Leonhard Dorfbrunner

Leonhard Dorfbrunner

Leonhard Dorfbrunner (* unbekannt; † 1528 in Passau) war ein Evangelist und Märtyrer der süddeutschen Täuferbewegung.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Über die Herkunft und Jugendjahre Leonhard Dorfbrunners existieren bislang keine gesicherten Informationen. Seine Lebens- und Wirkungsgeschichte lässt sich nur aus Schriften von Zeitgenossen ermitteln, deren Leben durch ihn nachhaltig geprägt worden ist. Danach war Dorfbrunner begütert und zunächst Ritter des Deutschherrenordens im mittelfränkischen Weißenburg. 1524 ließ er sich in Bamberg zum Priester weihen. Nur kurze Zeit verdiente er seinen Lebensunterhalt als Handelsreisender und verkaufte Produkte aus Messerschmiede-Branche. Im Frühling des Jahres 1527 kam mit der steyrischen Täufergemeinde in Kontakt und ließ sich am Pfingstfest von Hans Hut taufen.[1]

Gleich nach seiner Taufe wurde er gemeinsam mit Jerome Hermann, Leonhard Schiemer und Jakob Portner zum täuferischen Evangelisten berufen. Dorfbrunner reiste in dieser Funktion zunächst nach Salzburg und München und nahm am 20. August 1527 an der Augsburger Märtyrersynode teil.[2] Dort gehörte zur Fraktion um Hans Hut[3] und wurde gemeinsam mit Hänslin Mittermeier aus Ingolstadt zum Missionar der Täuferbewegung in Österreich mit dem Ausgangspunkt in der Stadt Linz berufen.[4] Dort hatte sich nach der aufgrund von Verfolgungen aufgelösten steyrischen Täufergemeinde ein neuer Gemeindekreis gebildet. Ob Dorfbrunner Linz erreichte, ist nicht belegt. Ein Aufenthalt in Linz könnte auch nur wenige Tage gedauert haben. Für eine Wirksamkeit Dorfbrunners in Augsburg ab Ende September 1527 sind jedoch Belege vorhanden. Bis Ende dieses Jahres taufte er dort an die hundert Personen, die in der Folgezeit verfolgt, misshandelt und zu einem großen Teil wegen ihres Glaubens hingerichtet wurden. Zu den von Dorfbrunner Getauften gehörten auch Elisabeth Hegenmiller, deren Zunge abgeschnitten wurde, und Anna Benedikt, die, nachdem ihre Wangen gebrandmarkt worden waren, der Stadt verwiesen wurde. Im ersten Vierten des Jahres 1528 taufte Leonhard Dorfbrunner über dreitausend Personen.[5]

Im Januar 1528 wollte Dorfbrunner nach Linz reisen. Auf dem Weg dorthin oder aber auf dem Rückweg nach Augsburg wurde er in Passau verhaftet, gefoltert und schließlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Literatur

  • Christian Hege, Christian Neff: Mennonitisches Lexikon, Band 4, Frankfurt & Weierhof 1913
  • Ders.: "Dorfbrunner, Leonhard (d. 1528)", in: Global Anabaptist Mennonite Encyclopedia Online, 1956; Web. 12 September 2010. online; eingesehen am 14. September 2010
  • Alexander Nicoladoni: Johannes Bünderlin von Linz und die oberösterreichischen Täufergemeinden in den Jahren 1525-1531. Berlin 1893: S. 205ff
  • Friedrich Roth: Augsburgs Reformationsgeschichte, München 1901, S. 234-262.
  • Ders.: Zur Geschichte der Wiedertäufer in Oberschwaben, Band II: Zur Lebensgeschichte Eitelhans Langenmantels von Augsburg, Augsburg 1900, S.15-27.
  • Ders.: Zur Geschichte der Wiedertäufer in Oberschwaben, Band III: Der Höhepunkt der wiedertäuferischen Bewegung in Augsburg und ihr Niedergang im Jahre 1528, Augsburg 1901, S.7-115.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hans Guderian: Die Täufer in Augsburg. Ihre Geschichte und hr Erbe. Ein Beitrag zur 2000-Jahr-Feier der Stadt Augsburg, Pfaffenhofen 1984, ISBN 3-7787-2063-5, S. 39
  2. Franklin H. Littell: Das Selbstverständnis der Täufer, Kassel 1966, S. 179
  3. Hans Guderian, a.a.O., S. 41
  4. Hans Guderian, a.a.O., S. 44
  5. Tim Kuepfer: The Demise of the Anabaptist Missionary Vision. From the Sixteenth Century Brethren to the Present-Day Amish and Conservative Mennonites, in: History of Chrianity, Band II, 2001, S. 3; eingesehen am 14. September 2010

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