Eifeler Regel

Eifeler Regel

Die Eifeler Regel ist ein Phänomen, das zuerst in der Sprachwissenachaft des späten 19. Jahrhunderts bei Dialekten der Eifel am westlichen Rand Deutschlands gefunden und beschrieben wurde. Daher stammt auch der Name.[1] Es taucht aber in unterschiedlichen Abwandlungen und unterschiedlich deutlich ebenfalls in weiteren mitteldeutschen Dialekten auf, so zum Beispiel im Luxemburgischen, im Kölschen oder Hessischen.

Die Regel beschreibt einen phonologischen Prozess in den Sprachen, der für den Wegfall eines endständigen -[n] von bestimmten Wörtern in bestimmten Umgebungen sorgt. Er ist sprachbezogen unterschiedlich und wird auch in sehr unterschiedlichem Umfang in der jeweiligen Schriftsprache berücksichtigt.

Die Eifeler Regel kann als Beschreibung eines speziellen Sandhi aufgefaßt werden.

Inhaltsverzeichnis

Luxemburgisch

Die Luxemburgische Rechtschreibung zielt auf eine phonetisch korrekte Schreibung. Daher wird die Auslassung des n in der schriftlichen Wiedergabe der Sprache berücksichtigt. Heute stellt sich die Eifeler Regel daher zwar als eine Rechtschreibregel dar, ihre richtige Anwendung bedarf aber der Kenntnis des gesprochenen Luxemburgischen. Die Regel betrifft Wörter, die auf -n oder -nn enden. Diese Endungen sind ausgesprochen häufig bei Verben, dem Plural von Substantiven und bestimmten Funktionswörtern, wie Artikeln, Pronomen und Präpositionen des Luxemburgischen. Daher ist die Wirkung der Eifeler Regel sehr weitgehend.

Sie lässt sich in ihren Grundlagen so beschreiben: [2]

  • Ein endständiges -n(n) entfällt vor einem andern Konsonanten:
    (zwischen Wörtern) den + Ball → de Ball (den Ball), wann + mer ginn → wa mer ginn (wenn wir gehen)
    (in zusammengesetzten Wörtern) Dammen + Schong → Dammeschong (Damenschuhe)
  • Es entfällt jedoch nicht:
    • vor den Konsonanten n, d, t, z, oder h.
      den Tuerm (den Turm), wann hien drénkt (wenn er trinkt)
      Gromperenzalot (Kartoffelsalat), fënnefandrësseg (Fünfunddreißig)
    • vor einem Vokal.
      den Apel (den Apfel), wann ech ginn (wenn ich gehe)
      Ouerenentzündung (Ohrenentzündung)
    • Am Satzende und vor einem Satzzeichen.
      Ech hunn (wéi gëschter) vill geschafft. (Ich habe (wie gestern) eine Menge geschafft.)
  • Die Auslassung kann, muss aber nicht erfolgen vor den folgenden Funktionswörtern, die mit s beginnen:
    säin, si/se/s', sech, seng, sou und möglicherweise weiteren.

Wichtig ist, dass viele Wortendungen auf -n oder -nn nicht von der Eifeler Regel betroffen sind:

  • Eigennamen:
    Schuman, Johann, München.
  • Lehnwörter:
    Roman, Maschin(n), alle Hauptworte, die auf -ioun enden.
  • Die Vorsilbe on-:
    onvergiesslech (unvergesslich)
  • Viele Hauptworte und Adjektive (aus historischen Gründen):
    Mann (Mann), dënn (dünn), Kroun (Krone), Loun (Lohn), blann (blind), Reen (Regen), …

Tatsächlich ist das n als Konsonant im Wortstamm, im Gegensatz zur grammatisch motivierten Endung, im allgemeinen unverändert, mit bemerkenswerten Ausnahmen, wie:

Wäi(n) (Wein), Stee(n) (Stein), geschwë(nn) (bald, schnell).

Wenn eine Endung -n in der Mehrzahl bei einem Wort fortfällt, dessen Einzahl ebenfalls mit -e endet, muss eine Diärese benutzt werden, um den Plural zu unterscheiden zu können:

Chance (Singular), Chancen (Plural in der vollständigen Form), Chancë (Plural mit Anwendung der Eifeler Regel)

Siehe auch

Wohlklangslaute

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kiehl, Johannes. (2001) Regularität und Variabilität der n-Tilgung im Lëtzebuergeschen ("Eifeler Regel"). Ein unüberwachtes, induktives Lernverfahren. Magisterarbeit im Fach Computerlinguistik, Universität Trier.
  2. François Schanen, Jérôme Lulling, 2003. Introduction à l'orthographe luxembourgeoise. (Text in Französisch und Luxemburgisch)

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