Dungelbeck

Dungelbeck
Dungelbeck
Stadt Peine
Wappen von Dungelbeck
Koordinaten: 52° 18′ N, 10° 16′ O52.29611111111110.27083333333373Koordinaten: 52° 17′ 46″ N, 10° 16′ 15″ O
Höhe: 73 m ü. NHN
Einwohner: 1.801 (31. Dez. 2008)
Eingemeindung: 28. Feb. 1974
Postleitzahl: 31226
Vorwahl: 05171

Dungelbeck ist ein Stadtteil von Peine in Niedersachsen. Der Vorort liegt südöstlich von Peine an der Bundesstraße 65. Die Ortschaft hat 1801 Einwohner und ist räumlich von Peine durch Ackerflächen getrennt. Seit dem 1. März 1974 ist das ehemals selbständige Dorf in die Stadt Peine eingemeindet.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Dungelbeck liegt 4km südöstlich von Peine an der Bundesstraße B65. Im Norden grenzt in 1km Entfernung der Mittellandkanal, im Osten der Lange Busch, im Westen der Neue Forst und der Gräwig. Im Osten des Gräwig fließt der Pisserbach. Im Südosten befindet sich der Escheberg mit der katholischen Kirche.

Nachbarorte

Peine
Klein Ilsede Nachbargemeinden Woltorf
Schmedenstedt

Bevölkerung

Jahr Einwohner
Mittelalter ~150
1664 143
1803 402
1815 408
1835 415
1848 412
1852 425
1871 430
1900 894
1926 1000

Daten stammen aus Ortschronik Dungelbeck, Kapitel 6, 7 und insbesondere 8

Etymologie

Die Bedeutung des Namens Dungelbeck leitet sich nach Ernst Matthaei[1] von dem Grundwort "Beeke" = Bach ab, das Bestimmungswort ist das niederdeutsche "duning", was feuchtes Gelände bedeutet.

Dies deutet auf die früher schlechtere Entwässerung des vom Pisserbach durchzogenen Dungelbecker Gebiets hin. Beispielsweise erfolgte durch den Bau des naheliegenden Mittellandkanals eine Senkung des Grundwasserspiegels.

Geschichte

Dungelbeck ist eine der ältesten Siedlungen im Landkreis Peine. Aus der jüngeren Bronzezeit (10. bis 8. Jhdt. v. Chr.) stammen westlich des Pisserbachs im Gräwig ein Hügelgräberfeld und ein weiteres vorgeschichtliches Grabdenkmal, die sogenannte "Steinkiste".[2] Archäologische Funde (Gefäßscherben) aus dem Jahr 1952 im damaligen Baugebiet an der Tannenbergstraße deuten auf eine Bewohnung im 5./6. Jahrhundert hin.[3]

Erstmalig urkundlich erwähnt wird Dungelbeck in einer Schenkungsurkunde vom 3. November 1053 von Kaiser Heinrich III auf dem Reichstag zu Worms unter dem Namen Dungerbichi:

"Herr Heinrich, der Unbesiegte und Erhabene" verbrieft darin Bischof Etzelin zu Hildesheim "den ganzen früheren Besitz des geächteten Tiemo, darunter Grundstücke, Gebäude, männliche und weibliche Hörige".

1053 ist somit das offizielle Gründungsjahr Dungelbecks. Weitere Bezeichnungen sind 1183 Dungerbike, später Dungerbeke und Dungelbeke. Der endgültige Name manifestierte sich erst 1757. [4]

Nach dem Tod von Gunzelin von Wolfenbüttel im Jahr 1255 nahm die Hildesheimer Regierung die übriggebliebenen Reste der alten Grafschaft Peine in Besitz und teilte das neu entstandene Amt Peine in vier Vogteien – eine davon war die Amtsvogtei (auch "Halbgerichtsvogtei") Dungelbeck. Diese bestand aus Dungelbeck, Groß Lafferde, Klein Lafferde, Lengede, Münstedt, Schmedenstedt und Stapelndorf (Wüstung). Woltorf wurde nur zu 2/3 gezählt.[5]

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wechselten die Machthaber in und um Peine mehrfach: erst die Kaiserlichen, kurz darauf die Schweden, bald wiederum die Braunschweiger und später die Hessen. In dieser Zeit hatte auch Dungelbeck unter den Folgen der Ausbeutung zu leiden. Auch der nachfolgende Siebenjährige Krieg (1756–1763) hatte hohe Kontributionsforderungen zur Folge. Zu allem Überfluss vernichtete 1779 eine verheerende Feuersbrunst 26 Gehöfte.

