Schwerarbeit

Schwerarbeit

Unter Schwerarbeit versteht man Tätigkeiten, die große körperliche Anstrengungen erfordern.

Besondere Bedeutung hat der Begriff der schweren Arbeit im Arbeitsrecht für Erschwerniszulagen im laufenden Entgelt, erhöhten Anspruch auf Sozialleistungen und Fragen der Arbeitsunfähigkeit aufgrund übermäßiger Belastung am Arbeitsplatz, und der Arbeitssicherheit, weil belastendes Arbeitsumfeld höhere Sicherheitsmaßnahmen erfordert.

Inhaltsverzeichnis

Zur Definition der Schwerarbeit

Es gibt unterschiedliche Ansätze zur Definitions des Begriffs:

  • Eine arbeitsmedizinische Definition für körperlich anstrengende Tätigkeiten ist beispielsweise: „Die Schwere Körperarbeit wird als Arbeit definiert, die den gleichzeitigen Einsatz großer Muskelgruppen erfordert, also mit einem Einsatz von mehr als 60 % der Skelettmuskelmasse einher geht.“[1] Sie wird auch als Ganzkörperarbeit bezeichnet. Weiter unterteilt man die Arbeitsschwere der körperlichen Anstrengung etwa in Mittelschwere Körperarbeit (wie Holzsägen), Schwere Körperarbeit (Bauarbeiten), Sehr schwere Körperarbeiten (Tragen von hohem Gewicht).[2]
  • Eine physiologisch messbare Definition der Momentanbelastung beruht auf dem Verbrauch an Sauerstoff, bezogen auf Zeit und Körpergewicht, mit der Definition 1 MET (metabolisches Äquivalent) = etwa 3,6  ml O2 × kg–1 × min–1: Schwerarbeit liegt dann bei 6–8 MET, und Schwerstarbeit bei mehr als 8 MET[3]
  • Eine weitere gängige Definition, die noch aus den Zeiten stammt, in denen die Nahrungsversorgung eine Thema war, setzt am Arbeitsenergieumsatz an. Nach der Klassifizierung bei Triebig et al. liegt der Arbeitsenergieumsatz bei schwerer Arbeit für Männer zwischen 4.200-5.700 kJ/Schicht (13-17 kJ/min) und bei Frauen zwischen 4.200-5.700 kJ/Schicht (9-12 kJ/min).[4] Das ist grob das doppelte des Grundumsatzes, also des Bedarfes bei körperlicher Ruhe ohne Nahrungsumwandlung allein für die Aufrechterhaltung der Körperfunktionen[5]. Bei Arbeitsenergieumsätzen, die darüber liegen gilt die Arbeit als „sehr schwer“ und sollte aus Arbeitswissenschaftlicher Sicht nicht zugelassen werden[6].

Daneben gibt es Regelungen zur Beurteilung der Arbeitsschwere, die über die Arbeitszeit laufen, etwa regelmäßige Arbeitsdauer über den heute üblichen 8 Stunden/Tag, oder unregelmäßige Nachtarbeit.

Angesichts der sehr individuellen, unter anderem alters- und geschlechtsabhängig eintretenden Arbeitsbeanspruchungen auf gleiche Belastungen, ist man vielfach dazu übergegangen, die Herzschlagfrequenz zur Beurteilung der Arbeitsschwere heranzuziehen. Für Ganzkörperarbeit ist dann die Dauerleistungsgrenze mit 105-110/min angegeben.[7]

Spezielle rechtliche Regelungen

Österreichische Schwerarbeiterverordnung

Basisdaten
Titel: Schwerarbeitsverordnung
Langtitel: Verordnung der Bundesministerin für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz über besonders belastende Berufstätigkeiten
Typ: Verordnung
Geltungsbereich: Republik Österreich
Rechtsmaterie: Arbeitsrecht, Sozialversicherungsrecht
Fundstelle: StF: BGBl. II Nr. 104/2006
Inkrafttretensdatum: 1. Jänner 2007
Bitte beachten Sie den Hinweis zur geltenden Gesetzesfassung!

Die 2006 von der österreichischen Sozialministerium erlassene Schwerarbeitsverordnung bezeichnet folgende Tätigkeiten als Besonders belastende Berufstätigkeiten:[8]

  • Tätigkeiten in Schicht- oder Wechseldienst, wenn während der Nacht im Ausmaß von mindestens 6 Stunden zwischen 22 und 6 Uhr an mindestens sechs Arbeitstagen im Kalendermonat gearbeitet wird, sofern nicht in diese Arbeitszeit überwiegend Arbeitsbereitschaft fällt,
  • regelmäßige Tätigkeiten unter Hitze oder Kälte im Sinne des Nachtschwerarbeitsgesetzes,
  • Tätigkeiten unter chemischen oder physikalischen Einflüssen, wenn dadurch eine Minderung der Erwerbsfähigkeit von mindestens 10 % verursacht wurde,
  • schwere körperliche Arbeit, die dann vorliegt, wenn bei einer achtstündigen Arbeitszeit von Männern mindestens 8.374 Kilojoule (2.000 Kilokalorien) und von Frauen mindestens 5.862 Kilojoule (1.400 Kilokalorien) verbraucht werden,
  • berufsbedingte Pflege von erkrankten oder behinderten Menschen mit besonderem Behandlungs- oder Pflegebedarf, wie beispielsweise in der Hospiz- oder Palliativmedizin,
  • Tätigkeiten trotz Vorliegens einer Minderung der Erwerbsfähigkeit nach Behinderteneinstellungsgesetz von mindestens 80 %, sofern[9] ein Anspruch auf Pflegegeld zumindest in Höhe der Stufe 3 bestanden hat.

