Heinz Graffunder

Heinz Graffunder
Graffunder (2. v. l.) erläutert ein Modell des Palastes der Republik, 1974
Berlin, Apartmenthäuser an der Friedrichsgracht

Heinz Graffunder (* 23. Dezember 1926 in Berlin; † 9. Dezember 1994 ebd.) war ein deutscher Architekt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die Schule schloss Graffunder angesichts des beginnenden Zweiten Weltkriegs mit einem Notabitur ab, dann musste er zweieinhalb Jahre in der Wehrmacht dienen. Er geriet in Kriegsgefangenschaft und konnte erst anschließend eine Lehre als Maurer aufnehmen. Von 1949 bis 1952 studierte Graffunder in den Vereinigten Bauschulen von Groß-Berlin Architektur.[1] Danach arbeitete er von 1952 bis 1967 als Architekt, Städteplaner und Abteilungsleiter im VEB Bauprojektbetreuung Groß-Berlin und dessen Nachfolgebetrieben VEB Projektierung Berlin, VEB Hochbau II und VEB Berlin-Projekt.

In dieser Zeit wurden folgende Arbeiten von ihm umgesetzt[1].

Von 1967 bis 1972 arbeitete Heinz Graffunder als Abteilungsleiter im VEB Projektierung des Volkseigenen Wohnungsbaukombinates Berlin. Hier war er zusammen mit Dietmar Kuntzsch maßgeblich an der Bauplanung der Berliner Liebknecht- und Rathausstraße (Rathauspassagen) und ab 1970 als Komplexarchitekt für das Wohngebiet Fennpfuhl beteiligt.

Der Palast der Republik (1976)

1972 bis 1973 war er Chefarchitekt im Institut für Wohn- und Gesellschaftsbauten der Bauakademie der DDR und anschließend Leiter des Entwurfskollektivs und Chefarchitekt des Palastes der Republik. Nach dessen Fertigstellung arbeitete Graffunder von 1976 bis 1988 als Chefarchitekt und Leiter der städtebaulichen Projektierung der neuen Berliner Stadtbezirke Berlin-Marzahn und Berlin-Hellersdorf. Danach war er Professor für Entwurfslehre an der Bauhochschule Cottbus, 1989 wurde er wegen Invalidität emeritiert.

Nach der Wende

Heinz-Graffunder-Park mit Skulpturen und Rosensträucher (2010)

Von 1990 bis zu seinem Tod 1994 unterhielt er ein eigenes Architekturbüro in Berlin, in dem er zwei Gartencenter, einige Hotelplanungen und Städtebauprojekte erarbeitete.[1] Er engagierte sich in dieser Zeit besonders für den Erhalt des Palastes der Republik, auch durch die Erarbeitung mehrerer Vorschläge zu seiner Veränderung und Erweiterung, die in einer Ausstellung der Öffentlichkeit gezeigt wurden. Als spektakulär galten vor allem die Entwürfe, vor den Baukörper des Palastes ein vierstöckiges Gebäude als Fassadenkopie des abgerissenen Schlosses zu setzen, das mit Glas und Stahlträgern mit dem Palast verbunden werden sollte und so einen neuen einheitlichen Baukörper gebildet hätte.[1] Auch mit Hilfe einiger Politiker ist es dem Architekten nicht gelungen, den Abrissbeschluss rückgängig zu machen.

Die letzte Ruhe fand er auf einem Pankower Friedhof.

Ehrungen, Auszeichnungen und Preise

  • 1969 Nationalpreis der DDR 1. Klasse, für den Tierpark Berlin
  • 1976 Nationalpreis der DDR 1. Klasse, für den Palast der Republik

2004 wurde aus Anlass seines zehnten Todestages in der Marchwitzastraße 1–3 (Marzahner Südspitze) an der Stelle eines abgerissenen Hochhauses ein Park nach Heinz Graffunder benannt. An dieser Stelle stand zuvor ein Hochhaus, das nach der Wende wegen des Leerstandes abgerissen wurde.

Literatur

  • Der Palast der Republik. Seemann Verlag, Leipzig 1979 (mit Martin Beerbaum)
  • Anke Kuhrmann: Heinz Graffunder. In: Holger Barth u.a. (Hrsg.): Vom Baukünstler zum Komplexprojektanten. Architekten in der DDR. Erkner 2000, S. 89–91.

Weblinks

 Commons: Heinz Graffunder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Abriß wäre Verdrängen. Gespräch mit dem Architekten Heinz Graffunder. Interview in der Märkischen Allgemeinen Zeitung vom 21. August 1992

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