Schweizer Fussballnationalmannschaft

Schweizer Fussballnationalmannschaft
Schweiz
Suisse (frz.)
Svizzera (ital.)
Svizra (rät.)
Logo des Schweizerischen Fussballverbandes
Spitzname(n) «Nati»
Verband Schweizerischer
Fussballverband
Konföderation UEFA
Technischer Sponsor Puma
Trainer DeutschlandDeutschland Ottmar Hitzfeld
Co-Trainer SchweizSchweiz Michel Pont
Rekordtorschütze Alexander Frei (42)
Rekordspieler Heinz Hermann (117)
FIFA-Code SUI
FIFA-Rang 18. (920 Punkte)
(Stand: 19. Oktober 2011)[1]
Trikotfarben
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Heim
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Auswärts
Bilanz
718 Spiele
232 Siege
158 Unentschieden
328 Niederlagen
Statistik
Erstes Länderspiel
FrankreichFrankreich Frankreich 1:0 Schweiz SchweizSchweiz
(Paris, Frankreich; 12. Februar 1905)
Höchster Sieg
SchweizSchweiz Schweiz 9:0 Litauen Litauen 1918Litauen
(Paris, Frankreich; 25. Mai 1924)
Höchste Niederlagen
SchweizSchweiz Schweiz 0:9 England (Amateure) EnglandEngland
(Basel, Schweiz; 20. Mai 1909)
Ungarn 1867Ungarn Ungarn 9:0 Schweiz SchweizSchweiz
(Budapest, Ungarn; 29. Oktober 1911)
Erfolge bei Turnieren
Weltmeisterschaft
Endrundenteilnahmen 9 (Erste: 1934)
Beste Ergebnisse Viertelfinale (1934, 1938, 1954)
Europameisterschaft
Endrundenteilnahmen 3 (Erste: 1996)
Beste Ergebnisse Vorrunde (1996, 2004, 2008)
Olympische Spiele
Silber 1924
(Stand: 11. Oktober 2011)

Die Schweizer Fussballnationalmannschaft (kurz «Nati», [ˈnat͡si], französisch Équipe de Suisse de football, italienisch Nazionale di calcio della Svizzera, rätoromanisch Squadra naziunala da ballape da la Svizra) ist die Auswahlmannschaft des Schweizerischen Fussballverbands (SFV) und vertritt die Schweiz auf internationaler Ebene. Sie wird seit Juli 2008 von Ottmar Hitzfeld trainiert.

Ihr erstes Länderspiel absolvierten die Schweizer 1905 gegen Frankreich. Der bisher grösste Erfolg des A-Teams war der Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Sommerspielen 1924, der grösste Erfolg einer Juniorenauswahl 2009 der Weltmeistertitel der U 17. Von den 1930er- bis 1960er-Jahren prägte der Österreicher Karl Rappan den Schweizer Fussball entscheidend; er führte den Schweizer Riegel ein und betreute die Mannschaft an drei Weltmeisterschaften. Die WM 1954 fand in der Schweiz statt.

In den 1960er-Jahren begann eine Ära der Erfolglosigkeit, die fast dreissig Jahre dauerte. Nationaltrainer Roy Hodgson brachte die Mannschaft wieder in die Nähe der Weltspitze und erreichte die Qualifikation für die WM 1994 und die EM 1996. Mit Nationaltrainer Jakob Kuhn qualifizierten sich die Schweizer für die EM 2004 und die WM 2006. An der EM 2008 war man als Gastgeber gemeinsam mit Österreich automatisch teilnahmeberechtigt. Unter Ottmar Hitzfeld schaffte die Schweiz die Qualifikation für die WM 2010.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Fussball-Pionierland Schweiz

Nach dem Vereinigten Königreich war die Schweiz das erste Land Europas, in dem der Fussballsport ausgeübt wurde. Britische Studenten gründeten 1860 den Lausanne Football and Cricket Club, der möglicherweise der erste Fussballclub Kontinentaleuropas war. 1879 entstand der älteste noch heute bestehende Club der Schweiz, der FC St. Gallen. Elf Vereine gründeten 1895 im Bahnhofbuffet Olten die «Schweizerische Football-Association». Anfänglich waren vier von fünf Mitgliedern der Verbandsleitung Briten. Der Schweizer Verband gehörte 1904 zu den sieben Gründungsmitgliedern der FIFA und nannte sich 1913 in Schweizerischer Fussballverband (SFV) um. Mit der Eindeutschung des Namens sollte der damals noch immer als typisch «britisch» geltende Fussball besser in der Bevölkerung verankert werden. Darüber hinaus hoffte der Verband, mit diesem Schritt den Status einer subventionsberechtigten Organisation zu erhalten, was jedoch erst in den 1920er Jahren gelang.[2]

Dass sich im Schweizer Fussball nur wenige deutschsprachige Begriffe durchgesetzt haben, ist auf den starken anglophonen Einfluss in der Frühphase zurückzuführen. So wird der Elfmeter nach wie vor Penalty, die Ecke Corner, das Tor Goal und der Spielführer Captain genannt. Auch zahlreiche Vereine tragen englische Namen wie zum Beispiel die Young Boys oder die Grasshoppers.[3]

Die weitere Verbreitung des Fussballs in Europa erfolgte hauptsächlich von der Schweiz aus, durch Absolventen hiesiger Eliteschulen und Universitäten, die das Spiel während ihrer Studienaufenthalte kennengelernt hatten und es in ihre jeweiligen Heimatländer brachten. Zu ihnen gehören unter anderem der Deutsche Walther Bensemann, der 1889 den ersten Fussballverein in Süddeutschland gründete, und Vittorio Pozzo, der das Spiel ebenfalls in der Schweiz kennengelernt hatte und entscheidend zu dessen Popularisierung in Italien beitrug. Auch Schweizer sorgten für die Verbreitung: Der Turnlehrer Georges de Rebius führte 1893 den Fussball in Bulgarien ein[4], Hans Gamper gründete 1899 den FC Barcelona, die Mehrheit der Gründungsmitglieder von Inter Mailand waren Schweizer. Der fast vollständig aus Schweizern zusammengesetzte Verein Stade Helvétique Marseille gewann 1909, 1911 und 1913 die Meisterschaft des grössten französischen Verbandes USFSA.[5]

Die ersten Jahre der Nationalmannschaft (1905–1918)

Internationale Spiele fanden ab Mitte der 1890er Jahre zunächst auf Vereinsebene gegen Teams aus dem grenznahen Ausland statt. Am 4. Dezember 1898 spielte erstmals eine Auswahl Schweizer Vereinsmannschaften, die eine süddeutsche Auswahl mit 3:1 bezwang. Das Aufgebot bestand zur Hälfte aus in der Schweiz lebenden Ausländern, die meisten davon waren Briten.[6] Es folgten weitere Partien dieser Art, so zum Beispiel am 8. April 1901 die Begegnung mit Österreich, die in der österreichischen Fussball-Literatur als «Ur-Länderspiel» bezeichnet wird und mit einer 0:4-Niederlage endete.

Das erste Länderspiel (Frankreich-Schweiz am 12. Februar 1905)

Ihr erstes offizielles Länderspiel trugen die Schweizer am 12. Februar 1905 in Paris gegen Frankreich aus. Die Partie vor 5000 Zuschauern verloren die Schweizer mit 0:1. Das Rückspiel in Genf konnte aufgrund finanzieller Probleme des Verbandes erst drei Jahre später ausgetragen werden und ging mit 1:2 verloren. Adolf Frenken vom FC Winterthur erzielte das erste Schweizer Länderspieltor.[7] Im dritten Spiel am 5. April 1908 kamen die Schweizer zu ihrem ersten Sieg. In Basel schlugen sie die Fussballnationalmannschaft des Deutschen Reiches mit 5:3, es war zugleich das erste Länderspiel der Reichsdeutschen. Am 20. Mai 1909 war England zu Gast, die Schweizer verloren 0:9. Diese Begegnung sowie ein Auswärtsspiel gegen Ungarn im Jahr 1911 mit demselben Ergebnis sind bis heute die höchsten Niederlagen. Der Verband plante eine Teilnahme bei den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm, dieses Vorhaben konnte jedoch wegen Geldmangels nicht in die Tat umgesetzt werden.[8]

Nach Beginn des Ersten Weltkriegs war der Spielbetrieb in der Schweiz stark eingeschränkt. Über die Hälfte der Spielfelder wurden in Äcker umfunktioniert und viele Vereine liessen ihre Aktivitäten ruhen, da die Spieler Militärdienst leisten mussten. Doch dem SFV gelang es nach und nach, die zunächst skeptischen Militärbehörden von der guten physischen Konstitution der zum Dienst eingezogenen Fussballer zu überzeugen. Der Spielbetrieb normalisierte sich ab 1916 weitgehend, auch zahlreiche Militäreinheiten führten Fussballspiele durch und trugen so zur Popularisierung des Sports bei. Es konnten auch fünf Länderspiele durchgeführt werden, zwei Heimspiele gegen Österreich sowie je ein Auswärtsspiel in Italien, Österreich und Ungarn.[9]

