Leonid Iwanowitsch Dobytschin

Leonid Iwanowitsch Dobytschin
Leonid Dobytschin

Leonid Iwanowitsch Dobytschin (russisch Леонид Иванович Добычин; * 5. Junijul./ 17. Juni 1894greg. in Ludza, Gouvernement Witebsk; † 25. März 1936 oder später in Leningrad (?)) war ein der Avantgarde zugerechneter russischer Prosa-Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Dobytschin war der Sohn eines Arztes und einer Krankenschwester. Er wuchs in Dünaburg auf und erhielt die Möglichkeit, Abitur zu machen. Er hinterließ ein vergleichsweise schmales Werk, durch das er in Konflikt zur offiziellen Literatur der Sowjetunion geriet, deren Zukunftsvision er sich nicht zum Programm machen konnte.[1] Sein Roman Die Stadt N. wurde von der stalinistischen Kritik als „formalistisch“ bezeichnet. Nach einer Sitzung des Leningrader Schriftstellerverbandes, auf der das diskutiert worden war, verschwand Dobytschin am 26. März 1936. Er schrieb einem Freund einen Brief, in dem er ihn bat, mit dem hinterlassenen Geld einige Schulden zu begleichen, denn er gehe "weit weg". Seither hat man nichts von ihn gehört; seine Leiche wurde nicht gefunden.

Werke

  • Vstretschi s Lis (Встречи с Лиз), Leningrad 1927
  • Portret (Портрет), Leningrad 1931
  • Gorod N. (Город Эн), Moskau 1936
  • Isbrannaja prosa (Ausgewählte Prosa), 2 Bd., New York 1984
  • Gorod N.: rasskasy (Город Эн: рассказы), Moskau 1989.
  • Raskoldowannyj krug: Wassilij Andrejew, Nikolaj Barschew, Leonid Dobytschin (Расколдованный круг: Василий Андреев, Николай Баршев, Леонид Добычин), Leningrad 1990.
  • Gorod N. // Trudnyje powesti. 30-e gody (Город Эн // Трудные повести. 30—е годы: рассказы) Moskau 1992.
  • Polnoje sobranije sotschinenij i pisem (Полное собрание сочинений и писем), St. Petersburg 1999.
  • Gorod N. (Город Эн), Daugavpils: Daugavpils Universitātes Akadēmiskais apgāds «Saule», 2007. — (Bibliotheca Latgalica). ISBN 978-9984-14-354-5.

Deutsche Ausgaben

  • Literatur von und über Leonid Iwanowitsch Dobytschin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Leonid Dobytschin: Die Stadt N. Mit einem Vorwort von Wenjamin Kawerin. Übersetzt durch Gabriele Leupold. S. Fischer Verlag, Frankfurt 1989
  • Leonid Dobytschin: Teetrinken Übersetzt durch Alfred Frank. Reclam-Verlag Leipzig, Leipzig 1992
  • Leonid Dobyčin: Im Gouvernement S: Surkas Verwandtschaft. Übersetzt durch Peter Urban. Friedenauer Presse, Berlin 1996
  • Leonid Dobyčin: Evdokija. Eine Erzählung. Übersetzt durch Peter Urban. Friedenauer Presse, Berlin 2008[2]
  • Leonid Dobyčin: Die Stadt N. Übersetzt durch Peter Urban. Friedenauer Presse, Berlin 2009[3]

Einzelnachweise

  1. Christoph Schröder: Leonid Dobycin: Mysteriöser Tod eines Autors. Spiegel Online, 30. November 2009
  2. Olga Martynova: Der Größte. Die Zeit. Nr. 49, November 2008, S. 59 (Über: Leonid Dobyčin: Evdokija. Berlin 2008)
  3. Olga Martynova: Immer schön langsam. Die Zeit. Nr. 49. November 2009, S. 38–39 (Über: Leonid Dobyčin: Die Stadt N, Berlin 2009)

Weblinks


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  • Dobytschin — Dobỵtschin,   Dobỵčin, [ tʃ ], Leonid Iwanowitsch, russischer Schriftsteller, * Dünaburg 1896, ✝ (Selbstmord) Leningrad 1936. Dobytschin war ein Einzelgänger, der einen hermetischen Stil pflegte; sein schmales literarisches Werk, das 1936 wegen …   Universal-Lexikon

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