- Ein Mann steht vor der Tür
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Ein Mann steht vor der Tür ist ein Hörspiel von Brigitte Reimann und Siegfried Pitschmann aus dem Jahr 1960. Die Autoren hatten, als sie den hinteren Klappentext zur Buchausgabe verfassten, bereits ein knappes Jahr am Handlungsort gelebt.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Im Herbst 1958 steht der Kompressorfahrer[A 1] Lutz Steiger im Kombinat Schwarze Pumpe vor der Tür des Kaderleiters Jakubartel. Lutz will wieder Arbeit haben. Aber eigentlich sehnt er sich nach Sonja Liebwein, der jungen Sekretärin des Kaderleiters.
Vorgeschichte: Durch seine berufliche Tätigkeit war der Individualist Lutz bereits viel herumgekommen, hatte in Stalinstadt, Trattendorf und an der Rapp-Bode mitgewirkt, bevor er sich in oben genanntem VEB nahe bei Spremberg in die damals 19-jährige Sonja verliebt hatte. Als die Arbeitskollegen seine Extratouren nicht länger tolerieren wollten und einen Aussprachetermin festgelegt hatten, war Lutz auf einmal verschwunden gewesen. Sonja hatte Briefe aus einem Flüchtlingslager in der Lüneburger Heide und später aus Oldenburg, Hannover und Hameln erhalten. Lutz hatte in der BRD nicht Fuß fassen können, war zurückgekehrt und will bei Sonja anklopfen.
Die junge Frau hat inzwischen ein Kind von Lutz. Der Vater weiß nichts davon, weil er, als er noch mit Sonja zusammen war, eigentlich selten richtig zugehört hat[1]. Während Lutzens Abwesenheit hat sich Sonjas Chef ein wenig um die einsame Frau gekümmert. Jakubartel ist zwar 28 Jahre älter als Sonja, wollte aber nach der Geburt das Kindes Sonjas Mann sein. Leider trägt Jakubartel eine Beinprothese. Im Krieg musste er in einem Himmelfahrtskommando Minenfelder räumen.
Es sieht ganz so aus, als gäbe Sonja dem in den Osten zurückgekehrten Flüchtling Lutz eine zweite Chance. Immerhin hat sie Lutz vor seinem Weggang wirklich geliebt, als sie damals sinnig sprach: „Wenn du in der Nähe bist, macht mir alles andere nichts aus...“[2]
Form
Die zeitliche Struktur des Hörspiels ist nichttrivial. Mittels Rückblenden machen die Autoren den Hörer mit der Beziehung von Sonja zu Lutz schrittweise bekannt. Außerhalb der Spielszenen werden in den Rückblenden auch Sonjas Gedanken mitgeteilt.
Interpretation
Der oberflächliche Hörer könnte sagen: „Lächerlich, in dem Hörspiel wird der DDR-Bürger vor der Republikflucht gewarnt.“ Das ist gewisslich wahr, doch es wird daneben auch noch ein Stück Geschichte der 50er-Jahre des 20. Jahrhunderts gespiegelt. Außerdem kommt der Generationenkonflikt zur Sprache. Nachdem Sonja schwanger geworden ist, bewerkstelligt sie mutig die schmerzliche Loslösung von Stiefvater und Mutter.[3]
Es gibt eine dem Anschein nach propagandistisch gefärbte Stelle, da könnte der Hörer die Autoren mit zwei Klassenkämpfern mitten im Kalten Krieg verwechseln. Gemeint ist Lutzens Abscheu gegen Umzüge mit SS-Fahnen in der BRD[4].
Ursendung
Die Fassung von Theodor Popp aus dem Jahr 1960 mit Waltraud Kramm als Sonja Liebwein, Günter Haack als Lutz Steiger und Erich Franz als Jakubartel wurde erst am 11. Januar 2000 gesendet.[5]
Im Gegensatz dazu nennt die Internet-Datenbank des ARD-Hörspielarchivs als Erstsendedatum den 3. August 1960. Ausgestrahlt wurde das 64'25 Minuten lange Hörspiel vom Rundfunk der DDR. Als weitere Sprecher werden Walther Richter-Reinick (Erich, Sonjas Vater) und Ruth Kommerell (Gertrud, Sonjas Mutter) genannt.
Literatur
Textausgaben
- Erstausgabe und verwendete Ausgabe
- Brigitte Reimann. Siegfried Pitschmann: Ein Mann steht vor der Tür. Hörspiel. Aufbau-Verlag, Berlin 1960 (die Reihe, Bd. 50). 58 Seiten, kartoniert
Anmerkung
- ↑ Lutz über seine Arbeit: „Wir haben vier Stunden Beton gedrückt,...“ (Verwendete Ausgabe, S. 23, 3. Z.v.o.)
Einzelnachweise
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