Günter Ulbert

Günter Ulbert

Günter Ulbert (* 20. Juni 1930 in Augsburg) ist ein deutscher Provinzialrömischer Archäologe. Ulbert leistete bedeutende Beiträge zur römischen Provinz Raetia, zu römischen Militärlagern und zur Spätantike der Region.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Bereits als Schüler hatte Günter Ulbert in Augsburg bei Ludwig Ohlenroth an Ausgrabungen teilgenommen. Er studierte an der Universität München Vor- und Frühgeschichte (Nebenfächer Klassische Archäologie sowie Alte Geschichte) bei Joachim Werner. Ein eigenständiger Studiengang Provinzialrömische Archäologie existierte zu dieser Zeit noch nicht. Im Wintersemester 1956/57 promovierte er dort mit dem Thema Die frührömischen Kastelle Aislingen und Burghöfe. Im Mai 1957 wurde er wissenschaftlicher Assistent am Münchner Vorgeschichtsinstitut. Es folgte die Habilitation im Sommersemester 1964 mit dem Thema Die römische Militärstation auf dem Lorenzberg bei Epfach. Beiträge zur Archäologie und Geschichte des Voralpenlandes während der römischen Okkupation.

Nach einer Tätigkeit als Privatdozent wurde er 1965 zum Universitätsdozenten ernannt, 1966 zum wissenschaftlichen Rat. Anfang Mai 1969 wurde ihm die Stelle eines Direktors der römischen Abteilung im Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz als Nachfolger von Hans Klumbach angeboten. Noch im selben Monat verlieh die Universität Ulbert den Titel eines außerplanmäßigen Professors. Auf Werners Initiative wurde am Institut für Vor- und Frühgeschichte eine Abteilung für Provinzialrömische Archäologie eingerichtet, mit deren Leitung Ulbert beauftragt wurde. Die Abteilung erhielt im Wintersemester 1969/70 volles Promotionsrecht.

Ulbert gelang es in seiner Zeit als Lehrstuhlinhaber, das Profil des Faches wesentlich zu schärfen und es sinnvoll zwischen den Nachbardisziplinen Vor- und Frühgeschichte, Alte Geschichte und Klassische Archäologie einzubetten. Gegenstand seiner Forschung und Lehre waren die römischen Militärlager in den Provinzen des römischen Reichs mit Schwerpunkt im Voralpenraum. Bei seiner Arbeit legte er besonderen Wert auf die Auswertung der Kleinfunde als Quellengattung, weshalb die Publikationen meist ausführliche Katalogteile aufweisen. Ulbert legte großen Wert auf die Lehre und führte 29 Studenten zur Promotion, darunter einige prominente Archäologen wie Siegmar von Schnurbein (1970), Wolfgang Czysz (1971), Michael Mackensen (1976/77, Habilitation 1991/92), Thomas Fischer (1978), Hans-Peter Kuhnen (1981/82), Werner Zanier (1988) oder Michaela Konrad (1991).

Neben der Lehr- und Forschungstätigkeit war Günter Ulbert als Fachgutachter für die Deutsche Forschungsgemeinschaft tätig. Seit 1986 war er Mitglied im Fachausschuss Madrid des Deutschen Archäologischen Instituts. Ulbert setzte sich weiterhin für die denkmalgerechte Präsentation einiger Römerstätten ein, so in Ladenburg (Lopodunum) und für den Archäologischen Park Cambodunum (APC).

