbibliothek Gründung 26. Januar 1735 Bestand 180.000 Medieneinheiten Bibliothekstyp Wirtschaftsbibliothek Ort Hamburg Website http://www.commerzbibliothek.de/ Die Commerzbibliothek ist die älteste Wirtschaftsbibliothek der Welt und ist ein Teil der Handelskammer Hamburg. Seit ihrer Gründung 1735 ist sie eine öffentlich zugängliche Bibliothek mit Präsenz- und Ausleihbestand. Leser können alle Hamburger und „Nichthamburger“ werden.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Commerzbibliothek wurde am 26. Januar 1735 von Mitgliedern der Commerzdeputation gegründet. Der Grundgedanke der Gründung der Bibliothek war es, den Wissensstand der Hamburger Kaufleute zu erweitern und eine umfassende Aus- und Weiterbildung zu ermöglichen. So bildeten zu Beginn der Bibliotheksgeschichte Atlanten und Reiseberichte sowie Bücher über ausländische Münzen, Maße/Gewichte, Länderkunde und das See- und Völkerrecht den Grundstock der Bibliothek.
Erste Buchkäufe erfolgen 1736. Die „neusten und nützlichsten so von dem Commercio und der Navigation handelnden“ Bücher sollen angeschafft werden, ein Jahr später werden die offiziellen Räume in der Waage bezogen, in diesem Jahr beginnt auch die Anschaffung von Atlanten, Hafenplänen, Seekarten, Reisebeschreibungen, Hamburgensien. Ab 1748 werden alle Bücher in braunes Kalbsleder gebunden und der bekannte Hamburger Kupferstecher Franz Nicholas Rolfsen wird beauftragt, zur Kennung der Bücher ein Exlibris anzufertigen.
Ein erster Katalog der Commerzbibliothek erscheint 1750 in 100 Exemplaren, er ist einer der ersten gedruckten Kataloge überhaupt. 1755 wird erstmals festgestellt, dass zwei Bücher fehlen. Ein Schmied wird beauftragt einen Stempel zu entwerfen, der auf den Einband gedruckt wird. 1767 beginnen Bauarbeiten zur Erweiterung der Waage durch den damaligen „Stararchitekten“ Ernst Georg Sonnin, die 1770 abgeschlossen sind. In diesem Zuge besuchen der schwedische Kronprinz Gustav von Schweden und andere Prinzen und Fürsten die Bibliothek.
Im Jahr 1792 wird die Bibliothek erstmals als „Commerzbibliothek“ bezeichnet. 1794 erhält sie erstmals einen festen Etat. Bereits 1797 hat die Bibliothek täglich mehrere Stunden geöffnet. Platzprobleme führen 1811 dazu, dass der Protokollist Johann Georg Mönckeberg einen Teil der 12.000 Bücher zu Hause gegen jährlich 500 Mark Banko Miete aufbewahrt.
Der Umzug in den 1. Stock der neuen Börse erfolgt 1841, wo die Bibliothek, deren Bestand jetzt auf 25.000 Bände angewachsen ist, ganz nach englischem Vorbild eingerichtet wird. Den großen Brand 1842 übersteht die Commerzbibliothek mit nur 16 Bänden Verlust. Diese gingen in den Wohnungen ihrer Ausleiher verloren. Auf Ersatz wird verzichtet.
Aufgrund des Baus der elektrischen Stadt- und Vorortsbahn zieht die Bibliothek 1908 vorübergehend in die Professorenhäuser in der Domstraße. Bis 1912 ist der Bestand auf 120.000 Bände gestiegen. Ein erneuter Umzug steht 1919 an, in das alte Johanneum am Speersort.
Die Inflation erschwert 1920 den Buchankauf erheblich. Obwohl Unternehmer 120.000 Mark spenden ist die Lage schwierig. Gebühren will man jedoch nicht einführen. Das 200-jährige Jubiläum der Bibliothek 1935 wurde mit einem Sonderausgabe des „Wißbyschen Waterrechts“ und einer Kaffeetafel im Ratsweinkeller begangen.
In der Bombennacht zum 25. Juli 1943 verbrennen 94 Prozent der schon zur Evakuierung eingepackten Bücher der Commerzbibliothek. Gesamtverlust 3.103.000 Mark. Die Bibliothek zieht wieder in das Börsengebäude, wo sie erst 1962 neu ausgestattet wird. Neun Tage nach der Eröffnung werden durch die große Flutkatastrophe die neuen Magazinräume überschwemmt. Trotz einer schnellen Rettungsaktion werden zahlreiche kostbare Bücher beschädigt.
