- Fußballländerspiel Schweiz
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Das Fußballländerspiel Schweiz gegen Deutschland 1908 fand am 5. April zwischen den Nationalmannschaften beider Länder im Basler Landhof-Stadion statt. Es war das erste Länderspiel der Deutschen Nationalmannschaft, das dritte Länderspiel und der erste Sieg für die Schweizer. Das Spiel endete 5:3.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Am 30. November 1872 hatten England und Schottland das erste Länderspiel der Fußballgeschichte ausgetragen. 1876 und 1882 folgten die beiden anderen britischen Verbände Wales und Irland. Auch zwischen den USA und Kanada hatte es bereits 1885 ein inoffizielles Länderspiel in Nordamerika gegeben. Im Jahr 1902 folgten Argentinien und Uruguay in Südamerika. Noch davor und vor dem ersten Länderspiel 1902 in Europa außerhalb der britischen Inseln zwischen Österreich und Ungarn, hatte Walther Bensemann zwischen 1898 und 1901 sieben - später als „Ur-Länderspiele“ bezeichnete – „Internationale Fußballwettspiele“ gegen französische und englische Mannschaften organisiert, die aber keinen offiziellen Charakter hatten. Zwischenzeitlich war am 28. Januar 1900 der Deutsche Fußballbund gegründet worden und am 21. Mai 1904 wurde die FIFA gegründet. Bei den Olympischen Sommerspielen 1900 und 1904 war Fußball Demonstrationswettbewerb, es nahmen aber nur Vereinsmannschaften teil. Als sich Deutschland und die Schweiz am 5. April 1908 zum ersten Länderspiel trafen, hatten andere Verbände, insbesondere die Britischen bereits mehrere Länderspiele ausgetragen (siehe Liste der ersten Fußball-Länderspiele).
In Deutschland steckte der Fußball trotz bereits vier ausgetragener Deutscher Meisterschaften organisatorisch noch in den Kinderschuhen. Einen Bundestrainer, der die Spieler nominierte, gab es noch nicht, für die Auswahl der Spieler war der Spielausschuss des DFB unter Hugo Egon Kubaseck zuständig. Da der Einfluss der Regionalverbände im DFB sehr hoch war, musste der Spielausschuss bei der Zusammenstellung die Gewichtung der Verbände berücksichtigen. Vier Spieler kamen aus dem seinerzeit noch größten Regionalverband, dem Verband Süddeutscher Fußball-Vereine, drei stellte der Westdeutsche Spiel-Verband, zwei kamen aus Mitteldeutschland und jeweils einer aus Norddeutschland und Berlin. Aus dem Bereich des erst kurz zuvor gegründeten Baltischen Rasensport-Verbandes wurde kein Spieler nominiert.
Die Spieler, die nominiert wurden, erfuhren dies teilweise zuerst über die Zeitung, bevor sie wenige Tage vor dem Spiel die offizielle Einladung des DFB erhielten. Fritz Becker berichtete später:[1]
- „Nach der Veröffentlichung in der Zeitung habe ich damals über eine Woche lang nichts mehr von meiner Aufstellung für den Länderkampf gehört. Zwei in Frankfurt ansässige Mitglieder des DFB-Vorstandes bzw. des VSFV konnten mir lediglich bestätigen, dass es mit meiner Nominierung zum Länderspiel seine Richtigkeit habe. Endlich kam dann am Donnerstag die sehnlichst erwartete Nachricht vom DFB. [...] Dann kam endlich am Freitagnachmittag, also nicht einmal 24 Stunden vor der Abfahrt des Zuges nach Basel, der Schlussbescheid. Kurz und bündig: Am Samstag würde mir an der Bahnsteigsperre (Zug kommt aus Berlin) die Fahrkarte zur Reise nach Basel ausgehändigt.“
Die meisten Spieler lernten sich erst auf der Bahnfahrt nach Basel oder direkt vor dem Spiel kennen und hatten in dieser Zusammensetzung nicht einmal miteinander trainiert. Erst am Morgen des Spiels traf man sich in Basel zur Mannschaftsbesprechung, nachdem alle Spieler einzeln und auf eigene Kosten angereist waren - der DFB stellte lediglich 20 Mark für Spesen. Über den Ablauf des Spieltages hieß es im amtlichen Bericht des DFB unter anderem:[2]
- „Am Sonntag früh um 9 Uhr war Kleidungsapell bei Herrn Behm, welcher die „Vermessungen“ usw. „ganz in weiß“ beaufsichtigte. Das erste Frühstück ließen sich alle vortrefflich munden. Gegen 10 Uhr stellten sich die Schweizer Herren ein, um uns zu froher Fahrt durch die Stadt abzuholen. Im Anschluß daran wurde uns der Zoologische Garten gezeigt und beim Gläschen Bier wurden auch noch die Chancen für den Wettkampf besprochen, jedoch war keine Einigung zu erzielen, denn jede Partei ‚wollte‘ verlieren. Die Spieler fuhren hierauf zum Imbiß ins Hotel. Um 2.45 Uhr ging es zum Platz, an endlosen Zuschauermassen vorbei. Wohl 5000 Menschen begrüßten die deutsche Mannschaft bei ihrem Erscheinen.“
Die taktische Marschroute für das Spiel wurde vom Kapitän Arthur Hiller festgelegt, der allerdings kaum einen seiner Mitspieler kannte.[3]
Das Spiel
Als das Spiel im Landhof-Stadion vor 3500 Zuschauern von Schiedsrichter H. P. Devitte angepfiffen wurde, herrschte in Basel Regenwetter. Anstoß hatten die Schweizer. Das 1:0 für Deutschland fiel bereits mit einem der ersten Angriffe der Deutschen in der 6. Minute: Eine Flanke von Rechtsaußen Gustav Hensel lenkte Fritz Förderer in Richtung Tor und der in diesen Schuss grätschende Fritz Becker vollendete. Die zusammengewürfelte deutsche Elf um Kapitän Hiller spielte anfangs recht passabel, doch schon in der 21. Minute glich die Schweiz durch Hans Kämpfer aus. In der 28. Spielminute fiel nach einem misslungenem Rückpass durch Jordan das erste deutsche Eigentor. Nur vier Minuten später schoss Siegfried Pfeiffer das 3:1 für die Schweiz. Nach der Halbzeitpause wurden die Schweizer schwächer, so dass Fritz Förderer in der 52. Minute mit einem Alleingang über das gesamte Feld das 2:3 für Deutschland schoss. Doch die Schweiz berappelte sich und schoss in der 57. Minute durch Pfeiffer das 4:2. Mit einem Schuss in die lange Ecke gelang Fritz Becker das 3:4. Doch noch in der 89. Minute schoss der Schweizer Hans Kämpfer das 5:3, welches auch der Endstand wurde.
