Etah (Grönland)

Etah (Grönland)
Etah (Grönland)
Kommune Qaasuitsup Kommunia
Geographische Lage 78° 18′ 6″ N, 72° 58′ 6″ W78.301666666667-72.9683333333330Koordinaten: 78° 18′ 6″ N, 72° 58′ 6″ W
Etah (Grönland) (Grönland)
Etah (Grönland)
Höhe m
Einwohner 0 (seit 1950)
Zeitzone UTC-4
Besonderheiten ehemals nördlichste natürliche Siedlung der Welt

Etah (sprich: Iita) ist ein heute nur noch zeitweilig bewohnter Ort in Nordwest-Grönland im Nordwesten der Hayes-Halbinsel. Der Name „Etah“ hat keine bekannte Bedeutung. Mit seiner Lage galt Etah bis zu seiner Aufgabe als Dauersiedlung um 1950 die nördlichste natürliche Siedlung der Welt. Noch etwa 24 Kilometer weiter nördlich lag allerdings die heute ebenfalls aufgegebene Inuit-Siedlung Annoatok.

Heute gehört Etah politisch zu Qaasuitsup Kommunia, vor 2009 zu Qaanaaq.

Inhaltsverzeichnis

Entdeckung und Entwicklung des Ortes

Der Ort wurde aus europäischer Sicht erst 1818 vom britischen Polarforscher John Ross entdeckt und soll damals 200 Einwohner gehabt haben. Die Entdeckung Etahs wurde auf einer später berühmt gewordenen Abbildung eines Expeditionsmitglieds von Ross namens Sachausen dokumentiert; sie zeigt Ross bei der Kontaktaufnahme mit den Inuit von Etah.

Um 1900 war der Ort Ausgangspunkt mehrerer Nordpol-Expeditionen. Der Polarforscher Donald Baxter MacMillan, der bereits an der Pol-Expedition von Robert E. Peary des Jahres 1908/09 teilgenommen hatte, machte als Leiter der Crocker Land Expedition der Jahre 1913 bis 1917 Etah zur Basis für die Erforschung der grönländischen Küste, der Ellesmere-Insel und der Axel-Heiberg-Insel. 1927 verfasste er das Buch Etah and Beyond. Von Etah aus begannen ferner die Humphrey Expedition (1934–35), die Arktis-Expedition von MacGregor 1937/38 und die Haig-Thomas-Expedition von 1938.

Die Einwohnerzahl Etahs sank später deutlich. Vor seiner Aufgabe hatte es nur noch etwa 20 ständige Bewohner, der Ort verfügte über ein Geschäft, aber über keine Kirche oder Schule. Als um 1960 eine neunköpfige Familie in Etah überwinterte, war der Ort bereits nicht mehr ständig besiedelt. Heute werden die drei oder vier verbliebenen, etwas baufälligen Behausungen von Etah nur noch im Sommer als Basis für Jagden und als Ziel von Polar-Touristen genutzt. Der nächste, ganzjährig bewohnte Ort – südöstlich von Etah gelegen – ist Siorapaluk mit etwa 80 Einwohnern. Auf dem Weg nach Siorapaluk liegen Pitorarfik und Neqe, die ebenfalls nicht ständig bewohnt sind.

Lage und Umgebung von Etah

Etah liegt nach Süden ausgerichtet am Ende des Foulke-Fjordes. Dieser ist in Ost-West-Richtung mehrere Kilometer lang und rund zwei Kilometer breit, die Klippen auf beiden Seiten erreichen rund 700 Meter Höhe. Wenige hundert Meter hinter dem Ort beginnt ein sanft ansteigender Gletscher („Brother John's Glacier“), an dessen Ende sich der fast ganzjährig gefrorene Alida-See befindet. Die Polarnacht dauert in Etah vier Monate, vom 22. Oktober bis zum 21. Februar. In der Umgebung von Etah befinden sich ergiebige Jagdgründe, unter anderem große Walross-Vorkommen. Ihretwegen wurde der Ort trotz seiner extrem nördlichen Lage und seines äußerst unwirtlichen Klimas überhaupt besiedelt. Infolge der Klimaerwärmung wird im nächstgrößeren Ort Qaanaaq (650 Einwohner) heute mitunter über die Wiederbesiedlung Etahs – oder gar der vor Jahrhunderten ebenfalls besiedelten Nordspitze Grönlands – gewitzelt. Ernsthafte Pläne dafür existieren jedoch bisher (2007) nicht.

Von Etah aus sind es nach Westen über das meist von Oktober bis Juli gefrorene Meer nur rund 50 Kilometer zur kanadischen Ellesmere-Insel. Über diese Meerenge, den Smithsund, erfolgte um das Jahr 1000 n. Chr. die Besiedelung Grönlands durch die Inuit-Kultur (Eskimo). In den letzten Jahren fanden bei Etah und an anderen Stellen des nordöstlich angrenzenden Inglefield-Landes archäologische Ausgrabungen statt.

Nicht weit nordöstlich von Etah befindet sich der arktische geomagnetische Pol, der berechnete Pol des unregelmäßigen Erdmagnetfeldes. Er lag 2005 bei etwa 79° 44′ 24″ N, 71° 46′ 48″ W79.74-71.78. Aufgrund der Nähe zu diesem Pol sind in dieser Region anders als in der übrigen Arktis nur wenige Polarlichter zu sehen.

Literatur über Etah

  • Donald Baxter MacMillan: Etah and beyond. Or Life within Twelve Degrees of the Pole. Boston 1927 (im Juli 1928 zusätzlich veröffentlicht als Artikel in The Geographical Journal. Bd. 72, Nr. 1, S. 79–80).
  • Robert Inglis: A Scout Goes North. 1938
  • Cliffort J. MacGregor: Monthly Weather Review. Oktober 1939
  • David L. Sallach: NJ Historical Commission Newsletter. Februar 1977
  • Hal Vogel: Ice Cap News. November–Dezember 1977
  • Hal Vogel: They Brought Their Own Storms. 1977

Aktuelle Bilder von Etah


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