Carinhall

Carinhall
Überführung der verstorbenen Frau Hermann Görings, Karin [Carin] Göring von Schweden in die Schorfheide am 19. Juni 1934
Hermann Göring bei der Begrüßung eines SS-Führers im Hof von Carinhall
Franz von Stuck: Kämpfende Amazone (1897), Bronze, früher in Carinhall, heute in Eberswalde im Park am Weidendamm
Heute ist vom ehemaligen Anwesen nichts mehr zu erkennen
Postenhäuschen, Unterkunftshäuser und Toranlage
Kastanienallee


Carinhall war ein repräsentatives Anwesen des Reichsmarschalls und führenden Nationalsozialisten Hermann Göring. Es lag in der Schorfheide zwischen Großdöllner See und Wuckersee, in der Nähe von Groß Dölln im Norden des heutigen Bundeslandes Brandenburg. Architekt des nach 1933 in mehreren Etappen errichteten Gebäudekomplexes war zunächst Werner March, der Schöpfer des Berliner Olympiastadions. Später übernahm Friedrich Hetzelt den Bau.

Der Name des Anwesens bezieht sich auf Görings erste Frau, die 1931 verstorbene Carin Göring, geborene Freiin Fock, geschiedene von Kantzow, mit der er seit 1923 verheiratet gewesen war. Nach einem Besuch an ihrem Grab hielt Göring eine Rede und hinterließ ein Gebinde aus roten Rosen. Dieses wurde kurz darauf von empörten Schweden entfernt, die eine Protestnote hinterließen. Diese richtete sich gegen die Politisierung einer schwedischen Staatsbürgerin zu Propagandazwecken. Göring ließ den Vorfall in der gleichgeschalteten Presse zu einer Grabschändung umdeklarieren. Dies benutzte er als Vorwand, um die Tote in einem Staatsakt von Schweden nach Deutschland zu überführen. Ihr Leichnam wurde in einer Gruft auf dem Gelände von Carinhall zur Ruhe gebettet.

In den Ausstellungsräumen von Carinhall war die Privatsammlung von Hermann Göring untergebracht, die zum großen Teil aus Raub- und Beutekunst bestand. Dort empfing er gern ausländische Staatsgäste, mit denen er Jagdausflüge in die Schorfheide unternahm.

Einige Zeit bezeichnete ein Granitfindling nahe dem ehemaligen Eingang den Ort des Anwesens, dessen Gebäude gegen Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 auf Weisung von Göring gesprengt wurden. Dieser Findling wurde inzwischen entfernt. Nur sehr wenige Grundmauern, eingefallene Keller und Überreste von Säulen sind erhalten. Die Amazonenstatue, die westlich des Hauptflügels stand, wurde nach Eberswalde überführt. Dort stand sie lange unterhalb der Maria-Magdalenen-Kirche, bevor sie in den nahen Weidendamm-Park umgesetzt wurde. Noch vollständig erhalten und in gutem Erhaltungszustand sind dagegen die beiden Wächterhäuschen am ehemaligen Haupttor.

Im Jahr 1943 ließ Göring einen Teil seiner Privatsammlung im Bergungsort Salzbergwerk Altaussee bei Altaussee im Bezirk Bad Aussee in der Steiermark einlagern. Diese Kunstwerke wurden ab 1945 von den Alliierten in Lastwagen zur zentralen Sammelstelle (Central Collecting Point) in München gebracht, die sich im vormaligen Führerbau und im Verwaltungsbau der NSDAP befand.

Der andere Teil der Privatsammlung blieb in den Ausstellungsräumen von Carinhall. Im Januar 1945 ließ Göring die Kunstsammlung in Sonderzügen nach Berchtesgaden bringen und dort in Tunneln unterstellen. Die Kunstschätze wurden danach ausgeladen und in Luftschutzbunker gebracht. Ein Teil der Gemälde und Tapisserien wurde in diesen letzten Kriegstagen aus den Zügen geplündert.

Am 20. April 1945 verließ Göring Carinhall für immer. Zurück blieb ein kleiner Trupp der Luftwaffe, der beim Näherrücken der Roten Armee die Gebäude des Anwesens sprengen sollte. Als die Rote Armee nur noch wenige Kilometer entfernt war, wurde Carinhall am 28. April 1945 mit über 80 Fliegerbomben gesprengt.

In der Nähe befinden sich eine Funkstation und sieben Kilometer nördlich an der L 100 bei Ahlimbsmühle eine wenig bekannte Scheinanlage aus Brettern und Netzen zur Täuschung der alliierten Luftaufklärung.

Nach dem Krieg

Das Gebäude der Funkstation ist noch erhalten. Etwa sieben Kilometer nordwestlich liegen die langen Landebahnen des Großdöllner Flugplatzes. Sie sollten einer eventuelle Notlandung der russischen Raumfähre Buran dienen.

Die Reste des Landsitzes Carinhall, bestehend aus zwei Unterkunftshäusern für Wachmannschaften, einer Toranlage mit zwei Postenhäuschen und einer Kastanienallee dahinter sind als Baudenkmale von Templin aufgeführt.

Bei Ausgrabungen wurde eine erhaltene Bunkeranlage gefunden, in deren Innerem noch Kunstgegenstände gefunden werden konnten. Der Bunker wurde zur Beherbergung von Fledermäusen umgebaut.

Literatur

  • Volker Knopf, Stefan Martens: Görings Reich. Selbstinszenierungen in Carinhall. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Links-Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-86153-392-8
  • Günther Haase: Die Kunstsammlung des Reichsmarschalls Hermann Göring. Eine Dokumentation. Edition q, Berlin 2000, ISBN 3-86124-520-5
  • Hanns Christian Löhr: Der Eiserne Sammler: Die Kollektion Hermann Göring – Kunst und Korruption im „Dritten Reich“, Gebr. Mann Verlag, Berlin 2009 ISBN 978-3-7861-2601-0

Weblinks

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