Nördlichste Orte der Erde

Nördlichste Orte der Erde

Bei der Betrachtung des nördlichsten Ortes der Erde muss hinsichtlich der Größenordnung bzw. der Bevölkerungszahl des Ortes unterschieden werden.

Inhaltsverzeichnis

Nördlichste Orte

Dauersiedlung

Zurzeit hat den Status nördlichste größere Siedlung Longyearbyen auf Spitzbergen (78° 13′ N, 15° 38′ O78.216715.6334) mit 1900 Einwohnern (gegründet 1906). Ny-Ålesund, ebenfalls auf Spitzbergen, liegt mit 78° 55′ N, 11° 57′ O78.921711.942 weiter nördlich, hat jedoch nur rund 30 ständige Bewohner (im Sommer etwa 120).[1]

Stationen

Die weltweit nördlichste Station ist die russische Barneo-Station auf dem arktischen Packeis, nur etwa 100 km vom Nordpol entfernt. Die Koordinaten sind wegen der Eisdrift nicht stabil (im April 2007 89° 32′ N, 30° 27′ W89.525-30.45). Die weltweit nördlichste Station auf dem Festland ist Alert in Kanada, auf 82° 28′ N, 62° 30′ W82.4666-62.4997, mit 75 Bewohnern (2001).[2] Die Polarnacht dauert auf dieser Breite über viereinhalb Monate, vom 13. Oktober bis zum 1. März. Auch nördlicher als Ny-Ålesund liegt die Station Nord im Nordosten Grönlands, auf 81° 43′ N, 17° 48′ W81.7169-17.8056. Diese Militär- und Wetterstation ist jedoch im Winter mit nur etwa fünf Personen besetzt, im Sommer können etwa 20 Wissenschaftler hinzukommen.

Natürliche Siedlungen

Die Inuit-Siedlung Siorapaluk in Nord-Grönland (77° 47′ N, 70° 46′ W77.7838-70.7672) mit 87 Einwohnern (Stand 2005) beansprucht für sich, die nördlichste natürliche Siedlung der Welt zu sein, also eine Siedlung, die ungeplant entstanden ist und nicht etwa zu militärischen oder wissenschaftlichen Zwecken angelegt wurde.[3] Siorapaluk liegt etwa 50 Kilometer nordwestlich von Qaanaaq (Thule), die Polarnacht dauert vom 28. Oktober bis 13. Februar.

Bis vor einigen Jahren galt das westgrönländische Dorf Etah (78° 19′ N, 72° 38′ W78.3167-72.6333) als die nördlichste natürliche Siedlung der Welt, es liegt auch etwas weiter nördlich als Longyearbyen, aber südlicher als Ny-Alesund. Etah war um 1900 Ausgangspunkt zahlreicher Nordpol-Expeditionen, wurde aber vor einigen Jahren aufgegeben und wird heute nur noch im Sommer als Basis für Jagden genutzt. Die Polarnacht dauert hier von 26. Oktober bis 15. Februar. Allerdings lag die heute ebenfalls aufgegebene Inuit-Siedlung Annoatok (78,33 Grad N und 72,30 Grad W) noch etwa 24 Kilometer weiter nördlich von Etah.

Während eines Klimaoptimums im 1. Jahrtausend vor Chr. gab es auch an der Nordküste Grönlands bis nördlich des 82. Breitengrades ständige Siedlungen der so genannten Independence II-Kultur. Die Reste von über 400 Siedlungen und anderen Fundstellen sind inzwischen nachgewiesen, C14-Datierungen belegen eine Besiedlung von etwa 800 bis 400 v. Chr. Bemerkenswert daran ist die dort fast fünf Monate dauernde Polarnacht. Die Namen dieser Orte sind nicht mehr bekannt. Ein von den Inuit aus Qaanaaq/Etah im Sommer erreichter Ort, der früher vermutlich dauernd besiedelt war, ist Nunatami (Nunatame) in Nordwest-Grönland auf genau 80° nördlicher Breite.

Stadt, Großstadt, Millionenstadt und Hauptstadt

Die nördlichste Hauptstadt hat Island mit Reykjavík.

Eindeutig ist Norilsk in Sibirien auf 69° 20′ N, 88° 13′ O69.333388.2167 mit 209.306 Einwohnern (Stand: 2007) die nördlichste Großstadt der Welt,[4] während Sankt Petersburg auf 59° 56′ N, 30° 20′ O59.933330.3333 die nördlichste Millionenstadt der Welt ist. Die nördlichste Stadt mit mehr als 50.000 Einwohnern ist Tromsø auf 69° 40′ N, 18° 57′ O69.661318.9503. Dikson (73° 30′ N, 80° 31′ O73.507380.5237) war in der Sowjetzeit mit etwa 10.000 Einwohnern die nördlichste Stadt, zählt heute aber nur noch etwa 632 (Stand: 2009).

Seit den 1990er Jahren hat das nördlicher gelegene Honningsvåg (3.500 Einwohner, 70° 59′ N, 25° 59′ O70.97625.9831) Stadt-Status, vorher galt Hammerfest in Norwegen mit knapp 9.500 Einwohnern auf 70° 40′ N, 23° 41′ O70.663323.6778 als nördlichste Stadt Europas.

Die Siedlungen Chatanga (Russland, 3.450 Einwohner, 71° 59′ N, 102° 28′ O71.979714397222102.47282436278) und Barrow (USA, 4.218 Einwohner, 71° 18′ N, 156° 46′ W71.298-156.7608) liegen noch weiter im Norden.

Siehe auch

weblinks

Einzelnachweise

  1. Ny-Ålesund bei polarjahr.de
  2. Ellesmere-Insel in: Microsoft Encarta
  3. Sabine Barth: Grönland. DuMont Reiseverlag, Köln 2001, ISBN 3-7701-4423-6, S. 185.
  4. Norilsk in: Spiegel Online – Wissenschaft

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