Zwischenkriegszeit (1918–1938)

Das erste Nachkriegsländerspiel wurde am 29. Februar 1920 gegen Frankreich ausgetragen. Die Partie am 27. Juni 1920 in Zürich gegen das Deutsche Reich war politisch äusserst brisant. Die FIFA hatte den Kriegsverlierer mit einem Länderspielverbot belegt, das die Schweizer aber ignorierten. Frankreich drohte der Schweiz mit einem Fussballboykott, auch aus Belgien und England gab es Proteste. Der Regionalverband der Romandie untersagte seinen Mitgliedern die Teilnahme am Spiel. Dieses fand dennoch statt und endete mit einem 4:1-Sieg der Schweizer. Bereits im August 1919 hatte der SFV beschlossen, am Fussballturnier der Olympischen Sommerspiele 1920 in Antwerpen teilzunehmen. Nur gerade eine Woche vor Turnierbeginn zog sie die Anmeldung wieder zurück. Einerseits fehlte das Geld, andererseits befürchtete man angesichts des umstrittenen Deutschland-Spiels eine Spaltung des Verbandes entlang der Sprachgrenze.[10]

17 Spieler fuhren mit dem Zug nach Paris zu den Olympischen Sommerspielen 1924. Der SFV hatte in Erwartung eines frühzeitigen Ausscheidens ein Gruppenbillet gelöst, das nur zehn Tage gültig war. In Begleitung der Spieler waren erstmals überhaupt drei eigens vom Verband engagierte Trainer, die Briten Teddy Duckworth und Jimmy Hogan sowie der Ungare Izidor Kürschner. Im einzigen Vorrundenspiel gewannen die Schweizer gegen Litauen mit 9:0 und erzielten den höchsten Sieg ihrer Geschichte. Im Achtelfinale trafen sie auf die Tschechoslowakei, das Spiel endete 1:1 nach Verlängerung. Im Wiederholungsspiel setzten sich die Schweizer mit 1:0 durch. Nachdem im Viertelfinale Italien mit 2:1 besiegt worden war, rief die Zeitung «Sport» zu einer Spendenaktion auf, um die zusätzlich anfallenden Kosten für Hotelübernachtungen aufbringen zu können. Im Halbfinale trafen die Schweizer auf den Turnierfavoriten Schweden und siegten unerwartet mit 2:1. Die Sensation im Finalspiel blieb aus; man verlor 0:3 gegen Uruguay, sicherte sich aber die Silbermedaille und erhielt den inoffiziellen Titel eines Europameisters.[11]

Nach diesem Höhenflug sank das Leistungsniveau der Nationalmannschaft spürbar. Bei den Olympischen Sommerspielen 1928 in Amsterdam spielte die Schweiz nur eine einzige Partie; nach der 0:4-Niederlage gegen das Deutsche Reich schied sie bereits aus. Ebenfalls bescheiden waren die Leistungen beim Europapokal der Fussball-Nationalmannschaften, dem Vorgänger der Europameisterschaft. Bei allen sechs Austragungen klassierten sich die Schweizer auf dem letzten Platz, allerdings wurde Leopold Kielholz bei der dritten Ausgabe (1933–35) gemeinsam mit dem Ungaren György Sárosi Torschützenkönig. An der ersten Weltmeisterschaft, 1930 in Uruguay, nahm die Schweiz wie zahlreiche andere europäische Länder aus Kostengründen nicht teil.[12]

Die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 1934 in Italien schafften die Schweizer nur mit Glück. Die zwei Unentschieden gegen Jugoslawien und Rumänien hätten eigentlich nicht gereicht, doch die Rumänen hatten einen nicht berechtigten Spieler eingesetzt, weshalb das Unentschieden am Grünen Tisch in einen 3:0-Forfaitsieg umgewandelt wurde. Vor Beginn der Endrunde kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen dem SFV und Servette Genf. Der Verein befürchtete längere Verletzungspausen seiner Spieler und forderte im Voraus eine finanzielle Entschädigung. Erst nach Androhung schwerer Sanktionen seitens des SFV gab Servette Genf nach und stellte eine Woche vor Beginn der Weltmeisterschaft die nominierten Spieler frei. Ihr erstes WM-Spiel gewannen die Schweizer mit 3:2 gegen die Niederlande und zogen ins Viertelfinale ein. Dieses ging mit 2:3 gegen den späteren Vizeweltmeister Tschechoslowakei verloren.[13]

1931 beschloss die Delegiertenversammlung des SFV die Einführung einer Liga mit Berufsspielern. Diese erfüllte die hochgesteckten Erwartungen jedoch nicht. Zahlreiche Nationalspieler zogen lukrativere Engagements im Ausland vor, besonders in der französischen Division 1. Das Zuschauerinteresse blieb bescheiden und das Hauptziel, eine Leistungssteigerung der Nationalmannschaft, erfüllte sich nicht. Zwischen 1934 und 1938 konnte nur jedes vierte Länderspiel gewonnen werden. Einflussreiche Funktionäre sahen im Profisport den Hauptgrund für die Missstände und idealisierten die Leistungen der Amateurzeit. 1937 wurde die Lohnobergrenze so tief angesetzt, dass die Spieler gezwungen waren, einen Beruf auszuüben. 1943 setzte der damalige SFV-Präsident Robert Zumbühl ein vollständiges Verbot des Profisports durch. Die strengen Bestimmungen sahen unter anderem eine einjährige Zwangspause bei einem Vereinswechsel vor und wurden erst zwei Jahrzehnte später etwas gelockert.[14]

Im September 1937 übernahm Karl Rappan das Amt des Nationaltrainers, während des nächsten Vierteljahrhunderts sollte er den Schweizer Fussball entscheidend prägen. Seine Amtszeit war auf vier Perioden verteilt (1937–1938, 1942–1949, 1952–1954, 1960–1963). Der wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft umstrittene Deutschösterreicher führte ein ursprünglich in Ostmitteleuropa entstandenes Abwehrkonzept ein, das unter der Bezeichnung Schweizer Riegel bekannt wurde. Dabei handelte es sich um eine Mischform aus Mann- und Raumdeckung, mit der die Schweizer Nationalmannschaft in der Lage war, auch gegen stärker eingestufte Teams zu bestehen. Später entwickelte sich daraus der italienische Catenaccio.[15]

Im Dienste der geistigen Landesverteidigung (1938–1945)

Um sich für die Weltmeisterschaft 1938 in Frankreich zu qualifizieren, mussten die Schweizer in Mailand gegen Portugal antreten; das Spiel endete mit einem 2:1-Sieg. In der ersten Runde traf die Schweiz auf die Mannschaft des von den Nationalsozialisten beherrschten Deutschen Reiches. Drei Monate zuvor war der «Anschluss» Österreichs erfolgt, weshalb die Österreicher nicht mehr als eigenständige Mannschaft antreten durften. Das Spiel endete nach Verlängerung 1:1, weshalb fünf Tage später eine Wiederholung nötig war. Die Wiederholung am 9. Juni 1938 ging als eines der bedeutendsten Spiele in die Schweizer Fussballgeschichte ein. Das deutsche Team, das einem Zwangszusammenschluss der beiden WM-Halbfinalisten von 1934 Deutschland und Österreich entsprach und als Turnierfavorit galt, lag bis zur 40. Minute 2:0 in Führung, brach dann jedoch ein. Die Schweizer erzielten vier Tore hintereinander und siegten mit 4:2. Der Sieg über Deutschland galt als Sensation und wurde in der Schweiz begeistert gefeiert. Drei Tage später stand das Viertelfinale gegen Ungarn auf dem Programm; das die Schweizer aber 0:2 verloren.[16]

Der Sieg über Deutschland

Nach dem Sieg über die Deutschen galten die Fussballer nicht mehr als Vertreter eines «unschweizerischen» Sports, sondern als Identifikationsfiguren. Zahlreiche Zeitungen verglichen sie mit den Helden der frühen Eidgenossenschaft. So schrieb beispielsweise die Gazette de Lausanne: «Die elf kleinen Schweizer […] haben gekämpft wie bei St. Jakob und haben einen Sieg errungen, von dem man noch lange sprechen wird».[17]

Die Schweiz, so schien es, hatte zumindest auf dem Fussballfeld das expandierende Deutsche Reich in die Schranken verwiesen. Der Fussball war nun ein Element der «Geistigen Landesverteidigung», jener Kulturpolitik, welche die demokratischen und kulturellen Grundwerte der Schweiz vor dem Einfluss der totalitären Nachbarstaaten bewahren sollte. Der Schweizer Riegel wandelte sich in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit zu einem mythisch überhöhten Symbol des Selbstbehauptungswillens des Landes. Auch in der Literatur hat das Spiel Einzug gefunden: Otto F. Walter baute in seinem Roman Zeit des Fasans (1988) eine längere Passage über die Radioübertragung ein, der Tessiner Autor Giovanni Orelli widmete 1991 Eugène Walaschek, einem der Torschützen, ein ganzes Buch (Il sogno di Walaschek).[18]