Paarung Schweiz – Deutschland Ergebnis 5:3 Datum 5. April 1908 Stadion Landhof, Basel
3.500 ZuschauerSchiedsrichter H. P. Devitte (In der Schweiz lebender Engländer) Tore 0:1 Fritz Becker
1:1 Hans Kämpfer
2:1 Eigentor durch Ernst Jordan
3:1 Dr. Siegfried Pfeiffer
3:2 Fritz Förderer
4:2 Dr.Siegfried Pfeiffer
4:3 Fritz Becker
5:3 Hans KämpferSchweiz Dr. Ivan Dreyfuss (Servette FC Genève)
Marcel Henneberg (Servette Genf)
Daniel Hug (FC Basel)
Eugène Strauss (FC Montriond-Sports Lausanne)
Alfred Mégroz (FC Montriond-Sports Lausanne)
Walter Lehmann (Young Boys Bern)
Alfred Rubli (Young Boys Bern)
Dr. Siegfried Pfeiffer ( - FC Basel)
Hans Kämpfer (Young Boys Bern)
Roger Isenegger (FC Montriond-Sports Lausanne)
Theo Gobelt (FC St. Gallen)
Trainer: François DégérineDeutschland Fritz Baumgarten (Berliner FC Germania 1888)
Ernst Jordan (Magdeburger Fußball- u. Cricket-Club Victoria)
Walter Hempel (FC Sportfreunde Leipzig)
Karl Ludwig (Kölner SC 1899)
Arthur Hiller ( - 1. FC Pforzheim)
Hans Weymar (FC Victoria 1895 Hamburg)
Gustav Hensel (Casseler FV 95)
Fritz Förderer (Karlsruher FV)
Eugen Kipp (Stuttgarter Turn- und Sportfreunde)
Fritz Becker (Frankfurter FC Kickers)
Willy Baumgärtner (Düsseldorfer SV 1904)
Trainer: kein TrainerNach dem Spiel
Für Fritz Baumgarten, Fritz Becker, Gustav Hensel, Ernst Jordan und Karl Ludwig blieb es das einzige Länderspiel. Die meisten Länderspiele aus dieser Mannschaft bestritt Eugen Kipp, der es auf 18 Länderspiele brachte und zeitweise Rekordnationalspieler war. Für die deutsche Nationalmannschaft blieb es die einzige Niederlage in Basel gegen die Schweiz, lediglich gegen Ungarn wurde dort bei der WM 1954 mit 3:8 nochmals ein Spiel verloren. Neben zehn Siegen und einem Remis gegen die Schweiz, stehen Siege gegen Österreich (6:1 im WM-Halbfinale 1954), Portugal (3:2 im EM-Viertelfinale 2008) und die Türkei (3:2 im EM-Halbfinale 2008) zu Buche.
Die Schweiz war nicht nur Deutschlands erster Gegner, sondern spielte auch sowohl nach dem Ersten als auch dem Zweiten Weltkrieg als erstes Land wieder gegen Deutschland und ist Deutschlands häufigster Länderspielgegner. Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums des ersten Spiels trafen beide Mannschaften am 26. März 2008 wieder in Basel aufeinander. Es war gleichzeitig das 800. Länderspiel des DFB und das 679. Länderspiel für die Schweiz.
Siehe auch
- Liste der Länderspiele der deutschen Fußballnationalmannschaft
- Liste der Länderspiele der Schweizer Fussballnationalmannschaft
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ zitiert nach Ulrich Matheja: Schlappekicker und Himmelsstürmer. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2007, ISBN 978-3-89533-538-9, S. 31f.
- ↑ * Carl Koppehel: Geschichte des deutschen Fußballsports. DFB (Hrsg.), Frankfurt am Main 1959, S. 117
- ↑ Kicker: 100 Jahre Deutsche Länderspiele, Olympia Verlag 2008, Seite 17
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