Johann Rickmers

Johann Rickmers

Johann Rickmers, genannt Hans Rickmers (* 7. Mai 1881 in Bremen; † 9. November 1923 in München) war ein deutscher Putschist. Er wurde als einer der 16 getöteten Putschteilnehmer des gescheiterten Hitler-Putsches bekannt, denen Adolf Hitler den ersten Teil seines Buches Mein Kampf widmet.

Leben und Wirken

Rickmers entstammte einer bekannten Bremer Reederfamilie.[1] Nach dem Schulbesuch war er als Eleve auf dem Gut Erpenbeck bei Lengerich in Westfalen tätig. Zwischenzeitlich gehörte er von 1902 bis 1904 dem 1. Leib-Husaren-Regiment (Totenkopfhusaren) an. Anschließend wurde Rickmers durch seine Heirat Rittergutsbesitzer auf Gut Vortlage bei Lengerich. Ab 1914 nahm er als Leutnant der Reserve am Ersten Weltkrieg teil, in dem er zunächst im Osten, in Vorkurland, Litauen und Galizien kämpfte und mit dem Eisernen Kreuz und dem Hanseatenkreuz ausgezeichnet wurde. Ab 1917 wurde Rickmers an der Westfront eingesetzt. Bei Kriegsende kehrte er auf sein Gut zurück.

In der Nachkriegszeit engagierte Rickmers sich in der völkisch-nationalistischen Wehrverbandsbewegung: Er wurde Mitglied des Bundes Oberland, in dem man ihn mit der Führung eines Bataillons betraute. Sein Landhaus in Oberaltig bei Herrsching am Ammersee wurde zum Mittelpunkt einer Untergruppe der Oberländer, die dort ihre Zentrale und ihr Waffenlager einrichteten.

Im November 1923 beteiligte Rickmers sich mit dem Bund Oberland am gescheiterten Hitler-Putsch in München. In der Nacht vom 8. zum 9. November übernahm Rickmers' Gruppe Oberalting die Torwache im Bürgerbräukeller als dem Hauptquartier der Putschisten. Am Mittag des 9. Novembers 1923 wurde Rickmers, dessen 5. Kompanie des Bundes Oberlandes an der Spitze des Demonstrationsmarsches der Putschisten zur Feldherrnhalle in der Münchener Innenstadt marschierte, bei einem Zustammenstoß der Putschisten mit der Landespolizei und einem Schusswechsel auf dem Odeonsplatz vor der Feldherrnhalle tödlich verletzt. Er wurde schwerverwundet in ein Krankenhaus gebracht und erlag dort seinen Verletzungen. Außer ihm starben noch dreizehn weitere Putschisten und vier Polizisten vor der Feldherrnhalle sowie zwei weitere Putschisten im ehemaligen bayerischen Kriegsministerium.

Rickmers wurde in Vortlage bei Lengerich in Westfalen begraben. 1935 wurde sein Leichnam exhumiert, nach München überführt und mit den fünfzehn weiteren getöteten Putschisten in Sarkophagen am Münchener Odeonsplatz beigesetzt, wo die Toten fortan in den nationalsozialistischen Kult um den gescheiterten Novemberputsch einbezogen wurden.

Zwischen 1933 und 1945 wurden außerdem zahlreiche Straßen und Plätze in deutschen Städten nach Rickmers benannt, so die Johann-Rickmers-Straße in Danzig,[2], die Rickmersstraße in Wuppertal (seit 1935)[3] oder der Johann-Rickmers-Platz in München. Ferner gab es nach Rickmers benannte Schulen sowie eine NSDAP-Ortsgruppe, die seinen Namen führte. In Rickmers' Geburtsstadt Bremen wurde 1933 zudem ein städtischer Park ihm zu Ehren in Rickmers' Park umbenannt. Am 9. November 1936 wurde dort anlässlich des dreizehnten Jahrestages des Hitler-Putsches ein Gedenkstein aufgestellt, der an ihn erinnerte. Des Weiteren führte der SA-Sturm 21 die Bezeichnung „Sturm 21 Hans Rickmers“.

Literatur

  • Jay W. Baird: To Die for Germany. Heroes in the Nazi Pantheon. 1992.

Einzelnachweise

  1. Förderkreis Dokumentation: Zeitzeugen berichten 1933–1945. 1996, S. 126.
  2. Institut der Danziger Strassenkunde.
  3. Klaus Goebel: Wuppertal in der Zeit des Nationalsozialismus. 1984.

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