Während des Zweiten Weltkriegs konnte der Meisterschaftsbetrieb mit Ausnahme der Mobilisierungsphase aufrechterhalten werden. Nationalligaspieler hatten in der Regel keine Probleme, während des Aktivdienstes Urlaub für Meisterschaftsspiele zu erhalten. Insbesondere die Protektion des fussballbegeisterten Generals Henri Guisan trug dazu bei.[19] Die Nationalmannschaft trug 16 Spiele aus, elf davon gegen die Achsenmächte und ihre Verbündeten. Die Heimspiele inszenierte man als nationale Ereignisse, an einigen war Guisan persönlich anwesend. Zwar genossen die Achsenmächte und insbesondere das Deutsche Reich in breiten Schichten der Bevölkerung keinerlei Sympathie, doch die Partien gegen deren Nationalmannschaften dienten den Politikern dazu, das Bild der absoluten Neutralität der Schweiz aufrechtzuerhalten. Am 20. April 1941, dem Geburtstag von Adolf Hitler, gewannen die Schweizer in Bern mit 2:1 gegen die Deutschen.[20] Joseph Goebbels schrieb danach in einem Brief an Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten, es dürfe «vor allem kein Sportaustausch gemacht werden, wenn das Ergebnis im geringsten zweifelhaft» sei.[21]

Vier WM-Teilnahmen in der Nachkriegszeit (1945–1966)

Am 21. Mai 1945 hiess der erste Gegner nach dem Krieg Portugal. Am 11. November 1945 empfingen die Schweizer in Zürich die Italiener und ermöglichten ihnen damit die Reintegration in den internationalen Fussball. Mit zwei Siegen gegen Luxemburg qualifizierte sich die Schweiz für die Weltmeisterschaft 1950. Für die Betreuung während der Endrunde in Brasilien verpflichtete der SFV den ehemaligen Nationalspieler Franco Andreoli. Zum ersten Mal überhaupt war die Nationalmannschaft ausserhalb Europas im Einsatz. Das erste Spiel gegen Jugoslawien verloren die Schweizer mit 0:3. Gegner im zweiten Spiel war die brasilianische Seleção. Die Partie gegen den Gastgeber und klaren Turnierfavoriten endete überraschend 2:2, fünf Minuten vor Spielende hätten die Schweizer beinahe das Siegestor erzielt. Der 2:1-Sieg gegen Mexiko reichte nicht für den Einzug in die Finalrunde.[22]

Die Schweiz hatte 1948 die Deutschen beim Antrag auf Wiederaufnahme in die FIFA unterstützt, dieser war jedoch abgelehnt worden. Die drei darauf folgenden Städtespiele zwischen deutschen und Schweizer Vereinsmannschaften stiessen in ausländischen Medien, insbesondere in den Niederlanden, auf Kritik. Die Schweizer entgingen der von der FIFA ausgesprochenen Sperrandrohung nur, indem der SFV gegen die Organisatoren der Städtespiele Geldstrafen in Höhe von 500 Franken verhängte.[23] Nach der Aufnahme Deutschlands und des Saarlandes in die FIFA bestanden ab 1950 keine Hindernisse mehr für die Austragung internationaler Spiele. Am 22. November 1950 trat die Schweiz in Stuttgart zum ersten Länderspiel der Deutschen nach Kriegsende an und verlor mit 0:1.[24] Die B-Auswahl verlor am selben Tag mit 3:5 gegen die Saarländische Fussballnationalmannschaft, die bis 1956 bestand.

Dem SFV-Präsidenten und FIFA-Vizepräsidenten Ernst Thommen gelang es, die Weltmeisterschaft 1954 in die Schweiz zu holen. Um die Nationalmannschaft darauf vorzubereiten, engagierte der SFV im November 1952 ein weiteres Mal Karl Rappan. Am 25. April 1954 übertrug das Schweizer Fernsehen erstmals ein Länderspiel live, ein Vorbereitungsspiel gegen Deutschland. Im ersten WM-Spiel gegen Italien in Lausanne konnten die Schweizer einen 2:1-Sieg feiern, während das Spiel gegen England in Bern mit 0:2 verloren ging. Wegen Punktgleichheit mussten die Schweizer in Basel nochmals gegen Italien antreten und sicherten sich mit einem 4:1-Sieg die Viertelfinalteilnahme. Die Begegnung mit Österreich entwickelte sich zum torreichsten Spiel der WM-Geschichte. Die Schweizer verloren die «Hitzeschlacht von Lausanne» mit 5:7, nachdem sie eine 3:0-Führung preisgegeben hatten.[25]

Die Jahre nach der Heimweltmeisterschaft waren von Erfolglosigkeit geprägt. Nur noch selten gelangen Siege und mit Nationaltrainer Jacques Spagnoli verpasste man auch die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 1958 in Schweden. Auch Spagnolis Nachfolger, der Österreicher Willibald Hahn, brachte keine Wende zum Besseren. Nach einer 0:8-Niederlage gegen Ungarn, der zweithöchsten in der Geschichte der Nati, entliess ihn der SFV im Oktober 1959 umgehend.[26] An seine Stelle trat im März 1960 zum vierten und letzten Mal Karl Rappan. Die Nationalmannschaft erzwang nach drei Siegen und einer Niederlage in der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 1962 ein Entscheidungsspiel gegen Vizeweltmeister Schweden. Dieses fand im November 1961 in Berlin statt und endete mit einem 2:1-Sieg. Aufgrund des Mauerbaus drei Monate zuvor hatte das Spiel im isolierten Westteil der Stadt eine besondere politische Bedeutung. An der WM-Endrunde schied die Schweiz nach drei Niederlagen gegen Gastgeber Chile (1:3), Deutschland (1:2) und Italien (0:3) frühzeitig aus.[27]

Im Juli 1964 erhielt die Nationalmannschaft einen prominenten Trainer, den Italiener Alfredo Foni, der 1936 Olympiasieger und 1938 Weltmeister geworden war. Unter seiner Führung schafften die Schweizer die Qualifikation für die Endrunde der Weltmeisterschaft 1966 in England. Nach dem 2:1-Sieg gegen die Niederlande deutete zunächst alles auf ein Wiederholungsspiel gegen Nordirland hin. Da die Nordiren aber in ihrer letzten Partie gegen Albanien unerwartet nur ein Unentschieden erreichten, standen die Schweizer als Sieger ihrer Qualifikationsgruppe fest. An der WM selbst stiessen sie an ihre spielerischen Grenzen und konnten den Teams aus Deutschland (0:5), Spanien (1:2) und Argentinien (0:2) wenig entgegensetzen.[28] Weitaus mehr Aufsehen als die Leistungen auf dem Fussballfeld erregte in den Medien allerdings eine nächtliche Autostopptour der Spieler Jakob Kuhn, Leo Eichmann und Werner Leimgruber in Sheffield. Foni bot sie für das Deutschland-Spiel nicht auf und der Verband sperrte sie wegen ihres angeblich skandalösen Verhaltens für mehrere Monate. Der Fall zog weitere Kreise und gipfelte in einer Ehrverletzungsklage der betroffenen Spieler gegen die Verbandsspitze. Die Klage wurde schliesslich im April 1968 nach einem Vergleich zurückgezogen.[29]

«Ehrenvolle Niederlagen» (1967–1989)

1962 hatte Karl Rappan den Schweizer Fussball wie folgt analysiert: «Wenn wir unseren Spitzenfussball nicht umorganisieren – und zwar sofort – dann werden wir zwar hier und da mit Glück und gewissermassen als schweizerisches Fussball-Wunder das eine oder andere Länderspielchen gewinnen, aber à la longue werden wir international nicht mehr das Geringste zu bestellen haben.»[30]

Rappans Einschätzung bewahrheite sich. Dass die Nationalmannschaft und der Schweizer Fussball im Allgemeinen immer weiter hinter die Weltspitze zurückfielen, war auf mehrere Ursachen zurückzuführen. Der Schweizer Riegel galt als veraltet und kam auch auf Vereinsebene nicht mehr zur Anwendung. Entlang der Sprachgrenzen entwickelte sich stattdessen eine Art fussballerischer «Röstigraben». In der Deutschschweiz herrschte eine athletische und schnörkellose, auf Abwehr bedachte Spielweise vor, die viel Kraft und Disziplin verlangte. In der Romandie und (im geringeren Masse) im Tessin hingegen favorisierten die Vereine einen technisch versierten Stil mit offensiver Ausrichtung und vielen Kurzpässen.[31] Während mehr als zwei Jahrzehnten gelang es nicht, diese gegensätzlichen Spielkulturen miteinander zu verbinden. Zwischen 1967 und 1989 waren nicht weniger als zehn Nationaltrainer im Amt, die ihre vorgegebenen Ziele (WM- bzw. EM-Qualifikation) jeweils verfehlten.

