Caprivizipfel

Caprivizipfel
Karte des Caprivizipfels

Der Caprivizipfel (englisch Caprivi Strip, Rückübersetzung: Caprivistreifen) ist eine geographische Bezeichnung der zipfelförmigen Ausbuchtung im Nordosten des Staatsgebiets von Namibia. Der Caprivizipfel war Anfang des 20. Jahrhunderts im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika (heute: Namibia) die Bezeichnung der Gebiete von 21° Ost bis zum Sambesi reichend und von Theodor Leutwein zu Ehren des deutschen Reichskanzlers Georg Leo von Caprivi de Caprera de Montecuccoli so benannt.

Geschichte

Gestalt und Name gehen darauf zurück, dass 1890 im Zuge mehrerer territorialer Austauschgeschäfte mit Großbritannien (Artikel III. des „Sansibar-Vertrages“ – Insel Helgoland an das Deutsche Reich) Deutsch-Südwestafrika Zugang zum Sambesi erhalten sollte. Die Verhandlungen wurden von Caprivi geleitet.

1908 unternahm Hauptmann Kurt Streitwolf (kaiserlicher Resident des Caprivizipfels) im Auftrag des damaligen Gouverneurs von Schuckmann eine Expedition durch den Caprivizipfel (früher auch unter dem Namen „Deutsches Barotseland“ oder „Deutsches Zambeziland“ bekannt). Streitwolf kam zu dem Schluss, dass der Caprivizipfel von hohem Wert für das Schutzgebiet sei und nur gegen etwas wirklich Wertvolles – beispielsweise die Walfischbucht – eingetauscht werden sollte. Am 27. Januar 1909 wurde der Caprivizipfel administrativ in das Schutzgebiet eingegliedert und ist seitdem Teil Namibias. Während der Zeit der Südwestafrikanischen Mandatsverwaltung (1921 bis 1989) und speziell von 1970 bis 1989 wurde der Caprivizipfel in West- und Ostcaprivi unterteilt; als Siedlungsgebiet der Mbukushu wurde der Westcaprivi während dieser Zeit Teil von Kavangoland. Mit der Unabhängigkeit Namibias 1990 und der Neuordnung in Regionen 1994, wurden die Grenzen zwischen den Regionen Caprivi (CA) und Kavango (OK) neu definiert.

Seitdem bilden die Wahlkreise Kongola (CA) und Mukwe (OK) den östlichen bzw. westlichen Teil des Westcaprivi. Während der 1990er Jahre gab es eine durch die Vereinigte Demokratische Partei – Caprivi Freedom unterstützte Unabhängigkeitsbewegung für den Caprivi in seiner historischen geographischen Ausbreitung.

Heutige Verwendung

Im Sprachgebrauch wird unter Caprivi der gesamte Caprivizipfel inklusive des Wahlkreises Mukwe in der Region Kavango verstanden, obwohl die Verwaltungsregion Caprivi nur den östlichen Teil des Caprivizipfels mit Teilen des Bwabwata-Nationalparks einschließt.

Literatur

  • M. Fisch: Der Caprivizipfel während der deutschen Zeit 1890–1914 (History, cultural traditions and innovations in Southern Africa vol. 2), Köln 1996, 158 S., 32 s/w-Fotos, 8 Karten, ISBN 3-89645-050-6
  • M. Fisch: Die südafrikanische Militärverwaltung (1915–1920) und die frühe Mandatszeit (1920–1936) in der Kavango-Region / Namibia (History, Cultural Traditions and Innovations in Southern Africa vol. 21), Köln 2004, 247 S., 2 Karten, 31 s/w-Fotos, Anhang: 1. Kapitulationsvertrag von Khorab, 2. Übereinkommen zwischen General Maritz und dem Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika, 3. Mandate for German South West Africa, Namens- und Ortsregister, ISBN 978-3-89645-360-0
  • M. Fisch: The Mbukushu in Angola. A History of Migration, Flight and Royal Rainmaking (History, Cultural Traditions and Innovations in Southern Africa vol. 11), Köln 2005, 97 S., 1 Karte, 16 s/w-Fotos, 1 Genealogie, Anhang, ISBN 978-3-89645-350-1

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