Equal Pay Day

Equal Pay Day

Der Equal Pay Day (EPD), der internationale Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen, macht auf den bestehenden Gender Wage Gap aufmerksam und wird in zahlreichen Ländern an unterschiedlichen Tagen begangen. Der Aktionstag in Deutschland markiert symbolisch oder rechnerisch jenen Zeitraum, den Frauen über den Jahreswechsel hinaus länger arbeiten müssen, um auf das durchschnittliche Jahresgehalt von Männern zu kommen. In anderen Ländern (z. B. Österreich) kennzeichnet er symbolisch oder rechnerisch den Tag, ab dem Frauen unentgeltlich arbeiten.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung des Equal Pay Day

Der „Tag für gleiche Bezahlung“ hat seinen Ursprung in den USA. Der Equal Pay Day wurde dort 1966 durch das „National Committee on Pay Equity“ (NCPE) ins Leben gerufen. Das NCPE ist ein Zusammenschluss von amerikanischen Frauen- und Bürgerrechtsorganisationen, von Gewerkschaften sowie religiösen und beruflichen Vereinigungen mit dem Ziel, auf die ungleiche Bezahlung zwischen Männern und Frauen, insbesondere auch afroamerikanischen Frauen, hinzuweisen und die Lohnkluft zu beseitigen. 1963, als in den USA der Equal Pay Act (Gesetz zur gleichen Bezahlung) unterzeichnet wurde, verdienten Frauen im Schnitt nur 59 Cent im Vergleich zu Männern, die 1 Dollar erhielten. Alljährlich machen seit 1966 zehntausende Frauen und Männer in den USA am EPD mit verschiedensten Aktionen auf den Lohnunterschied aufmerksam.[1]

Entwicklung des Equal Pay Day in Deutschland und Initiative Rote Tasche

Die Business and Professional Women USA, eine Mitgliedsorganisation des NCPE, initiierten 1988 die „Red Purse Campaign“, um mit roten Tasche auf die bestehenden Entgeltunterschiede hinzuweisen.[2] Diesen Gedanken griff 2007 das Berufsfrauennetzwerk Business and Professional Women (BPW) Germany auf und startete die „Initiative Rote Tasche“. Die roten Taschen sollen für „rote Zahlen“ stehen und dafür, dass Frauen „weniger in der Tasche“ haben als Männer.[3]

Aus dieser Kampagne entwickelte sich die Idee zur Einführung des Equal Pay Day in Deutschland, der 2008 auf Initiative des BPW in Deutschland erstmals durchgeführt wurde.[4] Von Anfang an unterstützte das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend den Equal Pay Day mit Fördermitteln und beauftragte den BPW mit dessen Durchführung.[5]

Das Datum des deutschen Equal Pay Day

Der erste Equal Pay Day in Deutschland fand am 15. April 2008 auf Initiative des BPW statt. Das Berufs-Frauennetzwerk übernahm damit zunächst das in Amerika festgelegte Datum für den Aktionstag. 2009 entschied man sich dafür, den Tag anhand der aktuellen Zahlen zum Entgeltunterschied von Frauen und Männern zu errechnen. In Deutschland errechnet sich das Datum des Equal Pay Day seit 2009 nach folgender Formel: 52 Wochen/Jahr mal 5 Arbeitstage/Woche = 260 Arbeitstage/Jahr mal statistisch aktuell ermitteltem Entgeltunterschied in Prozent.[6] 2009 fand der Equal Pay Day am 20. März[7], 2010 am 26. März statt.[8]

Zahlen zum Entgeltunterschied in Deutschland

Nach der Veröffentlichung des Statistischen Bundesamts (Destatis) vom 12. November 2009 haben Frauen in Deutschland im Jahr 2008 mit durchschnittlich 14,51 Euro pro Stunde 4,39 Euro weniger als Männer verdient. Damit lag der Gender Pay Gap, das heißt der prozentuale Unterschied im durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von Frauen und Männern, bei 23 Prozent.[9] Im europäischen Vergleich liegt Deutschland nach der letzten Veröffentlichung von Eurostat[10] an siebtletzter Stelle der 28 europäischen Mitgliedstaaten.[11]

2010 erklärte Destatis, dass der Verdienstunterschied bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit (bereinigter Gender Pay Gap) bei 8% liege, diese Zahl aber eine Obergrenze darstelle, da einige relevante Faktoren nicht zur Analyse zur Verfügung gestanden hätten.[12] Eine Untersuchung des IW Köln für die vbw im gleichen Jahr kam zu dem Ergebnis, dass der Unterschied für Frauen mit Kindern, die ihre Berufstätigkeit für nicht länger als anderthalb Jahren unterbrochen hatten, mit 4% unterhalb der statistischen Signifikanz lag.[13]

