Äquatorialsonnenuhr (Frankfurt)

Äquatorialsonnenuhr (Frankfurt)
Die Frankfurter Äquatorialsonnenuhr am Mainufer, von Nord/West gesehen

Die Frankfurter Äquatorialsonnenuhr, gelegentlich auch als Kupferuhr bezeichnet, ist eine zusätzlich als Weltzeituhr gestaltete ringförmige Äquatorialsonnenuhr. Sie steht im Frankfurter Stadtteil Innenstadt auf einer Grünfläche westlich der Ignatz-Bubis-Brücke am Mainufer unterhalb der Schönen Aussicht. Bei ihrer Einweihung im Jahr 1951 galt die Frankfurter Äquatorialsonnenuhr als größte Sonnenuhr ihrer Art in der Welt.

Inhaltsverzeichnis

Funktion als gewöhnliche Sonnenuhr und als Weltzeit-Sonnenuhr

Weltzeitring (schmal und vorn),
Skalenband für die Tageszeit (breit und hinten)

Die Skala zur Anzeige der Tageszeit befindet sich auf dem Äquator der als Armillarsphäre ausgeführten Sonnenuhr. Als Polstab dient ein zwischen den Polen befestigter Stab. Am oberen Rand des breiten Skalenbands sind römische Ziffern zur Anzeige der Wahren Ortszeit angeheftet. Das Skalenband enthält für jeden der zwölf Monate eine eigene Skala, die den Zeitausgleich beachtet und die Mitteleuropäische Zeit anzeigt.

Ein paralleler Ring ist Weltzeitring. Auf ihm sind die Namen von 200 Städten rund um den Erdball angegeben. Er ist um die Polachse drehbar. Wird er von der Stellung für Frankfurt nach Ost oder West auf eine Stellung für eine andere Stadt gedreht, so wird auf seiner Innenfläche nicht mehr die Frankfurter, sondern die in der gewählten Stadt herrschende Zeit angezeigt. Diese Einstellung kann sowohl für die Anzeige deren Wahrer Ortszeit als auch deren Zonenzeit vorgenommen werden. Zur Anzeige der Zonenzeit muss beim Einstellen auf den momentanen Monat geachtet werden (siehe letztes Bild). Ist die Wahre Ortszeit gewünscht, wird auf den 1. September eingestellt. Das ist einer von vier Tagen im Jahr, an dem der Zeitausgleich Null ist. Bleibt der Ring in seiner Frankfurter Position, so ist auf dem Längengrad, auf den der Schatten des Polstabs fällt, gerade Mittag. Letztere Anwendung ist die übliche bei einfachen Weltzeituhren, bei denen der Ring nicht drehbar ist.

Schenkungsurkunde der Vereinigte Deutsche Metallwerke mit Funktionshinweisen
Skalenband:
für jeden Monat eine Skala
Lucem demonstrat umbra
Erst der Schatten zeigt das Licht,
in der Mitte die monatlich wechselnde Einstellmarke für den Weltzeitring

Daten und Geschichte

Die größtenteils aus Kupfer gefertigte Uhr wiegt bei einem Durchmesser von 3,6 Metern ungefähr 1000 Kilogramm. Der Haltebügel der Uhr besteht aus galvanisch verkupfertem Stahl, da eine Kupferkonstruktion für das Gewicht der Uhr zu schwach gewesen wäre. Ursprünglich fehlte auf dem Weltzeitring die Markierung Frankfurts, sie wurde nachträglich auf einem Schild am Weltzeitring angebracht.

Die Frankfurter Äquatorialsonnenuhr geht auf eine Idee des Ingenieurs und Uhrmachers Lothar M. Loske (1920–1992) zurück, der sie Ende der 1940er Jahre entwarf. Ausgeführt wurde der Bau der Uhr mit einer Bauzeit von zwei Jahren von den Vereinigte Deutsche Metallwerke (Heddernheimer Metallwerke). Für den Bau, den Transport und das Aufstellen wurden insgesamt 6000 Arbeitsstunden benötigt; die Baukosten betrugen 21.000 DM. Mit der Bauausführung war die Ingenieurin Hildegard Langeloth betraut, Unterstützung mit astronomischem Fachwissen erhielt sie durch ihren Ehemann Kurt Langeloth. Die Sonnenuhr wurde am Mainufer in der Parkanlage Nizza (50.1063668.673993) aufgestellt und am 26. April 1951 eingeweiht. Die Heddernheimer Metallwerke übergaben die Uhr als Geschenk an die Stadt Frankfurt.

Da die Bäume am Nizza so hoch geworden waren, dass sie die Uhr beschatteten und man Platz für den Neubau eines Restaurants benötigte, wurde die Sonnenuhr im Jahr 2004 nach einer Restaurierung um 1,4 Kilometer nach Osten an ihren heutigen Standort versetzt. Dabei erhielt sie einen neuen Steinsockel. Der am ursprünglichen Sockel angebrachte Tritt, der kleineren Personen die leichtere Bedienung des Weltzeitrings ermöglichen sollte, wurde dabei weggelassen. Die im ehemaligen Tritt in einer Rolle untergebrachte Schenkungsurkunde wird seitdem im Institut für Stadtgeschichte der Stadt Frankfurt aufbewahrt.

Bilder-Galerie

Literatur

  • Lothar M. Loske: Die Sonnenuhren. Kunstwerke der Zeitmessung und ihre Geheimnisse Berlin, Göttingen 1959: Springer. S. 75–81.
  • Reinhold R. Kriegler: Vom Nizza zur Schönen Aussicht. Die Frankfurter Äquatorial-Sonnenuhr von Lothar M. Loske. In: Deutsche Gesellschaft für Chronometrie, Jahresschrift 2005. S. 185–190. (Online als PDF)

Weblinks

 Commons: Äquatorialsonnenuhr (Frankfurt) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
50.1089378.691148

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