- Forum Internationale Photographie
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Das Forum Internationale Photographie (FIP) ist Teil der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim. Es hat mit der Sammlung historischer Fotografien, der Helmut-Gernsheim-Fotosammlung und dem Robert-Häusser-Archiv drei wichtige Sammlungen.
Gründung und Ausstellungsort
Anfang 2002 war dank der Curt-Engelhorn-Stiftung die Einrichtung eines Forums für Internationale Photographie am Curt-Engelhorn-Zentrum der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim möglich. Das Sammeln, Erschließen, Bewahren und Präsentieren von Konvoluten und Nachlässen international anerkannter Foto-Künstler und Foto-Sammler stellt einen entscheidenden Schwerpunkt dar beim Ausbau der fotografischen Sammlung in Mannheim. Zurzeit bilden drei Sammlungen die wichtigen Säulen des Forums Internationale Photographie: einmalige historische Reisefotografien der Geschwister Reiss, das Robert-Häusser-Archiv wie das Helmut-Gernsheim-Archiv mit seiner zeitgenössischen Fotosammlung und umfangreiche Bibliothek, die das 20. Jahrhundert umspannen. Die drei Hauptbereiche der Fotosammlungen des FIP werden durch ausgewählte Exponate der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die komplexen Fotobestände werden in immer neuen Präsentationen und in regelmäßigen Zeitabständen im Zeughaus der Reiss-Engelhorn-Museen vorgestellt.
Sammlungsbestände
Der Bestand des „Forums Internationale Photographie“ basiert auf drei Säulen:
- Historische Fotografien des 19. Jahrhunderts
- Zeitgenössische Helmut-Gernsheim-Sammlung
- Robert-Häusser-Archiv
Sammlung Geschwister Carl und Anna Reiss
Die historischen Bestände des „Forums Internationale Photographie“ basieren zum einen auf den aus der Sammlungsgeschichte der Reiss-Engelhorn-Museen resultierenden Sammlungen der Geschwister Anna Reiß (1836–1915), Wilhelm Reiß (1838–1908) und Carl Reiß (1843–1914) und der Fotosammlung von Jakob Lorent (1813–1884). Die historische Sammlung der Geschwister Reiss enthält Reisebilder sowie ethnografische Fotografien aus der Mitte des 19. Jahrhunderts – ca. 4.000 einzigartige Albuminabzüge von Fotografien, welche die Familienmitglieder auf ihren Reisen in Indien, Ceylon, China und Japan, den Vereinigten Staaten und in vielen Ländern Europas, in Syrien, dem Libanon, Palästina, Arabien, Ägypten, Tunesien, Kolumbien, Ecuador, Brasilien und in anderen Ländern gesammelt haben. Reisefotografien aus dem ehemaligen Königreich Württemberg (zwischen 1865 und 1867 entstanden) gehören in den Bestand der Sammlung Lorent, wobei 36 Ansichten von Jerusalem, die Lorent 1864 fotografierte, als einzigartige singuläre Dokumente besonders hervorzuheben sind. Ergänzt werden diese Sammlungen durch den Bestand ethnographischer Aufnahmen aus der völkerkundlichen Abteilung der Reiss-Engelhorn-Museen.
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Stoffhändler, Studioaufnahme, handkolorierter Albuminabzug, Anonym, Japan, um 1875
Zeitgenössische Helmut-Gernsheim-Sammlung
Seit Beginn des Jahres 2002 verwaltet das „Forum Internationale Photographie“ den zeitgenössischen Teil der Fotosammlung des bedeutenden Fotohistorikers und Sammlers Helmut Gernsheim wie auch sein künstlerisches Oeuvre, seinen gesamten Nachlass und seine Fotobibliothek. Das einzigartige Material besteht aus verschiedenen Sparten der Fotografie (Bildjournalismus, Sachfotografie, Porträt, Landschaft, Tiere, Tanz, Theater und künstlerische, experimentelle Positionen) und bildet eine wertvolle Basis für die internationale Forschung zur Fotogeschichte.
Robert-Häusser-Archiv
Mit der Fotosammlung des 1924 in Stuttgart geborenen Robert Häusser, die der Künstler dem „Forum Internationale Photographie“ 2002 übergeben hat, wurde der Bestand des FIP um eine international anerkannte Sammlung eines bedeutenden Fotografen der Gegenwart erweitert. Häusser, ein Pionier der zeitgenössischen Fotografie, gehört zu den wenigen international anerkannten deutschen Fotografen der Nachkriegszeit, der mit seiner unverwechselbaren Handschrift Maßstäbe gesetzt hat.
