e.o.plauen

e.o.plauen
e.o.plauen (1943)
Vater-und-Sohn-Cartoon „Entdeckung einer Schlitterbahn“ von e.o.plauen auf einer Sonderbriefmarkenserie der Deutschen Post (2003)
Grab Erich Ohsers auf dem Hauptfriedhof in Plauen

e.o.plauen (* 18. März 1903 in Untergettengrün, Amtshauptmannschaft Oelsnitz, Königreich Sachsen; † 6. April 1944 in Berlin; eigentlich Erich Ohser) war ein deutscher Zeichner, der besonders durch seine Vater-und-Sohn-Cartoons Bekanntheit erlangte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Als Erich Ohser vier Jahre alt war, zog die Familie nach Plauen. Dort beendete er erfolgreich eine Schlosserlehre und studierte dann, gegen den Willen der Eltern, von 1921 bis 1926 in Leipzig an der Staatlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe. Nebenbei arbeitete er bei der Neuen Leipziger Zeitung, wo er von seinem Redakteur Erich Knauf mit Erich Kästner bekannt gemacht wurde. Die Freundschaft der „drei Erichs“ begann.

Nach dem Studium wurde Ohser schnell als Buchillustrator bekannt (unter anderem illustrierte er die Gedichtbände Kästners) und als Karikaturist (etwa bei der SPD-Zeitung Vorwärts). Insbesondere seine Karikaturen von Hitler und Goebbels zogen den Hass der Nationalsozialisten auf ihn. Mit Kästner ging er auf Reisen nach Paris, Moskau und Leningrad (wo sich seine Ablehnung gegen den Kommunismus herausbildete). 1930 heiratete er seine Studienkollegin Marigard Bantzer, der gemeinsame Sohn Christian kam im Jahr darauf zur Welt.

Die Machtübernahme durch die Nazis bedeutete das Aus für den politischen Zeichner Ohser. Sein Antrag auf Aufnahme in die Reichspressekammer wurde abgelehnt, was einem Berufsverbot gleichkam. Von da an musste seine Frau die Familie versorgen.

Ende 1934 bewarb sich Ohser bei der Berliner Illustrirten Zeitung, die einen Comic ähnlich der Micky Maus suchte, mit einem Entwurf von Vater und Sohn. Ohser durfte nicht unter seinem wirklichen Namen veröffentlichen. Er erhielt erst den Zuschlag, nachdem er sich das Pseudonym e.o.plauen (seine Initialen und der Name seiner Heimatstadt) zugelegt hatte, und unter der Auflage, sich nicht politisch zu betätigen. Im Dezember 1934 kam die erste Bildergeschichte von Vater und Sohn heraus, die dann drei Jahre lang wöchentlich in dieser angesehenen und auflagenstarken Zeitschrift erschien.

Der Verlag veröffentlichte auch drei Buchausgaben, die sämtlich erfolgreich waren. Danach durfte e.o.plauen weiter arbeiten und wurde 1940 Mitarbeiter der Wochenzeitschrift Das Reich, die sich betont liberal gab und auch Kritiker und Nicht-NSDAP-Mitglieder einstellte. Dort wurde er als Karikaturist bekannt, wobei seine Stalin-Karikaturen als besonders gelungen galten.

In der von Goebbels 1942 gegründeten „Deutschen Zeichentrickfilm GmbH“ arbeitete e.o.plauen zusammen mit Manfred Schmidt, dem Erfinder von Nick Knatterton, an dem 17-minütigen Spielfilm Armer Hansi, der 1944 in die Kinos kam. Inhalt des Films: Der Kanarienvogel Hansi flieht aus seinem Käfig und sucht das große Glück. Doch angesichts der Gefahren, die er außerhalb der Gitterstäbe erlebt, kehrt er reumütig in sein Leben als Gefangener zurück und lebt von da an unfrei, aber glücklich.

