Evangelische Kirche Alt-Lietzow

Evangelische Kirche Alt-Lietzow
Evangelische Kirche Alt-Lietzow

Die Evangelische Kirche Alt-Lietzow (auch Lietzow-Kirche, Dorfkirche Lietzow (16. Jahrhundert); im 18. bis 20. Jahrhundert auch Lützow-Kirche) ist eine evangelische Kirche im ehemaligen Ort Lietzow, heute Teil von Berlin-Charlottenburg. Es ist das fünfte Gotteshaus an dieser Stelle, deren Vorgängerbauten nach Teilbeschädigungen abgetragen wurden. Der heutige Kirchenkomplex, errichtet nach Entwürfen des Architekten Ludolf von Walthausen, wurde 1961 eingeweiht. Er gehört zum Gemeindekreis Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Der erste Bau wurde erst 1541 in einem Verzeichnis der Kirchen-Abgaben als „Lutzenn ist ein Filial gehört gegen Wilmerstorff“ erstmals erwähnt. Er bestand demnach bereits, brannte vermutlich gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges ab.[1]

Ein Neubau wurde am 28. September 1655 eingeweiht. Nach Gründung der Stadt Charlottenburg 1705 wurde die Kirche 1708 dem Charlottenburger Sprengel zugeteilt. Seither ist der Pfarrer der Luisenkirche gleichzeitig Pfarrer der Dorfgemeinde Lietzow. Trotz Bauarbeiten 1803 und 1821 musste bereits in den 1840er Jahren eine umfangreiche Rekonstruktion vorgenommen werden.

Die Lützow-Kirche von 1850 auf einer Postkarte von 1903

Nach einem Entwurf von Friedrich August Stüler von 1845 wurde unter dem Königlichen Bauinspektor Julius Manger 1848 bis 1850 die Kirche total umgebaut. Sie erhielt zwei Glockentürme, eine Vorhalle und einen Choranbau in neugotischen Formen. Der Kircheninnenraum blieb dagegen fast unverändert. Schon 1863 und 1864 wurden an der Nord- und Südseite weitere Anbauten notwendig.

Nach 1900 wurde für die enorm steigende Einwohnerzahl von Charlottenburg mehr Platz in den Kirchen gebraucht. Nach einem Wettbewerbsentwurf des Architekten Jürgen Kröger entstand 1910 bis 1911 nach Schleifung der alten Kirche ein barockisierender Neubau mit 900 Plätzen. und einem einzelnen Glockenturm.[2] Am 22. November 1943 fiel dieser Bau während des Zweiten Weltkrieges Fliegerbomben zum Opfer.

Der heutige kleinere Nachfolgebau wurde 1960 bis 1961 unter dem Architekten Ludolf von Walthausen errichtet und am 8. Oktober 1961 eingeweiht. Der Hauptbau in Zeltform bietet 300 Plätze, das parallel liegende kubische Gemeindehaus hat einen Saal mit 185 Plätzen. Die Gebäude sind mit einem überdachten Gang miteinander verbunden. Neben dem Gang befindet sich ein freistehender Glockenturm.

Innenausstattung

Neben modern gehaltenem Ambo und Altar sowie einem schlichten Kreuz an der Wand besitzt die Kirche ein Harmonium im Altarvorraum und eine Orgel auf der Ostempore.

Taufstein

Bemerkenswert ist der historische etwa einen Meter hohe Taufstein von 1599, der vor dem Altar platziert ist. Er besteht aus sächsischem Sandstein und enthält folgende Inschrift:

„MARCI AM LETZTEN WER DA GLEUBET UND GETAUFT WIRDT
DER WIRDT SHELICH WER ABER NICHT GLEUBET
DER WIRDT VERDAM

GIDEON FREISE DER CHVRF:
HOFGLASER HAT DIESE TAUFFE DER KIRCHEN ZU EHREN
UND
DER GEMEINDE ZU WOLGEFALLEN SETZEN LASSEN:
ANNO 1.5.9.9“

Inschrift des Taufsteins

Der Taufstein wurde beim Umbau 1863 entfernt. Vor 2006 entdeckte ihn die Kunsthistorikerin Sophia Hofmann im Märkischen Museum Berlin. Der Taufstein wurde von der Firma Jan Hamann restauriert und nach Vermittlung durch das Heimatmuseum Charlottenburg-Wilmersdorf der Kirche Alt-Lietzow als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Während des Gottesdienstes am 1. Oktober 2006 wurde der Taufstein wieder in Gebrauch genommen.[3]

Literatur

  • Günther Kühne, Elisabeth Stephani: Evangelische Kirchen in Berlin, Christlicher Zeitschriftenverlag Berlin, Berlin 1978, S. 28–30, ISBN 3767401584

Weblinks

 Commons: Evangelische Kirche Alt-Lietzow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Homepage Alte Dorfkirche, hier zur Kirche Alt-Lietzow
  2. Postkarte um 1915 Berlin-Charlottenburg Lützow. (Nicht mehr online verfügbar.) In: ebay. Ehemals im Original, abgerufen am 1. Februar 2011.
  3. Information: Pfarrer Klaus Kurt Raschkowski: Pressemitteilung: Alter Taufstein neu aufgestellt in der Kirche Alt-Lietzow. In: berlin.de. Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin, 27. September 2006, abgerufen am 1. Februar 2011.
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