Ausstellungschronologie
- 2003/2004: Fokus Mensch - Menschenbilder aus der Photosammlung Helmut Gernsheim
- 2004/2005: Robert Häusser - Aus dem photographischen Werk 1938 bis 2004
- 2005: Zu den Ufern des Nil - Historische Fotografien des 19. Jahrhunderts
- 2006: Ins Heilige Land - Pilgerstätten von Jerusalem bis Mekka und Medina
- 2007/2008: Ins Wort gesetzt - Zeitgenössische Lyrik zu Fotografien von Robert Häusser
- 2008/2009: Robert Häusser - Das Moortagebuch, Fotografien und Notizen
- 2008/2009: Weltstars der Fotografie - Die Preisträger der Hasselblad Foundation
- ab 7. Juni 2009 bis 6. Juni 2010: Robert Häusser - Die Berliner Mauer - Fotografien und Zitate
Fokus Mensch - Menschenbilder aus der Photosammlung Helmut Gernsheim, 2003/2004
Die Ausstellung mit ihren rund 450 Exponaten war die erste einer Reihe, die sich umfassend Leben und Werk von Helmut Gernsheim (1913–1995) gewidmet hat. Anlass war der 90. Geburtstag des Sammlers, Fotografen und Pioniers der Fotogeschichte.
Der erste Teil der Ausstellung zeigte eine Bandbreite der Porträtfotografie mit Persönlichkeiten aus dem Bereich der bildenden Kunst, der Musik, der Literatur, des Theaters, des Films, der Fotografie und der Politik.
Der zweite Teil der Ausstellung zeigte Szenen aus dem Leben der Menschen, aus allen Phasen der Existenz von der Geburt über Kindheit und Erwachsensein bis hin zu Alter und Tod. Menschliches Sein in Freiheit und Repression, Sehnsucht und Hoffnungslosigkeit spiegeln sich in den Fotografien wider. „Situationen“, „Andere Kulturen“, „Zeitgeschehen“, „Kinderwelten“ waren die Lebensbereiche, die thematisch angesprochen wurde. Die Ausstellung war eine Kooperation mit dem Harry Ransom Humanities Research Center der Universität Texas in Austin und dem Moderna Museet in Stockholm.
Robert Häusser - Aus dem photographischen Werk 1938 bis 2004, 2004/2005
Aus Anlass des 80. Geburtstages würdigte das Forum Internationale Photographie die 100. Einzelausstellung von Robert Häusser.
Robert Häusser, der nach Meinung von L. Fritz Gruber, „den bedeutendste lebende, deutsche Fotograf“ ist, erhielt für seine Verdienste um die international künstlerische Fotografie und für sein Lebenswerk das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Die Ausstellungen umfasste alle Werkgruppen im künstlerischen Oeuvre von Robert Häusser.
Zu den Ufern des Nil - Historische Fotografien des 19. Jahrhunderts, 2005
Das Forum Internationale Photographie präsentierte in dieser Ausstellung zum ersten Mal ägyptische Reisefotografien aus seinen historischen Sammlungsbeständen. Wilhelm Reiss hatte sie während seiner beiden Ägyptenreisen (1880/81 und 1888/89) erworben.
Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden im Orient und im Mittleren Osten große Touristenzentren für das wohlhabende Bürgertum. Führende Landschaftsfotografen gründeten dort ihre Ateliers, die zu einem florierenden Geschäft wurden. In eindrucksvollen Bildern hielten sie archaische Landschaften, Zeugnisse einer längst untergegangenen Kultur und Genreszenen auf den belebten Straßen und Märkten von Kairo fest.
Die Ausstellung lud ein, gleichsam mit dem Blick der Touristen im 19. Jahrhundert den Nil aufwärts zu fahren und die Städte Unter- und Oberägyptens und ihre Sehenswürdigkeiten in geografischer Abfolge zu entdecken: von Alexandria – wo der Reisende damals ankam – bis Abu Simbel. So entdeckte man monumentale Bauten, die Moscheen, die Pyramiden, den Sphinx, die Pharaonengräber und die großartigen Königstempel.