In den Augen vieler war der ideale Schweizer Sportler ein Amateur oder bestenfalls ein Halbprofi. Dem reinen Berufssport, verbunden mit Kommerzialisierung und hoher Medienpräsenz, begegnete man in der Regel mit grosser Skepsis. Dazu kam, dass sich die Politik damals praktisch nicht für den Sport im Allgemeinen und den Spitzensport im Besonderen einsetzte. Die Bundesversammlung hatte 1964 sogar beschlossen, zur Dämpfung der Hochkonjunktur die Errichtung von Sportanlagen kurzfristig zu verbieten.[32] Im Fussball wurde der Profibetrieb erst ab Mitte der 1970er schrittweise eingeführt. Beim Fussballverband dauerte die Ära der Ehrenamtlichkeit und des Halbprofessionalismus noch länger. Im Juniorenbereich gibt es erst seit 1995 professionelle Trainer.

In den 1970er Jahren war «ehrenvolle Niederlage» ein häufig verwendeter Begriff. Die Nationalmannschaft verlor überproportional viele Spiele, meist aber mit nur einem Tor Unterschied. Unentschieden gegen stärkere Gegner wurden wie Siege gefeiert. Darüber hinaus besass die Nationalmannschaft bei vielen Spielern mit der Zeit einen immer geringeren Stellenwert.[33] Erst unter Paul Wolfisberg deutete sich ein Aufschwung an. Den Schweizern gelangen in Testspielen einzelne aufsehenerregende Erfolge, so zum Beispiel 1982 ein 0:1-Auswärtssieg gegen den neuen Weltmeister Italien. Doch in den entscheidenden Qualifikationsspielen blieb der Erfolg weiterhin aus. Erst als Ende der 1980er Jahre auch der mit vielen Vorschusslorbeeren bedachte Daniel Jeandupeux nicht die erhofften Ergebnisse erzielen konnte, leitete der SFV längst überfällige Reformen bei den Verbandsstrukturen und bei der Juniorenförderung ein.[34]

Aufbruchstimmung und Zwischentief (1989–2001)

1989 engagierte der Verband den Deutschen Uli Stielike als Trainer. Gleich bei seinem Einstand konnte er einen beachtlichen Erfolg erzielen, einen 1:0-Sieg über Brasilien am 21. Juni 1989. Das Freundschaftsspiel am 19. Dezember 1990 in Stuttgart gegen Deutschland (0:4) war erneut historisch bedeutend, da die Deutschen nach der Wiedervereinigung erstmals Spieler aus der ehemaligen DDR einsetzten.[35] Die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 1990 wurde verpasst, allerdings benötigte der angestrebte Mentalitätswandel – weg von der bisher üblichen, in den Medien als «Abbruch GmbH»[36] verspotteten Defensivtaktik hin zu mehr Offensive – noch Zeit. Für die Qualifikation zur Europameisterschaft 1992 (damals noch mit acht Mannschaften) fehlte nur ein Punkt.[35]

Roy Hodgson

Der Engländer Roy Hodgson führte ab 1992 Stielikes Aufbauarbeit fort. 1993 schloss der SFV mit der Grossbank Credit Suisse einen langjährigen Sponsoringvertrag, der bis heute gültig ist. Der Verband musste sich verpflichten, die Hälfte des Geldes in die Nachwuchsarbeit zu investieren, um so den langfristigen Erfolg der Nationalmannschaft zu sichern.[37] Die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 1994 verlief erfolgreich, die Schweizer belegten hinter Italien den zweiten Gruppenplatz und in der FIFA-Weltrangliste belegten sie im August 1993 Platz 3. Erstmals seit 28 Jahren konnten sie wieder an einer WM-Endrunde teilnehmen. Das Eröffnungsspiel gegen den Gastgeber USA endete mit 1:1, es folgte ein 4:1-Sieg gegen Rumänien. Trotz einer 0:2-Niederlage gegen Kolumbien reichte es für die Teilnahme am Achtelfinale. Dieses ging dann ebenfalls mit 0:3 gegen Spanien verloren.[38]

Die Schweiz beendete die Qualifikation für die Europameisterschaft 1996 als Gruppensieger. Für weltweite Schlagzeilen sorgte am 6. September 1995 eine Aktion vor dem Qualifikationsspiel gegen Schweden in Göteborg. Auf Anregung von Alain Sutter hielten die Spieler während des Abspielens der Nationalhymnen ein Transparent mit der Botschaft «Stop it Chirac» hoch. Damit protestierten sie gegen die vom französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac angeordneten Atomtests im Mururoa-Atoll.[39] Daraufhin verbot die UEFA jegliche politische Kundgebungen auf Spielfeldern. Der SFV, der von der UEFA einen Verweis erhalten hatte, verzichtete auf die Bestrafung der verantwortlichen Spieler, da die Aktion in der Bevölkerung und in den Medien auf breite Zustimmung gestossen war.[40]

Auf Hodgson, der seinen Vertrag vorzeitig beendete, folgte Artur Jorge. Von Anfang an stand der Portugiese unter Kritik. Nachdem er die als Teamstützen geltenden Spieler Adrian Knup und Alain Sutter nicht für die Europameisterschaft 1996 nominiert und seine Entscheidung mangelhaft kommuniziert hatte, führte die Boulevardzeitung Blick die längste und intensivste Negativkampagne gegen einen Nationaltrainer, die es in der Schweiz je gab («Jetzt spinnt er!»). Trotz wochenlanger Polemik startete die Mannschaft gut in die EM-Endrunde und erreichte ein 1:1 gegen Gastgeber England. Nach den Niederlagen gegen die Niederlande (0:2) und Schottland (0:1) schied sie jedoch frühzeitig aus und Jorge erklärte umgehend seinen Rücktritt.[41]

Die Auslosung der Qualifikationsgruppen für die Weltmeisterschaft 1998 bescherte den Schweizern scheinbar einfache Gegner. Doch das erste Spiel mit dem österreichischen Trainer Rolf Fringer geriet zur Blamage. Die unmotiviert wirkenden Schweizer verloren am 31. August 1996 in Baku 0:1 gegen den klaren Aussenseiter Aserbaidschan und sorgten für eine Niederlage von sporthistorischem Ausmass, die zahlreiche Beobachter zu wenig schmeichelhaften Vergleichen mit dem Länderspiel Färöer–Österreich sechs Jahre zuvor bewog. Die unerwartete Niederlage wirkte sich auf den weiteren Verlauf der WM-Qualifikation negativ aus. Gegen den späteren Qualifikationssieger Norwegen resultierte im September 1997 eine 0:5-Niederlage, die höchste seit 17 Jahren.[42]

Auf Fringer folgte im März 1998 der Elsässer Gilbert Gress. Die Schweizer verpassten die Qualifikation für die Europameisterschaft 2000 denkbar knapp. Sie hatten zwar gleich viele Punkte wie die zweitplatzierten Dänen und auch das bessere Torverhältnis, aber die schlechtere Bilanz in den Direktbegegnungen. Im August 2000 übernahm der Argentinier Enzo Trossero die Nationalmannschaft, doch auch er schaffte das angestrebte Ziel (Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2002) nicht.[43] Für das Zwischentief um die Jahrtausendwende gab es zwei Gründe: Viele Leistungsträger waren nach der Europameisterschaft 1996 aus Altersgründen zurückgetreten und das Mitte der 1990er Jahre lancierte Nachwuchskonzept hatte noch nicht genügend Talente hervorgebracht.

Erfolge unter Jakob Kuhn (2001–2008)

Jakob «Köbi» Kuhn

Nach Trosseros Rücktritt fiel die Wahl auf Jakob «Köbi» Kuhn. Von 1962 bis 1976 war er selber Nationalspieler gewesen und hatte vor seinem Amtsantritt im August 2001 die U-21-Nationalmannschaft betreut. Wurde Kuhn nach den ersten Spielen von den Medien noch als Fehlbesetzung bezeichnet[44], so war nach rund einem Jahr wieder ein deutlicher Aufwärtstrend feststellbar. Kuhn gelang es, die früher von ihm selbst betreuten Jugendspieler in die Nationalmannschaft zu integrieren und einen Generationenwechsel herbeizuführen. Die Schweizer beendeten die Qualifikation für die Europameisterschaft 2004 als Gruppensieger und liessen dabei unter anderem Russland und Irland hinter sich. In Portugal konnten sie die hohen Erwartungen aber nicht erfüllen. Nach dem 0:0 gegen Kroatien folgten zwei Niederlagen gegen England (0:3) und Frankreich (1:3). Das einzige Tor schoss der damals 18-jährige Johan Vonlanthen, der zum jüngsten Torschützen der EM-Geschichte wurde und den nur vier Tage zuvor von Wayne Rooney aufgestellten Rekord unterbot.[45]

