Heiner Keupp

Heiner Keupp
am 12. Juni 2010 auf dem Kongress "40 Jahre GwG" in Mainz

Heiner Keupp (* 16. Juni 1943 in Kulmbach) ist ein deutscher Sozialpsychologe und pensionierter Professor der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Keupp studierte Psychologie und Soziologie in Frankfurt, Erlangen und München. In Frankfurt gehörten Theodor W. Adorno und Max Horkheimer zu seinen Lehrern. In München promovierte er 1971 mit einer Arbeit zur Soziogenese psychischer Störungen, 1976 folgte seine Habilitierung. 1978 wurde er Professor für Sozial- und Gemeindepsychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Wirken

In der Forschung hat sich Keupp zunächst mit Bedingungen und Möglichkeiten der Psychiatriereform beschäftigt. Dann hat er sich an zwei Sonderforschungsbereichen an der Universität München (SFB 333 und SFB 536) von 1989 bis 2009 mit individueller und kollektiver Identitätsbildung beschäftigt. Keupp gab der Sozialpsychologie in München ein besonderes Gepräge im Übergangsbereich zur Soziologie. Als Pionier der Gemeindepsychologie hat er der Psychiatriereform in Deutschland Impulse gegeben. Ein zentrales Interessengebiet Keupps ist der Einfluss gesellschaftlicher Wandlungsprozesse auf das Individuum. Bekannt geworden ist in diesem Zusammenhang sein Begriff der „Patchwork-Identität[1]. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Wandel der Arbeitswelt und die Belastungsfolgen durch Subjektivierung, Entgrenzung und Flexibilisierung von Arbeit.

Seit 2008 ist Keupp im Ruhestand. Er ist weiterhin an den Universitäten Bozen, Innsbruck, Krems und Klagenfurt in der Lehre tätig. Seit mehreren Jahren bietet er in Österreich Lehrgänge im Bereich der Ausbildung zum Klinischen und Gesundheitspsychologen an. Keupp engagiert sich für die Erforschung und praktische Förderung bürgerschaftlichen Engagements.

Heiner Keupp ist Vorsitzender der Berichtskommission für den 13. Kinder- und Jugendbericht der Deutschen Bundesregierung, der 2010 in den Bundestag eingebracht wurde.

Mitgliedschaften

Auszeichnungen

Schriften

  • (Hrsg.) (1992). Der Krankheitsmythos in der Psychopathologie. München: Urban & Schwarzenberg ISBN 3-541-05731-9
  • (1972). Psychische Störungen als abweichendes Verhalten. Zur Soziogenese psychischer Störungen. München: Urban & Schwarzenberg ISBN 3-541-05781-5
  • (Hrsg.) (1974). Verhaltensstörungen und Sozialstruktur. Epidemiologie: Empirie, Theorie, Praxis. München: Urban & Schwarzenberg ISBN 3-541-06471-4
  • (1976). Abweichung und Alltagsroutine. Die Labeling-Perspektive in Theorie und Praxis. Hamburg: Hoffmann und Campe ISBN 3-455-09208-X
  • (mit Manfred Zaumseil (Hrsg.) (1978). Die gesellschaftliche Organisierung psychischen Leidens. Frankfurt: Suhrkamp ISBN 3-518-07846-1
  • (Hrsg.) (1979). Normalität und Abweichung. Fortsetzung einer notwendigen Kontroverse. München: Urban & Schwarzenberg ISBN 3-541-08771-4
  • (mit Dodo Rerrich) (Hrsg.) (1982). Psychosoziale Praxis. Ein Handbuch in Schlüsselbegriffen. München: Urban & Schwarzenberg ISBN 3-541-10321-3
  • (1987). Psychosoziale Praxis im gesellschaftlichen Umbruch. Bonn: Psychiatrie-Verlag ISBN 3-88414-077-9
  • (1988). Riskante Chancen. Das Subjekt zwischen Psychokultur und Selbstorganisation. Heidelberg: Asanger ISBN 3-89334-148-X
  • (mit Helga Bilden) (Hrsg.) (1989). Verunsicherungen. Das Subjekt im gesellschaftlichen Wandel. Göttingen: Hogrefe ISBN 3-8017-0328-2
  • (und andere, Hrsg.) (1991). Handbuch Qualitative Sozialforschung. München/Weinheim: Psychologie Verlags Union ISBN 3-621-27229-1
  • (1994). Psychologisches Handeln in der Risikogesellschaft. Gemeindepsychologische Perspektiven. München: Quintessenz 3-86128-216-X
  • (Hrsg.) (1994). Zugänge zum Subjekt. Perspektiven einer reflexiven Sozialpsychologie. Frankfurt: Suhrkamp, ISBN 3-518-28702-8
  • (1995). Universitäten im Abseits? Oldenburg: bis ISBN 3-8142-1071-9.
  • (1998). Der Mensch als soziales Wesen. München: Piper ISBN 3-492-21975-6
  • (mit Renate Höfer) (Hrsg.) (1997). Identitätsarbeit heute. Frankfurt: Suhrkamp 3-518-28899-7
  • (1997). Ermutigung zum aufrechten Gang. Tübingen: dgvt-Verlag ISBN 3-87159-135-1
  • (2001). Eine Gesellschaftlich der Ichlinge? München: SOS-Kinderdorf ISSN 1435-3016
  • (mit Klaus Weber) (Hrsg.) (2001). Psychologie. Ein Grundkurs. Reinbek: Rowohlt ISBN 3-499-55640-5
  • Heiner Keupp, Thomas Ahbe, Wolfgang Gmür u.a. (2006). Identitätskonstruktionen. Das Patchwork der Identitäten in der Spätmoderne. Reinbek: Rowohlt ISBN 3-499-55634-0
  • (mit Joachim Hohl) (Hrsg.) (2006). Subjektkonzeptionen im Diskurs. Bielefeld: Transcript ISBN 3-89942-562-6
  • (und andere, Hrsg.) (2010): Armut und Exklusion. Gemeindepsychologische Analysen und Gegenstrategien. Fortschritte der Gemeindepsychologie und der Gesundheitsförderung Bd. 21. Tübingen: dgvt-verlag ISBN 978-3-87159-621-6
  • (mit Helga Dill) (Hrsg.) (2010): Erschöpfende Arbeit. Gesundheit und Prävention in der flexiblen Arbeitswelt. Bielefeld: transcrip ISBN 978-3-8376-1556-2

Literatur

Weblinks

Einzelbelege

  1. Heiner Keupp: Patchworkidentität - riskante Chancen bei prekären Ressourcen. IPP, Institut für Praxisforschung und Projektberatung München, abgerufen am 28. Oktober 2010
  2. LMU-Psychologe Keupp erhält Bayerische Staatsmedaille. Ludwig-Maximilians-Universität München, abgerufen am 28. Januar 2010

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