Ziele des Equal Pay Day

Ziel des Equal Pay Day in Deutschland ist es, über den Gender Pay Gap und seine Ursachen aufzuklären, die vielfältigen Ursachen von Entgeltunterschieden anzugehen, Aktionspartner zu mobilisieren, um damit langfristig die geschlechtsspezifische Entgeltungleichheit abzubauen.[14] Der Aktionstag ist Teil der Strategie der Bundesregierung, Lohnunterschiede bis 2020 auf 10 Prozent zu senken.[15]

Die Ursachen des Entgeltunterschieds

Die Ursachen des geschlechtsspezifischen Lohngefälles sind vielfältig. Verschiedene Forschungsaufträge des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend haben ergeben, dass sich die wesentlichen Kausalzusammenhänge des Gender Pay Gap auf drei Ursachen zurückführen lassen:

  • Frauen fehlen in bestimmten besser bezahlten Berufen, Branchen und auf den höheren Stufen der Karriereleiter: die horizontale und vertikale Segregation des Arbeitsmarktes ist weiter Realität.
  • Frauen unterbrechen und reduzieren ihre Erwerbstätigkeit häufiger und länger familienbedingt.
  • Individuelle und kollektive Lohnverhandlungen haben gleichermaßen nicht nachhaltig dazu beitragen können, die Schlechterbewertung „typischer Frauentätigkeiten“ zu beenden. [16]

Gleichzeitig stellt die Lohnlücke selbst einen fortbestehenden Fehlanreiz für das Erwerbsleben von Frauen dar. Schlechtere Einkommensaussichten führen zu niedriger Erwerbsneigung; längere Erwerbsunterbrechungen führen zu mehr Entgeltungleichheit – ein Teufelskreis. Damit ist Entgeltungleichheit einerseits Folge überkommener Rollenvorstellungen und andererseits festigt sie die geschlechtshierarchische Verantwortungsteilung in Partnerschaften. Frauen, die durch Arbeitslosigkeit des Mannes, Tod des Partners oder Scheidung zur Familienernährerin werden, müssen ihre Familie dann mit dem niedrigeren Fraueneinkommen versorgen. Die Armutsrisiken dieser Familien sind durch die Entgeltlücke mit verursacht.[17]

Nationales Bündnis zum Equal Pay Day in Deutschland

Seit 2009 wird der deutsche Aktionstag von einem nationalen Aktionsbündnis unter der Federführung des BPW Germany durchgeführt. Zum Aktionsbündnis gehören neben dem BPW Germany die Bundesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauenbüros und Gleichstellungsstellen (BAG), die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der Deutsche Frauenrat (DF) und der Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU).[18] Das nationale Bündnis zum Equal Pay Day ist ein wesentlicher strategischer Partner des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) für eine nachhaltige Schließung der Entgeltlücke. Im Dossier „Entgeltungleichheit zwischen Frauen und Männern in Deutschland“ des BMFSFJ heißt es: „Die intensivierte Zusammenarbeit mit der Wirtschaft zum Thema Entgeltgleichheit im Rahmen der Vereinbarung zwischen Bundesregierung und den Spitzenverbänden zur Förderung der Chancengleichheit und das nationale Bündnis zum ,Equal Pay Day’ sind wesentliche strategische Partnerschaften, um alle Akteure zu sensibilisieren und zu mobilisieren.“[19]

Der Equal Pay Day in anderen Ländern

Der Equal Pay Day findet mittlerweile in mindestens zwölf europäischen Ländern statt: Deutschland, Schweiz, Österreich, Frankreich, Italien, Spanien, Polen, Belgien, Niederlande, Rumänien, Irland, Großbritannien, Schweden, Tschechische Republik. Auch in den USA, Australien und Neuseeland wird der Aktionstag begangen.

Belgien

In Belgien legten am 16. Februar 1966 in Herstal rund 3.800 Frauen ohne Vorwarnung die Arbeit nieder und riefen zu einem eintägigen Streik auf, der sich dann auf 12 Wochen ausweitete. Ihr Protest richtete sich gegen die unwürdigen Bedingungen am Arbeitsplatz und gegen die ungleiche Bezahlung. Zur damaligen Zeit verdienten die Frauen rund 25 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. 2005 rief die Frauenbewegung zij-kant gemeinsam mit ABVV Women den ersten belgischen Equal Pay Day nach amerikanischem Vorbild ins Leben.[20]

Österreich

In Österreich findet der EPD im September statt. Das ist jener Tag im Jahr, ab dem Frauen in Österreich „gratis“ arbeiten. Das bedeutet, dass Männer bis zu diesem Tag im Schnitt genauso viel verdienen wie Frauen das ganze Jahr. Der erste EPD in Österreich fand in 2009 statt und wurde von den Business and Professional Women (BPW) Austria initiiert.[21]