Seinen Lehrbetrieb als aktiver Professor beendete Ulbert im Wintersemester 1992/93. Es folgte eine Tätigkeit als Geschäftsführer der Kommission zur Erforschung des spätrömischen Raetien der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Schriften

  • Die römischen Donau-Kastelle Aislingen und Burghöfe. Mann, Berlin 1959.
  • Die römische Keramik aus dem Legionslager Augsburg-Oberhausen. Lassleben, Kallmünz/Opf. 1960 (Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte 14)
  • Der Lorenzberg bei Epfach. Die frührömische Militärstation. Beck, München 1965 (Veröffentlichungen der Kommission zur Archäologischen Erforschung der Spätrömischen Raetien der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 3; Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 9).
  • Römische Waffen des 1. Jahrhunderts n. Chr. Ges. f. Vor- u. Frühgeschichte in Württemberg u. Hohenzollern e.V., Stuttgart 1968.
  • Das frührömische Kastell Rheingönheim. Die Funde aus den Jahren 1912 u. 1913 . Mann, Berlin 1969 (Limesforschungen 9).
  • Urkunden zur Vor- und Frühgeschichte aus Südwürttemberg-Hohenzollern. 4. Das römische Donau-Kastell Risstissen, T. 1. Die Funde aus Metall, Horn und Knochen. Silberburg, Stuttgart 1970.
  • Studien zur vor- und frühgeschichtlichen Archäologie. 1. Allgemeines, Vorgeschichte, Römerzeit. Beck, München 1974.
  • Studien zur vor- und frühgeschichtlichen Archäologie. 2. Frühmittelalter. Beck, München 1974.
  • (mit Thomas Fischer): Der Limes in Bayern. Von Dinkelsbühl bis Eining. Theiss, Stuttgart 1983, ISBN 3-8062-0351-2.
  • Cáceres el Viejo. Ein spätrepublikanisches Legionslager in Span.-Extremadura. von Zabern, Mainz 1984, ISBN 3-8053-0751-9 (Madrider Beiträge 11).
  • Der Auerberg / 1. Topographie, Forschungsgeschichte und Wallgrabungen. Beck, München 1994, ISBN 3-406-37500-6 (Münchener Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 45).
  • Der Auerberg / 2. Besiedlung innerhalb der Wälle. Beck, München 1996, ISBN 3-406-10750-8 (Münchener Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 46).

Herausgeberschaft

  • Konservierte Geschichte? Antike Bauten u. ihre Erhaltung. Theiss, Stuttgart 1985, ISBN 3-8062-0450-0.

Festschrift

  • Provinzialrömische Forschungen. Festschrift für Günter Ulbert zum 65. Geburtstag. Leidorf, Espelkamp 1995, ISBN 3-89646-000-5.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Archäologischer Park Cambodunum — Eintrittskarte APC Daten Ort Kempten (Allgäu) Art Besiedlung de …   Deutsch Wikipedia

  • Kastell Pfünz —  Karte mit allen Koordinaten: OSM, Google oder …   Deutsch Wikipedia

  • Kleinkastell Gündersbach —  Karte mit allen Koordinaten: OSM, Google oder …   Deutsch Wikipedia

  • Kastell Dambach —  Karte mit allen Koordinaten: OSM, Google oder …   Deutsch Wikipedia

  • Kastell Gnotzheim —  Karte mit allen Koordinaten: OSM, Google oder …   Deutsch Wikipedia

  • Kastell Unterschwaningen —  Karte mit allen Koordinaten: OSM, Google oder …   Deutsch Wikipedia

  • Castra Vetoniana — Kastell Pfünz Alternativname Vetoniana ORL 73 Limesabschnitt Rätischer Limes, Strecke 14 Datierung (Belegung) um 80 n. Chr. bis 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts Typ Kohortenkastell …   Deutsch Wikipedia

  • Dieter Planck — (2003) Dieter Planck (* 14. August 1944 in Rottenburg am Neckar) ist ein deutscher Archäologe mit Schwerpunkt Provinzialrömische Archäologie. Er war Direktor des Archäologischen Landesmuseums Baden Württemberg und Präsident des Landesamt für… …   Deutsch Wikipedia

  • Kastell Gunzenhausen —  Karte mit allen Koordinaten: OSM, Google oder …   Deutsch Wikipedia

  • Kastell Oberhochstatt —  Karte mit allen Koordinaten: OSM, Google oder …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”