- Gerard Bunk
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Gerard Bunk (* 4. März 1888; in Rotterdam; † 13. September 1958 in Kamen) war ein deutsch-niederländischer Organist, Pianist, Chorleiter und Komponist.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Bunk war seit 1901 Schüler am Rotterdamer Konservatorium der Maatschappij tot Bevordering der Toonkunst. Der Schwerpunkt seiner Ausbildung lag auf dem Klavierstudium bei Anton Verheij.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Hull kam er 1906 nach Bielefeld zu dem Klavierpädagogen Hans Hermanns, dem er ans Hamburger van Bernuthsche Konservatorium folgte. 1907 wurde Bunk Klavierlehrer am Konservatorium in Bielefeld.
An der Orgel bildete er sich vorwiegend autodidaktisch aus, wobei sich seine pianistischen Fähigkeiten bezahlt machten: "Das Orgelspiel in solcher beispiellos gedrängten Fülle wie in Bunks Leben war [...] u. a. nur möglich durch die vom Klavier her in jungen Jahren erworbene Perfektion auf der Tastatur. Er war einer der wenigen Organisten, die - gleichsam als Vorbereitung für das Spiel auf ihrem Instrument - auf dem Klavier 'ausgelernt' haben. Und als die große Karriere des Organisten in Bielefeld begann, blieb die Garantie pianistische Virtuosität unvermindert erhalten." [1]
Im Mai 1910 wirkte Bunk beim Dortmunder "Max-Reger-Fest" mit und wurde auf Anraten Regers an das Hüttner-Konservatorium berufen, wo er Klavier- und später auch Orgelspiel unterrichtete. Seit 1912 war er Organist an der Altkatholischen Krimkapelle, seit 1920 Organist der St.-Petri-Kirche in Dortmund. Er leitete in den folgenden Jahren verschiedene Musikvereine. Unter den verschiedenen Kammermusik-Vereinigungen, denen er im Laufe seines Lebens angehörte, war das "Dortmunder Trio" zwischen 1920 und 1929 mit Paul van Kempen und Carl Roser die wohl bedeutendste. Nach dem Krieg tat er sich mit Friedrich Enzen und Rudolf Evler in der "Triovereinigung Bunk-Enzen-Evler" zusammen. Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte er 1925 mit der Nachfolge Carl Holtschneiders zum Organisten des Walckerschen "epochemachenden Orgelwerkes" von St. Reinoldi und zum Kantor des Bach-Vereins gewählt wurde. Von den 528 Kirchenmusiken, die er in den folgenden Jahrzehnten bis zu seinem Tod in St. Reinoldi veranstaltete, waren 338 reine Orgelkonzerte.
Seit den Anfängen des Rundfunks war Bunk in Radiosendungen zu hören, in Übertragungen aus der Reinoldikirche, häufig auch mit dem Bielefelder Kinderchor. 1928 erlangte er die deutsche Staatsbürgerschaft und begegnete Albert Schweitzer, mit dem er bereits seit 1910 korrespondierte, bei dessen Orgelkonzert in St. Reinoldi. 1930 wurde er auch Organist der Dortmunder Synagoge, ein Amt, das er am 11. Mai 1933 unter ungeklärten Umständen niederlegte. In den 1930er Jahren dirigierte er das "Orchester der Berufsmusiker beim Arbeitsamt Dortmund" vorwiegend in Radiokonzerten des Reichssenders Köln. 1936 wurde er vom altpreußischen Evangelischen Oberkirchenrat zum Kirchenmusikdirektor ernannt.
