Georg Benjamin Mendelssohn

Georg Benjamin Mendelssohn

Georg Benjamin Mendelssohn (* 15. November 1794 in Berlin; † 24. August 1874 in Koblenz-Horchheim) war ein deutscher Universitätsprofessor, Geograph und Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Benjamin Mendelssohn stammte aus dem berühmten Berliner Zweig der jüdischen Familie Mendelssohn. Er wurde zunächst von Hauslehrern unterrichtet und bestand sein Abitur auf dem Hamburger Gymnasium. 1811 immatrikulierte er sich an der Universität Berlin für Medizin, betrieb aber hauptsächlich naturwissenschaftliche und philologische Studien, besonders Geologie und Mineralogie.

Beim Ausbruch des Befreiungskrieges gegen Napoleon meldete er sich im Frühjahr 1813 freiwillig und nahm als Jäger des 2. Husarenregiments am ersten Feldzug in Schlesien, Sachsen und Frankreich teil. Er wurde zum Offizier befördert und diente bis Oktober 1815 im Hauptquartier Blüchers, bevor er als Secondeleutnant seinen Abschied nahm.

Nach Kriegsende setzte er seine Studien zunächst in Berlin privat fort, und lernte hier Carl Ritter kennen, der sein einflussreichster Lehrer werden würde. 1821 ging er nach Kiel, wo sein Studienfreund August Twesten als Professor der Theologie und Philosophie arbeitete. Unter dessen Einfluss ließ er sich am 28. Mai 1821 in Schleswig als Georg Benjamin evangelisch taufen.

Er hielt sich aber vor allem häufig auf dem Weingut seines Vaters in Horchheim bei Koblenz auf, wo er ein offenes Haus führte. Von hier aus bildete er sich durch Privatstudien und zahlreiche Wanderungen und Reisen durch Deutschland, die Schweiz (1820) und Italien (1824) zum Geographen aus.

Im Mai 1828 wurde er in Kiel mit der Dissertation "Observationes geologico-geographicae de naturalibus soli in Germania formis" promoviert. Anschließend habilitierite er sich an der Universität Bonn für das Fach Geographie.

Als akademischer Lehrer war er nicht erfolgreich, dafür aber als Autor. Sein Hauptwerk "Das germanische Europa. Zur geschichtlichen Erdkunde, Berlin 1836", ist eine Beschreibung des historischen Europa, und folgt dem Paradigma des Geodeterminismus. Das Buch zählt noch heute zu den Klassikern der Geographie.

Er wurde 1835 zunächst zum außerordentlichen Professor, 1847 zum Ordinarius für Geographie und Statistik an der Universität Bonn berufen. In beiden Fällen erfolgte die Berufung durch den Kultusminister gegen den Widerstand der Universitätsgremien, die neben antisemitischen Ressentiments anführte, dass Mendelssohn weder in der Lehre noch in der Forschung genügend produktiv sei für eine Professur. Mendelssohn, der ohnehin kein Gehalt erhielt, zog sich darauf hin immer mehr aus der Fakultät zurück und ließ sich 1857 aus gesundheitlichen Gründen dauerhaft beurlauben.

Familie

Sein Vater war der Bankier Joseph Mendelssohn (1770–1848), seine Mutter Henriette Meyer (1776–1862). Sein Bruder war der Bankier Alexander Mendelssohn (1798–1871).

Am 20. Juli 1827 heiratete Georg Benjamin Mendelssohn in Berlin Rosamunde Ernestine Pauline Richter (1804-1883), die natürliche Tochter des Diplomaten Christian Graf Haugwitz (1752–1832) und der Rosa Richter. Das Paar hatte eine Adoptievtochter: Betzy Thormann (1830–1906).

Werke

  • Observationes geologico-geographicae de naturalibus soli in Germania formis, Diss. phil. Univ. Kiel 1828.
  • Ein Blick auf Großbritannien; in: Historisch-politische Zeitschrift 2 (1833/1835), S. 305-336.
  • Das germanische Europa. Zur geschichtlichen Erdkunde, Berlin 1835/36.
  • Moses Mendelssohn's gesammelte Schriften. Nach Originaldrucken und Handschriften, hg. v. Georg Benjamin Mendelssohn, Bd. 1-7, Leipzig 1843-1845.
  • Die ständische Institution im monarchischen Staat, Bonn 1846.

Quellen

  • Stolzenberg, Ingeborg: "Mendelssohn, Georg Benjamin", in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 50-52. (Onlinefassung)
  • Hohmann, Joseph: Georg Benjamin Mendelssohn 1794-1874, in: Geographie 23, 1968, S. 161–164.
  • Gilbert, Felix: Georg Benjamin Mendelssohn und Karl Mendelssohn Bartholdy. Zwei Professoren aus dem 19. Jahrhundert, in: Mendelssohn-Studien 2 (1975), S. 183-201.

Weblinks

Eintrag in der Mendelssohn-Enzyklopädie Herausgegeben von Sebastian Panwitz mit Bild


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