- Kenzō Takada
-
Kenzō Takada (jap. 高田 賢三, Takada Kenzō; * 27. Februar 1939 in der Präfektur Hyōgo bei Himeji, Japan), der unter seinem Vornamen Kenzō bekannt ist, ist ein japanischer Modedesigner. Das von ihm 1970 in Paris gegründete, international bekannte Modeunternehmen KENZO existiert bis heute, wird aber seit 1999 ohne Takada geführt.
Inhaltsverzeichnis
Leben als Designer
1958 begann Kenzō Takada als erster männlicher Student sein Studium an der Bunka Fukusō Gakuin (engl. Bunka Fashion College) , einer der renommiertesten Modeschulen in Tokio.[1] Takada kam 1964 per Schiff über Marseille nach Paris, wo er seit 1965 lebt und nach anfänglichen Schwierigkeiten und wechselnden Aufträgen - als erster japanischer Designer - 1970 seine erste Modenschau präsentierte und damit großes Aufsehen erregte. Die Modezeitschrift Elle bildete eines der auf dieser Schau gezeigten Modelle auf ihrem Titelblatt ab. Diesem ersten Erfolg schlossen sich in schneller Folge weitere große Erfolge an. Noch 1970 hatte Kenzo in der Galerie Vivienne eine Boutique namens Jungle Jap eröffnet (seit 1985 eine Jean-Paul Gaultier Boutique).[2][3] 1971 wurde seine Kollektion auch in New York City und in Japan gezeigt, 1972 war der Andrang in seiner Modenschau so groß, dass sie unterbrochen werden musste, außerdem erhielt Takada den Preis des "Fashion Editor Club of Japan". 1976 eröffnete er die erste KENZO-Boutique und seinen Firmensitz an der Place des Victoires in Paris, wo sich bis heute ein KENZO-Flagshipstore befindet.[4] Seinen Sinn für dramatische Auftritte bewies er, als er 1978 und 1979 seine Shows in Zirkuszelten abhielt und dabei eine Kunstreiterin in durchsichtiger Uniform auftreten ließ oder Takada selbst beim Finale auf einem Elefanten in die Manege einritt.
Takadas farbenfrohe und fröhliche Mode in unkonventionellen Farb- und Musterkombinationen, nicht selten mit floralen Motiven verziert, verband immer - oftmals durch private Reisen inspiriert - "asiatische Einflüsse mit europäischem Chic".[5] 1983 dehnte Takada sein Schaffen auf Herrenmode aus. Das Bekleidungs-Portfolio wurde außerdem um die Zweitlininen KENZO Studio, KENZO Jungle und KENZO Jeans sowie Kindermode erweitert. Seit 1988 werden unter dem Label KENZO auch Parfüms verkauft. Das erste Damenparfüm, dessen Flakon ein Verschluss in Rosenblüten-Form zierte, trug den Namen "KENZO", dem 1991 das erste Männerparfüm "KENZO pour Homme" mit einem Flakon in Bambusblatt-Form folgte. Seitdem wurden weitere Parfums unter dem Namen KENZO lanciert. Seit 2001 gibt es eine Hautpflegeserie namens KENZOKI.
1993 verkaufte Takada die Marke KENZO für 482 Mio. Franc (entsprach etwa 70 Mio. Euro) an den französischen Luxusgüterkonzern LVMH, blieb dem Unternehmen aber als Chef-Designer erhalten.[6][7] Ab Mitte der 1990er Jahre bis 2006 gab es ein von KENZO gestaltetes Sondermodell des Renault Twingo.
1984 wurde Takada vom französischen Kulturminister Jack Lang zum Ritter des Ordre des Arts et des Lettres ernannt. Für sein humanitäres Engagement wurde Takada 1999 in New York City der Time For Peace Award in der Kategorie Mode verliehen.[8]
Rückzug von KENZO
Takada gab 1999 im Alter von 60 Jahren und nach 30 Jahren als Designer seinen Rückzug aus der Modewelt bekannt, um Zeit für seine Familie zu haben und zu reisen.[9] Nach seinem Ausscheiden wurden die KENZO-Kollektionen von verschiedenen Designern entworfen. Ab 2008 war der sardische Designer Antonio Marras, der auch sein eigenes nach ihm benanntes Modeunternehmen leitet, Kreativdirektor aller KENZO-Kollektionen [10] Seine Nachfolge traten 2011 die kalifornischen Opening Ceremony Designer Humberto Leon und Carol Lim an.[11][12]
Die Zweitlinien Studio, Jungle und Jeans wurden nach der Übernahme durch LVMH eingestellt, das Sortiment verkleinert. Aus dem US-Markt zog man sich 2003 zurück. Neben der KENZO-Hauptlinie samt dazugehöriger Accessoires, jeweils für Damen und Herren, besteht heute eine Kinderkollektion sowie eine Home-Kollektion mit Möbeln und Inneneinrichtungs-Gegenständen. Der Jahresumsatz inklusive der Erlöse durch lukrative Parfüm-Lizenzen wird auf etwa eine Milliarde Euro geschätzt (LVMH veröffentlicht keine Zahlen für KENZO).[13]
1997 wurde eine KENZO-Boutique in Düsseldorf eröffnet (inzwischen geschlossen), in den Galeries Lafayette in Berlin besteht eine KENZO-Corner. 2009 wurde ein Online-Shop auf der KENZO-Firmenwebseite lanciert. Weltweit bestehen etwa 100 KENZO-Geschäfte. Die Marke ist in Europa in etwa 600 Einzelhandelsgeschäften vertreten. 2010 feierte das Haus KENZO sein 40-jähriges Bestehen.
