- Grafen von Are
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Die Grafen von Are waren ein bedeutendes, frühmittelalterliches, an der Mittelahr begütertes Adelsgeschlecht, dessen Ersterwähnung um 930 unter König Otto III. datiert ist.
Inhaltsverzeichnis
Ursprünge
Im Jahr 1087 wird Sigewin, Erzbischof von Köln, als erster namentlich bekannter Vertreter der Grafenfamilie von Are urkundlich erwähnt. Das Adelsgeschlecht führte einen silbernen Reichsadler in Rot im Wappen.
Zur Zeit von Papst Urban II. wurde Diedrich I. 1107 als Zeuge in einer Stiftungsurkunde in der Reihenfolge (Rangfolge) gleich nach dem ranghöheren Grafen von Luxemburg genannt. Er war der erste, der als Mitglied der Familie von Are urkundlich eindeutig benannt wurde. Schon für 930 nennt Schannat einen Gaugrafen des Ahrgaus namens Sigebod als Vorfahren der Familie.[1] Sigebodo war Stifter des Klosters Steinfeld (nahe Münstereifel).
Geschichte
Diedrich war Obervogt von Münstereifel, ein Amt, das er als Lehen der Abtei Prüm hielt. Das Kölner Domkapitel wählte Graf Diedrich zum Schirmvogt von Erpel, worauf er jedoch bald wieder verzichtete.[2]
Im Folgenden wurde Diedrich in Urkunden des Kölner Erzbischofs Friedrich öfters als „Comes de Are“ erwähnt, so 1117, 1120 und 1125.[3] Als ein treuer Anhänger des Erzbischofs errang Diedrich 1114 auf dem Schlachtfeld bei Andernach einen Sieg über die kaiserlichen Truppen Heinrichs V. Er starb zwischen 1126 und 1132 und hinterließ vier Söhne, seinen Nachfolger Lothar, Ulrich, Gerhard und Otto.[4] Im Jahr 1140 teilten sich die Linien Are-Hochstaden und Are-Nürburg.
In dieser Zeit nahmen die Gaugrafen ihre Namensgebung allmählich von ihren Burgen und Schlössern auf. Diese verschiedenen Namen erzeugten vielfach erneute Verwirrung. So kamen in der edelfreien Familie derer von Are in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Namen Hochstaden, Nürburg, Wickerode, Nuwenaar vor, alle aus einem Edelgeschlecht. Gleichzeitig taucht der Gebrauch bestimmter Wappen auf.[5]
Nächster bedeutender Vertreter der Familie war der um 1100 auf Burg Are geborene Gerhard von Are.[6] Er war vermutlich zweitältester Sohn von Diedrich I., dem Stifter der Familie. 1124 wurde er Propst des Bonner Cassius-Stiftes. 1156 war er sogar als Nachfolger des Kölner Erzbischofs Arnold von Wied für den Erzstuhl im Gespräch. Er verstarb am 23. Februar 1169 in Bonn. Weitere Söhne von Dietrich I. waren Lothar, Ulrich und Otto. Otto heiratete vor 1162 Adelheid von Hochstaden und beerbte die Grafen von Hochstaden. Lothar setzte die Hauptlinie fort. Ulrich erwirbt die Nürburg die nur im Mannesstamme vererblich war, woraufhin das Grafengeschlecht den herrschenden Erzbischof Rainald von Dassel bat, das Erbe auch den weiblichen Erben zuzusichern. Dieser Bitte entsprach der Erzbischof. 1144 und 1147 war er zusammen mit seinem Bruder Otto bereits einmal erwähnt worden.
Ulrich von Are, Propst von Bonn, sowie sein Sohn Gerhard tauchen seit Mitte des 12. Jahrhunderts mehrfach in urkundlichen Zeugenreihen auf, so ging nach Aktenlage Burg Nürburg an Ulrich, Burg Are an den Sohn Gerhard. Auch Graf Ulrich scheint ein hohes Alter erreicht zu haben. Letztmalig taucht er 1216 auf; er wird dort als „verstorben“ geführt.
1246 verleibte Erzbischof Konrad von Are-Hochstaden den Ahrgau dem Kurstift Köln ein, wo es zu seinem Vorteil für 550 Jahre verblieb.
