Kloster Steinfeld

Kloster Steinfeld
Blick auf die Prälatur des Klosters Steinfeld

Kloster Steinfeld in der Eifel ist eine ehemalige Prämonstratenserabtei mit einer bedeutenden Basilika aus dem frühen 12. Jahrhundert. Weithin sichtbar auf einer Anhöhe im Süden der nordrhein-westfälischen Gemeinde Kall gelegen, bildet das „Eifelkloster“ mit wenigen umliegenden Häusern den Ortsteil Steinfeld.

Die Klosteranlage befindet sich seit 1923 im Besitz des Salvatorianerordens, der in Steinfeld das Hermann-Josef-Kolleg Steinfeld, ein Gymnasium mit Internat, sowie die private Kunstakademie Kloster Steinfeld und das Franziskus-Jordan-Gästehaus unterhält.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Obwohl die Anfänge des Klosters bis circa 920 zurückreichen, erfolgte die erste klösterliche Niederlassung in Steinfeld 1070. 1130 wurde es von Prämonstratensern übernommen. Das Kloster wurde ein bedeutendes kirchliches Zentrum im deutschen Reich und hatte zahlreiche Tochterniederlassungen in Europa, zum Beispiel das Kloster Strahov in Prag. 1184 bekam das Kloster Steinfeld den Status einer Abtei. Die durchgehende Reihe von 44 Äbten wurde erst 1802 durch die Säkularisation beendet. Danach diente die Anlage verschiedenen weltlichen Zwecken, die Basilika wurde als Pfarrkirche weiterbetrieben. Die Anlage wurde 1923 von den Salvatorianern als Kloster übernommen.

Klostervorsteher

Nachstehende Liste bezieht sich auf die Series praepositorum et abbatum Steinfeldensium"[1]

Pröpste

Äbte

  • 01. Albert 1184–1189
  • 02. Erenfried 1189–1208
  • 03. Eberhard 1208–1211
  • 04. Makarius 1211–1247
  • 05. Gerhard 1247–1248
  • 06. Goswin I. 1248–1252
  • 07. Lambert 1252–1258
  • 08. Goswin II. von Jülich 1248–1272
  • 09. Johann I. von Löwen 1272–1279
  • 10. Wimar 1279–1298
  • 11. Adolf von Dollendorf 1298–1304
  • 12. Friedrich 1304–1334
  • 13. Marsilius 1334–1356
  • 14. Winrich Rumschüttel 1356–1362; trat zurück
  • 15. Matthias von Fischenich 1362–1366; trat zurück
  • 16. Konrad I. 1366–1369; trat zurück
  • 17. Gerhard II. von Höningen 1369–1380; seines Amtes enthoben
  • 18. Gottftried von Bungenberg 1381–1388; von Bretonen ermordet
  • 19. Gerhard III. von Wichterich 1389–1412
  • 20. Jakob I. von Rützheim 1412–1416
  • 21. Christian I. von Zirn 1417–1425; von Mitbrüdern vergiftet
  • 22. Wilhelm Herper von Wied 1425–1439
  • 23. Johann II. Buschelmann von Stammheim 1439–1465
  • 24. Christian II. von Arnoldsweiler 1465–1467
  • 25. Johann III. von Altena 1468–1483
  • 26. Reiner Hundt von Euskirchen 1484–1492
  • 27. Johann IV. von Düren 1492–1501
  • 28. Johann V. von Münsterejfel 1501–1509; starb an der Pest
  • 29. Gottfried II. Kessel 1509–1517
  • 30. Johann VI. Schuys von Ahrweiler 1517–1538; trat zurück
  • 31. Simon Diefenbach von Hasselt 1538–1540
  • 32. Jakob II. Panhausen aus Opoteren 1540–1582
  • 33. Balthasar Panhausen 1582 – 1606
  • 34. Christophorus Pilckmann aus Bonn 1606–1630
  • 35. Norbert Horrichem aus Erp 1630–1661
  • 36. Johann VII. aus Lückerath 1661–1680
  • 37. Theodor Firmenich aus Düren 1680–1693
  • 38. Michael Kuell aus Zülpich 1693–1732
  • 39. Christian III. Steinheuer aus Üdinghoven 1732–1744
  • 40. Johann VIII. Begasse 1744–1750
  • 41. Gabriel Hilger aus Hannebach (Adenau) 1750–1766
  • 42. Evermodus Claessen 1767–1784
  • 43. Felicius Adenau 1784–1790
  • 44. Gilbert Surges 1790–1802

Basilika

Basilika
König-Orgel in der Basilika

Die dem Kloster angeschlossene Basilika wurde zwischen 1142 und 1150 als eine der frühesten deutschen Gewölbekirchen von den Prämonstratensern erbaut. Sie ist dem heiligen Potentinus und seinen beiden Söhnen Felicius und Simplicius geweiht. Heute umfasst das Gebäude Teile mehrerer Kunstrichtungen, vom originalen romanischen Stil über Gotik, Renaissance und Barock bis zu modernen Stahlapplikationen. Die Basilika umfasst insgesamt acht Joche und sechs Kapellen, darunter die Stephanuskapelle und die Ursulakapelle. Die Basilika enthält auch die bekannte König-Orgel sowie die sterblichen Überreste des als Heiligen verehrten Hermann Joseph von Steinfeld. Den Rang einer päpstlichen Basilica minor erhielt die Kirche 1960.

Hermann-Joseph-Grab

Das Grab Hermann Josephs von Steinfeld, in der Mitte der Kirche platziert und von einer 1732 hergestellten Platte mit einer liegenden Figur aus Alabaster bedeckt, macht die Kirche zu einem Wallfahrtsort. Das eigentliche Grabmal aus Urfter Marmor stammt aus dem Jahr 1701. Traditionellerweise liegen stets ein paar frische Äpfel auf dem Grab neben der Alabaster-Figur. Nach einer Legende soll Hermann Joseph einmal dem Jesuskind der Muttergottes in der Kirche St. Maria im Kapitol zu Köln einen Apfel angeboten haben, den es angenommen habe.

