Hans Reupke

Hans Reupke

Hans Reupke (* 23. Juli 1892 in Saargemünd; † 20. November 1942 in Dijon[1]) war ein deutscher Rechtsanwalt, Wirtschaftsfunktionär und Publizist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Schulbesuch studierte Reupke Rechtswissenschaft in Freiburg im Breisgau und Straßburg. Dort wurde im Wintersemester 1911/12 Mitglied in der Burschenschaft Franconia Freiburg.[2] Während des Ersten Weltkriegs, an dem er als Kriegsfreiwilliger teilnahm, geriet er in französische Gefangenschaft, aus der er nach Spanien fliehen konnte. Nach dem Krieg beendete Reupke sein Studium. In den folgenden Jahren war er Referendar und Assessor in Berlin und Braunschweig.

1927 wurde Reupke Syndikus und Rechtsanwalt des Reichsverbands der Deutschen Industrie (RdI). Anfang der 1930er Jahre begann er sich als Publizist in Wirtschaftsfragen hervorzutun. Dabei sprach Reupke - der im Mai 1930 in die NSDAP und 1931 in die Sturmabteilung (SA) eintrat - sich für ein ein ökonomisches System nach dem Vorbild des italienischen Faschismus aus, bei dem das Modell staatliche Wirtschaftssteuerung auf dem Boden des Privateigentums auf das Deutsche Reich übertragen werden sollte. Diese Haltung führte schließlich zu einem tiefen Zerwürfnis zwischen Reupke und dem Berliner Gauleiter Goebbels als einem Verfechter der sozialistischen Linie innerhalb der NSDAP. Goebbels strengte bereits im Dezember 1932 den Parteiausschluss Reupkes an, der auch der Gesellschaft zum Studium des Faschismus angehörte. Nachdem Reupke 1934 mehr als sechs Monate lang in Schutzhaft verbracht hatte, erfolgte der Parteiausschluss jedoch erst 1935.[3]

1933 wurde Reupke Abteilungsleiter im Reichsstand der deutschen Industrie. 1936 wurde er Geschäftsführer der Industrieabteilung bei der Wirtschaftskammer Mittelelbe und 1937 Hauptgeschäftsführer an der Industrie- und Handelskammer in Magdeburg und der Wirtschaftskammer Mittelelbe. Während des Zweiten Weltkrieges war Reupke in der deutschen Militärverwaltung in Frankreich tätig. Er wurde Ende 1942 in Dijon von Partisanen ermordet.

Das Wirtschaftssystem des Faschismus

In seiner bekannten Schrift „Das Wirtschaftssystem des Faschismus“ bezeichnete Reupke den Faschismus als „Pfadfinder des kapitalistischen Systems“ mit der Aufgabe „den die moderne Welt durchsetzenden Klassengedanken restlos zu vernichten und zu ersetzen“[4] Er schrieb die NSDAP wolle das Privateigentum des Unternehmers nicht aufheben, sondern im Gegenteil gegen die Angriffe des Sozialismus verteidigen.

Ein Exemplar des Buches schickte Reupke an Hitler, in dessen Danksagung vom 30. Juli 1930 schrieb Hitler:

„Durch die Verbreitung in Wirtschaftskreisen nutzten Sie der Bewegung zweifellos.“[5]

Auch der Club von Berlin setzte sich rege für die Verbreitung von Reupkes Schrift ein.[6] 1930 und 1931 finanzierte August Heinrichsbauer mit Unternehmensgeldern Studienreisen von Reupke und Edgar Julius Jung nach Italien.[7]

Schriften

  • Gefangen in Frankreich, nach Spanien geflüchtel. Erlebnisse eines Kriegsfreiwilligen. 1916.
  • Die rechtliche Stellung der Betriebsatsmitglieder im Aufsichtsrat. 1922. (Dissertation)
  • Das Wirtschaftssystem des Faschismus. Berlin 1930.
  • Der Nationalsozialismus und die Wirtschaft. Berlin 1931.

Literatur

  • Daniela Kahn: Die Steuerung der Wirtschaft durch Recht im nationalsozialistischen Deutschland. Das Beispiel der Reichsgruppe Industrie, Klostermann 2006, S. 521.

Einzelnachweise

  1. Militärgeschichtliche Zeitschrift, 2003, Bd. 62, S. 88.
  2. Ernst Elsheimer (Hrsg.): Verzeichnis der Alten Burschenschafter nach dem Stande vom Wintersemester 1927/28. Frankfurt am Main 1928, S. 413.
  3. Kilian Steiner: Ortsempfänger, Volksfernseher und Optaphon: die Entwicklung der deutschen Radio- und Fernsehindustrie und das Unternehmen Loewe, 1923-1962. 2005, S. 219.
  4. Zit. n. Fritz Fischer: Bündnis der Eliten. Düsseldorf 1979, S. 68.
  5. Klaus-Peter Hoepke: Die deutsche Rechte und der italienische Faschismus. Droste 1968, S. 181.
  6. Ulrike Hörster-Phillips: Großkapital, Weimarer Republik und Faschismus. In: Reinhard Kühnl, Gerd Hardach (Hrsg.): Die Zerstörung der Weimarer Republik. Köln 1977, S. 80.
  7. Manfred Wichmann: Die Gesellschaft zum Studium des Faschismus in: Werner Röhr (Hrsg.): Bulletin für Faschismus- und Weltkriegsforschung 31/32, Berlin 2008, S. 93.

Weblinks


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