Helmut Welz

Helmut Welz

Helmut Welz (* 20. August 1911; † 1979) war ein deutscher Offizier, Buchautor und späterer stellvertretender Oberbürgermeister von Dresden.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Helmut Welz wurde als Diplom-Chemiker ausgebildet und trat 1933/34 in die SA ein. 1934 wurde er Berufsoffizier, am 1. April 1937 zum Leutnant befördert und als solcher in der II. Kompanie des Pionier-Bataillons 34 in Koblenz eingesetzt. Im Zweiten Weltkrieg kommandierte er im Rang eines Hauptmanns das Pionier-Bataillon 179 der 79. Infanterie-Division an der Ostfront.

Seine Einheit kämpfte von Ende Oktober 1942 bis Anfang 1943 im Stahlwerk „Roter Oktober“ in Stalingrad und nahm an der Operation Hubertus teil. Während der Zeit der Einkesselung wurde Welz zum Major befördert. Am 30. Januar 1943 geriet er kurz vor der Kapitulation der 6. Armee in Stalingrad in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Während dieser wurde er überzeugter Kommunist, Antifa-Schüler und Mitglied des Nationalkomitees Freies Deutschland (NKFD).

Welz erfuhr am 29. April 1945, dass er als Mitglied der Gruppe Ackermann in Sachsen tätig werden soll.[1] Am 9. Mai 1945 erreichte die Gruppe Dresden. Der vom sowjetischen Stadtkommandant als Oberbürgermeister eingesetzte Rudolf Friedrichs ernannte Welz zum Stadtrat für das Bauwesen und die kommunalen Betriebe.[2] Im Juli 1945 wurde er stellvertretender Oberbürgermeister von Dresden.[3] Ein Jahr später 1946 war er Generaldirektor der DREWAG, der Dresdner Versorgungsbetriebe.

Welz war Mitglied in der von 1958 bis 1971 bestehenden Arbeitsgemeinschaft ehemaliger Offiziere, welche eine auf SED-Initiative gegründete Organisation darstellte und der politischen Instrumentalisierung diente.

Autobiographie „Verratene Grenadiere“

In seiner Autobiographie „Verratene Grenadiere“ verarbeitete Welz seine Kriegserlebnisse an der Ostfront. Von den ersten Pionieroperationen bei Kalatsch berichtete er bis zu der Endphase des deutschen Angriffs in Stalingrad im Herbst 1942. Weiterhin vom Einsatz seines Bataillons in den Kämpfen um die Martinsofenhalle im November 1942 bis zur sowjetischen Operation Uran und der Einkesselung Stalingrads durch die Rote Armee.

Ein Großteil des Buches ist der Beschreibung von Soldatenschicksalen während der Kesselschlacht gewidmet, Welz schildert die letzten Stunden der deutschen Generalität und die aussichtslose Lage vor der Kapitulation im Kaufhaus Uniwermag. Im letzten Kapitel geht es um seine Erfahrungen während der sowjetischen Kriegsgefangenschaft. Vom Gefangenenlager Krasnoarmeisk wurden Welz und einige andere Offiziere nach Krasnogorsk vor Moskau gebracht, wo sie verpflegt und medizinisch versorgt wurden.

Dabei reflektierte er die verantwortungslose Befehlskette und machte sich Vorwürfe für die vielen Soldatenopfer:

Ich kann mich von der Schuld nicht freisprechen, ein ganzes Bataillon in sein Verderben geführt zu haben. Trotz aller Bedenken, ja, trotz besseren Wissens habe ich letzten Endes immer „jawohl“ gesagt, wenn es darum ging, wirklichkeitsfremde Befehle auszuführen und die Kompanien in verlustreiche Kämpfe zu werfen. Natürlich, ich war wohl jedesmal dabei, wenn es mulmig wurde, ich habe den Kopf genauso hingehalten wie jeder andere. Aber das genügt nicht. Damit habe ich nur ein Beispiel gegeben, das für siebenhundert Pioniere tödlich war.

Major Helmut Welz, Pionier-Bataillon 179, im Januar 1943[4]

Mit seiner Stammeinheit wäre er nach eigener Darstellung in den Tod gegangen, da die Pioniere jedoch unter „fremdes“ Kommando gestellt wurden und von „fremden“ Divisionskommandeuren in sinnlosen Himmelfahrtskommandos geopfert wurden, befand sich der mittlerweile zum Major beförderte Welz in den letzten Wochen der Schlacht in einer solchen fremden Einheit, welche nach seinen Schilderungen aus fanatischen Nationalsozialisten bestanden hätte, für deren Überzeugung Welz nicht sterben wollte.[5] Welz sah es als seine zukünftige Aufgabe der folgenden Generation vor der Sinnlosigkeit und Grausamkeit des Krieges zu warnen. Er und seine Mithäftlinge gewannen die Überzeugung, dass der Eroberungskrieg in Russland nicht mehr zu gewinnen sei und man den Nationalsozialismus in Berlin zerschlagen müsse, weiterhin hätten alle Truppen in die Reichsgrenzen zurückzukehren und sofortige Friedensverhandlungen mit den Alliierten aufzunehmen.

Diese neue Grundhaltung führte 1943 zum Nationalkomitee „Freies Deutschland“ und knüpfte an die alten deutsch-russischen Beziehungen an. Die NKFD-Bewegung entstand nach Konflikten mit nationalsozialistischen Traditionalisten im Kriegsgefangenenlager 97 an Kama-Fluss bei Moskau und erhielt nach und nach prominente Gefolgschaft wie z.B. Generalmajor Lattmann, Kommandeur der 14. Panzer-Division. Im Schlusswort warnt Welz vor dem in der BRD vorherrschenden Imperialismus, einem reaktionären Offizierskorps und dass dort niemand Lehren aus der Schlacht von Stalingrad gezogen hätte.

Werke

  • Verratene Grenadiere. Dt. Militärverlag, Berlin 1967.
  • Die Stadt, die sterben sollte. Vom schweren Neubeginn in Dresden nach Ende des Zweiten Weltkrieges, Militärverlag der DDR, Berlin 1975.
  • In letzter Stunde. Biographie nach umfangreichen Aufzeichnungen Arno von Lenskis, Verlag der Nation, Berlin 1978.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Helmut Welz: Die Stadt, die sterben sollte. Militärverlag der DDR, Berlin, 1975, S. 27
  2. Helmut Welz: Die Stadt, die sterben sollte. Militärverlag der DDR, Berlin, 1975, S. 48–54.
  3. Jeanette Michelmann: Die Aktivisten der ersten Stunde. S. 153
  4. Helmut Welz: Verratene Grenadiere, Dt. Militärverlag Berlin, 1967, S. 314.
  5. Helmut Welz: Verratene Grenadiere, Dt. Militärverlag Berlin, 1967, S. 316.

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