Anmerkung
Die Angaben insbesondere bei Schannat und beim Rheinischen Antiquarius (Weidenbach) widersprechen sich oft einander und sind nicht selten unschlüssig; vom Stand der Forschung wäre eine Neubewertung der Fakten und historische Aufarbeitung wünschenswert.
Genealogie (Teil)
Dietrich I. hinterließ vier Söhne:[2]
- Lothar der ihm in der Grafschaft Are folgte
- Dietrich II. verheiratet mit Hildegard von Meer
- Hermann
- Hedwig
- Ulrich, Begründer der Linie Are-Nürburg
- Gerhard, Propst zu Bonn
- Otto, Begründer der Linie Are-Hochstaden, verheiratet mit Adelheid von Hochstaden
- Otto († nach 1208) Begründer der Linie Wickrath
- Lothar Bischof von Lüttich
- Dietrich († 1194 oder 1197), verheiratet mit Liuitgart von Dagsburg
- Lothar I. († nach 1215), verheiratet mit Mathilde von Vianden
- Lothar II. († 1237 oder 1242), verheiratet mit Margaretha von Geldern
- Dietrich († 1246)
- Gerhard († 1242 oder 1245)
- Konrad († 18. September 1261) Erzbischof von Köln
- Friedrich († 1265)
- Elisabeth, verheiratet mit Eberhard von Hengebach
- Mechthild († nach 1243), verheiratet mit Konrad von Müllenark
- Margareta († nach 1314), verheiratet mit Adolf IV. Graf von Berg
- Lothar II. († 1237 oder 1242), verheiratet mit Margaretha von Geldern
- Lothar I. († nach 1215), verheiratet mit Mathilde von Vianden
Literatur
- Heinrich Beyer, Leopold Eltester: Urkundenbuch der jetzt die Preussischen Regierungsbezirke bildenden mittelrheinischen Territorien Coblenz und Trier , 2.Band (1169 - 1212), Coblenz 1865, S.55 (Vorwort LV)
- Werner Bornheim genannt Schilling: Zur älteren Geschichte der Grafen von Ahre, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte, 6. Jahrgang 1954, S. 128 - 152
- Abschnitt Hochstaden in: Hg. Johann Samuel Ersch u.a.: Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste:in alphabetischer Folge. Section 2, H - N ; Theil 9, Hirudo - Höklyn, Band 2; Band 9, Leipzig 1832, S. 142ff. Darin auch ein ausführlicher Artikel über die Grafen von Are
- Gottfried Kinkel: Die Ahr., J. P. Bachem, Köln 1999, (bearbeitete Neuauflage der ersten Ausgabe von 1849), S.209ff. Ausgabe 1858 als Online-Ausgabe dilibri Rheinland-Pfalz
- Heinrich Neu, Grafen von Are, in: Neue Deutsche Biographie, Bd.: 1, Berlin 1953, S. 340f.
- Zu Propst Gerhard von Are: Josef Niesen, in: Biographisch-Biblographisches Kirchenlexikon, Band XXXI, Nordhausen 2010, Spalten 500-501
- Jakob Rausch, Die Grafen von Are-Nürburg als Vögte des Klosters Maria-Laach, in: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler Jg. 1957, S.58f.
- Eiflia illustrata oder geographische und historische Beschreibung der Eifel Abt. 1, Band 1, von Johann Friedrich Schannat, Köln 1824
- Denkwürdiger und nützlicher rheinischer antiquarius..., Teil 3, Band 9, hg. von Christian von Stramberg, Anton Joseph Weidenbach, Koblenz 1862, S.424ff.
- Anton Joseph Weidenbach: Die Grafen von Are, Hochstaden, Nurburg und Neuenare: ein Beitrag zur rheinischen Geschichte, Habicht, Bonn 1845
Einzelnachweise
- ↑ Johann Friedrich Schannat: „Eiflia Illustrata“, Abt.1, Bd.1, S.121
- ↑ a b lt. Anton Joseph Weidenbach: ’’Die Grafen von Are, Hochstaden, Nurburg und Neuenare’’, Bonn 1845, ist die Faktenlage bis 1107 durchweg unsicher.
- ↑ Schannat, Eiflia illustrata, a.a.O.
- ↑ Weidenbach a.a.O.
- ↑ Schannat, a.a.O., Abt. 1, Bd. 1, S.130
- ↑ BBKL Band XXXI (2010) Spalten 500-501
- Lothar der ihm in der Grafschaft Are folgte
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