Ins Heilige Land - Pilgerstätten von Jerusalem bis Mekka und Medina, 2006
Die Ausstellung „Ins Heilige Land“ lud den Besucher ein, in geographischer Abfolge die Städte des Heiligen Landes und ihre Sehenswürdigkeiten zu entdecken, sie folgt dem Blick der Reisenden im 19. Jahrhundert. Sie gelangten an mythische Orte: Jaffa, Jerusalem, Bethlehem, Bethanien, Jericho, Nazareth, Tiberias, Damaskus, Baalbek, Palmyra und Beirut, an den Jordan und ans Tote Meer. Die Ausstellung vereinte so mit den Photographien aus dem 19. Jahrhundert Zeitdokumente zu allen drei monotheistischen Religionen. Die Ausstellung wartete außerdem mit einer Weltpremiere auf: Ausgewählte Albuminabzüge von Photographien aus Jerusalem von Jakob August Lorent wurden zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt.
In der Mannheimer Ausstellung wurden auch zum ersten Mal die Pioniere der arabischen Photographie vorgestellt, sie wurden eigens dafür wissenschaftlich aufbereitet. Ein Highlight – nicht nur in der Ausstellung, sondern auch für die Geschichte der Photographie - waren die allerfrühesten Aufnahmen der arabischen Pilgerstätten in Mekka und Medina, Mohammed Sadiq Bey fertigte sie um 1881 an. Die ersten Porträts von Pilgern aus den verschiedenen Kontinenten, die sich für die muslimische Pilgerreise, die Hadsch, in Arabien aufhielten, wurden von dem holländischen Arabisten Christiaan Snouck-Hurgronje aufgenommen.
Ins Wort gesetzt - Zeitgenössische Lyrik zu Fotografien von Robert Häusser, 2007/2008
Ein bisher besonderer Fall in der Foto- und Literaturgeschichte ist das Konzept für „Ins Wort gesetzt – Zeitgenössische Lyrik zu Fotografien von Robert Häusser“.
Namhafte Lyriker aus unterschiedlichen Generationen haben zu einem Bild aus dem Lebenswerk von Robert Häusser ein Gedicht verfasst. Die Lyriker wählten ein bereits vom Fotografen künstlerisch umgesetztes Motiv als Vorlage für eine eigene dichterische Transformation.
Robert Häusser - Das Moortagebuch, Fotografien und Notizen, 2008/2009
Robert Häusser erhielt 1984 den „Kunstpreis der Stadt Nordhorn“, der mit einem dortigen Aufenthalt verbunden war. Anfang Februar 1984 entstanden Bilder über die Moorlandschaft im Emsland. Die dunklen, einsamen Moorflächen übten auf Robert Häusser eine große Anziehungskraft aus.
In seinen tagebuchartige Notizen, dem sogenannte Moortagebuch, schildert er den Entstehungsprozess seiner Bilder. Er beschreibt seine Kämpfe mit der Natur, dem Wetter, den Lichtverhältnissen, die unendliche Geduld, bis sich endlich der für ihn richtige Moment einstellt, in dem Standpunkt, Zeit und Licht mit seiner inneren Vorstellung übereinstimmen.
Weltstars der Fotografie - Die Preisträger der Hasselblad Foundation, 2008/2009
Die Ausstellung „Weltstars der Fotografie – Die Preisträger der Hasselblad Foundation“, ein Kooperationsprojekt zwischen dem Forum Internationale Photographie und der Hasselblad Foundation, Göteborg, Schweden, vereinte zum ersten Mal alle bisherigen achtundzwanzig Hasselblad-Preisträger in einer umfassenden Gesamtschau. Der Hasselbladpreis basiert auf der Stiftung des schwedischen Kamerafabrikanten Victor Hasselblad und seiner Frau Erna und ist mit 55.000 Euro der höchstdotierte Fotopreis weltweit. Er gilt unter Fachleuten als „Nobelpreis“ der Fotografie. Völlig unabhängig vom verwendeten Kamerafabrikat wird der Preis an Fotografen vergeben, die mit ihrem Lebenswerk internationale Maßstäbe gesetzt und stilbildend auf nachfolgende Fotografengenerationen gewirkt haben.