Seine Abneigung gegen das nationalsozialistische Regime konnte e.o.plauen auf Dauer nicht verheimlichen. Am 22. Februar 1944 wurde die schriftliche Denunziation Ohsers durch seinen Nachbarn Bruno Schultz, Hauptmann in der Abteilung Wehrmachtpropaganda des Oberkommandos der Wehrmacht, an Goebbels übergeben. Ausgerechnet ein Freund Erich Ohsers, der in dem von Goebbels eingesetzten, für die Desinformation des Auslands zuständigen Büro Schwarz van Berk tätige Journalist Gerhart Weise, wurde mit der Überprüfung der Glaubwürdigkeit des Zeugen Schultz beauftragt und bestätigte in einer Aktennotiz vom 7. März 1944, „dass die in seiner Aufzeichnung vom 22. Februar 1944 enthaltenen Angaben den Tatsachen entsprechen“.[1] Am 28. März 1944 wurden er und sein Freund Erich Knauf verhaftet. Der Prozess vor dem Volksgerichtshof sollte am 6. April von Roland Freisler eröffnet werden. e.o.plauen beging bereits vorher Suizid durch Erhängen. Knauf wurde im Mai hingerichtet.

Die Vater-und-Sohn-Bildergeschichten sind bis heute die bekanntesten Werke Ohsers und handeln von einem Vater und seinem kleinen frechen Sohn, die mit den Problemen des Alltags kämpfen und manchmal auch große Abenteuer erleben. Sie wurden sehr schnell beliebt und sind – auch weil sie völlig ohne Text auskommen – auch in vielen anderen Ländern der Welt bekannt.

Die Galerie e.o.plauen wurde am 1. Oktober 1993 in Plauen eröffnet. Es war ein Gemeinschaftsvorhaben der Stadt Plauen und ihrer Partnerstadt Siegen, des Landes Nordrhein-Westfalen und der Salamander AG. Seit 1995 verleiht die Stadt Plauen zu seinem Gedenken gemeinsam mit der e.o.plauen-Gesellschaft den e.o.plauen Preis. Am 24. September 2009 wurde als neues Domizil das Erich-Ohser-Haus in Plauen eingeweiht.

Ausgaben

  • Vater und Sohn. Sämtliche Streiche und Abenteuer (Schmuckausgabe). Südverlag, Konstanz 2003, ISBN 978-3-87800-042-6
  • Vater und Sohn. Band 1. Südverlag, Konstanz 1999, ISBN 978-3-87800-001-3
  • Vater und Sohn. Band 2. Südverlag, Konstanz 2000, ISBN 978-3-87800-002-0
  • Vater und Sohn. Band 3. Südverlag, Konstanz 1999, ISBN 978-3-87800-003-7
  • Die schönsten Geschichten von Vater und Sohn. Sammelband. Ravensburger Buchverlag, ISBN 3-473-54240-7
  • Erich Ohser/e.o.plauen. Politische Karikaturen, Zeichnungen, Illustrationen und alle Bildgeschichten „Vater und Sohn“ (Gesamtausgabe). Südverlag, Konstanz 2000, ISBN 978-3-87800-037-2 (mit Bibliographie)
  • Erich Kästner, Herz auf Taille, Zeichnungen von Erich Ohser, Leipzig, Kurt Weller 1928. Neuausgabe: Zürich, Atrium 1985, ISBN 3-85535-905-9.
  • Erich Kästner, Ein Mann gibt Auskunft, Zeichnungen von Erich Ohser, Berlin, Deutsche Verlagsanstalt 1930. Neuausgabe: Zürich, Atrium 1985, ISBN 3-85535-907-5.
  • Erich Kästner, Gesang zwischen den Stühlen, Zeichnungen von Erich Ohser, Berlin, Deutsche Verlagsanstalt 1932. Neuausgabe: Zürich, Atrium 1985, ISBN 3-85535-908-3.

Literatur

  • Erich Ohser - e. o. plauen (1903 - 1944) - Der politische Zeichner. Annäherung an eine Künstlerexistenz in ‚Weimarer Republik’ und ‚Drittem Reich’. Ausstellungskatalog, Kulturbetrieb der Stadt Plauen 2004
  • Eva Züchner: Der verschwundene Journalist. Eine deutsche Geschichte. Berlin Verlag, Berlin 2010, S. 222-230. ISBN 978-3-8270-0896-1

Weblinks

 Commons: Erich Ohser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eva Züchner: Der verschwundene Journalist. Eine deutsche Geschichte. Berlin 2010, S. 227.

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