Designer KENZO Damenkollektion Designer KENZO Herrenkollektion - 2011 - dato Humberto Leon und Carol Lim
- 2003 - 2011 Antonio Marras
- 1999 - 2003 Gilles Rosier
- 1969 - 1999 Kenzō Takada
- 2011 - dato Humberto Leon und Carol Lim
- 2008 - 2011 Antonio Marras
- 2003 - 2008 Christophe Blondin
- 1999 - 2003 Roy Krejberg
- 1983 - 1999 Kenzō Takada
Leben nach KENZO
2004 erschien Takada wieder auf der Design-Bildfläche und präsentierte sein Label Gokan Kobo (dt. 'Atelier der fünf Sinne'), welches 2006 in Takada by Kenzo Takada umbenannt wurde.[14] Unter dem Markennamen wurden Wohnaccessoires, Bettwäsche, Stühle, Geschirr, Damenbekleidung und Bademode vertrieben. 2007 wurde die Marke wegen mäßigen Erfolges wieder eingestellt.[15] Takada hatte die Markenrechte an seinem vollen Namen nach dem Verkauf der Marke KENZO an LVMH behalten. Seither hat er u.a. für den französischen Kristallhersteller Baccarat, den Porzellanhersteller Royal Limoges, den Teppichhersteller Tai Ping Carpets und die Pâtisserie Lenôtre Produkte entworfen. Mitte 2010 zeigte Takada, der nach seinem Rückzug von KENZO mit der Malerei begonnen hatte, in einer Pariser Kunstgalerie zehn gemalte Selbtsporträts, die ihn in traditioneller japanischer Kleidung zeigten.[16][17] Anfang 2011 gestaltete der Designer die Innenausstattung eines Hotels der Sofitel-Gruppe auf Mauritius.[18]
Takada, der als scheu und zurückhaltend gilt und gebrochen französisch spricht, lebt weiterhin in Paris.[19] Sein mehr als 1200 m² großes japanisch-inspiriertes Anwesen auf drei Etagen nahe der Bastille, in dem er 20 Jahre lang gewohnt hatte, verkaufte er allerdings Anfang 2009 für fast 12 Mio. Euro an Pascal Breton, einen französischen TV-Produzenten, und richtete sich auf 250 m² in einem ehemaligen Bootshaus im 12. Pariser Arrondissement ein.[20][21][22][23] Seine umfassende Kunstsammlung wurde Mitte 2009 für 1,9 Mio. Euro vom Auktionshaus Aguttes in Paris versteigert.[24]
Weblinks
- Literatur von und über Kenzō Takada im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Webauftritt der Modemarke KENZO
- KENZO Parfums
Einzelnachweise
- ↑ Textilwirtschaft: Internationales Mode-Gespräch: Kenzo Takada (8. August 1996)
- ↑ Designer-ABC: K wie Kenzo, faz.net, 24. März 2006
- ↑ Mode wie aus dem Garten Eden: Kenzo feiert 40-jähriges Jubiläum, vogue.de, 2010
- ↑ Würze der Kürze, spiegel.de, 1. November 1976
- ↑ Textilwirtschaft: Au revoir Kenzo! (16. September 1999)
- ↑ Kenzo passe dans le giron de Louis Vuitton, lesechos.fr, 3. August 1993
- ↑ Textilwirtschaft: Kenzo Takada klagt gegen LVMH (3. März 2005)
- ↑ Der Spiegel: Modeschöpfer Kenzo geht in den Ruhestand (10. September 1999)
- ↑ Textilwirtschaft: Au revoir Kenzo! (16. September 1999)
- ↑ Textilwirtschaft: Kenzo: Antonio Marras wird befördert (1. Oktober 2008)
- ↑ Kenzo hat neue Chef-Designer , textilwirtschaft.de, 12. Juli 2011
- ↑ New Creative Lead at Kenzo, wwd.com, 12. Juli 2011
- ↑ Kenzo hat neue Chef-Designer , textilwirtschaft.de, 12. Juli 2011
- ↑ Textilwirtschaft: Kenzo kann es nicht lassen (26. August 2004)
- ↑ Textilwirtschaft: Kenzo Takada wird eingestellt (17. Dezember 2007)
- ↑ Fashion Designer Kenzo Takada Exhibits His Paintings In Paris, ifitshipitshere.blogspot.com, 17. Juni 2010
- ↑ M. Kenzo Takada expose ses peintures à Paris, dailymotion.com, abgerufen: 24. August 2011
- ↑ Sofitel startet Designmarke, htr.ch, 12. Mai 2011
- ↑ Kenzo TAKADA : "La mode est une révolution..., dailymotion.com, 28. Januar 2011 [Video]
- ↑ Focus: Kenzo versteigert seine Kunstsammlung (25. März 2009)
- ↑ Focus: Kenzo verkauft sich unter Wert (17. Juni 2009)
- ↑ Textilwirtschaft: 12 Mill. Euro für eine Zen-Oase (5. März 2009)
- ↑ Textilwirtschaft: Zu Hause bei Kenzo (27. März 2008)
- ↑ dnews.de: Kenzo-Kunstsammlung für 1,9 Millionen Euro versteigert (18. Juni 2009)
Wikimedia Foundation.