Der Wassermann

Der Wassermann

Die Künstlervereinigung Der Wassermann wurde am 8. Januar 1919 in Salzburg im Hotel Bristol gegründet. Der Vereinsname geht vermutlich auf den astrologisch geprägten Schriftsteller Oskar A. H. Schmitz zurück; er nimmt Bezug auf den Gründungsmonat und die astronomische Position von Salzburg, die mit den Begriffen Toleranz, Transparenz, Aufbruch, Dynamik oder Revolte umschrieben wird. Im Wassermann trafen sich Maler und Schriftsteller; es war der Vereinigung junger Künstler, die - wie auch andere Künstlergruppen (Hagenbund, Secession, Neukunstgruppe, Nötscher Kreis) - gegen den etablierten Wiener Kunstbetrieb protestierten und einen Neuanfang in der Provinz suchten.

Gründer des Wassermanns waren Felix Albrecht Harta, Anton Faistauer und Oskar Rudolf Vonwiller, erster Präsident wurde Harta. Zu den weiteren Mitgliedern gehörten Oskar A. H. Schmitz, Alois Grasmayer (ein vermögender Hotelbesitzer in Salzburg, Lehrer, Schriftsteller und Faustforscher), Aloys Wach und Egon Wertheimer; auch Stefan Zweig, Friderike Zweig und Bernhard Paumgartner standen dem Wassermann nahe. Die Mitgliederliste umfasste 106 Personen, neben Malern waren Schriftsteller (z. B. Hans von Hammerstein-Equord) und Musikschaffende vertreten. Die sich als revolutionär verstehende Künstlervereinigung Wassermann plante, in Salzburg eine Akademie zu gründen, in der neben dem Studium der Natur das Studium alter Meister der wichtigste Unterrichtszweig sein sollte; dieses Projekt scheiterte aber an der fehlenden Zustimmung des Wiener Ministeriums.

Im August 1919 fand die erste Ausstellung unter dem Namen Wassermann im Salzburger Künstlerhaus statt. U. a. haben auch Frans Masereel, Robin Christian Andersen und Maria Caspar-Filser an der Ausstellung teilgenommen. Erwähnenswert ist die ablehnende Haltung der Stadt Salzburg gegen die Ausstellung, da aufgrund von Lebensmittelmangel für auswärtige Besucher nicht gesorgt werden könne. 1921 war die letzte Ausstellung des Wassermanns, die Internationale Schwarz-Weiß-Ausstellung. Mit dabei waren Künstler wie Karl Rössing, Ernst Barlach, George Grosz, Alfred Kubin und Käthe Kollwitz.

1924 verlegte Harta sein Betätigungsfeld wieder nach Wien, sein Nachfolger Faistauer agierte in der Funktion des Präsidenten nicht sehr glücklich und mit der Entwicklung der Salzburger Festspiele konnte die malende Zunft nicht mithalten. Oder, wie Ludwig Praehauser dies am 2. Juli 1921 im Salzburger Volksblatt formulierte: "Die Flutwelle, von auswärts kommend, verebbte auf dem 'geistigen Boden' Salzburgs, der gegen Kunstprobleme unempfindlich ist."

Eine erste Gedenkausstellung zum Wassermann veranstaltete der Salzburger Kunstverein 1969 zum 50. Jubiläum. Bei der Bilderauswahl ließ man sich allerdings nur von den Namen der Künstler leiten und nicht von deren Werken, die in der Zeit des Wassenmanns entstanden waren. Zudem wurde diese Ausstellung durch Werke von Künstlern „aufgehübscht“, die mit dem Wassermann nichts zu tun hatten (Lovis Corinth, Hans Thoma). Eine der Tradition des Wassermanns entsprechende Ausstellung wurde zum 75. Gedenkjahr vom Salzburger Museum Carolino Augusteum 1994 vorgenommen. Hier wurden die Werke von etwa 60 Künstlern und Künstlerinnen vereint, die mit dem Wassermann eng verbunden und die auch in der damaligen Zeit um 1919 entstanden waren. [1]