In der Gemarkung zwischen Woltorf und Dungelbeck verlief die Grenze zwischen hildesheimischen und braunschweigischen Gebiet. Dies belegt beispielsweise eine Grenzangelegenheit aus dem Jahr 1757 über das "Auffinden eines toten Körpers im Bruch auffen Brink", über die der Landvogt Petit Jean aus Dungelbeck berichtet.

Eine Wende begann ab 1855, als bei Groß Bülten Eisenvorkommen entdeckt wurden. Es folgten 1858 die Gründung der Ilseder Hütte und 1872 der Bau des Peiner Walzwerkes. Die daraus resultierende Industrialisierung leitete den Wandel von einem reinen Bauerndorf hin zu einem Arbeiterdorf ein. Im Zeitraum von 1870 bis 1914 verdoppelte sich die Zahl der Wohnungen in Dungelbeck – viele Höfe wurden zugunsten eines Verdienst in der Industrie aufgegeben. Die Gesamtagrarleistung konnte jedoch aufrecht gehalten werden, was anfangs dem bereits 1860 erstmalig erfolgten Einsatz von Kalisalz als Kunstdünger zu verdanken ist, später der Maschinisierung der Agrartechnik. Nach dem 2. Weltkrieg wuchs die Einwohnerzahl Dungelbecks weiter, da viele "Flüchtlinge" in Dungelbeck ihre neue Heimat fanden.

Das Bauernsterben hat bis heute angehalten. Derzeit gibt es in Dungelbeck noch 3 Landwirte im Vollerwerb, die das ländliche Flair des Dorfes weiter aufrechterhalten. Der Ort erfüllt heute jedoch hauptsächlich eine Wohnfunktion. Hiervon zeugen ebenfalls die beiden aktuellen Neubaugebiete „östlich Oberger Weg“ und „südlich Waldweg“.

Wüstungen

Alrum

Durch zahlreiche urkundliche Erwähnungen vom 12. bis 15. Jhdt. ist der Ort Alrum bekannt.[6] Erstmals wird er 1165 anlässlich einer Besitzübertragung Dietrich von Haldenslebens an das Stift Steterburg genannt. 1150/1200 erwarb das Domkapitel Hildesheim in Alrum den Zehnten. 1458 oder – nach anderen Angaben – 1470 ist es letztmals als noch bestehender Ort bezeugt. Ursprünglich gehörte die an der Fuhse gelegene Peiner Hollandsmühle zu Alrum, die noch 1534, 1537 und 1568 als Alrumer Mühle (de alre mole, alren mölen) bezeichnet wurde. Da der namensgebende Ort jedoch längst nicht mehr bestand, wurde allmählich der Name der damaligen Müllersfamilie Holland maßgebend.

Am 19. August 2006 wurde im Zuge eines Sportplatzneubaus im Bereich der Wüstung 52° 18′ 7″ N, 10° 14′ 56″ O52.30194444444410.248888888889 eine Detektorprospektion durchgeführt, bei der es jedoch zu keinen wesentlichen Neufunden kam.[7]

Wittmar, Schwittmar, Pekelsmer und Stapelndorf

Weitere archäologische Funde und heutige Flurnamen lassen weitere Wüstungen im Dungelbecker Gebiet als wahrscheinlich erscheinen, wenn auch nicht als gesichert:[2]

  • Wittmar: 1 km östlich von Alrum, zwischen B65 und Mittellandkanal, heutiger Straßenname „Wittmersweg“
  • Schwittmar und Pekelsdorf: nahe östlicher Gemarkungsgrenze von Dungelbeck, auf Woltorfer Gebiet, zwischen Mittellandkanal, Bahnlinie Hannover-Braunschweig und Ortslage Woltorf
  • Stapelndorf: vermutlich am Nordostrand des Woltorfer Holzes, oberhalb der Einmündung der Landgrabenniederung in das Schneegrabental

Politik

Ortsbürgermeister ist Bernd-Detlef Mau (SPD).

Wappen

Das Dungelbecker Wappen wurde am 25. Juni 1951 vom damaligen niedersächsischen Innenminister Richard Borowski genehmigt. Der Entwurf geht auf den früheren Hauptlehrer Georg Bösche zurück. Als Vorlage diente das romanische Tympanon, das als Türsturz seinen Platz über dem Portal der alten Dungelbecker Kirche hatte und heute auf einer Konsole im Eingangsbereich der Kirche steht. Es zeigt zwei Tiere, deren Deutung jedoch nicht klar ist. Eine mögliche Interpretation ist, dass es links einen Hund und rechts ein Schwein zeigt, also unreine Tiere. Das kann als Hinweis verstanden werden, diese nicht in die Kirche einzulassen. Eine andere Betrachtung deutet die Tiere als Lamm (links) und Drache, der auf den Drachenkampf des Erzengels Michael (vgl. Offenbarung des Johannes 12,7-11) hinweist, vielleicht auch auf "den Drachenkämpfer St. Georg", "der Namensgeber der Kirche in Schmedenstedt ist", einst die Mutterkirche Dungelbecks.[8]

