Carl Degelow

Carl Degelow

Carl („Charly“) Degelow (* 5. Januar 1891 in Münsterdorf; † 9. November 1970 in Hamburg) war ein deutscher Jagdflieger.

Inhaltsverzeichnis

Studium und Ausbildung

Carl Degelow besuchte das Gymnasium in Itzehoe; anschließend machte er ein Studium als Ingenieur an der Universität Darmstadt. Sein ursprüngliches Berufsziel war es, einen leitenden Posten bei den Alsen'sche Portland-Cement-Fabriken in Itzehoe zu übernehmen. Aus diesem Grunde belegte er auch Vorlesungen in Psychologie. Nach dem Ende seines Studiums verbrachte er anderthalb Jahre in den USA und arbeitete dort in diversen Zementfabriken. Zurück in Deutschland, zog er nach Altona, weil seine Familie dort inzwischen lebte.

Erster Weltkrieg

Da Degelow während seines Studiums seine Militärzeit in Hessen absolviert hatte, wurde er im Ersten Weltkrieg in eine hessische Infanterie-Kompanie eingezogen, zeichnete sich bald durch Führungsqualitäten aus und wurde als Offizier ausgebildet. 1915 wurde er während der Winterschlacht in Masuren verletzt und zur Genesung in das Sanatorium Weißer Hirsch bei Dresden verlegt. Degelow wählte später einen weißen Hirschen als Emblem, das er auf seinem Fokker D.VII-Kampfflugzeug anbringen ließ, das wie alle Flieger seiner Staffel schwarz war. 1916 meldete er sich zu den Luftstreitkräften. Die Ausbildung erfolgte bei den Deutschen Flugzeugwerken in Lindenthal bei Leipzig, später bei der Jagdstaffelschule in Valenciennes.

Ab 1917 diente Carl Degelow als Jagdflieger, flog in der Jagdstaffel 7 unter Josef Jacobs und danach in der Jagdstaffel 40, zu der später auch Willy Rosenstein, ein Jude, stieß, der sich nach einer anti-semitischen Äußerung seines früheren Vorgesetzten Hermann Göring hatte versetzen lassen. Degelow gelangen insgesamt 30 Abschüsse feindlicher Flugzeuge. Er war der letzte deutsche Pilot des Ersten Weltkrieges, der mit dem Orden Pour le Mérite ausgezeichnet wurde, zwei Tage vor Ende des Krieges.[1] Schon zuvor hatte er das Eiserne Kreuz 1. und 2. Klasse sowie den Königlichen Hausorden von Hohenzollern erhalten.

Zwischen den Kriegen

1921, im Alter von 30 Jahren, wurde Degelow offiziell aus dem Militärdienst entlassen. Schon 1919 hatte er wieder eine Tätigkeit in der Zementindustrie aufgenommen. Durch den Stahlhelm, den Ring der Flieger und die „Ritterschaft des Ordens Pour le Merité“ blieb er mit seinen alten Kameraden in Kontakt.

NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg

Nachdem die Deutsche Luftwaffe im März 1935 begründet worden war, wurde Degelow im August 1936 als Offizier reaktiviert, aber nicht mehr als Flieger eingesetzt. Zwar wurde Carl Degelow einmal kurz inhaftiert, weil er den Hitlergruß versehentlich nicht entboten hatte, ansonsten aber war er ein politischer Mitläufer der NS-Zeit.

Eine besondere Freundschaft verband ihn mit seinem zeitweiligen Vorgesetzten, dem Generalinspekteur der Luftwaffe, Erhard Milch, der eine schützende Hand über ihn hielt. Zweimal intervenierte Degelow für jüdische Freunde, darunter Willy Rosenstein, bei Reichsminister Göring, anschließend wurde ihm jedoch bedeutet, sich mit künftigen derartigen Anliegen an seine direkten Vorgesetzten zu wenden. 1940 wurde er dem Stab von Ernst Udet zugeteilt. Als es zwischen Udet und Göring zu Differenzen kam, ließ Milch Degelow vorsorglich erneut versetzen, um ihn aus Udets Umgebung zu entfernen. 1941 wurde Degelow von seinen militärischen Pflichten entbunden, und er übernahm einen Posten in einer Zementfabrik in Pommern.