Mit der Zerstörung St. Reinoldis am 23. Mai 1943 setzten die Orgel-Feierstunden aus. Den Bach-Verein dirigierte Bunk nun auf Konzertreisen und in der weitgehend unbeschädigten Dortmunder Nikolaikirche. "Unsere Bachmission [...] kann nicht mit dem letzten herrlichen Singen [...] beendet gewesen sein. Wenn dieses Singen für immer verstummen sollte, so wäre das wohl der schwerste Verlust für einen Kirchenmusiker, den die vollendete Wiedergabe der Motetten 'Jesu, meine Freude' [...] und ähnlicher Meisterwerke am ehesten über den schweren Verlust seiner geliebten Orgel hinwegzusetzen vermöchte.[2]
1952 wurde er Organist der von ihm disponierten Orgel im Goldsaal der Dortmunder Westfalenhalle. Zwei Jahre später nahm er die Orgelkonzerte an einer Interimsorgel in der zum Teil neu errichteten Reinoldikirche wieder auf. 1958 wurde ihm von der Stadt Dortmund der "Bronzene Reinoldus" verliehen; im Mai weihte er die nach seinen und Max Lorfs Plänen gebaute neue Walcker-Orgel in St. Reinoldi ein, die er anschließend noch einmal spielen konnte.
Komponist
Bunk findet als Komponist von Orgelwerken die größte Beachtung. Schweitzer sieht bei der Legende op. 29 Einflüsse Felix Mendelssohn Bartholdys und César Francks vereinigt und hebt ihre "ruhige und plastische Anlage [...] im Vergleich zu der Formlosigkeit und Unruhe, die jetzt [1910] für Orgelcompositionen in Gebrauch ist", hervor.[3] Nach Beendigung der Symphonie op. 75 im Jahr 1925 schränkte Bunk sein Komponieren zunächst ein, vermutlich wegen der starken Inanspruchnahme vom Kantorenamt an St. Reinoldi, aber auch wegen des allgemeinen stilistischen Umbruchs hin zu einer Neuen Musik.
Als seine besondere Reaktion auf die Kriegsereignisse, nach der Librettistin Martha Heinemann angeblich "unter dem Eindruck der Vernichtung seiner Heimatstadt Rotterdam" am 14. Mai,[4] vor allem aber als Zeichen in einer kirchenfeindlichen Zeit, begann er 1940 das Oratorium "Groß ist Gottes Herrlichkeit" nach dem Alten Testament, in dem er in spätromantischen Klängen ein Bekenntnis seines Glaubens ablegte. Nach der Uraufführung 1948 schrieb er nur noch Bearbeitungen eigener und fremder Werke. Die bekannteste wurde seine Übertragung des "Musikalischen Opfers" von Johann Sebastian Bach auf die Orgel.
Werke
- 8 Charakterstücke für Orgel, op. 54 (1910–1919). Möseler, Wolfenbüttel 2003
- 6 Orgelstücke, op. 65 (1919–1936). Möseler, Wolfenbüttel 2006
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Schroeder 1974, S. 91 f.
- ↑ Bunk an den Bach-Verein. In: Schroeder 1966, S. 78.
- ↑ Boecker, S. 54.
- ↑ Schroeder 1974, S. 33.
Literatur
- Jan Boecker: "Die Orgel störrisch, aber gemeistert..." – Die Konzertauftritte des niederländischen Organisten, Pianisten und Komponisten Gerard Bunk (1888–1958) in Deutschland in Kaiserreich, Weimarer Republik und 'Drittem Reich'. Mit einem Werkverzeichnis. Diss. Münster 1995.
- Eckart von Naso(mit Annemay Schlusnus): Heinrich Schlusnus. Hamburg 1957.
- Émile Rupp: Die Entwicklungsgeschichte der Orgelbaukunst. Einsiedeln 1929.
- Rudolf Schroeder: Musik in St. Reinoldi zu Dortmund vom Mittelalter bis in unsere Zeit. Sonderdruck aus: Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark, Bd. 63/1966.
- Ders.: Das Dortmunder Konservatorium. Dortmund 1969.
- Ders.: Gerard Bunk 1888–1958. Dortmund 1974.
- Oscar Walcker: Dortmund, Reinoldikirche, 1909, in: Erinnerungen eines Orgelbauers. Kassel 1948, S. 73-79.
- Arthur Zywietz: Die Ära Gerard Bunk, in: Geschichte des Musikvereins Unna 1847–1996. Unna 1996, S. 49-80.
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