Als "Ansporn" für die Dorfbewohner, "stets abwehrbereit im Kampf für Recht und Freiheit zusammenzustehen", verstand Dr. Rudolf Dehnke (Rotenburg) das Wappen:

 
"Ein Drache stehet furchtbar wild
im Dungelbecker Wappenschild.
Von Sumpf seit altersher umgeben,
rang unser Ort oft um sein Leben.
Halt, Dungelbeck, trotz Sumpf und Leid
dich stets zum Kampf fürs Licht bereit!"

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kirchen

St. Johannis (ehemals Dorfkirche)

Kirche St. Johannis in Dungelbeck

Nahe dem Dorfzentrum befindet sich die Kirche St. Johannis der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Dungelbeck. Diese wurde früher als Dorfkirche bezeichnet. Anläßlich der 125jährigen Kirchweihe wurde sie am 12. Dezember 2010 von Landessuperintendent Eckhard Golka umbenannt, da in Archiven „Hinweise auf ein Patronat Johannes'“ gefunden wurden.[9]

Die Gründung der Dorfkirche wird im 11. Jahrhundert angesiedelt, eventuell erfolgte diese auch erst im 12. Jahrhundert.[10] Der heute noch stehende romanische Kirchturm, ein "Westturm", wird auf spätestens "gegen 1200" datiert. 1885 erfolgte dann eine grundlegende Erneuerung des Gotteshauses: das Kirchenschiff wurde abgerissen und mit einigen Umbauten an Fenstern und Eingang neu aufgebaut. Am 3. Mai 1885 wurde der letzte Gottesdienst im alten Kirchenschiff gefeiert. Der Grundstein für den Neubau, der von der Vorgängerkirche übernommenen worden war, wurde am 24. Juni 1885 gelegt.

Die beiden ursprünglichen Kirchenglocken aus den Jahren 1424 und 1500 wurden während der beiden Weltkriege in den Jahren 1942 bzw. 1917 zu Kriegszwecken eingeschmolzen. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurden zwei neue Glocken installiert. Diese konnten am 2. Advent 1950 in Empfang genommen werden und wurden in einem Festgottesdienst geweiht.

Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde hat 1250 Mitglieder.[11]

Kirche am Escheberg

Die katholische Kirche Zum heiligen Kreuz Dungelbeck befindet sich am Escheberg. Das Gründungsjahr der Gemeinde ist 1958, die Mitgliederzahl beträgt 1111[12].

Vereine und Verbände

Dungelbeck weist ein vielfältiges Vereinsleben auf:

  • Sport
    • TSV Dungelbeck
    • Taubenzucht: BZV Ohne Neid
  • Wohlfahrt
    • DRK
    • Freiwillige Feuerwehr
    • Sozialverband
  • Musik
    • Pisserdohlen
    • Posaunenchor
  • Gemeinschaften
    • Altgesellen
    • Arbeiterverein
    • Bürgerfastnacht
    • Junggesellen
    • Heimatverein
    • Landfrauen
    • Schützenverein
    • Siedlerbund

Infrastruktur

Der Ort verfügt neben einer Grundschule, einer Kindertagesstätte, einem Jugendtreff und einer Sparkassenfiliale auch über eine Tankstelle, einen Schreibwarenladen, einen Supermarkt und einen Hofladen.

Einzelnachweise

  1. Ortsnamen als Sprachaltertümer in: Peiner Heimatkalender Nr. 17/1987, S. 39ff
  2. a b Ortschronik Dungelbeck, Kapitel 1 [1]
  3. Stadt Peine online: Dungelbeck- Eine historische Betrachtung [2]
  4. Kurzchronik Dungelbeck [3]
  5. Ortschronik Dungelbeck, Kapitel 4 [4]
  6. Schröder 1955, S. 3; Materialsammlung Wüstungen, Dungelbeck Nr. 1; von Bötticher 1996, Nr. 9 und 166 (mit weiteren Quellenangaben)
  7. Detektorprospektion der IG-Ostfalensucher nahe Peine im August 2006 [5]
  8. Ortschronik Dungelbeck, Kapitel 2 [6]
  9. Peiner Allgemeine Zeitung vom 13. Dezember 2010, Seite 12
  10. Ortschronik Dungelbeck, Kapitel 7 [7]
  11. [8]
  12. [9]

Weblinks

Literatur

  • Chronik Dungelbeck, offizielle Vorstellung am 3. November 2002 [10]

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