Gerhard Maywald

Gerhard Maywald

Gerhard Kurt Maywald (* 16. April 1913 in Karlsruhe) war ein deutscher SS-Obersturmführer. Maywald war zuständig für den Bau des Arbeitslagers Salaspils nahe Riga und beteiligt an mehreren Kriegsverbrechen.

Leben

Maywald, Sohn eines Lokomotivführers, erlernte nach dem Abitur an der Pädagischen Schule Kiel den Beruf des Volksschullehrers. Maywald war als Volksschullehrer in Ostfriesland und Preetz bis Mitte 1938 tätig. Danach wechselte er seinen Beruf.

Maywald trat 1925 zunächst dem Deutschen Jugendbund Bismarck bei. In der NSDAP wurde er 1937 Mitglied und war bereits 1933 der SA sowie 1935 dem NSKK beigetreten. Später wechselte er von der SA zur SS.

Ab Mitte 1938 schlug Maywald die polizeiliche Laufbahn ein. Zunächst war Maywald als Hilfskommissar in Kiel tätig bevor er 1940 nach Zwickau abkommandiert und im selben Jahr dort Kriminalkommissar wurde. Während des Zweiten Weltkrieges gehörte Maywald der Einsatzgruppe A an, die Judenerschießungen durchführte. Maywald traf mit Männern der Einsatzgruppe A Anfang Juli 1941 in Riga ein. Dort half er u.a. bei Aufbau der Kriminalpolizei. Ab Oktober 1941 richtete Maywald im Auftrag von Rudolf Lange zwanzig Kilometer südöstlich von Riga das Arbeitslagers Salaspils ein, das für deportierte Juden aus dem Deutschen Reich vorgesehen war. Das Lager Salaspils wurde im Frühjahr 1942 durch jüdische Zwangsarbeiter und russische Kriegsgefangene fertig gestellt. Maywald gilt als Mitinitiator der Aktion Dünamünde, bei der nicht mehr arbeitsfähige und alte Menschen selektiert und ermordet wurden. Mitte Mai 1942 wurde Maywald nach Minsk versetzt, wo er im Kampf gegen Partisanen eingesetzt war.

Nach einer Fleckfiebererkrankung kehrte Maywald im Oktober 1942 ins Deutsche Reich nach Zwickau zurück. Von dort wurde er bald darauf nach Oppeln zur Kriminalpolizei versetzt, wo er bis kurz vor Kriegsende Wirtschafts- und Vermögensdelikte bearbeitete.

Bei Kriegsende tauchte er mit dem Pseudonym Gerd Hansen unter, geriet aber in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er bereits Anfang Mai 1945 entlassen wurde. Danach zog er nach Hamburg, wo er 1950 Selbstanzeige aufgrund falscher Namensführung erstattete. Maywald, der als Kaufmann im Bereich Kosmetik tätig wurde, war zweimal verheiratet und hatte aus erster Ehe einen Sohn.

Maywald wurde erst 1976/77 angeklagt und verurteilt. Bis dahin lebte er unbehelligt. Obwohl einige Zeugen ihn schwer belastet hatten, konnte ihm nach Ansicht des Schwurgerichts Hamburg keine direkte Beteiligung an den Morden nachgewiesen werden, die ihm die Staatsanwaltschaft zur Last legte. Es verurteilte ihn zu vier Jahren Haft - auf die die Untersuchungshaft von 16 Monaten angerechnet wurde -, für Beihilfe zum Mord in mindestens 320 Fällen wegen einer Selektion im Rahmen der Aktion Dünamünde am 5. Februar 1942. Die Teilnahme an weiteren Selektionen während der Aktion Dünamünde galt dem Gericht als nicht zweifelsfrei nachgewiesen. Auf Befehlsnotstand konnte Maywald sich nicht berufen, da er durchaus die Möglichkeit gehabt hätte, sich versetzen zu lassen, wie die Richter im Urteil feststellten.

Ausschlaggebend für das Urteil war vor allem, dass einige Zeugen nicht auffindbar oder verstorben waren und sich die übrigen Zeugen über 30 Jahre nach den Ereignissen nicht mehr genügend erinnern konnten, ihn offensichtlich mit seinem Vorgesetzten Rudolf Lange verwechselten und teilweise widersprüchliche Aussagen machten.[1]

Literatur

  • Jochen Kuhlmann: Maywald, Arajs und andere... 60 Jahre NSG-Justiz in Hamburg. In: Demokratische Geschichte, S. 135ff. auf www.beirat-fuer-geschichte.de (pdf)

Einzelnachweise

  1. Andrej Angrick, Peter Klein. Die "Endlösung" in Riga: Ausbeutung und Vernichtung 1941–1944. Darmstadt 2006.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Maywald — ist der Familienname folgender Personen: Gerhard Maywald (* 1913), deutscher SS Mann Roland Maywald (* 1948), deutscher Badmintonspieler Willy Maywald (1907–1985), deutscher Fotograf siehe auch: Maiwald, Meiwald …   Deutsch Wikipedia

  • Gerhard Treitinger — (* 16. September 1960) ist ein deutscher Badmintonspieler. Karriere Gerhard Treitinger gewann nach zahlreichen bayrischen und deutschen Nachwuchstiteln 1979 Bronze bei der Junioreneuropameisterschaft im Herrendoppel mit Harald Klauer. 1981… …   Deutsch Wikipedia

  • Dünamünde Action — Also known as Operation Dünamünde, Aktion Dünamünde Location Biķernieki forest, near Daugavgrīva (Dünamünde), Latvia Date March 1942 Incident type …   Wikipedia

  • Rudolf Lange — Born November 18, 1910 Weißwasser, Prussian Silesia Died February 23 …   Wikipedia

  • Aktion Dünamünde — Die Aktion Dünamünde, teilweise auch als Operation Dünamünde bezeichnet, war eine Tarnaktion der Nationalsozialisten im Frühjahr 1942, bei der alte und nicht mehr voll arbeitsfähige Menschen ermordet wurden. Als Initiator der Aktion Dünamünde… …   Deutsch Wikipedia

  • Salaspils (Lager) — Ansicht des Lagers, Aufnahme einer SS Propagandakompanie, 1941 …   Deutsch Wikipedia

  • Deutscher Meister (Badminton) — Deutsche Meisterschaften im Badminton werden in der Bundesrepublik seit 1953 ausgetragen. In der DDR fand die erste Meisterschaft für Mannschaften erst 1960 statt, in den Einzeldisziplinen sogar erst 1961. Für weitere Titelträger siehe: Badminton …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Seniorenmeisterschaft (Badminton) — Deutsche Seniorenmeisterschaften im Badminton werden in der Bundesrepublik Deutschland seit 1988 ausgetragen. Sie fanden zuerst für die Altersklassen O32, O40, O48 und O56 statt. Die Symbole der Altersklassen setzen sich dabei aus dem O for over… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Badminton-Mannschaftsmeisterschaft — Die Badminton Bundesliga ist die höchste Spielklasse im Badminton in Deutschland. In ihr wird der deutsche Mannschaftsmeister ermittelt. Mannschaftsmeisterschaften werden seit der Saison 1956/1957 ausgetragen, anfangs jedoch nicht in Ligaform,… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutscher Juniorenmeister (Badminton) — Deutsche Juniorenmeisterschaften im Badminton werden seit der Saison 1952/1953 ausgetragen, in der DDR erst seit 1961. 1998 wurden die bis dahin als U 18 Meisterschaft ausgetragenen Titelkämpfe zur U 19 Meisterschaft geändert. Seit der Saison… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”