Großbritannien

In Großbritannien wird der EPD von der Fawcett Society organisiert.[22]

Frankreich

In Frankreich wurde der EPD von den Business and Professional Women (BPW) France initiiert und fand 2009 erstmals statt.[23]

Publikationen

  • Achatz, Juliane et.al. (2010): Arbeit, Entlohnung und Gleichstellung in der Privatwirtschaft. Reihe: Forschung aus der Hans-Böckler-Stiftung, Bd. 110, Berlin: edition sigma.
  • Allmendinger, Jutta (2009), Frauen auf dem Sprung. Wie junge Frauen heute leben wollen. Die Brigitte-Studie, München: Pantheon.
  • Anger, Silke; Kottwitz, Anita (2009): „Mehr Hausarbeit, weniger Verdienst“. In: Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 6/2009.
  • BMFSFJ (2009), Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland.
  • Europäische Kommission (2009), Hg., Bericht zur Gleichstellung von Frauen und Männern 2010.
  • Hinz, Thomas; Gartner, Hermann (2005), Geschlechtsspezifische Lohnunterschiede in Branchen, Berufen und Betrieben. In: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 34, H. 1, S. 22-39.
  • Sinus Sociovision (2008), Entgeltungleichheit zwischen Frauen und Männern. Einstellungen, Erfahrungen und Forderungen der Bevölkerung zum gender pay gap, herausgegeben durch das BMFSFJ.
  • Sinus Sociovision (2010), Frauen in Führungspositionen. Barrieren und Brücken, herausgegeben durch das BMFSFJ.
  • Wüst, Kirsten; Burkart, Brigitte (2010): „Womit haben wir das verdient? – Weniger Geld bei besserer Leistung“. In: WSI-Mitteilungen 06/2010.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. National Committee on Pay Equity (abgerufen am 13. September 2010)
  2. BPW International (abgerufen am 13. September 2010)
  3. Homepage der Initiative Rote Tasche und Homepage des Nationalen Aktionsbündnisses zum Equal Pay Day (abgerufen am 8. September 2010)
  4. Homepage des Nationalen Aktionsbündnisses zum Equal Pay Day (abgerufen am 13. September 2010)
  5. Homepage des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (abgerufen am 13. September 2010)
  6. Homepage des Aktionsbündnisses zum Equal Pay Day (abgerufen am 20. September 2010)
  7. Homepage des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (abgerufen am 13. September 2010)
  8. Homepage des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (abgerufen am 13. September 2010)
  9. Statistisches Bundesamt (Destatis), Pressemitteilung vom 5. März 2010: „Gender Pay Gap 2008: Deutschland weiterhin eines der Schlusslichter in der EU“ (abgerufen am 13. September 2010)
  10. Eurostat: „Geschlechtsspezifisches Verdienstgefälle mit neuen Zahlen zu 2008 (abgerufen am 13. September 2010)
  11. Europäische Kommission (2009), Bericht zur Gleichstellung von Frauen und Männern 2010, S. 27
  12. Statistisches Bundesamt Deutschland (Destatis): Pressemitteilung Nr.384 vom 25. Oktober 2010: „Gender Pay Gap: Zwei Drittel lassen sich strukturell erklären“ (abgerufen am 25. März 2011)
  13. vbw: Mythen und Fakten zum Gender Pay Gap. Eine Analyse für Deutschland und Bayern, Stand Oktober 2010]
  14. Homepage des Nationalen Equal-Pay-Day-Bündnisses und Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, BMFSFJ, Ressortbericht 2010, S. 22
  15. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), Ressortbericht 2010, Verringerung des Verdienstabstandes zwischen Männern und Frauen, S. 3
  16. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), Ressortbericht 2010, Verringerung des Verdienstabstandes zwischen Männern und Frauen, 1f.
  17. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), Ressortbericht 2010, Verringerung des Verdienstabstandes zwischen Männern und Frauen, S.7ff
  18. Homepage des Nationalen Bündnisses zum Equal Pay Day (abgerufen am 14. September 2010)
  19. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) (2009): Dossier Entgeltungleichheit zwischen Frauen und Männern in Deutschland, S. 52
  20. Homepage der Business and Professional Women (BPW) Belgien (abgerufen am 14. September 2010)
  21. Homepage der Initiative Equal Pay Day in Österreich (abgerufen am 14. September 2010)
  22. Homepage der Fawcett Society (abgerufen am 8. September 2010)
  23. Homepage der Europäischen Kommission (abgerufen am 8. September 2010)

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