Franz Walter (Politikwissenschaftler)

Franz Walter (Politikwissenschaftler)

Franz Walter (* 2. März 1956 in Steinheim, Nordrhein-Westfalen) ist ein deutscher Politikwissenschaftler und Professor für Politikwissenschaft an der Universität Göttingen. Walter ist vor allem durch seine Arbeiten zur Parteienforschung bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er studierte an der Freien Universität Berlin und an der Universität Bielefeld (Staatsexamen 1982). 1985 wurde er an der Universität Göttingen zum Doktor der Sozialwissenschaften promoviert. Nach einer Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Historischen Kommission zu Berlin kehrte er 1988 zurück nach Göttingen. Dort habilitierte er sich, wurde 2000 zum außerordentlichen Professor bestellt und schließlich 2002 zum ordentlichen Professor berufen.

In seinen Arbeiten bemüht sich Walter sehr um eine allgemein verständliche Sprache, um politikwissenschaftliche Erkenntnisse einem breiten Publikum nahe zu bringen.

Zusammen mit seinem Göttinger Kollegen Peter Lösche prägt er die Göttinger Schule der Parteienforschung, in deren Mittelpunkt eine qualitative und stark historische Annäherung an den Forschungsgegenstand steht. Im Mittelpunkt seiner Forschung standen zunächst die Arbeiterbewegung und die SPD, seit Ende der 1990er Jahre zunehmend auch andere Parteien.

Die Pläne des Präsidenten der Göttinger Universität, Kurt von Figura, sahen die Streichung am Seminar für Politikwissenschaft an der Georg-August-Universität Göttingen vor und führten zwischenzeitlich zu einem offenen Streit zwischen dem Göttinger Politikwissenschaftler und dem Präsidenten. Walter leitet seit 2010 das Göttinger Institut für Demokratieforschung in der „Villa Stich“.

Walter ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Seit 1972 ist er Mitglied der SPD, übt jedoch keine Funktionen in der Partei aus.

Rezeption

Kritiker schätzen Walters Fachkenntnis über Parteien, seine allgemeinverständliche Sprache und seinen Sinn für die „untergründigen tektonischen Verschiebungen“ in der Gesellschaft, bezeichnen seine Forschung allerdings auch als „narrativ“ und „essayistisch“.[1] Er veröffentlicht auch regelmäßig in Printmedien mit breiter und heterogener Leserschaft (etwa dem Spiegel, der Welt oder der Frankfurter Rundschau).

Publikationen (Auswahl)

  • Peter Lösche, Franz Walter: Die SPD: Klassenpartei - Volkspartei - Quotenpartei; zur Entwicklung der Sozialdemokratie von Weimar bis zur deutschen Vereinigung. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1992, ISBN 3-534-10994-5.
  • Peter Lösche, Franz Walter: Die FDP: Richtungsstreit und Zukunftszweifel. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1996, ISBN 3-534-80195-4.
  • Franz Walter: Die SPD: Vom Proletariat zur neuen Mitte. Alexander Fest Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-8286-0173-1.
  • Franz Walter, Joachim Bischof et al.: Schwarzbuch Rot-Grün: Von der sozial-ökologischen Erneuerung zur Agenda 2010. VSA-Verlag, Hamburg 2005, ISBN 3-89965-137-5.
  • Franz Walter: Träume von Jamaika: Wie Politik funktioniert und was die Gesellschaft verändert. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2006, ISBN 3-462-03760-9.
  • Franz Walter, Felix Butzlaff, Matthias Micus, Tim Spier: Die Linkspartei: Zeitgemäße Idee oder Bündnis ohne Zukunft?. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-14941-7.
  • Franz Walter: Im Herbst der Volksparteien? Aufstieg und Rückgang politischer Massenintegration. transcript Verlag, Bielefeld 2009, ISBN 978-3-8376-1141-0.
  • Franz Walter: Vorwärts oder abwärts? Zur Transformation der Sozialdemokratie. edition suhrkamp, Berlin 2010, ISBN 978-3-518-12622-6.
  • Franz Walter: Gelb oder Grün? Kleine Parteiengeschichte der besserverdienenden Mitte in Deutschland. transcript Verlag, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-8376-1505-0.
  • Franz Walter: Charismatiker und Effizienzen: Porträts aus 60 Jahren Bundesrepublik. edition suhrkamp, 2009, ISBN 978-3518125779.
  • Franz Walter: Republik, das ist nicht viel: Partei und Jugend in der Krise des Weimarer Sozialismus. transcript Verlag, Bielefeld 2011, ISBN 978-3-8376-1832-7.

Literatur und Rezensionen

Weblinks

Quellen

  1. Christian Füller: Der Präsident, der Forscher und der Wulff. In: taz. 23. November 2005, S. 18.

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