Die Ausstellung, die exklusiv für Mannheim konzipiert und nur in den Reiss-Engelhorn-Museen gezeigt wurde, führte den Besucher in einem chronologischen Rundgang durch die achtundzwanzigjährige Geschichte des Hasselbladpreises. Insgesamt wurden 251 Werke gezeigt, darunter viele Ikonen der Fotografie, die mittlerweile zum kollektiven Bildgedächtnis gehören. Dazu gehörte die medizinisch-wissenschaftlichen Fotografie eines Lennart Nilssons, die Landschaftsfotografie eines Ansel Adams, die Modefotografie eines Richard Avedon, Irving Penn oder William Klein, die Reportagefotografie eines Henri Cartier-Bresson, Edouard Boubat, Hiroshi Hamaya, Sune Jonsson, Christer Strömholm oder Malick Sidibé, die Street-Fotografie eines Lee Friedlander, die sozialdokumentarische Fotografie von Manuel Álvarez Bravo, Graciela Iturbide, Josef Koudelka, Sebastião Salgado, Susan Meiselas, Boris Mikhailov, David Goldblatt und Nan Goldin, die künstlerische Fotografie eines Robert Häusser, die in den letzten Bildserien experimentelle Fotografie eines Robert Frank, die experimentelle Farbfotografie eines Ernst Haas oder William Eggleston, die seriell-konzeptionelle Fotografie von Hiroshi Sugimoto oder von Bernd und Hilla Becher, die inszenierte Fotografie eines Jeff Wall oder einer Cindy Sherman.
Publikationen
- Fokus Mensch - Menschenbilder aus der Photosammlung Helmut Gernsheim, Publikation der Reiss-Engelhorn-Museen Band 9, Forum Internationale Photographie - Hatje Cantz Verlag: Ostfildern 2003, 376 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen, ISBN 3-7757-1380-8
- Zu den Ufern des Nil - Historische Fotografien des 19. Jahrhunderts, Publikation der Reiss-Engelhorn-Museen Band 15, Forum Internationale Photographie - Edition Braus: Heidelberg 2005, 120 Seiten, zahlreiche Abbildungen, ISBN 3-89904-192-5
- Ins Heilige Land - Pilgerstätten von Jerusalem bis Mekka und Medina, Publikation der Reiss-Engelhorn-Museen Band 18, Forum Internationale Photographie - Edition Braus: Heidelberg 2006, 176 Seiten, zahlreiche Abbildungen, ISBN 3-89904-230-1
- Ins Wort gesetzt - Zeitgenössische Lyrik zu Fotografien von Robert Häusser, Publikation der Reiss-Engelhorn-Museen Band 19, Forum Internationale Photographie - Edition Braus: 2007, 108 Seiten, 40 ganzseitige Abbildungen, ISBN 978-3-89904-257-3
- Ins Heilige Land - Pilgerstätten von Jerusalem bis Mekka und Medina. Photographien aus dem 19. Jahrhundert aus den Sammlungen der Reiss-Engelhorn-Museen, Publikation der Reiss-Engelhorn-Museen Band 18, 2. veränderte Auflage, Forum Internationale Photographie - Edition Braus: 2008, 176 Seiten, zahlreiche Abbildungen
- To the Holy Lands - Pilgrimage Centres from Mecca and Medina to Jerusalem. Photographs of the 19th Century from the Collections of the Reiss-Engelhorn-Museums, Mannheim, Publications of the Reiss-Engelhorn-Museums, Vol. 30, Forum Internationale Photographie - Prestel Verlag: Munich, Berlin, London, New York 2008,176 S., ISBN 978-3-7913-4151-4 (English trade edition)/ISBN 978-3-7913-6212-0 (English museum edition)
- Robert Häusser: Das Moortagebuch - Fotografien und Notizen, Publikation der Reiss-Engelhorn-Museen Band 27, Forum Internationale Photographie, Verlag Schnell & Steiner: Regensburg 2008, 72 Seiten, 26 ganzseitige Abbildungen, ISBN 978-3-7954-2069-7
- Weltstars der Fotografie – Die Preisträger der Hasselblad Foundation, Publikation der Reiss-Engelhorn-Museen Band 29, Forum Internationale Photographie, Edition Braus, 280 Seiten, 140 ganzseitige Farbabbildungen, ISBN 978-3-927774-23-0 (Museumsausgabe)
Weblinks
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