Helmut Schläger

Helmut Schläger

Helmut Schläger (* 18. März 1924 in Kalsching; † 9. Juli 1969 vor Lipari) war ein deutscher Bauforscher und Pionier der Unterwasserarchäologie.

Helmut Schläger war Sohn eines Lehrers. Er studierte Architektur an der Technischen Hochschule München, wo Friedrich Krauss sein wichtigster Lehrer wurde. Von Krauss wurde Schläger früh zum Assistenten gemacht und auch schnell in Lehrveranstaltungen eingesetzt. Die Promotion erfolgte 1957 mit einer Arbeit zum Thema Das Westtor von Paestum (Porta Marina). Als Anerkennung für diese Arbeit erhielt er das Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts. Während dieser Zeit nahm er an der gerade initialisierten Grabung der Abteilung Rom des Deutschen Archäologischen Instituts in Rusellae teil. An diese Zeit schlossen sich mehrere Werkverträge mit dem Deutschen Archäologischen Instituts an, die ihn an Ausgrabungen der Organisation teilnehmen ließen, darunter in Pergamon, auf Samos und insbesondere als Mitarbeiter Rudolf Naumanns bei der Grabung in Takht-i Suleiman. Zudem nahm er am sogenannten Alexanderzug Erich Boehringers teil, während dessen innerhalb der zweiten Jahreshälfte 1960 versucht wurde, Stadtgründungen Alexanders des Großen aufzuspüren.

Ab Mai 1961 endete für Schläger die Zeit des unbeständigen Lebens, er wurde Referent für Baugeschichte an der Abteilung Kairo des Deutschen Archäologischen Instituts. Besonders nennenswert in dieser Zeit ist die von ihm begonnene Grabung in Menas-Stadt. 1963 wurde er zum Zweiten Direktor der Abteilung Rom berufen. Bald begann er auch für italienische Wissenschaftler als Bauforscher zu arbeiten. So nahm er für Paola Zancani Montuoro Teile des Heiligtums an der Sele-Mündung auf und grub für Dinu Adamesteanu in S. Maria d' Anglona und nahm für ihn Bauten in Metapont auf. Vincenzo Tusa beauftragte Schläger mit der Rekonstruktion der Agora von Selinunt und der Untersuchung des Tempels von Segesta.

Schläger machte sich insbesondere um die Erforschung der antiken griechischen Architektur in Italien verdient. So konnte er bei seinen Forschungen zur Stadtmauer von Paestum einen Wallgraben und zudem eine vorgeschichtliche Siedlung nachweisen. In S. Maria d' Anglona konnte er nachweisen, dass Pandosia nicht am vermuteten Ort lag, wo er aber ein Heiligtum am Fuße des Berges fand. Ganz besonders ist Schlägers Name heute jedoch mit der Unterwasserarchäologie verbunden; er gilt als der eigentliche Begründer der wissenschaftlichen deutschen Unterwasserarchäologie. Er widmete sich insbesondere der Erforschung von Häfen. Hier untersuchte er beispielsweise die Häfen von Kyme, Anthedon, Side und Phaselis.

Er fand gemeinsam mit seinem Assistenten Udo Graf 1969 beim letzten geplanten Tauchgang einer Untersuchung vor der Insel Lipari den Tod. Sein früher Tod verhinderte, dass er seine Forschungen in monografischer Form vorlegen konnte, doch hat er eine nennenswerte Anzahl von Aufsätzen für Fachzeitschriften verfasst. Jörg Schäfer gab Schlägers Studien 1981 in gesammelter Form heraus.

Schriften

  • Phaselis. Beiträge zur Topographie und Geschichte der Stadt und ihrer Häfen, Wasmuth, Tübingen 1981 (Istanbuler Mitteilungen. Beiheft 24) ISBN 3-8030-1723-8

Literatur

  • Theodor Kraus: Helmut Schläger 1924–1969. In: Reinhard Lullies, Wolfgang Schiering (Hrsg.) Archäologenbildnisse. Porträts und Kurzbiographien von Klassischen Archäologen deutscher Sprache. von Zabern, Mainz 1988, ISBN 3-8053-0971-6, S. 287–288.
  • Marcus Prell: Zum Tode von Helmut Schläger und Udo Graf vor 30 Jahren, In: Nachrichtenblatt Arbeitskreis Unterwasserarchäologie 6, 1999, S. 20

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schläger — bezeichnet: einen gewalttätigen Menschen, siehe Körperverletzung die studentische Fechtwaffe beim Mensurfechten, siehe Studentische Fechtwaffe ein Sportgerät, siehe Schläger (Sport) ein Element beim Filmantrieb Schläger als Familienname: Albrecht …   Deutsch Wikipedia

  • Helmut Kießling — (* 17. Oktober 1912; † 10. August 1971) war ein deutscher Schriftsteller und Textdichter. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 2.1 Weitere Werke (Auswahl) …   Deutsch Wikipedia

  • Helmut Frommhold — (* 3. November 1946 in Weimar) ist ein deutscher Rockmusiker, Komponist, Arrangeur und Musikpädagoge. Leben Bereits als Achtjähriger nahm Frommhold Unterricht an Musikschulen in Berlin und Schwerin und erlernte das Mandolinenspiel, später auch… …   Deutsch Wikipedia

  • Helmut Lotti — (2007) Helmut Lotti (* 22. Oktober 1969 als Helmut Barthold Johannes Alma Lotigiers in Sint Amandsberg bei Gent) ist ein belgischer Crossover und Popsänger. Im Jahr 1995 veröffentlichte er mit „Helmut Lotti goes Classic“ das bis dahin schnellst… …   Deutsch Wikipedia

  • Helmut Hanschmann — 2004 (vor seinem 70. Geburtstag) Helmut H …   Deutsch Wikipedia

  • Helmut Zacharias — 1965 Grab von Helmut Zacharias …   Deutsch Wikipedia

  • Helmut Heißenbüttel: Gelegenheitsgedichte und Klappentexte — Gelegenheitsgedichte und Klappentexte ist eine 1973 im Luchterhand Literaturverlag erschienene Sammlung von 26 Gelegenheitsgedichten und 13 Klappentexten von Helmut Heißenbüttel. Die unterschiedliche Bezeichnung resultiert daraus, dass die… …   Deutsch Wikipedia

  • Volkstümlicher Schlager — Volkstümliche Musik bezeichnet allgemein den Bereich der Unterhaltungsmusik, der stark mit Anleihen aus der Volksmusik arbeitet und kommerziell auch unter diesem Begriff angeboten wird. Von der Volksmusik unterscheidet sich die volkstümliche… …   Deutsch Wikipedia

  • Franz Eugen Helmut Manfred Niedl-Petz — Freddy Quinn 1985 in Ikaalinen, Finnland Freddy Quinn (* 27. September 1931 als Franz Eugen Helmuth Manfred Nidl[1] in Niederfladnitz/Niederösterreich) ist ein österreichischer Schlage …   Deutsch Wikipedia

  • Ulrich Rüdiger (Archäologe) — Ulrich Heinz Rüdiger (* 12. September 1934 in Hamburg Altona; † 1970) war ein deutscher Klassischer Archäologe. Ulrich Rüdiger, Sohn des Literaturwissenschaftlers Horst Rüdiger, besuchte die Schule in Florenz und Meran und legte 1952 in Meran die …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”