1996 wird der Lesesaal umgebaut und ein EDV-Katalog eingeführt.
Seit 2004 ist die Commerzbibliothek Universitätsbibliothek der Hamburg School of Business Administration (HSBA).
Seit 2008 wird der historische Safebestand der Bibliothek durch die Stiftung Hanseatisches Wirtschaftsarchiv verwaltet.
Bis 2009 ist der Bestand auf 180.000 Bücher gewachsen. Durch einen Defekt der Sprinkleranlage auf dem Dach der Handelskammer laufen 25.000 Liter Wasser in das Zeitschriftenmagazin und beschädigen 5.000 Bücher.
Nach erfolgreichem Umbau des Lesesaals ist die Bibliothek seit Mitte Juni 2011 mit erweiterten Öffnungszeiten wieder geöffnet. Aufgrund eines weiteren Wasserschadens in den Magazinräumen beginnen im August 2011 weitere Umbaumaßnahmen, um den historischen Bestand der Bibliothek nachhaltig zu schützen.
Bestand
Die Commerzbibliothek ist eine wissenschaftliche Bibliothek mit einem Bestand von etwa 180.000 Bänden. Zum Bestand zählen Monographien, Geschäftsberichte, Statistiken, Festschriften, Loseblattwerke und Zeitschriften. Aufgrund ihrer geschichtsträchtigen Vergangenheit befinden sich auch heute noch wertvolle Bücher, Schriften und Zeitschriften aus dem 14. bis 19. Jahrhundert im Bestand, die seit 2008 zum Teil in die Stiftung Hanseatisches Wirtschaftsarchiv übergegangen sind. Die Benutzung dieser Bestände ist weiterhin im Lesesaal der Commerzbibliothek möglich.
Sammelgebiete
Sammelschwerpunkt der Commerzbibliothek ist praxisnahe und für den Standort Hamburg relevante Literatur (Hamburgensien). Außerdem finden die Leser Literatur zum Außenhandel, speziell Literatur der Auslandshandelskammern (insbesondere Mitgliederverzeichnisse).
Thematische Zusammenstellung der Sammelschwerpunkte:
- Umwelt und Energie,
- Hafen und Logistik,
- Shipping,
- Berufsbildung/Weiterbildung,
- Internet und IT,
- Handel und Dienstleistung,
- Vertrieb/Einkauf,
- Marketing, Werbung, PR,
- Außenhandel,
- Management,
- Firmenschriften,
- Geschäftsberichte von Firmen aus dem norddeutschen Raum,
- Schiedsgerichtswesen,
- CSR (Kultur, Sport),
- Existenzgründung,
- Wirtschaftsrecht,
- Finanzwirtschaft (Börse, Banken, Versicherungen),
- Steuern,
- Gesundheitswirtschaft,
- Wirtschaftspolitik, Infrastruktur, Standortpolitik,
- Vertragsmuster,
- Qualitätssicherung,
- Tourismus und Gastronomie,
- Handelskammerpublikationen,
- Spezielle Hamburgensien,
- Firmenfestschriften.
Literatur
- 250 [zweihundertfünfzig] Jahre Commerzbibliothek der Handelskammer Hamburg: 1735-1985. - Hamburg: Christians, 1985. - 151 S.
- Lutz, Tanja: Dienstleistung und Organisation der Commerzbibliothek Hamburg / T. Lutz, N. Bender. - Hamburg, 1996. - 28 S.
- [Bescheinigungsbuch der Commerzbibliothek] Empfangsscheine. - Hamburg, 1748-1790 gedruckte Formulare, handschriftlich ergänzt, bescheinigen die Leihe von Büchern aus der Commerzbibliothek
- Rau, Peter: Die Commerzbibliothek: ihr Nutzen, ihre Schätze; In: Kunstsinn und Kaufmannsgeist; S. 144-159
- Rosenbaum, Eduard: Die Commerzbibliothek zu Hamburg: Europas älteste Wirtschaftsbibliothek. Für den Norddeutschen Sender Hamburg am 18. Febr. 1933
- Hoffmann, Friedrich Lorenz: Die Commerz-Bibliothek in Hamburg: <Aus dem Serapeum besonders abgedruckt> / F. L. Hoffmann. - Leipzig : Weigel, 1849. - 26 S.
Weblinks
Einzelnachweise
53.56424779.985198975Koordinaten: 53° 33′ 51,29″ N, 9° 59′ 6,72″ OKategorien:- Bibliothek in Hamburg
- Spezialbibliothek
- Wirtschaft (Hamburg)
Wikimedia Foundation.