Hans Winterberg

Hans Winterberg

Hans Winterberg (* 23. März 1901 in Prag; † 10. März 1991 in Bad Tölz/Oberbayern) war ein deutscher Komponist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Mit neun Jahren wurde Winterberg Schüler der Konzertpianistin Terèse Wallerstein. Er studierte an der Deutschen Akademie für Musik und darstellende Kunst zu Prag Musik (Komposition bei Fidelio F. Finke, Dirigieren bei Alexander von Zemlinsky) und am Prager Staatskonservatorium bei Alois Hába.

Längere Zeit war er als Korrepetitor in Brünn und anderen Bühnen tätig und komponierte.

Ende 1944 noch kam er ins Konzentrationslager Theresienstadt. Aufgrund seines Bekenntnisses als Sudetendeutscher blieb er dort auch nach dem 8. Mai 1945 von den Tschechen weiter interniert.

1947 wurde er ausgewiesen. Er kam zunächst nach Riederau am Ammersee, dann nach München als Lektor am Bayerischen Rundfunk und als Musikpädagoge an das Richard-Strauss-Konservatorium. Anschließend übersiedelte er nach Bad Tölz, wo er sich zurückgezogen ausschließlich der Komposition widmete. Trotz seiner Negativerfahrung bekannte er sich wiederholt zum Universalismus als "eine Art Brücke zwischen der Westkultur (also auch der deutschen) und der des Ostens".[1] Winterberg malte auch.

Winterberg war Mitglied der Künstlergilde Esslingen.

Grab Hans Winterberg

Werk

Sein kompositorisches Werk umfasst fast ausschließlich Instrumentalmusik. Er komponierte Orchesterwerke, eine Vielzahl an Kammermusikstücken und Klavierwerken, Hörspielmusiken sowie Vokalmusik. Im Verlaufe seiner Entwicklung setzte er sich sowohl mit den Werken Wagners und Claude Debussys, als auch mit der Wiener Schule, den Werken Schönbergs, Alexander von Zemlinskys, Alois Hábas, Béla Bartóks und Igor Strawinskis auseinander. Er vermochte all diese Anregungen in seinen Stil zu assimilieren und weiterzuentwickeln, ohne der Dodekaphonik zu folgen.

Stilistisch demzufolge eigenständig, setzte er besonders auf Polyrhythmik, die er meisterhaft beherrschte, wobei er die zugleich ablaufenden verschiedenen rhythmischen Strukturen so verdichtete und verwob, dass eine untrennbare Einheit, ein Zusammenklang als Klangeindruck entsteht. Die Polyrhythmik hinterließ nicht nur in Klavierkonzerten und -kompositionen, sondern auch in Balletten und Orchesterwerken ihre deutlichen Spuren. Kennzeichnend neben dieser großen musikalischen Vitalität ist für sein Werk weiterhin das Festhalten an thematisch-motivischen Prinzipien bei der Melodiekonzeption und an der thematisch-motivischen Verarbeitung.

Auflistung der Werke

Orchesterwerke

  • Symphonische Tänze für Orchester (1935)
  • Symphonische Suite für Orchester (1938)
  • I. Symphonie (Sinfonia dramatica) (1936)
  • II. Symphonie für Orchester (1943)
  • I. Konzert für Klavier und Orchester (1948)
  • II. Konzert für Klavier und Orchester (1950)
  • III. Konzert für Klavier und Orchester (1968)
  • Suite für Streichorchester (1950)
  • Symphonischer Epilog für großes Orchester (1951)
  • Bärenabenteuer - Ballettsuite (1962)
  • Ballade um Pandora - Ballettmusik für Orchester
  • Text: L.M. Pfeifer-Winterberg
  • Symphonisches Rondo für Orchester
  • Stationen 1974/75
  • Arena - 20. Jahrhundert für Orchester (1979/80)

