- Museum für Glaskunst Lauscha
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Das Museum für Glaskunst ist ein 1903 eröffnetes Museum in Lauscha, das die Geschichte der Glasmacherei und der Kunstglasbläserei in der Region um Lauscha auf dem Kamm des Thüringer Schiefergebirges nachvollzieht, wissenschaftlich untersucht und darstellt. Die Glashütte Lauscha gilt als Mutterglashütte der thüringer Glasindustrie.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Das Museum für Glaskunst befindet sich in der Ortsmitte der Stadt Lauscha, Landkreis Sonneberg, und ist im Haus Oberlandstraße 10 untergebracht. Der Ort Lauscha bildet das Zentrum der alten Glashüttenregion im östlichen Thüringer Wald und im Thüringer Schiefergebirge.[Anmerkung 1]
Entstehungsgeschichte
Das Museum ging aus einer Schausammlung von hochwertigen Gläsern und Glasobjekten hervor, die anlässlich des 300jährigen Bestehens der Lauschaer Glashütte im Jahr 1897 von der Lauschaer Bevölkerung gestiftet wurde. Als Ausstellungsort wurde die Alte Schule, ein 1849 – 1851 errichteter Fachwerkbau, bestimmt.[1] 1903 wurde das erweiterte Museum als Ortsmuseum eröffnet.[Anmerkung 2]
Paul Eichhorn, ein mit der Glasherstellung vertrauter Gewerbeoberlehrer und Direktor der Berufsschule, wurde zum langjährigen Leiter des Museums. Unter seiner Leitung wurde es bis 1929 zum damals einzigen Spezialmuseum für Glaskunst in Deutschland aufgebaut.[Anmerkung 3] Zehn Jahre zuvor hatte die Museumsleitung aus Platzmangel entschieden, den ebenso angewachsenen heimatkundlichen Sammlungsbestand aufzugeben und das Museum auf die Sammlung von Glaskunst zu spezialisieren.
Durch wissenschaftliche Zusammenarbeit mit bayerischen und württembergischen Museen und Glashütten wurde das Lauschaer Museum in den 1930er Jahren auch in der Kunstwelt zunehmend bekannter. Wertvolle Schenkungen kamen von der Fachschule Zwiesel und den Schottwerken.
Die Wirren des Zweiten Weltkrieges überstand die Sammlung unbeschadet und schon im Mai 1945 wurde das Museum wieder eröffnet. Zunächst wurde Paul Eichhorn zum ehrenamtlichen Kustos ernannt. 1953 übernahm Rudolf Hoffmann als erster hauptamtlicher Leiter die Verwaltung, wissenschaftliche Aufarbeitung, Archivierung und Ausstellung der Exponate.
Mit einer modernen Ausstellungskonzeption wurde das Lauschaer Museum nach einer Umbauphase 1972 neu eröffnet. Mit Unterstützung des Rates des Bezirkes Suhl erhielt das Lauschaer Museum im Jahr 1978 die einst an Sonneberg verlorene Apothekersammlung und weitere Glasobjekte übereignet.
Das Museum heute
Heute befindet sich das Museum in der Trägerschaft der Stadt Lauscha, die durch den Förderverein des Museums für Glaskunst Lauscha e.V. unterstützt wird. Das Museum für Glaskunst sammelt, dokumentiert, erforscht und präsentiert das Thüringer Glas in seiner gesamten zeitlichen und thematischen Breite: vom späten Mittelalter bis zur Gegenwart, vom frühen Waldglas über höfische und bürgerliche Prunkgefäße, Glasperlen, Glasaugen, Spielzeug und technischem Glas bis zum Kunsthandwerk und zur zeitgenössischen Glaskunst.[2]
Die Arbeitsgänge und Herstellungstechniken von traditionellem Christbaumschmuck werden in einer Schauwerkstatt erläutert. Dem Museum sind ein Archiv und eine Bibliothek mit ca. 3.000 Werken aus Fachliteratur zur Glasbläserei und zur Regional- und Kulturgeschichte angeschlossen. Im wissenschaftlichen Bestand sind bereits mehr als 10.000 Ausstellungsstücke erfasst.
Zu den wichtigsten Neuerwerbungen zählen Werke von Albin Schaedel, Walter Bäz-Dölle, Michael Draews und Alex Arbell.
