- Franz Richarz (Psychiater)
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Franz R. Richarz (* 5. Januar 1812 in Linz am Rhein; † 26. Januar 1887 in Endenich) war ein deutscher Psychiater und Leiter seiner eigenen Privat-Irrenanstalt. Heute ist er vor allem als der behandelnde Arzt des Komponisten Robert Schumann bekannt, der in Richarz' Anstalt geistig umnachtet starb.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Richarz wurde als Sohn eines Kaufmanns und Schiffsbesitzers geboren. Er studierte seit 1830 Medizin in Bonn, unter anderem auch bei Christian Friedrich Nasse. Nach der Promotion 1834 wurde er 1836 Assistent bei Maximilian Jacobi in der Irrenanstalt Siegburg. Der ambitionierte Richarz veröffentlichte 1844 eine Reformschrift Über öffentliche Irrenpflege und die Nothwendigkeit ihrer Verbesserung, in der er sich unter anderem für kleinere Anstalten in jedem Regierungsbezirk der Rheinprovinz aussprach. Im selben Jahr gründete er seine eigene Privat-Anstalt in Bonn-Endenich. 1858 lehnte er einen Ruf nach Siegburg als Nachfolger Jacobis ab, übernahm aber 1863 für einige Monate kommissarisch die Leitung der Anstalt. Die Leitung seiner eigenen Anstalt hatte er bereits seit 1859 sukzessive an seinen Neffen Bernhard Oebeke abgegeben. Schwerhörigkeit und der Umgang mit vielen Menschen machten ihm zunehmend zu schaffen. Er wurde missmutig und reizbar. Bis 1872 blieb er aber konsultierender Arzt seiner Anstalt. 1867 gründete Richarz gemeinsam mit Karl Friedrich Werner Nasse den psychiatrischen Verein der Rheinprovinz.
Richarz vertrat eine somatische Konzeption der Geisteskrankheiten, wonach diese auf idiopathischen Veränderungen des Gehirns beruhten. Später verfasste er einige der ersten Arbeiten über die Vererbung von Geisteskrankheiten.
Im Gebäude der Richarz'schen Privatanstalt ist inzwischen das Schumannhaus Bonn untergebracht.
Schriften
- Franciscus Richarz: De vesaniae Cognitione et cura quaedam. Univ., Med. Diss.--Bonn, 1834… Schloesser, Coloniae 1834.
- Franz Richarz: Ueber öffentliche Irrenpflege und die Nothwendigkeit ihrer Verbesserung mit besonderer Rücksicht auf die Rheinprovinz., Bonn 1844.
- F. W. Boecker, C. Hertz, Fr. Richarz (Hrsg.): Reiner Stockhausen. Ein actenmässiger Beitrag zur psychish-gerichtlichen Medicin für Aerzte u. Juristen, mit Gutachten von M. Jacobi u. den Herausgebern. Elberfeld 1855.
- Franz Richarz: Über Zeugung und Vererbung. Entgegnung auf die "Beiträge zur Erblichkeitsfrage von Emanuel Roth" …, Bonn 1880.
Literatur
- Oebeke: Nekrolog. In: Allgemeine Zeitschrift für Psychiatrie 43 (1887): S. 557ff.
- Bandorf: Richarz, Franz. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 28, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 423 f.
- Bernhard R. Appel und Aribert Reimann: Robert Schumann in Endenich (1854 - 1856): Krankenakten, Briefzeugnisse und zeitgenössische Berichte. Schott, Mainz 2006, ISBN 3-7957-0527-4.
- Salina Braun: Heilung mit Defekt. Psychiatrische Praxis an den Anstalten Hofheim und Siegburg 1820-1878. Göttingen 2009.
- John Worthen: Robert Schumann. Life and death of a musician. Yale University Press, New Haven 2007, ISBN 978-0-300-11160-6.
Weblinks
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