Die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2006 beendeten die Schweizer hinter Frankreich als Gruppenzweite, womit eine Barrage gegen die Türkei, den WM-Dritten von 2002, nötig wurde. Auf den 2:0-Sieg im Hinspiel in Bern folgte eine 2:4-Niederlage in Istanbul. Aufgrund der Auswärtstor-Regel war die Schweiz jedoch qualifiziert. Nach dem Schlusspfiff kam es auf dem Spielfeld und in den Kabinengängen durch türkische Spieler und Sicherheitskräfte zu Angriffen auf Schweizer Spieler. Mehrere türkische Spieler sowie der Schweizer Benjamin Huggel, der ebenfalls gewalttätig geworden war, erhielten Spielsperren, während die türkische Mannschaft drei ihrer Heimspiele der Qualifikation für die Europameisterschaft 2008 im Ausland und vor leeren Rängen austragen musste.[46]

Bei der WM-Endrunde in Deutschland wurden die Schweizer Gruppensieger vor dem späteren Vizeweltmeister Frankreich (0:0), Südkorea (2:0) und Togo (2:0), schieden aber im Achtelfinale gegen die Ukraine mit 0:3 im Elfmeterschiessen aus. Die Schweiz ist das einzige Team in der WM-Geschichte, das ohne einen einzigen Gegentreffer in der regulären Spielzeit ausschied. Gleichzeitig ist sie auch die einzige Mannschaft, die in einem Elfmeterschiessen kein Tor erzielen konnte.[47]

Startaufstellung beim Testspiel gegen Brasilien (15. November 2006)

In der am 14. Januar 2007 veröffentlichten FIFA-Weltrangliste lag die Mannschaft auf dem 17. Platz.[48] Doch folgte anschliessend ein Rückfall in der Tabelle, da die Schweiz als Mitveranstalterin neben Österreich für die Europameisterschaft 2008 automatisch qualifiziert war und deshalb nur Freundschaftsspiele bestreiten konnte. An der Europameisterschaft 2008 traf die Schweiz in der Vorrunde auf Tschechien, die Türkei und Portugal. Nachdem die beiden ersten Spiele gegen Tschechien und die Türkei mit knappen Niederlagen geendet hatten, schied die Schweizer Nationalmannschaft vorzeitig aus. Im dritten Gruppenspiel gelang den Schweizern gegen Portugal – das allerdings mit einer Reservemannschaft angetreten war, um sich für das Viertelfinale zu schonen – der erste Sieg an einer EM-Endrunde. Mit diesem Spiel verabschiedete sich Trainer Jakob Kuhn von der Nationalmannschaft.

Unter Ottmar Hitzfeld (seit 2008)

Für die Nachfolge Kuhns konnte der SFV Ottmar Hitzfeld gewinnen. Der Vertrag des Deutschen lief zunächst zwei Jahre bis nach der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika[49] und wurde im August 2009 um zwei Jahre verlängert.[50] Unter Hitzfeld hatte die Nationalmannschaft einen durchwachsenen Start in die WM-Qualifikation 2010: Einem 2:2-Unentschieden in Tel Aviv gegen Israel folgte eine 1:2-Heimniederlage gegen Luxemburg. Danach blieb die Mannschaft achtmal in Folge unbesiegt (darunter zwei Siege gegen Griechenland, den Europameister von 2004), womit sie sich als Gruppensieger direkt für die WM-Endrunde qualifizierte. Im ersten Endrundenspiel der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika gelang den Schweizern mit einem 1:0 gegen Spanien ein überraschender Sieg über den Europameister von 2008. Dies war im 19. Spiel gegen die spanische Nationalmannschaft der erste Sieg für die Schweiz. Allerdings konnte dieser gute Turnierauftakt im weiteren Verlauf nicht bestätigt werden. So schied die Nati nach einer 0:1-Niederlage gegen Chile und einem 0:0 gegen Honduras als Gruppendritter aus.

Für die Europameisterschaft 2012 konnte sich die Schweiz nicht qualifizieren. Nach Niederlagen gegen England und Montenegro war nur noch der zweite Gruppenrang realistisch. Im zweitletzten Qualifikationsspiel am 7. Oktober 2011 benötigten die Schweizer einen Sieg gegen Wales, um sicher in die Barrage einzuziehen, verloren aber mit 0:2. Wenige Stunden später bedeutete das 2:2-Unentschieden Montenegros gegen England das endgültige Ausscheiden. Der Heimsieg gegen Montenegro im letzten Qualifikationsspiel war nicht mehr von Bedeutung.

Die Eidgenossen werden bei der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2014 auf Norwegen, Slowenien, Albanien, Zypern und Island treffen.

Spielkleidung

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Klassisches Auswärtstrikot
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Klassisches Heimtrikot

Seit dem ersten Länderspiel im Jahr 1905 ist die Spielkleidung der Schweizer Nationalspieler mehr oder weniger unverändert geblieben. Sie besteht bei Heimspielen aus rotem Trikot, weissen Hosen und roten Stutzen. Der rote Farbton entspricht in der Regel jenem der Flagge der Schweiz. Bei Auswärtsspielen ist die Farbzusammensetzung umgekehrt. Gelegentlich spielt die Mannschaft ganz in Rot oder Weiss. Während eines Dreivierteljahrhunderts war auf dem Trikot über der linken Brust ein markantes weisses Schweizerkreuz angebracht (beim Auswärtstrikot in einem kreisrunden roten Feld). Über die Jahre hinweg verringerte sich die Grösse des Kreuzes um etwa einen Drittel. Zu Beginn der 1980er-Jahre wurde das Kreuz durch das Logo des Fussballverbandes ersetzt. In diesem ist das Kreuz nur noch ansatzweise zu erkennen. Offizieller Teamausrüster ist Puma. Nur bei einem Freundschaftsspiel gegen Dänemark am 4. September 1999 spielte die Schweiz in blauen, am 11. Oktober 2006 gegen Österreich in goldfarbenen Trikots.

Turnierteilnahmen

Die Schweizer Nationalmannschaft konnte bisher noch keinen Titel erringen. Der bedeutendste Erfolg ist der Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Sommerspielen 1924 in Paris, als man erst im Finale gegen Uruguay verlor. Das beste Ergebnis an Weltmeisterschaften ist das dreimalige Erreichen des Viertelfinals (1934, 1938, 1954). Bei den drei Teilnahmen an Europameisterschafts-Endrunden (1996, 2004, 2008) schied die Schweiz bereits nach den Gruppenspielen aus.

In jüngster Zeit machten vor allem die Junioren mit hervorragenden Leistungen auf sich aufmerksam. Die U-17-Nationalmannschaft wurde 2002 Europameister und 2009 Weltmeister. Darüber hinaus schafften die Schweizer an der U-21-EM 2002, der U-19-EM 2004 und der U-17-EM 2009 jeweils die Qualifikation für das Halbfinale. Ausserdem qualifizierte sich die Schweizer U-20 für die Junioren-WM (2005).

Teilnahme an Weltmeisterschaften
Jahr Gastgeber Ergebnis S U N Tore Artikel
1934 Italien Viertelfinale 1 0 1 5:5 Artikel
1938 Frankreich Viertelfinale 1 1 1 5:5 Artikel
1950 Brasilien Vorrunde 1 1 1 4:6 Artikel
1954 Schweiz Viertelfinale 2 0 2 11:11 Artikel
1962 Chile Vorrunde 0 0 3 2:8 Artikel
1966 England Vorrunde 0 0 3 1:9 Artikel
1994 USA Achtelfinale 1 1 2 5:7 Artikel
2006 Deutschland Achtelfinale 2 1 1 4:0 Artikel
2010 Südafrika Vorrunde 1 1 1 1:1 Artikel
Teilnahme an Europameisterschaften
Jahr Gastgeber Ergebnis S U N Tore Artikel
1996 England Vorrunde 0 1 2 1:4 Artikel
2004 Portugal Vorrunde 0 1 2 1:6 Artikel
2008 Schweiz und Österreich Vorrunde 1 0 2 3:3 Artikel
Teilnahme an Fussball-Europapokalen
Jahr Ergebnis S U N Tore Artikel
1927–1930 Platz 5 0 0 8 11:28
1931–1932 Platz 5 2 1 5 16:30
1933–1935 Platz 5 1 1 6 13:24
1936–1938 * 1 1 6 16:25
1948–1953 Platz 5 0 3 5 12:25
1955–1960 Platz 6 0 2 8 10:37

* Aufgrund des Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich wurde der Wettbewerb vorzeitig abgebrochen.

