- Johann Georg Poppe
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Johann Georg Poppe (* 12. September 1837 in Bremen; † 18. August 1915 in Lesum) gilt als der berühmteste Architekt der Bremer Gründerzeit.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Poppe war der Sohn eines Zimmermeisters und Architekten. Er studierte von 1855 bis 1859 Architektur am Polytechnikum Karlsruhe. Von 1860 bis 1861 arbeitete er zunächst als Architekt in Berlin, ab 1863 dann in Bremen. Seine architektonische Arbeit ist von einer üppigen historistischen Stilvielfalt gekennzeichnet, mit einer besonderen Vorliebe für die Neorenaissance, die sich aus seinen Reisen nach Frankreich und Italien entwickelt hat.
In Bremen baute Poppe zahlreiche Villen und Landhäuser, vor allem in Horn und in Oberneuland. 1875 entstand Schloss Knoop in der Vahr, das ab 1888 als „Schloss Kreyenhorst“ im Besitz der Familie Rickmers war und 1912 abgerissen wurde. Bekannt geworden ist er durch seine repräsentativen Großbauten wie 1873 das Wasserwerk im Stadtwerder, 1890 die Nordwestdeutsche Gewerbe- und Industrieausstellung, 1902 die Bremer Baumwollbörse oder von 1907 bis 1912 die Hauptverwaltung des Norddeutschen Lloyds. Darüber hinaus gestaltete er die Innenausstattung mehrerer Lloyd-Schiffe, Ausführung Bembé, Mainz,[1] darunter der damals zeitweilig schnellste Atlantikdampfer der Welt, die 1903 in Dienst gestellte Kaiser Wilhelm II. Er leitete als Ratszimmermeister 1883 die Umgestaltung der oberen Halle des Bremer Rathauses und entwarf 1903 das üppige Rathausgestühl dazu. Nur wenige seiner Bauwerke sind heute noch erhalten.
In der Villa Ichon in Bremen, die er umgebaut und lange bewohnt hatte, ist ein Ölbild von ihm zu sehen. Sein Bremer Barock war nicht unumstritten, der Architekturkritiker Walter Müller-Wulckow schrieb z.B. über die von Poppe entworfene Bremer Baumwollbörse: „Die Bremer Baumwollbörse ist das krasseste Beispiel dieser Art, von deren Formenfülle schon kurz nach der Vollendung abblätternde Ornamente Passanten erschlagend herabstürzten und auf diese geradezu groteske Weise die Krebsschäden unserer Baupraxis gezeigt haben.“[2]
Andere Architekten lösten mit ihren im Jugendstil oder von der Reformarchitektur geprägten Bauten Poppes Stil ab. Poppe zog sich zurück auf sein Landgut Poppenhof am rechten Lesumufer in Lesum.
Poppe wurde auf dem Riensberger Friedhof in Bremen beigesetzt (Planquadrat V, an der Ecke zu den Planquadraten F und G).
Bauten in Bremen (Auswahl)
- 1871: Umbau der Villa Ichon, die er ab 1895 selbst bewohnte
- 1873: Wasserwerk im Stadtwerder (im Volksmund als „Umgedrehte Kommode“ bekannt)
- 1875: Schloss Knoop in der Vahr (ab 1888 als Schloss Kreyenhorst in Besitz der Familie Rickmers, 1912 abgerissen)
- 1882: Hauptstelle der Sparkasse Bremen in der Obernstraße (im Zweiten Weltkrieg zerstört)
- 1884: Villa Frerichs am Osterdeich Nr. 27
- 1890: Bauten der Nordwestdeutschen Gewerbe- und Industrieausstellung (nach der Ausstellung abgebaut bis auf das Parkhaus, das 1907 durch ein Feuer zerstört wurde)
- 1897: Stadtbibliothek – ab 1927 Staatsbibliothek – am Hauptbahnhof (im Zweiten Weltkrieg beschädigt, 1997 abgerissen)
- 1902: Gebäude der Bremer Baumwollbörse (im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört und Turm beschädigt)
- 1904: Reisbörse an der Schlachte (im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt)
- 1905: Verwaltungsgebäude Langenstraße 38 bis 42 (Umbau 1947–1951 von Karl Walter)
- 1907: Hauptverwaltung des Norddeutschen Lloyd in der Papenstraße (am 6. Oktober 1944 beim einem Bombenangriff schwer beschädigt, Turm und Teile des Gebäudes 1953, Rest 1969 abgerissen)
Literatur
- Reinhard Patemann: Poppe, Johann Georg. In: Die Historische Gesellschaft Bremen und das Staatsarchiv Bremen (Hrsg.) Bremische Biographie 1912–1962. Bremen 1969, S. 382 Sp. 2 bis 383 Sp. 2.
- Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. Edition Temmen, Bremen 2002, ISBN 3-86108-616-6.
- Günter Heiderich: Der Schiffsausstatter Johann Georg Poppe. Ein Vierteljahrhundert Innendekoration auf See. In: Volker Plagemann (Hrsg.): Übersee. Seefahrt und Seemacht im deutschen Kaiserreich. Verlag C. H. Beck, München 1988.
Weblinks
Commons: Johann Georg Poppe – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienFußnoten
- ↑ The whole outfit of the saloons has been executed by the firm of A. Bembé of Mainz
- ↑ Walter Müller-Wulckow: Aufbau-Architektur!; Berlin, 1919, Seite 62
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