Giverville

Giverville
Giverville
Giverville (Frankreich)
Giverville
Region Haute-Normandie
Département Eure
Arrondissement Bernay
Kanton Thiberville
Koordinaten 49° 12′ N, 0° 34′ O49.1958333333330.56916666666666165Koordinaten: 49° 12′ N, 0° 34′ O
Höhe 165 m (157–176 m)
Fläche 6,14 km²
Einwohner 313 (1. Jan. 2008)
Bevölkerungsdichte 51 Einw./km²
Postleitzahl 27560
INSEE-Code

Das Schloss von Giverville

Giverville ist eine französische Gemeinde mit 313 Einwohnern (Stand 1. Januar 2008) im Département Eure in der Region Haute-Normandie. Sie gehört zum Kommunalverband Communauté de communes du canton de Thiberville des Kantons Thiberville.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Giverville liegt im Lieuvin, 25 Kilometer nordöstlich von Lisieux zwischen den Nachbargemeinden Morsan im Südosten und Saint-Georges-du-Mesnil im Nordwesten.[2] Die Weiler und Gehöfte Vicquemare, La Vallée, La Bertinière, Domnesque, Gournay, La Garenne, La Pilonnière, La Haye, Hue, Eplandres, Louvigny, La Haye du Bosc, Le Boscgroult, La Huberdière, Le Val, La Mare Poulain und Marchères gehören zur Gemeinde.[1] Nordöstlich des Ortskerns liegt der Wald Bois des Grippes.

Geschichte

Giverville wurde 1025 erstmals als Gebberti villa urkundlich erwähnt[3][4], und 1050 - 1056 als Givardi villam (Fauroux 53)[5][6].

Es handelt sich um einen mittelalterlichen Ortsnamen in -ville (aus dem gallo-römischen VILLA „großes Landgut“). Für den ersten Bestandteil beruht sich Ernest Nègre auf der ältesten Erwähnung von Albert Dauzat und Charles Rostaing Gebberti villa und schlägt nach ihnen den germanischen Personennamen Gibertus mit einer latinisierten Endung vor (A. Dauzat zitiert Gibert). François de Beaurepaire[7] und René Lepelley[8] verwerfen die erste Erwähnung und schlagen den germanischen Personennamen Givardus vor, der von Marie-Thérèse Morlet aufgenommen ist. Die phonetische Entwicklung von Gebbert- zu Giver- scheint theoretisch schwierig zu sein. Außerdem läßt sich Gibert(us) von Gebbert- nicht direkt ableiten. Es ist ein Postulat von A. Dauzat und E. Nègre.

Im Jahr 1066 schenkte Guillaume Giroie, Seigneur von Montreuil-l’Argillé und Échauffour, Giverville (Guiardivilla) dem 1597 zerstörten Kloster Sainte-Catherine du Mont (auch Sainte-Trinité du Mont genannt), das sich in Rouen befand. Diese Schenkung wurde von Wilhelm dem Eroberer (1027/28-1087) als Zeugen unterzeichnet. 1156 wurde die Schenkung nochmals in einer Bulle des Papstes Hadrian IV. (†1159) bestätigt. Abgesehen von diesem kirchlichen Lehnsherrn, gab es untergeordnete weltliche Lehnsherrn, die Seigneurs von La Poterie. 1255 und 1304 wurde Mathieu de la Poterie urkundlich erwähnt, 1436 gehörte dieses Lehen Georges de Huet.[9] Pierre Pillon kaufte das Lehen 1567. Sein Vater war ein Beamter der Gabelle in Pont-Audemer dann Beamter der Forstverwaltung von Montfort-sur-Risle und wurde 1545 geadelt. 1580 wurde Pierre Pillon Berater am Finzanzgerichtshof Cour des aides de Normandie und 1585 durfte er seinen Namen in de Giverville ändern.[10] Nach der Auflösung des Klosters Sainte-Catherine du Mont im Jahr 1598 wurde Giverville an das Kartäuserkloster in Gaillon vergeben.[9] Charles de Giverville wurde deshalb 1602 beim Kloster in Gaillon vorstellig. Der Adelsrang seines Sohnes Jean wurde 1686 bestätigt[10], dessen Frau wurde 1671 im Chor der Kirche beerdigt.[9] 1674 folgte Louis de Giverville Henri de La Tour d’Auvergne, vicomte de Turenne (1611-1675), in den Holländischen Krieg (1672-1679). 1767 verkaufte das Kloster sämtliche Lehensrechte an Louis de Giverville, dessen Sohn Jean-Louis (†1788) das heutige Schloss erbauen Ließ.[10]