Teilnahme an Olympischen Spielen
Jahr Ort Ergebnis S U N Tore Artikel
1924 Paris Platz 2 (Silbermedaille) 4 1 1 16:6 Artikel
1928 Amsterdam Vorrunde 0 0 1 0:4 Artikel
2012* London Artikel

* Qualifikation der U-21-Nationalmannschaft

Spieler und Trainer

Rekordhalter

Bei der Ermittlung des Rekordnationalspielers und des Rekordtorschützen ist zu berücksichtigen, dass in den Anfangsjahren des Fussballs jährlich weitaus weniger Länderspiele absolviert wurden als heutzutage. Rudolf Ramseier war der Erste, der die Grenze von 50 Länderspielen überschritt; zwischen 1920 und 1931 kam er 59 Mal zum Einsatz. Wenig später wurde er von Max «Xam» Abegglen übertroffen (68 Spiele zwischen 1922 und 1937). Der von Severino Minelli aufgestellte Rekord (80 Spiele zwischen 1930 und 1943) galt lange Zeit als unerreichbar und wurde erst vier Jahrzehnte später von Heinz Hermann gebrochen (117 Spiele). Von den aktuellen Spielern hat Hakan Yakin die meisten Einsätze vorzuweisen, nämlich 87.

Die Abegglen-Brüder waren die besten Torschützen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Max Abegglen erzielte 32 Tore in 68 Spielen, André Abegglen 30 Tore in 52 Spielen. Auch bei diesem Rekord dauerte es mehrere Jahrzehnte, bis er gebrochen wurde. Kubilay Türkyılmaz traf in 60 Spielen 34 Mal und war damit ab 2001 der Rekordhalter. Alexander Frei übertraf diese Marke am 30. Mai 2008 und ist mit bisher 42 Toren der beste Torschütze in der Geschichte der Nationalmannschaft.

Anlässlich des WM-Qualifikationsspieles gegen Luxemburg am 10. Oktober 2009 erzielte Benjamin Huggel das 1000. Tor der Schweizer Fussballnationalmannschaft.[51]

Alexander Frei (rechts)
Rekordspieler
Spiele Spieler Zeitraum Tore
117 Heinz Hermann 1978–1991 15
112 Alain Geiger 1980–1996 2
103 Stéphane Chapuisat 1989–2004 21
94 Johann Vogel 1995–2007 2
87 Hakan Yakin 2000–2011 20
84 Alexander Frei 2001–2011 42
81 Patrick Müller 1998–2008 3
80 Severino Minelli 1930–1943 0
79 Ciriaco Sforza 1991–2001 6
77 Andy Egli 1979–1994 8
Rekordschützen
Tore Spieler Zeitraum Spiele
42 Alexander Frei 2001–2011 84
34 Kubilay «Kubi» Türkyılmaz 1988–2001 62
32 Max «Xam» Abegglen 1922–1937 68
30 André «Trello» Abegglen 1927–1943 52
29 Jacques Fatton 1946–1955 53
26 Adrian Knup 1989–1996 48
23 Josef «Seppe» Hügi 1951–1961 34
22 Charles «Kiki» Antenen 1948–1962 56
21 Lauro «Lajo» Amadò 1935–1948 54
21 Stéphane Chapuisat 1989–2004 103

Stand: 9. Februar 2011

Anmerkung: Eine vollständige Liste der Rekordnationalspieler mit 40 oder mehr Länderspielen sowie der Rekordnationalschützen mit 10 oder mehr Länderspieltoren ist hier bzw. hier zu finden.

Aktuelle Nationalspieler

Folgende Spieler standen seit Beginn der Qualifikation zur Europameisterschaft 2012 im Aufgebot:

Name Geburtstag Spiele Tore Verein Debüt
Tor
Diego Benaglio 8. September 1983 34 0 VfL Wolfsburg 2006
Marco Wölfli 22. August 1982 10 0 BSC Young Boys 2008
Germano Vailati 30. August 1980 0 0 FC St. Gallen
Johnny Leoni 30. Juni 1984 0 0 FC Zürich
Abwehr
François Affolter 13. März 1991 4 0 BSC Young Boys 2010
Johan Djourou 18. Januar 1987 25 1 FC Arsenal 2006
Mario Eggimann 24. Januar 1981 10 0 Hannover 96 2007
Steve von Bergen 10. Juni 1983 21 0 AC Cesena 2006
Stéphane Grichting 30. März 1979 45 1 AJ Auxerre 2004
Stephan Lichtsteiner 16. Januar 1984 38 0 Lazio Rom 2006
Philippe Senderos 14. Februar 1985 41 5 FC Fulham 2005
Scott Sutter 13. Mai 1986 2 0 BSC Young Boys 2010
Reto Ziegler 16. Januar 1986 23 1 Sampdoria Genua 2007
Mittelfeld
Tranquillo Barnetta 22. Mai 1985 58 6 Bayer 04 Leverkusen 2004
Valon Behrami 19. April 1985 29 2 AC Florenz 2005
Nassim Ben Khalifa 13. Januar 1992 2 0 1. FC Nürnberg 2010
Moreno Costanzo 20. Februar 1988 4 1 BSC Young Boys 2010
David Degen 15. Februar 1983 14 0 BSC Young Boys 2006
Blerim Džemaili 12. April 1986 12 0 FC Parma 2006
Gelson Fernandes 2. September 1986 33 2 AS Saint-Étienne 2007
Gökhan Inler 27. Juni 1984 47 4 Udinese Calcio 2006
Xavier Margairaz 7. Januar 1984 18 1 FC Zürich 2005
Marco Padalino 8. Dezember 1983 9 1 Sampdoria Genua 2009
Xherdan Shaqiri 10. Oktober 1991 10 1 FC Basel 2010
Pirmin Schwegler 9. März 1987 11 0 Eintracht Frankfurt 2009
Hakan Yakin 22. Februar 1977 87 20 FC Luzern 2000
Granit Xhaka 27. September 1992 0 0 FC Basel
Sturm
Albert Bunjaku 29. November 1983 6 0 1. FC Nürnberg 2009
Eren Derdiyok 12. Juni 1988 31 2 Bayer 04 Leverkusen 2008
Alexander Frei 15. Juli 1979 83 42 FC Basel 2001
Mario Gavranović 24. November 1989 1 0 FC Schalke 04 2011
Valentin Stocker 12. Juli 1989 8 3 FC Basel 2008
Marco Streller 18. Juni 1981 36 12 FC Basel 2003
Innocent Emeghara 27. Mai 1989 0 0 Grasshopper Club Zürich
Admir Mehmedi 16. März 1991 0 0 FC Zürich

Stand: 27. Mai 2011

Liste der Nationalspieler

Ottmar Hitzfeld

Eine vollständige Aufstellung sämtlicher Nationalspieler seit 1905 sowie von Schweizern, die für andere Nationalmannschaften spielten, ist unter Liste der Schweizer Fussballnationalspieler zu finden.

Trainer

Der Nationaltrainer wird vom Zentralvorstand des SFV bestimmt. Er betreut mit seinen Assistenten die Nationalmannschaft und kann selbständig über Nominationen von Spielern entscheiden. Aktueller Nationaltrainer ist seit dem 1. Juli 2008 Ottmar Hitzfeld.[49] Seine Assistenten sind Michel Pont (seit 2001) und Pierluigi Tami (seit 2006).

Einen Überblick über alle Trainer der Nationalmannschaft gibt es unter Fussballnationaltrainer (Schweiz).

Länderspielbilanz

Die nachfolgende Tabelle zeigt jene Nationalmannschaften, gegen die die Schweiz mindestens zehn Mal angetreten ist. Insgesamt hat die Schweizer Nationalmannschaft 718 Länderspiele bestritten und dabei gegen 77 verschiedene Mannschaften gespielt. Sie gewann 232 Spiele, erreichte 158 Mal ein Unentschieden und verlor 328 Mal.

Stand: 11. Oktober 2011

Land Spiele S U N Tore
ItalienItalien Italien 58 08 22 28 67:107
DeutschlandDeutschland Deutschland 50 08 06 36 60:135
UngarnUngarn Ungarn 44 09 05 30 58:127
OsterreichÖsterreich Österreich 41 11 05 25 58:104
FrankreichFrankreich Frankreich 36 12 09 15 58:062
NiederlandeNiederlande Niederlande 32 15 02 15 61:068
SchwedenSchweden Schweden 28 11 07 10 42:046
TschechoslowakeiTschechoslowakei Tschechoslowakei 27 07 06 14 38:058
BelgienBelgien Belgien 26 08 06 12 37:049
EnglandEngland England 26 03 05 18 22:075
PortugalPortugal Portugal 20 09 05 06 30:025
SpanienSpanien Spanien 19 01 03 15 16:045
NorwegenNorwegen Norwegen 17 05 04 08 17:025
Land Spiele S U N Tore
SchottlandSchottland Schottland 16 5 3 8 24:26
IrlandIrland Irland 15 5 3 7 10:17
TurkeiTürkei Türkei 15 4 3 8 20:21
JugoslawienJugoslawien Jugoslawien[52] 13 2 5 6 16:29
GriechenlandGriechenland Griechenland 12 7 3 2 17:11
Russland und UdSSR 12 0 4 8 11:29
SowjetunionUdSSR UdSSR 07 0 3 4 07:16
RusslandRussland Russland 05 0 1 4 04:13
LuxemburgLuxemburg Luxemburg 11 9 1 1 29:09
RumänienRumänien Rumänien 11 4 3 4 19:14
BulgarienBulgarien Bulgarien 10 4 4 2 15:12
DanemarkDänemark Dänemark 10 2 5 3 11:13

Spielstätten

Die Schweiz besitzt nur dem Namen nach ein Nationalstadion, das Stade de Suisse (ehemals Wankdorfstadion) in Bern. Dieses wird aber momentan aufgrund des Kunstrasen-Belags von der Nati nicht berücksichtigt. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts spielte die Nationalmannschaft vorwiegend im St. Jakob-Park in Basel, was unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass dieses Stadion mit Abstand am meisten Plätze aufweist. Entsprechend dem föderalistischen Aufbau des Landes kommen auch im fussballerischen Bereich die grösseren geographischen Regionen ansonsten gleichmässig zum Zuge. Die weiteren Hauptspielstätten sind der Letzigrund in Zürich und das Stade de Genève in Lancy bei Genf.