Einzelnachweise
- ↑ Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen (Hrsg.): Museen in Thüringen. Frankfurt a.M. 1995, S. 124.
- ↑ Museumssatzung. Stadt Lauscha, 1. Mai 2002, abgerufen am 13. Juni 2010 (PDF-Datei: 0,2 MB).
Anmerkungen
- ↑ In der ursprünglichen Glashütte Lauscha wurden von 1597 bis in die Jahre um 1900 unverändert mit althergebrachter Holzbefeuerung Glaserzeugnisse produziert. Aus ihr gingen unmittelbar die Glashütten von Schmalenbuche (1607), Grumbach (1616), Bischofsgrün (1616), Piesau (1623), Klein Tettau (1661), An der Sieglitze (1698), Ernstthal (1707), Henriettenthal (1720), Limbach (1731), Glücksthal (1736), und Bernhardsthal (1829) hervor, von diesen Hütten wiederum mehrere Gründungen in Stützerbach (1656) und um Alsbach (1711) in Habichtsbach (1735), in Sophienthal (1768), auf dem Herrnberg und dem Wurzelberg; alles in allem etwa 20 Gründungen. Die Befeuerung mit Brennholz wurde im Vergleich zu den mit Kohle- bzw. Gasfeuerung betriebenen Hütten mehr und mehr unrentabel. Das intensive Abholzen der umliegenden Wälder hatte zu einer Verknappung und mehrfach zu deutlichen Preisanstiegen für Feuerholz geführt. Die Holzgerechtsame wurde 1900 abgelöst. Am 10. Mai 1905 begann der Abbruch der Glashütte Lauscha. In und um Lauscha entstanden von 1853 bis 1924 mehrere moderne Glashütten und -werke, die teilweise noch heute bestehen. Die Kontinuität der Glasherstellung in der Region ist bis in die Gegenwart ungebrochen.
- ↑ Auf Anregung des Realschullehrers Armin Apel und des Kunstglasbläsers Christian Eichhorn-Sens, ab 1905 Leiter der Glasbläser-Werkstatt der Fachschule für Kunstglasbläserei, wurde beschlossen, diese einzigartige und kunsthistorisch bedeutsame Sammlung zu erhalten, zu ergänzen und zu einer Schau zur Geschichte des Ortes und seiner Bewohner auszubauen. Der Gemeinderat stimmte der Idee zur Gründung eines Orts- und Heimatmuseum zu und erwarb 1900 die Zustimmung, das gesammelte Ausstellungsgut in einem Raum der alten Gewerblichen Fachschule am Hüttenplatz unterbringen zu dürfen. Gleichzeitig gründete sich aus dem Kreis interessierter Einwohner ein Museumsverein, dem schnell über 100 Mitglieder angehörten, die in ehrenamtlicher Arbeit ihre Kenntnisse und Fähigkeiten der Weiterentwicklung des Museums zur Verfügung stellten.
- ↑ Die finanziellen Möglichkeiten des Museums waren sehr gering. Meist waren es Erbschaftsstücke, die dem Museum als Schenkung oder Dauerleihgaben zugereicht wurden. Eine besonders wertvolle, aus 600 Gläsern bestehende Privatsammlung eines Lauschaer Bürgers (Apotheker Thiel) konnte nicht übernommen werden, diese Sammlung gelangte komplett für einen Kaufpreis von 10.000 Mark in den Besitz des Sonneberger Spielzeugmuseum und blieb damit der Region erhalten.
Literatur
- Barbara Bock: Museum für Glaskunst Lauscha. In: Thüringer Monatsblätter Heft 4. Wutha-Farnroda 2003. S 51-52.
- Stadt Lauscha (Hrsg.):Festschrift zur Verleihung des Stadtrechts. Friebel-Druck, Saalfeld 1957.
- Stadt Lauscha (Hrsg.):Historischer Bilderbogen - Ein Streifzug durch die Geschichte von Lauscha und Ernstthal. Geiger-Verlag, Horb am Neckar 2008, ISBN 978-3-86595-255-4.
Weblinks
50.47696944444411.159538888889Koordinaten: 50° 28′ 37″ N, 11° 9′ 34″ OKategorien:- Lauscha
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