Friedrich Klausing

Friedrich Klausing

Friedrich Hermann Klausing (* 19. August 1887 in Mönchengladbach; † 6. August 1944 in Prag) war ein deutscher Jurist und Hochschullehrer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Klausing war der Sohn des Oberrealschuldirektors Friedrich Klausing (1857−1908) und Ida (1865−1935), geborene Trappmann. Nach dem Abschluss seiner Schullaufbahn absolvierte Klausing ein Studium der Staats- und Rechtswissenschaft, Geschichte sowie Philosophie an den Universitäten in Marburg, München und Berlin. Nach dem Assessorexamen promovierte er 1913 in Marburg mit der Dissertation „Über Handelsgebräuche im Zahlungsverkehr mit Wechseln und Schecks“ bei Ernst Heymann zum Dr. jur. und habilitierte sich im gleichen Jahr mit der Schrift Die Zahlung durch Wechsel und Scheck ebenfalls in Marburg.[1]

Klausing wurde 1914 Dozent an der Handelshochschule München und nahm von 1914 bis 1918 am Ersten Weltkrieg teil, zuletzt als Leutnant der Reserve und Kompanieführer. Nach Kriegsende war Klausing 1920 als Professor Direktor der Handelshochschule München. Ab 1921 lehrte er an der Universität Frankfurt, wechselte 1932 an die Universität Marburg und kehrte bereits 1933 auf den Lehrstuhl für Deutsche Rechtsgeschichte, Zivil- und Wirtschaftsrecht nach Frankfurt zurück.[2] Klausing erhielt dort noch 1933 direkt vom Rektor der Frankfurter Universität Ernst Krieck das Amt des Dekans der juristischen Faktultät, welches er bis 1937 bekleidete.[3]

Klausing gehörte von 1920 bis 1932 der Deutschen Volkspartei an und wurde nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 Mitglied der NSDAP. Er trat 1931 dem Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten bei und wechselte im Zuge der Überführung dieser Organisation in die Sturmabteilung (SA) 1933 zur SA.[4] In der SA erreichte er mindestens den Rang eines Obersturmführers.[2] Klausing gehörte zudem der Akademie für Deutsches Recht an, wo er den GmbH–Ausschuss leitete. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Klausing als Reserveoffizier zur Wehrmacht eingezogen und nahm am Westfeldzug teil.[3] Ab September 1940 lehrte er an der Deutschen Karl-Ferdinands-Universität in Prag und wurde dort im November 1943 zum Rektor ernannt.[2]

Klausing war mit Marie-Sibylle (* 1889), geborene Lehmann, verheiratet. Das Paar hatte die drei Söhne Benno (* 1915), Friedrich Karl (1920−1944) und Otto (* 1926) sowie die Tochter Mathilde (* 1919).[1] Sein Sohn Friedrich Karl Klausing hatte als Offizier der Wehrmacht und Adjutant von Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944 teilgenommen. Nach dem gescheiterten Attentat stellte er sich am Morgen des 21. Juli 1944 der Gestapo und wurde nach einem Prozess vor dem Volksgerichtshof am 8. August 1944 umgehend gehängt.[5] Aufgrund der Beteiligung seines Sohnes am Attentat vom 20. Juli 1944 wurde Klausing am 5. August 1944 durch den Staatsminister Karl Hermann Frank aus dem Amt als Rektor entlassen.[6] Daraufhin beging Klausing in der Nacht vom 5. auf den 6. August 1944 in seiner Prager Dienstvilla durch Erschießen Suizid. In dem Abschiedsbrief den Klausing hinterließ, weist nichts auf ein Verständnis für die Tat seines Sohnes hin.[3] Klausing schloss seinen Abschiedsbrief mit den Worten: „Es lebe Deutschland – es lebe der deutsche Geist, es lebe der deutsche Soldat! Es lebe die SA. – Es lebe der Führer! gez. Friedrich Klausing“.[7]

Literatur

  • Bernhard Diestelkamp: Drei Professoren der Rechtswissenschaft in bewegter Zeit: Heinrich Mitteis (1889–1952), Franz Beyerle (1885 - 1977), Friedrich Klausing (1887–1944), Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Steiner, Mainz/Stuttgart 2000.
  • Bernhard Diestelkamp: Friedrich Klausing (1887–1944). In: Bernhard Diestelkamp u. Michael Stolleis (Hrsg.): Juristen an der Universität Frankfurt am Main, Baden-Baden 1989, S. 171–186.
  • Johannes Bähr / Ralf Banken (Hrsg.): Wirtschaftssteuerung durch Recht im Nationalsozialismus : Studien zur Entwicklung des Wirtschaftsrechts im Interventionsstaat des "Dritten Reichs", Klostermann, Frankfurt am Main 2006 (= Studien zur europäischen Rechtsgeschichte, 199; Das Europa der Diktatur, 9; ISBN 3-465-03447-3).
  • Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004, S. 90.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8. 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Klausing, Friedrich Hermann. In: Hessische Biografien
  2. a b c Johannes Bähr / Ralf Banken (Hrsg.): Wirtschaftssteuerung durch Recht im Nationalsozialismus : Studien zur Entwicklung des Wirtschaftsrechts im Interventionsstaat des "Dritten Reichs", Frankfurt am Main 2006, S. 471
  3. a b c Bernd Rüthers: Verräter, Zufallshelden oder Gewissen der Nation? - Facetten des Widerstandes in Deutschland, Tübingen 2008, ISBN 978-3161497513, S. 40f
  4. Hans Lemberg (Hrsg.): Universitäten in nationaler Konkurrenz. Zur Geschichte der Prager Universitäten im 19. und 20. Jahrhundert. (Veröffentlichungen des Collegium Carolinum, Band 86). München 2003, ISBN 3-486-56392-0, S. 188
  5. Friedrich Karl Klausing bei Gedenkstätte Deutscher Widerstand
  6. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 313.
  7. Bernd Rüthers: Verräter, Zufallshelden oder Gewissen der Nation? - Facetten des Widerstandes in Deutschland, Tübingen 2008, ISBN 978-3161497513, S. 47

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