Basel, Bern, Genf und Zürich, die vier grössten Städte des Landes, etablierten sich bereits in den ersten Jahren als Hauptspielorte. Eine weitere Hauptspielstätte, das Stade Olympique de la Pontaise in Lausanne, kam 1923 hinzu, ist aber 1999 zum bisher letzten Mal genutzt worden. Das Stade de Genève ersetzte 2003 die traditionelle Spielstätte in der Stadt Genf, das Stade des Charmilles. Bei Freundschaftsspielen, bei denen ein weniger grosses Zuschauerinteresse zu erwarten ist, kommen auch Stadien in kleineren Städten zum Zuge.

Die 346 Heimspiele der Nationalmannschaft fanden in folgenden Stadien statt:

St. Jakob-Park Basel
Stade de Suisse
Stade de Genève
Stadt Stadion Spiele Zeitraum
Bern Wankdorfstadion 72 1911–1998
Zürich Hardturm-Stadion 60 1911–2006
Basel St.-Jakob-Stadion 55 1911–1998
Lausanne Stade Olympique de la Pontaise 36 1923–1999
Genf Stade des Charmilles 33 1908–2001
Basel St. Jakob-Park 27 seit 2001
Lancy Stade de Genève 13 seit 2003
St. Gallen Espenmoos 12 1912–2002
Luzern Stadion Allmend 10 1971–1997
Lugano Stadio Cornaredo 6 seit 1951
Neuenburg Stade de la Maladière 4 1983–1989
St. Gallen AFG Arena 5 seit 2008
Zürich Letzigrund (neu) 3 seit 2007
Sitten Stade de Tourbillon 3 seit 1985
Bern Stade de Suisse 2 seit 2005
Aarau Stadion Brügglifeld 1 1987
Basel Landhof 1 1908
Bellinzona Stadio Comunale 1 1987
La Chaux-de-Fonds Stade de la Charrière 1 1911
Zürich Letzigrund (alt) 1 1999

Stand: 11. Oktober 2011

Andere Auswahlmannschaften

Junioren-Auswahlen

Als erste Schweizer Junioren-Auswahl spielte am 1. August 1949 eine U-19-Auswahl ein Länderspiel gegen die Niederlande, das mit einer 1:3-Niederlage endete. Bis heute hat die U-19 über 460 Spiele absolviert und konnte als bisher grössten Erfolg als Gastgeber das Halbfinale der EM 2004 erreichen. Dort unterlag die Mannschaft schliesslich der Türkei mit 2:3 nach Verlängerung. Die U-21 als letzte Auswahl vor der Nationalmannschaft wurde 1990 gegründet und erreichte 2002 bei der Europameisterschaft im eigenen Land ebenfalls das Halbfinale, wo man gegen Frankreich mit 0:2 ausschied. Zuletzt hat der Schweizer Fussballverband 1997 eine U-15-Auswahl gegründet und hat seither insgesamt sieben Junioren-Auswahlen von den Altersstufen U-15 bis U-21.

Die erfolgreichste Junioren-Auswahl bisher war die U-17. 2002 qualifizierte sich diese erstmals für eine Europameisterschaft und konnte das Turnier auf Anhieb gewinnen. Im Finale wurde dabei Frankreich mit 4:2 im Elfmeterschiessen bezwungen, nachdem es nach der regulären Spielzeit und der Verlängerung jeweils 0:0 stand. 2009 folgte schliesslich die erstmalige Qualifikation für eine U-17-Weltmeisterschaft sowie der erste Schweizer WM-Titel. Wiederum gewann die Auswahl sämtliche Spiele und bezwang im Finale den Gastgeber und Titelverteidiger aus Nigeria mit 1:0. Als weiteren Erfolg einer Junioren-Auswahl konnte sich die U-20 für die Weltmeisterschaft 2005 qualifizieren. Von den sieben Auswahlmannschaften haben die U-15, die U-17 sowie die U-21 eine positive Länderspielbilanz.

Nationalmannschaft der Frauen

Das erste offizielle Länderspiel der Nationalmannschaft der Frauen wurde 1972 in Basel gegen Frankreich ausgetragen und endete 2:2. Während die Schweiz gegen Österreich eine positive Spielbilanz von 5 Siegen, 1 Unentschieden und 1 Niederlage hat, konnte sie gegen Deutschland von bisher 15 Begegnungen keine gewinnen. Bisher konnte sie sich noch für keine Weltmeisterschaft oder Europameisterschaft qualifizieren.

Für die Juniorinnen bestehen Auswahlmannschaften in den Altersstufen U-19, U-17 und U-16. 2009 erreichte die U-19 in Weissrussland als erstes Schweizer Frauenteam einen EM-Halbfinal und qualifizierte sich damit gleichzeitig für die U-20-WM, die 2010 in Deutschland stattfand. Dort verlor die Mannschaft jedoch alle drei Vorrundenspiele und schied ohne eigenen Torerfolg aus.

Amateur-Nationalmannschaft

1958 beschloss die Delegiertenversammlung des SFV auf Anregung des Präsidenten Gustav Wiederkehr, eine Nationalmannschaft für Amateure aufzustellen. Dieser Schritt entsprach dem damaligen Zeitgeist, der den professionellen Sport ablehnte und finanzielle Entschädigungen als Korrumpierung der Ideale des Fussballs betrachtete. Die Mannschaft bestand fast ausschliesslich aus Spielern aus der 1. Liga, der dritthöchsten Spielklasse. Das erste Spiel fand am 3. November 1959 in Enschede gegen die Niederlande statt (1:1). Die Versuche, sich für die olympischen Turniere der Jahre 1960, 1964, 1968 und 1972 zu qualifizieren, scheiterten allesamt.[53]

Nach dem Qualifikationsspiel am 5. November 1971 in Kopenhagen gegen Dänemark (0:4) beschloss der SFV die Auflösung der Mannschaft. Mehrere Gründe waren dafür entscheidend: Erstens blieb das Interesse der Zuschauer stets sehr bescheiden, zweitens erwies sich die Konkurrenz der Staatsamateure der Ostblockstaaten als viel zu stark und drittens entschieden sich die Leistungsträger jeweils nach kurzer Zeit für den Halbprofessionalismus, so dass die Mannschaft nie ein aufeinander abgestimmtes Team bilden konnte.[53]

Landesauswahl der Arbeiterfussballer

Neben der offiziellen Nationalmannschaft des SFV trug über ein halbes Jahrhundert lang eine weitere Auswahl sporadisch Landerspiele aus. Dabei handelte es sich um die Verbandsauswahl des sozialdemokratischen Schweizerischen Arbeiter-Turn- und Sportverbandes (SATUS), der in der Schweiz den Arbeitersport organisierte und sich bewusst vom «bürgerlichen» Sport abgrenzte.[54]

Die Auswahl des 1917 gegründeten Verbandes gab ihr Debüt 1922 gegen Frankreich, das Spiel in Genf endete mit einer 1:3-Niederlage. Bei der ersten Arbeiterolympiade 1925 in Frankfurt am Main gewannen die SATUS-Vertreter gegen Frankreich, verloren aber gegen Belgien und Deutschland und schieden in der Vorrunde aus. Bei der zweiten Arbeiterolympiade 1931 in Wien siegten die Schweizer gegen Lettland, doch die Niederlage gegen den späteren Turniersieger Österreich bedeutete das vorzeitige Ausscheiden. Die dritte und letzte Arbeiterolympiade fand 1937 in Antwerpen statt. Die Schweizer schlugen Finnland und schieden im Halbfinale gegen Norwegen aus.[55]

Nach dem offiziellen Bekenntnis des SATUS zur Sozialdemokratie wurden 1929 die kommunistischen Vereine ausgeschlossen, die daraufhin die «Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit» gründeten. Sie führte 1930 eine Tour durch die Sowjetunion durch, nahm 1931 an einer verbotenen Spartakiade in Berlin und 1934 an einer «Arbeiterfussball-Weltmeisterschaft» in Paris teil. 1936 schlossen sich die kommunistischen Sportler wieder dem SATUS an.[55] Nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligte sich die SATUS-Auswahl nur noch sporadisch an internationalen Anlässen, so zum Beispiel 1948 und 1958 an den Jubiläumsturnieren des französischen sowie 1960 und 1970 an jenen des belgischen Arbeitersportverbandes. Nach einem Turnier in Italien wurde 1979 der internationale Spielbetrieb mangels Interesse der Sportler eingestellt.[56]