1793 erhielt Giverville im Zuge der Französischen Revolution (1789-1799) den Status einer Gemeinde und 1801 das Recht auf kommunale Selbstverwaltung.[11] Jean-Louis Sohn Armand de Giverville musste während der Revolution außer Landes gehen, erhielt aber 1803 das Schloss zurück. Der letzte de Giverville starb 1889.[10]

Im Zuge des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) wurde das Schloss von Giverville von den deutschen Besetzern als Stützpunkt genutzt. In der Nacht vom 21. zum 22. September 1940 explodierten drei Sprengsätze in der Nähe des Schlosses. Der deutsche Kommandant nahm darauf fünf Bewohner des Ortes als Geiseln fest. Fünf weitere Bewohner mussten sich täglich beim Schloss melden. Den Einwohnern war es verboten, die Ortschaft für mehrere Tage zu verlassen oder sie zwischen 20 Uhr abends und 7 Uhr morgens zu betreten. Am 24. August 1944 wurde Giverville von kanadischen Truppen befreit.[12]

Die heutige Pfarrei von Giverville ist katholisch und gehört zur Pfarrei Montgeoly in Montfort-sur-Risle.[1]

Bevölkerungsentwicklung
(Quelle: [11])
1793 1806 1856 1886 1901 1954 1975 1990 2006
734 780 639 504 429 362 358 262 294


Am meisten Einwohner hatte Giverville 1806 (780). Im weiteren Verlauf des 19. und im 20. Jahrhundert sank die Bevölkerungszahl. 1990 hatte Giverville nur noch 262 Einwohner.

Sehenswürdigkeiten

Dreiecksgiebel am Schloss

Das Schloss von Giverville und sein Park sind offiziell als Site Inscrit (Kultur- und Naturdenkmal) eingestuft.[13]Das Schloss stammt aus dem Ende des 18. Jahrhunderts. 1933 bis 1939 gehörte es der Mutter von Maurice Petsche, dem ehemaligen Parteivorsitzenden der CNIP. Sie ließ die Wappen der Familie Giverville auf den Dreiecksgiebeln durch die Wappen der Normandie ersetzen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es als Ferienlager für Schüler aus Gegend um Calais verwendet. Dann wurde es wieder verkauft und restauriert, befindet sich heute jedoch in einem vernachlässigten Zustand.[10] Die Bäume der Allee, die vom Schloss zur Straße führt, wurden durch den Orkan Lothar am 26. Dezember 1999 beschädigt.[14]

Die Pfarrkirche Notre-Dame stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die Fassade besteht aus Hornstein und hellen Steinen, die im Schachbrettmuster angeordnet sind. Der Chor stammt aus dem 17. Jahrhundert. Einige der Fenster aus dem 16. Jahrhundert sind erhalten geblieben. Auf dem Friedhof an der Kirche stehen riesige alte Eiben.[14] Das Taufbecken der Kirche stammt aus dem 13. Jahrhundert, es wurde 1912 als Monument historique (historisches Denkmal) klassifiziert. Das Altarretabel des nördlichen Seitenaltars stammt aus dem 17. Jahrhundert. Das Retabel ist im Stil des Bildhauers Michel Lourdel (1577-1676) gehalten. Es zeigt einen unterbrochenen Dreiecksgiebel der ein Heiligstes Herz Jesu umrahmt, das über einer Schale mit Früchten schwebt. Das Retabel wurde 1907 als Monument historique eingestuft. Fünf Verglasungen wurden 1922 von der damaligen Comtesse de Giverville gespendet. Sie wurden von Jean-Baptiste Devisme aus Rouen gefertigt.[15] Der Portalvorbau der Kirche wurde 1817 angebaut.

Kirche Notre-Dame

Das Haus der Confrérie de charité („Bruderschaft der Barmherzigkeit“) wurde um 1753 erbaut.[1] Die Confréries de charité sind eine normannische Einrichtung, die besonders im Département Eure gepflegt wird. Die Bruderschaften bestehen aus hochrangigen Mitgliedern der Gemeinde und kümmern sich um Beerdigungen bedürftiger Gemeindemitglieder und Ähnliches. Untereinander unterscheiden sich die Bruderschaften durch ihre Prozessionsfahnen.[16] Die Bruderschaft von Giverville hat die Heiligen Blasius von Sebaste und Margareta von Antiochia als Schutzpatrone. Sie wurde 1240 von Papst Gregor IX. gegründet, ihre Satzung wurde aber erst 1435 geschrieben. Die Bruderschaft hat heute noch neun Mitglieder.

