Feynman-Vorlesungen über Physik

Feynman-Vorlesungen über Physik
Englische Ausgabe von 2005 im Schuber.

Die Feynman-Vorlesungen über Physik (Originaltitel englisch The Feynman Lectures on Physics), sind eine 1964 erschienene Sammlung von Vorlesungen, die der spätere Nobelpreisträger Richard Feynman von 1961 bis 1963 am California Institute of Technology (Caltech) für Studenten der unteren Semester hielt.

Das Lehrwerk besteht aus drei Bänden, die in sich geschlossen jeweils ein größeres Themengebiet abhandeln. Behandelt werden Themen aus den Gebieten Mathematik, Elektromagnetismus, Klassische Mechanik, Quantenphysik sowie das Verhältnis der Physik zu den anderen Naturwissenschaften. Vor der Veröffentlichung wurden die Vorlesungen von Feynman, Matthew Sands und Robert B. Leighton überarbeitet, so dass sie auch in Buchform nachvollziehbar und verständlich sind.[1]

Eine Auswahl leicht verständlicher Kapitel wurde später für Leser ohne physikalische Vorkenntnisse als Sechs physikalische Fingerübungen und Physikalische Fingerübungen für Fortgeschrittene veröffentlicht.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund und Entstehung

Wie Feynman in seinem Vorwort erläutert, sollten die Vorlesungen den Physikstudenten bereits in den ersten Semestern einen Einblick in die moderne Physik geben. Es war üblich, dass die Studenten zunächst die klassische Physik erlernten und mit Themen wie der Relativitätstheorie oder Quantenmechanik, die die meisten sehr interessierten, erst in höheren Semestern in Kontakt kamen.[1]

Die Idee, dass Feynman diese Vorlesungen selbst halten sollte, stammt von Matthew Sands. Auch der Vorschlag, die Vorträge aufzunehmen und später als Lehrbuch für ähnlich ausgerichtete Kurse zu verwenden, geht auf den späteren Stanford-Professor zurück. Jedoch unterschätzte er den Aufwand für die redaktionelle Überarbeitung, die Robert Leighton zufolge pro Vorlesung etwa zehn bis zwanzig Stunden in Anspruch nahm.[2]

Zusätzlich zu den Vorlesungen bestand der Kurs aus Übungen und Experimenten, die jedoch in den Büchern nicht enthalten sind.[2] Sie wurden aber in Teilen ebenfalls veröffentlicht.[3]

Inhalt

Band I: Hauptsächlich Mechanik, Strahlung, Wärme

Der erste Band (Originaltitel: Vol. I, Mainly mechanics, radiation, and heat) umfasst die Vorlesungen der ersten zwei Semester.[2] Nach einer allgemeinen Einführung in die Physik (etwa Zeit, Geschwindigkeit oder auch Wahrscheinlichkeit) geht Feynman auf die verschiedenen Aspekte der Mechanik ein, was einen Großteil des Bands in Anspruch nimmt. Anschließend widmet er sich der Optik (etwa Interferenz und Polarisation, Farbsehen und Optik des menschlichen Auges), behandelt die Relativitätstheorie einschließlich der Strahlung einer beschleunigten elektrischen Ladung und gibt zum Abschluss eine kurze Einführung in die Thermodynamik und statistische Mechanik, einschließlich Brownscher Bewegung und Irreversibilität sowie einer kurzen Einführung in die Wahrscheinlichkeitstheorie. Ausführlich behandelt werden auch Schwingungsphänomene, die Wellengleichung in unterschiedlichen Anwendungsgebieten (Wasserwellen, Akustik) und der Zusammenhang von Symmetrien und Erhaltungssätzen. Feynman gibt auch eine kurze Einführung in die Quantentheorie.

Band II: Elektromagnetismus und Struktur der Materie

Der zweite Band (Originaltitel: Vol. II, Mainly Electromagnetism and Matter) enthält die Vorlesungen des dritten Semesters und damit eine umfassende Betrachtung der Elektrizität und des Magnetismus.[4] Gleichzeitig wird eine Einführung in die Vektoranalysis und Tensorrechnung gegeben und speziell Wellenleiter, Teilchenbeschleuniger, atmosphärische Elektrizität (Blitze) und Kristallgitter behandelt. Außerdem werden die Kontinuumsmechanik (Elastizitätstheorie und Hydrodynamik) behandelt. Elektromagnetische Strahlungsphänomene sowie Optik wurden auch schon im ersten Band behandelt. Kapitel 42 enthält eine kurze Einführung in die Allgemeine Relativitätstheorie.

Band III: Quantenmechanik

Der abschließende dritte Band (Originaltitel: Vol III, Quantum Mechanics) gibt eine Einführung in die Quantenmechanik. Unter anderem behandelt Feynman den Spin, Zweizustandssysteme (mit dem Maser als Anwendungsbeispiel) und Wellenfunktionen. Als letztes Kapitel enthält der Band die Textfassung eines Seminars, das den Josephson-Effekt der Supraleitung als makroskopisches Quantenphänomen mit der Schrödingergleichung behandelt. Es werden auch Anwendungen in der Festkörperphysik (Bandstruktur) und Halbleiter behandelt. Eine Besonderheit von Feynmans Behandlung der Quantenmechanik ist seine konsequente Verwendung des Bra-Ket-Formalismus von Paul Dirac.