Fussballauswahl von Makkabi Schweiz

Auch der jüdische Sportdachverband verfügte über eine Fussballauswahl. Der Verband war 1918 gegründet worden und nannte sich ab 1938 Makkabi Schweiz.[57] An der dritten Makkabiade, die 1950 in Tel Aviv stattfand, beteiligte sich auch eine Auswahl von Schweizer Juden. Ihr erstes Spiel gegen die israelische Nationalmannschaft verloren sie mit 1:9. Es folgten eine Niederlage gegen England, ein Unentschieden gegen Südafrika und ein Sieg gegen Frankreich, womit die Schweizer den vierten Schlussrang belegten.[58]

Bei ihrer zweiten Teilnahme im Jahr 1953 mussten die Schweizer innerhalb von acht Tagen fünf Spiele austragen. Zwei Partien gegen Finnland wurden gewonnen, während man gegen England, Israel und die USA verlor. 1961 beteiligten sich die Schweizer Juden zum letzten Mal am Fussballturnier der Makkabiade. Sie gewannen das erste Spiel gegen Argentinien, während das zweite Spiel gegen England aufgrund organisatorischer Probleme nicht ausgetragen werden konnte. Daraufhin qualifizierten sich beide Mannschaften am grünen Tisch für die Finalrunde. Nach deutlichen Niederlagen gegen England und Südafrika resultierte der vierte Schlussrang.[58]

Seit den 1980er Jahren tritt Makkabi Schweiz mit einem Futsal-Team an. Die beste Platzierung an der Welt-Makkabiade war der siebte Platz im Jahr 1993. Bei den europäischen Makkabi-Spielen 1987 gelang der Gewinn der Bronzemedaille, hinzu kamen 1991 und 1995 jeweils vierte Plätze.[59]

Literatur

  • Beat Jung (Hrsg.): Die Nati – Die Geschichte der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2006, ISBN 3-89533-532-0
  • Peter Birrer, Albert Staudenmann: Köbi Kuhn – Eine Hommage der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft an ihren Trainer. Wörterseh Verlag, Gockhausen 2006, ISBN 3-033-00689-2
  • Daniel Schaub: Das grosse Schweizer Buch der WM 2006. Friedrich Reinhardt Verlag, Basel 2006, ISBN 3-7245-1432-8
  • Gottfried Schmid (Hrsg.): Das Goldene Buch des Schweizer Fussballs. Verlag Domprobstei, Basel 1953.

Weblinks

 Commons: Schweizer Fussballnationalmannschaft – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste. In: fifa.com, Oktober 2011. Abgerufen am 19. Oktober 2011
  2. Beat Jung (Hrsg.), Christian Koller: Die Nati. S. 15–18.
  3. Beat Jung (Hrsg.), Fabian Brändle: Die Nati. S. 23–24.
  4. Gergana Ghanbarian-Baleva: Ein englischer Sport aus der Schweiz. In: Dittmar Dahlmann, Anke Hilbrenner (Hrsg.): Überall ist der Ball rund – zur Geschichte und Gegenwart des Fussballs in Ost- und Südosteuropa. Essen 2006, ISBN 3-89861-509-X, S. 155–182.
  5. Beat Jung (Hrsg.), Christian Koller: Die Nati. S. 19–21.
  6. Beat Jung (Hrsg.), Christian Koller: Die Nati. S. 25–26.
  7. Beat Jung (Hrsg.), Christian Koller: Die Nati. S. 25–29.
  8. Beat Jung (Hrsg.), Christian Koller: Die Nati. S. 29–30.
  9. Beat Jung (Hrsg.), Christian Koller: Die Nati. S. 33–34.
  10. Beat Jung (Hrsg.), Christian Koller: Die Nati. S. 35–36.
  11. Beat Jung (Hrsg.), Christian Koller: Die Nati. S. 36–38.
  12. Beat Jung (Hrsg.), Christian Koller: Die Nati. S. 40.
  13. Beat Jung (Hrsg.), Christian Koller: Die Nati. S. 41–43.
  14. Beat Jung (Hrsg.), Christian Koller: Die Nati. S. 44–50.
  15. Beat Jung: Die Nati. S. 119–121.
  16. Beat Jung (Hrsg.), Christian Koller: Die Nati. S. 63–66.
  17. Gazette de Lausanne, Ausgabe vom 10. Juni 1938.
  18. Beat Jung (Hrsg.), Christian Koller: Die Nati. S. 70–73.
  19. Beat Jung (Hrsg.), Christian Koller: Die Nati. S. 79.
  20. Beat Jung (Hrsg.), Christian Koller: Die Nati. S. 81–83.
  21. Gerhard Fischer, Ulrich Lindner, Werner Skrentny: Die Niederlage an Hitlers Geburtstag. In: Stürmer für Hitler. Vom Zusammenspiel zwischen Fußball und Nationalsozialismus. Die Werkstatt, Göttingen 1999, ISBN 3-89533-241-0, S. 119.
  22. Beat Jung (Hrsg.), Fabian Brändle: Die Nati. S. 105–106.
  23. Werner Skrentny: Nachkriegspremiere: Eine Bresche in die Mauer. In: Dietrich Schulze-Marmeling (Hrsg.): Die Geschichte der Fußball-Nationalmannschaft. Die Werkstatt, Göttingen 2004, ISBN 3-89533-443-X, S. 130.
  24. Beat Jung (Hrsg.), Fabian Brändle: Die Nati. S. 102–104.
  25. Beat Jung (Hrsg.), Fabian Brändle: Die Nati. S. 111–118.
  26. Beat Jung: Die Nati. S. 129.
  27. Beat Jung: Die Nati. S. 134–138.
  28. Beat Jung: Die Nati. S. 142.
  29. Beat Jung: Die Nati. S. 144–152.
  30. «Sport», Ausgabe vom 12. Juli 1962.
  31. Beat Jung: Die Nati. S. 140.
  32. Beat Jung: Die Nati. S. 132–134.
  33. Beat Jung: Die Nati. S. 175–176, 180–181.
  34. Beat Jung: Die Nati. S. 189–199.
  35. a b Beat Jung (Hrsg.), Jürg Ackermann: Die Nati. S. 206–208.
  36. Beat Jung: Die Nati. S. 188.
  37. Beat Jung (Hrsg.), Jürg Ackermann: Die Nati. S. 214.
  38. Beat Jung (Hrsg.), Jürg Ackermann: Die Nati. S. 208–213.
  39. Fussball-Nationalmannschaft gegen Atomversuche. Schweizer Fernsehen, 6. September 1995, abgerufen am 11. August 2011.
  40. Beat Jung (Hrsg.), Jürg Ackermann: Die Nati. S. 216–217.
  41. Beat Jung (Hrsg.), Jürg Ackermann: Die Nati. S. 218–221.
  42. Beat Jung (Hrsg.), Jürg Ackermann: Die Nati. S. 222–224.
  43. Beat Jung (Hrsg.), Thomas Knellwolf: Die Nati. S. 225–236.
  44. Beat Jung (Hrsg.), Thomas Knellwolf: Die Nati. S. 247–250.
  45. Beat Jung (Hrsg.), Thomas Knellwolf: Die Nati. S. 251–255.
  46. Beat Jung (Hrsg.), Thomas Knellwolf: Die Nati. S. 264–272.
  47. Beat Jung (Hrsg.), Thomas Knellwolf: Die Nati. S. 275–286.
  48. FIFA-Weltranglistenstatistik der Schweizer Fussballnationalmannschaft
  49. a b Ottmar Hitzfeld wird Nachfolger von Köbi Kuhn. swissinfo, 4. Februar 2008, abgerufen am 6. Februar 2008.
  50. Hitzfeld verlängert in der Schweiz bis 2012. Focus, 14. August 2009, abgerufen am 16. August 2009.
  51. Wie war das mit dem 1000. Tor?, 20 Minuten, 12. Oktober 2009
  52. Die letzten vier Spiele fanden gegen die Bundesrepublik Jugoslawien statt.
  53. a b Beat Jung: Die Nati. S. 341–342.
  54. Beat Jung (Hrsg.), Christian Koller: Die Nati. S. 324.
  55. a b Beat Jung (Hrsg.), Christian Koller: Die Nati. S. 327–331.
  56. Beat Jung (Hrsg.), Christian Koller: Die Nati. S. 332.
  57. Beat Jung (Hrsg.), Christian Koller: Die Nati. S. 334.
  58. a b Beat Jung (Hrsg.), Christian Koller: Die Nati. S. 337–339.
  59. Beat Jung (Hrsg.), Christian Koller: Die Nati. S. 339–340.

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