Kammermusik

  • Streichquartett 1936
  • Streichquartett 1942
  • Streichquartett 1957 / Neufassung 1970
  • Streichquartett 1961
  • Trio 1950 für Klarinette in B (Violine), Violoncello, Klavier
  • Trio 1960 für Violine, Bratsche und Violoncello
  • Suite für Violine und Klavier 1942
  • Suite für Klarinette in B und Klavier 1944
  • I. Suite für Trompete und Klavier 1945
  • II. Suite für Trompete und Klavier 1952
  • Sudeten-Suite 1964 für Violine, Violoncello und Klavier
  • Rhapsodie für Posaune und Klavier 1951
  • Suite für Viola und Klavier 1948
  • Sonate für Violine und Klavier 1935
  • Sonate für Violoncello und Klavier 1951
  • Quintett für Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Horn 1947
  • Quintett für Trompete, Horn, Posaune, Pauke und Klavier 1951

Klaviermusik

  • Klaviersonate I 1936
  • Klaviersonate II 1941
  • Klaviersonate II 1947
  • Klaviersonate IV 1948
  • Klaviersonate V 1950
  • Suite für Klavier 1928
  • Suite für Klavier 1950
  • Suite für Klavier 1955
  • Suite für Klavier 1956
  • Suite für Klavier 1958
  • Erinnerungen an Böhmen - Suite für Klavier
  • Impressionistische Klaviersuite
  • 7 neoimpressionistische Stücke im Zwölfton für Klavier
  • Vier Intermezzi für Klavier 1929
  • Toccata für Klavier 1926
  • 12 Kinderstücke für Klavier zu zwei und vier Händen 1932
  • Bärenabenteuer - Burleske für Klavier
  • Drei Klavierstücke 1984/85

Gesangswerke

  • Dort und hier - 4 Lieder nach Franz Werfel für Sopran und Klavier
  • Sieben Lieder nach Gedichten von Franz Werfel für Sopran und Klavier
  • Zwei Lieder nach eigenen Texten für Sopran und Klavier
  • Vier Lieder nach Gedichten von Luise.M.Pfeifer-Winterberg für Sopran und Klavier
  • Vier Lieder nach Gedichten von Roderich Menzel für Bariton und Klavier
  • Kleines Mädchen träumt - 7 Frauenchöre a cappella nach Emanuel Lesehrad (ins Deutsche übertragen von Hans Winterberg)
  • Reminiszenzen - Lieder für Gesang und Orchester nach eigenen Texten 1932
  • Mondlied eines Mädchens - nach Franz Werfel für Gesang u. Orchester 1933

Hörspielmusik

  • Zu "Violetts Träume" von Heinz Kohlhaas
  • und "Robinson soll nicht sterben" von F. Forster

Gehobene Unterhaltungsmusik

unter dem Pseudonym Jan Iweer

  • Nymphenburger Fontänen für Orchester
  • Russische Rhapsodie für Orchester
  • Ariette 1963 für Klavier und Gesang
  • Trepak für Klavier
  • Erinnerung an Prag für Bariton und Orchester Text: L.M.Pfeifer-Winterberg

Auszeichnungen

Links

http://www.e-jirgens.de Weitere Bilder von Hans Winterberg aus musikhistorischem Fotomaterial aus der 1. Tschechoslowakischen Republik in den 20er und 30er Jahren

Quelle

  • Musikarchiv der Künstlergilde e.V. Bonn (Kopie SMI), 29f., Heinrich Simbriger, Brief an Sir Cecil Parott vom 5. Januar 1975, betrifft: Deutsche Komponisten in Prag
  • Klaus Peter Koch. Winterberg, Hans. Sudetendeutsches Musikinstitut (Hg.). Lexikon zur Deutschen Musikkultur. Böhmen - Mähren - Sudetenschlesien. München 2000. Sp. 2981-2983.
  • Sudetendeutsche Zeitung vom 14. Juni 1991
  • Sudetendeutscher Kulturalmanach, Herausgegeben von Josef Heinrich, Delp´sche Verlagsbuchhandlung München, Heinrich Simbriger: Der Komponist Hans Winterberg - Anerkennungspreis für Musik (Komposition) 1963

Einzelnachweise

  1. Thomas Stolle, Hans Winterberg, 1991

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