In der Anlage werden dann Kriterien gegeben, wann eine Arbeit eine Schwere körperliche Arbeit (energetische Schwerarbeit) im Sinne der Verordnung ist (§ 3). Das dient dann der Feststellung von Schwerarbeitsmonaten (§ 4), die in die Pensionsansprüche (nach Allgemeines Sozialversicherungsgesetz, Gewerbliches Sozialversicherungsgesetz, Bauern-Sozialversicherungsgesetz; Allgemeines Pensionsgesetz) in besonderem Maße eingerechnet werden.

Dienstgeber haben das Vorliegen von Schwerarbeit bei Frauen ab dem vollendeten 35. Lebensjahr und bei Männern ab dem vollendeten 40. Lebensjahr selbstständig der Krankenversicherung zu melden (§ 5 Schwerarbeitsverordnung). Die Sozialversicherung bestimmt über Listen welche Berufe für Frauen und Männer oder nur für Frauen als Schwerarbeit gelten.[10]

Sonstiges

Im Jahr 1925 wurde in Gelsenkirchen die Forschungsstelle für Industrielle Schwerarbeit gegründet.[11]

Literatur

  • Frauendorf, Heinz; Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Hrsg.): Belastung, Beanspruchung und Muskel-Skelett-Befunde bei körperlicher Schwerarbeit : integrative Beanspruchungsstudie. Bremerhaven: Wirtschaftsverl. NW, 1997. - ISBN 3894298634
  • Heuchert, Gerd: Erkrankungen der Wirbelsäule bei körperlicher Schwerarbeit und Ganzkörperschwingungen : Erläuterungen zu den neuen BK-Nummern 2108, 2109, 2110 und zur EG-Richtlinie 90 269 EWG (Heben und Tragen von Lasten). Bremerhaven: Wirtschaftsverl. NW, 1993. - ISBN 3-929306-04-2
  • Martina, Roy; Autenrieth, Silvia (Übers.): Emotionale Balance : von Schwerarbeit zu Mühelosigkeit: der Weg zu innerem Frieden und Heilung. 3. Aufl. Burgrain: Koha, 2002. - ISBN 3-929512-25-4
  • Wallichs, Adolf: Arbeitsforschung in der Schwerindustrie : Bericht über die Tätigkeit der Forschungsstelle für industrielle Schwerarbeit der Vereinigten Stahlwerke AG. Düsseldorf: Stahleisen, 1930.
  • Wannöffel, Manfred: Von „Schicht im Schacht“ zum „Arbeiten an der Kette“ : Schwerarbeit im Ruhrbergbau vor dem Aus. In: Schwere Arbeit (2008) S. 30-34.

Einzelnachweise

  1. Wakula, Juri: Körperliche Schwerarbeit. In: Landau, Kurt (Hrsg.): Lexikon Arbeitsgestaltung : Best Practise im Arbeitsprozess. Stuttgart: Genter, 2007. - ISBN 978-3-87247-655-5. S. 745.
  2. Lehmann, Gunther (Begr.); Rohmert, Walter (Hrsg.); Haider, Ernst: Praktiscƒhe Arbeitsphysiologie. 3., neubearb. Aufl. Stuttgart: Thieme, 1983. - ISBN 3-13-370103-7.
  3. Arbeitsschwere. In: Spektrum der Wissenschaft (Hrsg.): Lexikon der Ernährung, abgelesen am 23. Juli 2011
  4. Triebig, Gerhard; Kenntner, Michael; Schiele, Rainer: Arbeitsmedizin : Handbuch für Theorie und Praxis. 3., vollst. neubearb. Aufl. Stuttgart: Gentner, 2011. S. 491
  5. Eissing, Günther: Energetik. In: Luczak, Holger (Hrsg.), Volpert, Walter: Handbuch Arbeitswissenschaft. Stuttgart: Schäffer-Poeschel, 1997. - ISBN 3-7910-0755-6. S. 360
  6. Wakula, Juri: Körperliche Schwerarbeit. In: Landau, Kurt (Hrsg.): Lexikon Arbeitsgestaltung : Best Practise im Arbeitsprozess. Stuttgart: Genter, 2007. - ISBN 978-3-87247-655-5. S. 745.
  7. Wakula, Juri: Körperliche Schwerarbeit. In: Landau, Kurt (Hrsg.): Lexikon Arbeitsgestaltung : Best Practise im Arbeitsprozess. Stuttgart: Genter, 2007. - ISBN 978-3-87247-655-5. S. 746.
  8. Schwerarbeit., portal.wko.at
  9. für die Zeit nach dem 30. Juni 1993
  10. Gesamtliste der Berufsgruppen mit körperlicher Schwerarbeit. Österreichische Sozialversicherung, Juni 2011, abgerufen am 14. Oktober 2011 (Flipbook).
  11. d-nb.info Forschungsstelle für Industrielle Schwerarbeit

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