König-Orgel

Bereits im 16. Jahrhundert verfügte die Steinfelder Basilika entweder über eine Schwalbennestorgel an der nördlichen Langschiffwand oder eine Lettner-Orgel. 1509 wurde der Lettner vom dritten Joch ins Eingangsjoch der Kirche versetzt, wo um 1600 – vermutlich durch Floris Hoque aus Brabant – die erste große Orgel entstand. Für diese Orgel wurde 1678 im Barockdekor ein neues achtfüßiges Hauptwerksgehäuse errichtet. Nach 1720 wurde sie durch ein Rückpositivgehäuse und zwei Pedaltürme in der Emporenbrüstung ergänzt. Vollendet wurde die Orgel 1727 durch Balthasar König aus Bad Münstereifel. König verwendete hierzu die alten Pfeifenbestände (17 Register). So entstand ein Orgelwerk mit 29 Registern.

Eine Modernisierung (Erweiterung auf 46 Register, Elektrifizierung der Spiel- und Registertraktur) erfuhr die Orgel im Jahre 1934. 1977 wegen Funktionsstörungen stillgelegt, wurde sie – nach umfangreichen Forschungsarbeiten – 1981 im ursprünglich barocken Stil von der Orgelbaufirma Weimbs aus Hellenthal aufwändig restauriert, so dass sie sich nun, was Spieltechnik und Klang betrifft, weitgehend wieder im Zustand von 1727 befindet. Sie umfasst 1956 Pfeifen, 35 klingende Register und eine mechanische Spiel- und Registertraktur. Das Pfeifenwerk ist größtenteils original erhalten. An den ältesten Pfeifen sind noch Gießtuchspuren zu erkennen.[2] Es handelt sich um eine der bedeutendsten Orgeln des rheinischen Barock.

I Rückpositiv C–c3

1. Hollpfeif 8'
2. Flaut travers 8'
3. Prästant 4'
4. Flaut 4'
5. Quint 3'
6. Octav 2'
7. Cornet III 22/3'
8. Tintinabulum II 13/5'
9. Mixtur 1'
10. Cromhorn 8'
Tremolant
II Hauptwerk C–c3
11. Bordun 16'
12. Principal 8'
13. Hollpfeif 8'
14. Viola di Gamba 8'
15. Octav 4'
16. Quint 3'
17. Superoctav 2'
18. Terz 13/5'
19. Cornet IV 4'
20. Mixtur 11/2'
21. Cymbel 2/3'
22. Trompet 8'
23. Claron 4'
III Echowerk C–c3
24. Gedackt 8'
25. Flaut douce 4'
26. Nasard 3'
27. Octav 2'
28. Sesquialtera 22/3'
29. Vox humana 8'
Tremulant
Pedalwerk C–d1
30. Principal 16'
31. Subbaß 16'
32. Octav 8'
33. Octav 4'
34. Bombart 16'
35. Trompet 8'

Kreuzgang

Der ursprünglich romanische Kreuzgang wurde von 1492 bis 1517 durch einen in gotischem Stil ersetzt. Die kunstvollen Glasfenster des Ganges (hergestellt zwischen 1526 und 1557) wurden nach der Säkularisation über Köln nach England verkauft. Dort wurden einige in Dorfkirchen und Privatkapellen eingebaut, so in die des Earl Brownlow in Ashridge Park. Montague Rhodes James, der Anfang des 20. Jahrhunderts die Glasfenster katalogisierte, wurde dadurch zu seiner Geistergeschichte The Treasure of Abbott Thomas inspiriert, deren Handlung zum Teil in (einem von James imaginierten) Steinfeld spielt. Eine Darstellung der Königin von Saba vor Salomo gelangte in die Kirche St. Mary the Virgin in Depden, Suffolk. Der Großteil der Glasfenster befindet sich heute im Victoria and Albert Museum (siehe Glasfenster der Auferstehung Christi).[3] Nur zwei Scheiben kamen zurück nach Steinfeld.

Bildergalerie


Weblinks

 Commons: Kloster Steinfeld – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Bestand Kloster Steinfeld, Akten 178
  2. Näheres zur König-Orgel
  3. In Sankt Cäcilien spukt der Abt

Literatur

  • Ernst Wackenroder: Die Kunstdenkmäler des Kreises Schleiden. Düsseldorf 1932
  • Friedrich Wilhelm Oedinger: Steinfeld. Zur Gründung des ersten Klosters. In: Oedinger: Vom Leben am Niederrhein. Aufsätze aus dem Bereich des alten Erzbistums Köln. Düsseldorf 1973
  • Heinrich Schmidt: Steinfeld. Die ehemalige Prämonstratenser Abtei. Ratingen 1951
  • E. Hegel, Karl Koch: Die Vita des Prämonstratensers Hermann Joseph von Steinfeld., Köln 1958
  • Ingrid Joester: Prämonstratenser in der Eifel. In: Johannes Mötsch und Martin Schöbel:(Hrsg.):Eiflia sacra. Studien zu einer Klosterlandschaft. Mainz 1994
  • Ingrid Joester (Bearb.): Urkundenbuch der Abtei Steinfeld., Bonn 1976
  • Manfred Gehrke (Bearb.): Konventualenverzeichnis der Abtei Steinfeld 1549–1802 , Kall 2002
  • Salvatorianer Kloster Steinfeld (Hrsg.): 75 Jahre Salvatorianer im Kloster Steinfeld. Festschrift 1998. Kall 1998
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