In den letzten Kriegstagen musste Carl Degelow mit seiner Familie, Frau und Sohn, aus Wolin nach Hamburg fliehen. Bei seiner Entnazifizierung kam ihm seine Entlassung aus dem Militär im Jahre 1941 zugute sowie die Zeugnisse der jüdischen Freunde, denen er geholfen hatte.

Fußnoten

  1. pourlemerite.org

Schriften

  • Mit dem weissen Hirsch durch dick und dünn, Altona-Ottensen 1920

Literatur

  • Peter Kilduff: Black Fokker Leader: Carl Degelow – The First World War’s Last Airfighter Knight, London 2009

Siehe auch

Liste deutscher Jagdflieger im Ersten Weltkrieg

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Carl Degelow — Carl Charly Degelow (5 January 1891 in Münsterdorf ndash; 9 November 1970 in Hamburg) was a German fighter pilot during World War I. Before World War I broke out, Degelow worked in the United States as an industrial chemist. As a result, he was… …   Wikipedia

  • Degelow — ist der Name folgender Personen: Carl Degelow (1891–1970), Kampfflieger im 1. Weltkrieg Fritz Degelow (* 1892), SS Sturmbannführer und Kommandeur der Wachkompanie im KZ Dachau Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Untersc …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Def–Dek — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • 5. Jänner — Der 5. Januar (in Österreich und Südtirol: 5. Jänner) ist der 5. Tag des Gregorianischen Kalenders, somit bleiben 360 Tage (in Schaltjahren 361 Tage) bis zum Jahresende. Historische Jahrestage Dezember · Januar · Februar 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Träger des Pour le Mérite (Militärorden) — Die Liste führt Träger der Militärklasse des Ordens Pour le Mérite auf. Seit seiner Stiftung 1813 wurde der Orden bis zum Ende der Monarchie in Preußen an insgesamt 5.430 Personen verliehen. In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen folgende… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Fliegerasse Deutschlands im Ersten Weltkrieg — In der Liste deutscher Jagdflieger im Ersten Weltkrieg sind Jagdpiloten der deutschen Luftstreitkräfte im von 1914 bis 1918 dauernden Ersten Weltkrieg aufgeführt, die mehr als 20 Abschüsse erzielt hatten.[1] Inhaltsverzeichnis 1 Übersicht 2… …   Deutsch Wikipedia

  • List of World War II topics (C) — # C 108 Flying Fortress # C 46 Commando # C 47 Skytrain # C 54 Skymaster # C 76 Caravan # C 87 Liberator Express # C 14 class missile boat # C Force # C. Douglas Dillon # C. Dupre # C. Farris Bryant # C. J. Bolin # C. P. Stacey # C. R. Boxer # C …   Wikipedia

  • Liste von Trägern des Pour le Mérite (Militärorden) — Diese Liste führt Ritter des Ordens Pour le Mérite auf. Seit seiner Stiftung 1740 durch Friedrich den Großen wurde der Orden bis zum Ende der Monarchie im Königreich Preußen an insgesamt 5.430 Personen verliehen. Inhaltsverzeichnis A B C D E F G… …   Deutsch Wikipedia

  • 5. Januar — Der 5. Januar (in Österreich und Südtirol: 5. Jänner) ist der 5. Tag des Gregorianischen Kalenders, somit bleiben 360 Tage (in Schaltjahren 361 Tage) bis zum Jahresende. Historische Jahrestage Dezember · Januar · Februar 1 …   Deutsch Wikipedia

  • John Edmund Greene — Infobox Military Person name= John Edmund Greene caption= born=02 July 1894 died=14 October 1918 placeofbirth= Winnepeg, Manitoba placeofdeath= placeofburial=Coxyde Military Cemetery, Koksijde, West Vlaanderen, Belgium nickname= allegiance=George …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”