Eschenberg (Winterthur)

Eschenberg (Winterthur)
Eschenberg (Winterthur)
Der 30 Meter hohe Eschenbergturm

Der 30 Meter hohe Eschenbergturm

Höhe 597 m ü. M.
Lage Kanton Zürich, Schweiz
Geographische Lage (697693 / 259456)47.4786111111118.7347222222222597Koordinaten: 47° 28′ 43″ N, 8° 44′ 5″ O; CH1903: (697693 / 259456)
Eschenberg (Winterthur) (Schweiz)
Eschenberg (Winterthur)

Der Eschenberg ist ein bewaldeter Hügel in Winterthur im Kanton Zürich. Der Stadtwald von Winterthur ist ein Naherholungsgebiet.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Der Eschenberg liegt südlich des Winterthurer Stadtkerns. Auf der westlichen Seite wird er vom Stadtkreis Töss abgegrenzt und auf der östlichen Seite vom Kreis Seen. Das Waldgebiet selbst gehört je ungefähr zur Hälfte zu den Kreisen Stadt und Mattenbach, die beide nördlich des Waldgebiets liegen. Ein kleiner Teil im Osten gehört noch zum Kreis Seen. Im Süden fällt der Eschenberg stark zum Fluss Töss ab, von welchem er im Süden begrenzt wird. Ansonsten besitzt der ca. 8,5 km² grosse Eschenberg ein relativ breites Gipfelplateau und hat keine grösseren Unebenheiten, abgesehen von ein paar kleineren Bachschluchten.

Geschichte

Man vermutet, dass die grosse Waldlichtung auf dem Eschenberg bereits im 5. Jahrhundert von eingefallenen Alemannen besiedelt wurde, spätestens 1246 ist der Hof Eschenberg an der Stelle des heutigen gleichnamigen Restaurants aktenkundig. Im 12./13. Jahrhundert gab es auf dem Eschenberg zwei Vorburgen der Grafen von Kyburg oberhalb der Töss, auf dem Langenberg und auf dem Gamser, von denen heute aber nichts mehr zu sehen ist.

Im Stadtrecht, das Winterthur 1264 von Rudolf I. von Habsburg bekam, wurde festgehalten das Winterthur den Wald «zum Nießbrauch nach dem allgemeinen Rechte, so gewöhnlich Gemeinmerche heißt, gleichwie dies anerkanntermaßen von altersher gewesen ist» bekommt. Im lateinischen Original wird dies durch den Satz «Item Silva dicta Eschaberch eo jure communi quod volgo dicitur gimeinmerche, quemadmodum bactenus ab antiquo fuisse dinoscitur, in vsum ville cedet abhinc inantea memoratae.» dokumentiert. Damit wurde das Nutzungsrecht der Winterthurer Bürger am Wald auch schriftlich festgehalten, so durften sie zum Beispiel Brennholz aus dem Wald holen, was zu dieser Zeit extrem wichtig war. Zur Regelung der Nutzung des Stadtwalds kannte Winterthur bereits 1340 eine Holzordnung, die es verbot, ohne behördliche Erlaubnis Holz zu schlagen. Das Nutzungsrecht der Stadt wurde auch 1433 von Kaiser Sigismund nochmals bestätigt, jedoch ohne der Stadt den Besitz des Waldes zuzugestehen. Dass die Habsburger dabei der Stadt zwar das Nutzungsrecht gewährten, das Jagdrecht jedoch für sich einbehielten, sollte später noch mehrmals Anlass sein für Streitigkeiten mit der Stadt Zürich. Denn die Stadt Zürich beanspruchte das Jagdrecht, später wurde es Winterthur zusammen mit Jagdgebieten auf dem Lindberg vertraglich zugesichert.

Auch auf das 13. Jahrhundert zurück datiert wird das Bruderhaus, das ehemals eine Franziskaner-Einsiedelei war. 1426 wurde die Einsiedelei um eine Kapelle ergänzt, die 1786 wegen Baufälligkeit wieder abgebrochen wurde. 1525 wurde die Einsiedelei wegen «ausgearteten Benehmens» (drei Jahre zuvor wurde einer der Brüder sogar auf dem Scheiterhaufen verbrannt) im Zuge der Reformation aufgehoben und zum Altenheim umfunktioniert.