Literatur

  • Gert Kerschbaumer: Stefan Zweig – Der fliegende Salzburger. Residenz, Salzburg 2003, ISBN 3-7017-1336-7.
  • Nikolaus Schaffer: Kurzer Höhenflug und langsames Stranden. Oppositionen innerhalb des Kunstvereins: „Wassermann“und „Sonderbund“. In: 150 Jahre Salzburger Kunstverein (Hrsg.), Kunst und Öffentlichkeit 1844-1994. Salzburg 1994, S. 115-144.
  • Der Wassermann. 125 Jahre Salzburger Kunstverein. Salzburg 1969.
  • Wassermann AG., Galerie Würthle, Künstlerhaus Salzburg (Hrsg.): Katalog der internationalen Schwarz-Weiss Ausstellung, veranstaltet von der Künstlervereinigung „der Wassermann“ in Salzburg im Verein mit Würthle & Son Nachf. vom 19. August bis 3. Oktober 1921 im Salzburger Künstlerhaus. Salzburg, Autoren Verlag Rikola, 1921.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Nikolaus Schaffer: Salzburger Museum Carolino Augusteum. 75 Jahre "Wassermann" - Malerei in Salzburg 1919. In: 150 Jahre Salzburger Kunstverein (Hrsg.), Kunst und Öffentlichkeit 1844-1994. Salzburg 1994, S. 265-272.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Apajune, der Wassermann — Werkdaten Titel: Apajune, der Wassermann Form: Operette Originalsprache: Deutsch Musik: Carl Millöcker Libretto …   Deutsch Wikipedia

  • Wassermann — Der Begriff Wassermann bezeichnet eine mythologische Figur, siehe Wassermann (Mythologie) Künstlervereinigung Der Wassermann in der Astronomie ein Sternbild, siehe Wassermann (Sternbild) in der Astrologie ein Tierkreiszeichen, siehe Wassermann… …   Deutsch Wikipedia

  • Wassermann (Tierkreiszeichen) — Wassermann (mittelalterliche Buchillustration) Astrologisches Symbol des Wassermanns Das Tierkreiszeichen Wass …   Deutsch Wikipedia

  • Wassermann, der — Der Wassermann, des es, plur. inusit. der Nahme eines der zwölf Zeichen des Thierkreises, welches in der Gestalt eines Tritons mit seiner Urne abgebildet wird; Lat. Aquarius …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Wassermann (Mythologie) — Nök vom Meeresgrunde von Otto Petri, 1907 Die Bezeichnung Wassermann ist ein Oberbegriff für männliche Wassergeister. Er ist eine Gestalt aus vielen Sagen, Mythen und Märchen und kommt im gesamten europäischen Raum vor. Er ist von eher bösem… …   Deutsch Wikipedia

  • Wassermann (Sternbild) — Sternbild Wassermann Kart …   Deutsch Wikipedia

  • Wassermann-Zeitalter — Das Wassermannzeitalter (auch aquarianisches oder Neues Zeitalter genannt) ist in der Astrologie und der Esoterik ein Zeitraum von ca. 2150 Jahren, der durch den Durchzug des Frühlingspunktes durch das Sternbild des Wassermanns definiert wird.… …   Deutsch Wikipedia

  • Wassermann — 1. Bist du ein Wassermann, so suche dein Brot nicht auf dem Lande. – Fabricius, 78. »Und umgekehrt: Hast du auf dem Lande dein ehrlich Auskommen, so trage kein Verlangen nach der See.« 2. Der Wassermann wohnt in seinem Keller. – Parömiakon, 400.… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Der brave Räuber Fürchtenix — Seriendaten Deutscher Titel Der brave Räuber Fürchtenix Originaltitel O loupežníku Rumcajsovi …   Deutsch Wikipedia

  • Der kleine Wassermann — ist ein Kinderbuchklassiker von Otfried Preußler. Das Werk war Preußlers erste Buchveröffentlichung. Es erschien 1956 im Thienemann Verlag und beinhaltet, wie viele andere Bücher des Autors, zahlreiche Illustrationen von Winnie Gebhardt Gayler.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”