- Rathauspassagen
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Rathauspassagen Basisdaten Standort: Berlin-Mitte Eigentümer: Wohnungsbaugesellschaft Berlin Mitte mbH Website: www.rathauspassagen-berlin.de Die Rathauspassagen sind ein nach Plänen der Architekten Heinz Graffunder, Eckart Schmidt, W. Radke und anderen[1] zwischen 1967 bis 1973 errichteter Gebäudekomplex zwischen der Rathausstraße und der Grunerstraße in Berlin-Mitte. Sie waren gleichzeitig Teil der gesamten Neubebauung entlang der Spandauer und Karl-Liebknecht-Straße. Die Passagen wurden nach 1990 total umgebaut und zur Grunerstraße hin mit einem Parkhaus für die Besucher abgeschlossen.
Inhaltsverzeichnis
Lage und Baubeschreibung
Der langgestreckte Gebäudekomplex zieht sich als zusammenhängender Baukörper vom Roten Rathaus bis kurz vor der Ringbahntrasse auf ursprünglich 185 Meter Länge an der Rathausstraße entlang. Die Wohnungen in Nord-Richtung hatten ihre Schauseite zur Grünanlage um den Berliner Fernsehturm. Die gesamte Breite des Komplexes betrug 68 Meter.
Der ursprüngliche Gebäudekomplex besteht aus zwei rückwärtigen Quertrakten und einem zweigeschossigen Flachkörper, montiert in Stahlbetonskelettbauweise. Aus dem Flachkörper erheben sich auf Stelzen die fünf Wohnhaustrakte. Der Zugang zum Terrassengeschoss erfolgt über Wendeltreppen in Sichtbeton. Für die zwei Fahrstuhl- und Treppenhausschächte und die Giebel wurden rote Klinker aus Großräschen und Zahna verwendet. Damit sollte eine optische Verbindung zum Roten Rathaus geschaffen werden. Die Fassaden der Wohnungen sind facettenartig gegliedert, was eine optische Stimmigkeit mit dem Alexanderhaus, dem Berolinahaus und dem Fernsehturm schaffen sollte. So wurden weißer Marmorsplit in hellem Wolfener Zement und blauen Glasmosaiken aus Reichenbach verbaut. Die Wohnungen hatten unterschiedliche Größen und wurden in Plattenbauweise errichtet.
Baugeschichte und Nutzung
An dem Standort befand sich zuvor die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Lindenpassage. Als auch die gegenüber noch erhaltenen historischen Gebäude beseitigt wurden und der Berliner Fernsehturm entstand, gab der Ost-Berliner Magistrat eine Neuplanung zur Rathausstraße an ein städtebauliches Entwicklungskollektiv in Auftrag. Unter Leitung von Heinz Graffunder erarbeiteten die Architekten Lothar Köhler, Peter Schweizer, Walter Wenzel, D. Kuntsch und J. Nähter[2] die konkreten Bebauungspläne. Die Rathauspassagen galten als sozialistische Antwort auf das Bauwerk Unité d’Habitation und das Corbusierhaus des Architekten Le Corbusier. Der Komplex wurde danach von dem VEB WBK Berlin und der Aufbauleitung Sondervorhaben der Hauptstadt Berlin unter der Leitung von Erhardt Gißke errichtet.
Die Entwürfe und künstlerischen Ausführungen für den Sockelbau, die Innenhöfe und die Freiflächen gehen auf E. Horn und Dietmar Kuntzsch zurück. Außerdem waren auch Plastiken, Wasserspiele wie der Tröpfchenbrunnen, Denkmale usw. vorgesehen, die von G. Thieme unter dem Motto Sozialistische Gemeinschaft – Verkörperung des realen Humanismus mit Kunstwerken geschaffen wurden. Die Skulptur Berliner Typen von Gerhard Thieme, ein Betonsockel mit Alltagsszenen auf Bronzereleifs sowie die Skulpturen Aufbauhelfer und Trümmerfrau von Fritz Cremer sind hier zu nennen.
Von Anfang an war eine gemischte Nutzung vorgesehen. Während im Erdgeschoss Geschäfte und Lokale untergebracht wurden, in dem als Wandelgang gestalteten Terrassengeschoss in der ersten Etage Arztpraxen und Kindergärten Platz fanden, waren die oberen Etagen den Mietern vorbehalten. In dem Trakt entlang der Rathausstraße befanden sich in der Ladenzone unter anderem das Hauptpostamt von Ost-Berlin, eine Bowlinganlage mit 18 Bahnen, das Haus der Mode und viele andere Serviceeinrichtungen. Das Haus der Mode galt als zentraler Repräsentationsort für in der DDR produzierte Bekleidung, Schmuck, Schuhe und Kosmetika.
Ab 2000 wurden die Rathauspassagen nach Plänen der Architekturbüros RKW Rhode Kellermann Wawrowsky und Kny & Weber saniert und umgebaut. Dabei wurde auf der Rückseite zur Grunerstraße hin ein großes Parkhaus angefügt, das sich über die ganze Länge des Gebäudes erstreckt, wofür Teile der originalen Bausubstanz weichen mussten.[3] Nach Entkernung und Sanierung der Sockelgeschosse hat der Eigentümer, die Wohnungsbaugesellschaft Mitte, die Rathauspassagen zu einem vollwertigen Einkaufszentrum entwickelt. An der Stirnseite zur Stadtbahn hin wurde auf 25 Meter ebenfalls angebaut. Anstelle der Mehrzeckgaststätte Alextreff, die auf der Fläche bis zum Bahndamm stand, ließ ein anderer Investor das Kino Cubix errichten.
Rezeption
Oliver Päßler veröffentlichte 2006 mit Straße Nummer Eins ein filmisches Porträt über die Rathauspassagen. Für den Film interviewte er ehemalige und neue Bewohner des Gebäudekomplexes.[4][5]
Literatur
- Architekturführer DDR Berlin. VEB Verlag für Bauwesen, Berlin 1976 (2. Aufl.)
Weblinks
Commons: Rathauspassagen – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Architekturführer DDR Berlin, Seite 13
- ↑ Architekturführer DDR Berlin, Seite 44
- ↑ Stadtentwicklungsbehörde Berlin mit Informationen zum Umbau der Passagen
- ↑ Straße Nummer Eins, Webseite des Films
- ↑ Bericht über den Film in der Berliner Zeitung
52.51966111111113.410411111111Koordinaten: 52° 31′ 11″ N, 13° 24′ 37″ OKategorien:- Architektur (DDR)
- Erbaut in den 1970er Jahren
- Wohngebäude in Berlin
- Bauwerk der Moderne in Berlin
- Bauwerk in Berlin
- Berlin-Mitte
- Einkaufszentrum in Berlin
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