- Carl Baumann
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Carl Baumann (* 5. November 1912 in Hagen; † 7. Juli 1996 ebenda) war ein Künstler, dessen Schaffensschwerpunkt jahrzehntelang in der künstlerischen Mitgestaltung von Bauwerken im öffentlichen Raum seiner Heimatstadt lag.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Geboren als Sohn des Malermeisters Karl Baumann in Hagen-Wehringhausen, studierte er nach einer Malerlehre (1926–1929) an der Kölner Werkkunstschule Glas- und Wandmalerei bei Prof. Johan Thorn-Prikker.
Von 1936 bis 1941 war er Meisterschüler an der Berliner Akademie der bildenden Künste bei Bildhauer Professor Ludwig Gies und dem Landschaftsmaler Franz Lenk und hatte dort Kontakt mit Walter Küchenmeister, Harro Schulze-Boysen und den Bildhauer Kurt Schumacher. Im Jahr 1941 wurde er zum Wehrdienst gezogen. Im Herbst 1942 wurde er zusammen mit Mitgliedern der Widerstandsgruppe Rote Kapelle von der Gestapo verhaftet. Er war fünf Monate in Haft und wurde anschließend zur Front abkommandiert. Er wurde dort kriegsverwundet und erlebte das Kriegsende in Thüringen.
Seit dem Kriegsende lebte und arbeitete er wieder in seiner Heimatstadt Hagen als freier Maler und Bildhauer. Anders als sein Freund Emil Schumacher konnte sich Baumann nie durchringen, ausschließlich abstrakt zu malen.
In den Jahren nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges und den ersten Wiederaufbauten war er als „Künstler neben den Bauleuten“ tätig. Künstlerische Zeichen an Bauwerken waren damals in schwerer Zeit Lichtblicke der Hoffnung. Bis Ende der siebziger Jahre, als die architektonischen und städtebaulichen Aktivitäten abebbten, hat Baumann der Kunst am Bau engagiert gedient. Kunst am Bau hat ihm niemals nur Dekoration bedeutet, sie war für ihn immer Teil des ganzen Werkes der gestellten Aufgabe. Die Auseinandersetzung und das Zusammenwirken mit Architekten erwies sich dank seiner künstlerischen Kraft als für beide Seiten fruchtbar.
Viele Aufträge erhielt er durch Wettbewerbserfolge im ganzen Bundesgebiet. Sein Nachlass (Ölgemälde und Zeichnungen) befindet sich in Privatbesitz.
Künstlerische Arbeiten
Im Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte hängt eines seiner bedeutenden Bilder, die er während seiner Berliner Jahre malte und vor den Nationalsozialisten gerettet werden konnten.
- Rote Kapelle Berlin (1941) Tempera auf Nessel, 79×99 cm im LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster[1]
Im Osthaus Museum Hagen befinden sich Zeichnungen und Ölgemälde aus den Jahren 1927, 1928, 1966, 1967 und 1983.
Großkunstwerke im Hagener Stadtraum
- Sgraffito (1950) ca. 5 m × 2,5 m
- Haus Ecke Mittelstraße/Mariengasse
- Bei diesem Sgraffito handelt es sich um die erste Arbeit von Carl Baumann für den öffentlichen Raum der Stadt Hagen. Dargestellt sind Szenen aus dem ländlichen und industriellen Leben des Raumes Hagen: eine Feldarbeiterin mit Ährenbündel und ein Stahlkocher.
- Wandbild (1951) 2 × 1,5 m
- Friedhofskapelle Altenhagen, Friedensstr.
- An der Wand hinter dem Altar der Friedhofskapelle in Altenhagen ist eine stehende Frau dargestellt, die tröstend ihre Hand einer hockenden Trauernden reicht.
- Wandbild (1951) 2 × 5 m
- Krematorium Hagen-Delstern, Raum für die Angehörigen
- Für einen Raum für Angehörige schuf der Hagener Künstler ein Wandbild, das zwei trauernde Frauen vor einer hügeligen Landschaft darstellt. Die linke Frau steht aufrecht und zeigt auf eine Urne, der zwischen den beiden Frauen steht. Die rechte Frau sitzt mit gesenktem Kopf ebenfalls der Urne zugewandt. Die Szene ist ein Ausdruck der Trauer, die die Angehörigen der Verstorbenen empfinden mögen.
- Fresko (1951) ca. 4 × 4 m
- Janusz-Korczak-Schule, Grünstr. 4
- Das im Jahre 1951 als Kunst am Bau hergestellte Fresko ist heute nicht mehr vorhanden. Dargestellt sind Szenen aus der bäuerlichen Lebens- und Arbeitswelt.
- Mosaik in Eisenrahmen (1954) 1,50 m × 2,30 m
- Kindertagesstätte, Selbeckerstr.