Das Herrenhaus Château de la Garenne steht im Weiler La Garenne auf halbem Weg von Morsan nach Giverville. Es wurde für die Familie de la Garenne erbaut und ging im 19. Jahrhundert durch Heirat in den Besitz der Familie Mesnil du Buisson über.[17][18] Es befindet sich heute im Privatbesitz.

Wirtschaft und Infrastruktur

In Giverville gibt es mehrere Handwerksbetriebe und Geschäfte, der Haupterwerbszweig ist jedoch die Landwirtschaft. Es werden vor allem Weizen, Gemeiner Lein, Raps und Futterrüben angebaut, Hausrinder gezüchtet und Milch produziert. Es gibt außerdem eine ländliche Herberge (Gîte rural) und einen Gasthof (Ferme-auberge).[14]

Die Grundschule in Giverville beschäftigt zwei Lehrer, die zwei Klassen unterrichten. Sie ist Teil des Syndicat Intercommunal à Vocation Scolaire (SIVOS), das aus vier Schulen besteht. Die anderen drei Schulen stehen in den Gemeinden Bazoques, Boissy-Lamberville und Le Theil-Nolent.[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e Communauté de communes du canton de Thiberville. Abgerufen am 9. Juni 2010 (französisch).
  2. Village de Giverville. In: Annuaire-Mairie.fr. Abgerufen am 7. Juni 2010 (französisch).
  3. Albert Dauzat et Charles Rostaing, Dictionnaire étymologique des noms de lieu en France, Librairie Guénégaud 1979. S. 321.
  4. Ernest Nègre: Toponymie générale de la France. 2, Librairie Droz, 1996, ISBN 9782600001335, S. 935 (in Google Books, abgerufen am 6. Juni 2010). (französisch)
  5. François de Beaurepaire, Les noms des communes et anciennes paroisses de l'Eure, éditions Picard 1981. S. 117.
  6. TGF 935
  7. NCE 117
  8. Dictionnaire étymologique des noms de communes de Normandie, Presses Universitaires de Caen / Charles Corlet éditions 1994. S. 134.
  9. a b c Auguste Le Prévost; Léopold Delisle, Louis Paulin Passy (Hrsg.): Mémoires et notes de M. Auguste Le Prevost pour servir à l’histoire du département de l’Eure. 2, Auguste Herissey, Évreux, S. 182f (in Archive.org, abgerufen am 10. Juni 2010). (Französisch)
  10. a b c d e Franck Beaumont, Philippe Seydoux: Gentilhommières des pays de l’Eure. Editions de la Morande, Paris 1999, ISBN 978-2902091317, S. 303f.
  11. a b Giverville - notice communal. In: Cassini.ehess.fr. Abgerufen am 11. Juni 2010 (französisch).
  12. Michel und Thérèse Mesnil: Le Canton de Thiberville. son histoire, son patrimoine. Imprim’eure, Conches-en-Ouche Juni 2003, S. 66f. (Französisch)
  13. Liste der Gemeinde von Eure. In: eure.pref.gouv.fr. Préfecture von Eure, abgerufen am 14. August 2011 (französisch).
  14. a b c Daniel Delattre, Emmanuel Delattre: L’Eure, les 675 communes. Editions Delattre, Grandvilliers 2000, S. 130f. (Französisch)
  15. Giverville. In: Base Palissy. Ministère de la culture, abgerufen am 7. Juni 2010 (französisch).
  16. Confrérie de Charité de l’Eure. In: Eure-Loisirs.Info. Abgerufen am 9. Juni 2010 (französisch).
  17. L.-A. Fournier: Histoire du canon de Thiberville. Page de Garde, Saint-Aubin-Les-Elbeuf Januar 1997, ISBN 2843400120, S. 70 (Nachdruck, Erstausgabe 1888).
  18. Edouard de Magny: Nobiliaire de Normandie. 1, Paris 1863, S. 161f (auf Gallica, abgerufen am 14. August 2010). (Französisch)

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