Zu dieser Zeit gab es auf dem Gebiet des Eschenberges mehrere Höfe, und er war bei weitem nicht so dicht bewaldet, wie er es heute ist – so war das Gebiet zwischen der heutigen Lichtung Eschenberg und Sennhof durch diverse Äcker miteinander verbunden und auch das Leisen- und Häsental wurde landwirtschaftlich genutzt. Von 1520 bis 1752 kaufte die Stadt gezielt Höfe im Eschenberg auf, sodass die Stadt ab 1725 im Besitze des kompletten Eschenbergs war. Die zuvor erworbenen Höfe im Eschenberg wurden mit Ausnahme des Hofes Eschenberg, der verkleinert wurde, im Zeitraum von 1830 bis 1850 alle komplett aufgeforstet – von 1838 bis 1850 eroberte sich der Wald auf dem Eschenberg dadurch 140 Hektaren Land zurück. Diese Aufforstung geschah nicht nur aus Liebe zum Wald: Aus Dokumenten zu dieser Zeit geht hervor, dass das Holz aus dem Eschenberg seit langer Zeit knapp war und die Nutzung dementsprechend reguliert werden musste.

1875 wurden im Gebiet Vogelsang rund 20 Hektaren Wald abgerodet, um dem wachsenden Winterthur mehr Bauland zu verschaffen, ursprünglich waren sogar 42 Hektaren geplant gewesen. Als Ersatz für die gerodeten Gebiete wurden kleine Bauernhöfe auf dem Kümberg ob Turbenthal aufgekauft und aufgeforstet, wobei dieses Waldgebiet als vierter Winterthurer Stadtwald bis heute im Besitz der Stadt ist. Dies war möglich, da es zu dieser Zeit noch kein eidgenössisches Forstgesetz gab und das Zürcher Gesetz solche Rodungen mit entsprechendem Ersatz erlaubte. Die Aufforstung des Kümbergs wäre jedoch nicht mal nötig gewesen, da die Stadt durch die aufgehobenen Höfe bereits das Siebenfache des Gebiets aufgeforstet hatte.

Im 19. Jahrhunderts wurde der Wald auch zunehmend als Naherholungsgebiet genutzt: 1838 wurde im Bruderhaus eine Wirtschaft eröffnet, 1849 geschah dasselbe beim Eschenberg. 1889 wurde der Eschenbergturm errichtet und 1890 kam der Wildpark Bruderhaus hinzu.

Naherholungsgebiet

Der Wald mit seinem ausgeprägten Wanderwegnetz ist heute ein Ausflugsziel der Winterthurer Bevölkerung. Heute existieren im Wald noch zwei Lichtungen. Auf der grösseren Lichtung stehen der Bauernhof und das Restaurant Eschenberg sowie die 1971 eröffnete Sternwarte Eschenberg, die teilweise abends auch für das Publikum geöffnet ist.

In der zweiten Lichtung liegt der Wildpark Bruderhaus, der neun verschiedene Tierarten sowie ein Restaurant beherbergt. Der Wildpark wird in den Sommermonaten von der Buslinie 12 von Stadtbus Winterthur erschlossen, die jeweils Mittwoch Nachmittag und an den Wochenenden verkehrt. Während dieser Zeit gelten für den Individualverkehr Zufahrtsbeschränkungen zum Bruderhaus.

Mitten im Wald, auf der höchsten Stelle des Bergs 597 m ü. M. (156 Meter über der Winterthurer Altstadt), steht der 30 Meter hohe Eschenbergturm.

Der Eschenberg von Norden (Bäumli) her gesehen. Im Vordergrund Winterthur.
Der Eschenberg von Norden (Bäumli) her gesehen. Im Vordergrund Winterthur.

Sport

Der Eschenberg wird als Orientierungslaufgebiet genützt. Während den Orientierungslauf-Weltmeisterschaften 2003 wurden im Eschenberg die Langdistanz der Damen und Herren ausgetragen.

Auf der Lichtung Eschenberg wird jährlich die Eschenbergschwinget vom Schwingklub Winterthur ausgetragen. Die erste Schwinget dieser Art fand bereits 1903 statt und wurde mit wenigen Gastspielen an anderen Orten, vor allem auf dem Sporrer in Wülflingen, regelmässig auf dem Eschenberg ausgetragen. Seit 1932 (mit Ausnahme von 1945) findet der Schwingtag ohne Unterbrüche auf dem Eschenberg statt.

Literatur

  • Michael Wiesner: Waldzeit: Wälder für Winterthur. Naturwissenschaftliche Gesellschaft Winterthur, Winterthur 1997, ISBN 3-9521356-0-7.

Weblinks


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