- Dargestellt ist ein Zirkusmotiv. Reiter, ein Löwe, ein Jongleur und ein Clown sind zu sehen. Das ganze bunte Geschehen ist von einem zeltartig geformten Bandeisen überwölbt. Die Arbeit ist leicht beschädigt, einige Mosaiksteinchen fehlen.
- Darstellung der Stadt Hagen (1957) 2,14 m × 3,35 m
- Volksschule Eckesey, Schillerstr. 23
- Für den Flur der Volksschule Eckesey schuf Baumann im Jahre 1957 ein mit 'Kunst-am-Bau'-Mitteln finanziertes Wandbild. Auf glasierten Klinkern ist die Stadt Hagen in bunten Farben dargestellt. Zu erkennen sind das Rathaus, das Theater und verschiedene andere Gebäude und Industrieanlagen. Über der Stadt strahlt eine gelbe Sonne.
- 2 Wandmosaike (1957) 6,5 m x 10 m und 2,20 m × 3,60 m
- Hallenbad Boele, Hospitalstr.
- In der Schwimmhalle des Stadtbads Boele hat Carl Baumann 1957 ein großes Wandmosaik ausgeführt. Dargestellt sind sieben Segelboote in unterschiedlicher Entfernung. Auf dem vorderen Boot steht ein Mann, der durch eine Winkbewegung eine Verbindung mit den am Strand sitzenden aufzunehmen scheint. Das zweite Mosaik in der Eingangshalle zeigt drei Wassersportler, die mit einem Ball spielen.
- Wandmosaik (1960) ca. 2,50 × 4 m
- Cuno-Berufsschule Bergstraße
- Das im Jahre 1960 hergestellte Wandbild ist als Kunst am Bau für die damalige Volksschule und heutige Berufsschule entstanden. Dargestellt sind Segelschiffe, die sich im Wasser spiegeln.
- "Paradiesvogel" (1962)
- Städtisches Theater
- Für die Eingangshalle des städtischen Theaters schuf Baumann im Jahre 1962 ein buntes Wandmosaik, das einen Paradiesvogel darstellt. Es handelt sich bei dieser Arbeit um ein für die 50er und 60er Jahre typisches Werk. Insofern kann man es als charakteristisches Zeugnis dieser Zeit betrachten. Das Mosaik wird heute durch eine darvorgestellte Leichtbauwand verdeckt. Deshalb lassen sich die Maße der Arbeit nicht mehr feststellen.
- Wandmosaik (1964) 2,50 × 14 m
- Rathaus
- Mit diesem monumentalen Wandbild leistete Baumann 1964 seinen Beitrag zur Verschönerung des damals neuen Rathauses. Die in Mosaik-Technik ausgeführte Arbeit gibt eine Darstellung der Stadt Hagen.
- Edelstahlwand (1967) ca. 3 × 13 m
- Verwaltungsgebäude der Stadtwerke
- Im Jahre 1967 entstand diese Edelstahlwand als Verschönerung der Außenfassade des Verwaltungsgebäudes der Stadtwerke. Auf die unregelmäßigen Vierecke sind unterschiedliche Formen aufgebracht worden.
- Edelstahlplastik (1970) 1,50 × 25,70 m
- Hallenbad, Stadtmitte
- 1969 bekam Baumann vom Bau- und Planungsausschuß der Stadt Hagen den Auftrag, für das neue Hallenbad Stadtmitte ein Kunstwerk zu liefern. Der Künstler stellte ein Längsrelief her, das aus vielen verschieden großen Edelstahlplatten besteht. Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine der wenigen abstrakten Werke Baumanns.
- Bleiglasfenster (1974) 2,60 × 1,70 m
- Waldfriedhof, Hoheleye 5
- Das Fenster ist durch kräftige Bleistäbe in sechs gleich große Felder unterteilt. Dargestellt sind kleine auf Pfingsten deutende Flammen aus weißem Glas, die ein lilafarbenes Kreuz ausfüllen, das sich von einem dunkelblauen Hintergrund abhebt.
Literatur
- Carl Baumann, Skizzen einer Russlandreise, Hagen 1992
- Carl Baumann, Zeichnungen und Gemälde, Hagen 1989
- Crott Randi, Martens Klaus Hrsg.: Carl Baumann - wahr nehmen, Hagen 2010, ISBN 978-3-942184-02-1
- Christine Fischer-Defoy: Kunst Macht Politik. Die Nazifizierung der Kunst- und Musikhochschulen in Berlin. Berlin: Elefanten Press, 1988. S. 301, 335 u.ö.
- Gert Rosiejka: Die Rote Kapelle. "Landesverrat" als antifaschistischer Widerstand. - mit einer Einführung von Heinrich Scheel. ergebnisse, Hamburg 1986, ISBN 3-925622-16-0
Einzelnachweise
Weblinks
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