Ausgaben

Deutsche Ausgaben

  • Richard P. Feynman, Robert B. Leighton, Matthew Sands: Vorlesungen über Physik.
    • Band I: Hauptsächlich Mechanik, Strahlung, Wärme. Deutsch von Heinz Köhler und Eckhard Schröder, Oldenbourg Verlag, München 1991, 4. Auflage 2001, ISBN 3486256807
    • Band II: Hauptsächlich Elektromagnetismus und Struktur der Materie. Deutsch von Marlis Mitter, Oldenbourg Verlag, München 1991, 3. Auflage 2001, ISBN 3486255894
    • Band III: Quantenmechanik. Deutsch von Henner Wessel. Oldenbourg Verlag, München 1991, 4. Auflage 2007, ISBN 3486251341

(Gebundene Ausgabe mit den Tips zur Physik bei Oldenbourg 2009, ISBN 348658989X)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Richard P. Feynman, Robert B. Leighton, Matthew Sands: Vorlesungen über Physik. Band I: Hauptsächlich Mechanik, Strahlung, Wärme. Oldenbourg 1991, S. 1-4
  2. a b c Richard P. Feynman, Robert B. Leighton, Matthew Sands: Vorlesungen über Physik. Band I: Hauptsächlich Mechanik, Strahlung, Wärme. Oldenbourg 1991, S. 5-7
  3. Feynman, Michael Gottlieb, Ralph Leighton Feynman's Tips on Physics: A Problem-Solving Supplement to the Feynman Lectures on Physics, Addison Wesley, 2006, ISBN 0-8053-9063-4
  4. Richard P. Feynman, Robert B. Leighton, Matthew Sands: Vorlesungen über Physik. Band II: Hauptsächlich Elektromagnetismus und Struktur der Materie. Oldenbourg 1991, S. 9-10

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Feynman —   [ feɪnmən], Richard Phillips, amerikanischer Physiker, * New York 11. 5. 1918, ✝ Los Angeles (Calif.) 15. 2. 1988; war 1942 45 u. a. in Los Alamos (New Mexiko) am amerikanischen Atombombenprojekt tätig; 1945 50 Professor an der Cornell… …   Universal-Lexikon

  • Feynman — Richard Feynman (Los Alamos Dienstausweis während des Zweiten Weltkriegs) Richard Phillips Feynman [ˈfaɪnmən] (* 11. Mai 1918 in New York; † 15. Februar 1988 in Los Angeles) …   Deutsch Wikipedia

  • Physik — Die Physik (von griechisch φυσική physikē‚ wissenschaftliche Erforschung der Naturerscheinungen, Naturforschung‘, lateinisch physica ‚Naturlehre‘)[1][2] untersucht die grundlegenden Phänomene in der Natur in der Absicht, deren Eigenschaften und… …   Deutsch Wikipedia

  • Physik — Phy|sik [fy zi:k], die; : Wissenschaft, die die Gesetze der Natur erforscht: sie lehrt, studiert Physik an der Universität. * * * Phy|sik 〈f. 20; unz.〉 Lehre von den unbelebten Dingen der Natur, ihrem Aufbau u. ihrer Bewegung sowie von den… …   Universal-Lexikon

  • Richard Feynman — in Fermilab. Richard Feynman (Los Alamos Dienstausweis während des Zweite …   Deutsch Wikipedia

  • Richard P. Feynman — Richard Feynman (Los Alamos Dienstausweis während des Zweiten Weltkriegs) Richard Phillips Feynman [ˈfaɪnmən] (* 11. Mai 1918 in New York; † 15. Februar 1988 in Los Angeles …   Deutsch Wikipedia

  • Richard Phillips Feynman — Richard Feynman (Los Alamos Dienstausweis während des Zweiten Weltkriegs) Richard Phillips Feynman [ˈfaɪnmən] (* 11. Mai 1918 in New York; † 15. Februar 1988 in Los Angeles …   Deutsch Wikipedia

  • Theoretische Physik — Dieser Artikel wurde den Mitarbeitern der Redaktion Physik zur Qualitätssicherung aufgetragen. Wenn Du Dich mit dem Thema auskennst, bist Du herzlich eingeladen, Dich an der Prüfung und möglichen Verbesserung des Artikels zu beteiligen. Der… …   Deutsch Wikipedia

  • Matthew Sands — (* 20. Oktober 1919 in Oxford, Massachusetts) ist ein US amerikanischer Physiker. Sands studierte an der Clark University (Bachelor 1940) und an der Rice University (Master Abschluss) Physik und Mathematik und wurde, nach Arbeiten am Manhattan… …   Deutsch Wikipedia

  • Messproblem — Eine Konsequenz der Quantenmechanik: Dichten der Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons im Wasserstoffatom in verschiedenen Zuständen. Die Quantenmechanik, auch unscharf (neue) Quantentheorie oder „Quantenphysik“ genannt, ist eine… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”