Hermann-Josef Zoche

Hermann-Josef Zoche
Hermann-Josef Zoche

Hermann-Josef Zoche (* 31. Dezember 1958 in Bremen) ist ein deutscher Augustinerpater, Theologe, Philosoph und Managementberater.

Leben

Hermann-Josef Zoche besuchte zunächst die katholische St.-Johannis-Schule und absolvierte seinen Realschulabschluss. 1978 machte er sein Abitur am Gymnasium „An der kleinen Helle“. Mit dem Berufsziel des katholischen Priesters ging er als Priesteramtskandidat für die Diözese Osnabrück an die vom Jesuitenorden geführte „Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen“ in Frankfurt. Dort lernte er Prof. Rupert Lay kennen und vertiefte bei ihm in Vorlesungen, Seminaren und Kolloquien seine Kenntnisse in der praktischen Philosophie und in Logik. 1980 legte er das theologische Zwischenexamen (Philosophicum) ab. Im normalen Studiengang wären nun zwei Semester an einer frei gewählten Universität angestanden sowie die anschließende Beendigung des Studiums in Münster. Statt dessen meldete er sich als Priesteramtskandidat der Diözese Osnabrück (beim damaligen Bischof Helmut Hermann Wittler) ab und ging in ein strenges Benediktinerkloster der Beuroner Kongregation nach Tholey im Saarland. Dort jedoch klärte sich bald, dass er zu diesem Lebensstil nicht berufen war. Da sich nun neue Wege zunächst nicht abzeichneten (und bei Abbruch des Studiums die Wehrpflicht zu erfüllen gewesen wäre), wechselte er bereits zum Beginn des Wintersemesters 1980/81 nach Freiburg, um das Theologiestudium (Hauptstudium) fortzusetzen. Gleichzeitig immatrikulierte er sich in Philosophie, um mit dem von Frankfurt anerkannten Zwischenexamen auch hier ins Hauptstudium zu wechseln und neben der Theologie noch ein zweites Standbein zu haben. Nach dem vorgezogenen Examen in Theologie und mit noch nicht beendetem Philosophiestudium wechselte er zur theologischen Promotion nach Augsburg, wo er ab dem Sommersemester 1984 parallel auch in Philosophie immatrikuliert blieb.

Anfängliche Arbeiten über den protestantischen Extremtheologen Paul Tillich führten ihn zu Erich Przywara, über dessen Gnadentheologie er seine Dissertation schrieb. Es geht in dieser um zeitgemäße Denkmodelle über die alte Lehre von Natur und Gnade, d.h. um die Verbindung zweier Gegensätze, nämlich der göttlichen Gnade und dem göttlichen Eingreifen in menschliches Handeln einerseits, und die auch von Gott unberührbare menschliche Freiheit andererseits. Die Thematik bewegt sich auf der Grenze zwischen Theologie und Philosophie, insofern es um das philosophisch und religionsphilosophisch alte Thema von Freiheit und Determinismus geht.

Nach Beendigung der theologischen Dissertation und nach der Promotion begann er sein Noviziat bei den "Brüdern vom gemeinsamen Leben im Südschwarzwald", die er bereits während seiner Freiburger Jahre kennengelernt hatte. Diese zu den Augustiner-Chorherren angehörende Gemeinschaft wurde 1971 kanonisch wieder errichtet, und setzt die große Tradition der aus Nordholland (Zwolle, Njimwegen, Windesheim) stammenden „Brüder vom gemeinsamen Leben“ fort, welche im Mittelalter über lange Zeit der im heutigen Deutschland verbreitetste Orden war. Ihm gehörten unter anderem so bekannte Theologen wie Thomas von Kempen, der Autor der „Nachfolge Christi“, an. Mit den „Brüdern vom gemeinsamen Leben“ werden der Begriff und die Tatsache der „Devotio moderna“ (übers.: zeitgemäße Frömmigkeit) verbunden, denn der Orden stellte bereits im Mittelalter an sich den Anspruch, die Frömmigkeit der Menschen mit den Gegebenheiten, Anforderungen und aktuellen Lebensbedingungen in Einklang zu bringen.

Genau diesem Anspruch versucht die Wiederbelebung des Ordens nun für die heutige Zeit gerecht zu werden. Es liegt deshalb auf der spirituellen Linie des Ordens, dass einer seiner Mitglieder im Bereich der Wirtschaft, des Managements und der betrieblichen Schulungen arbeitet, denn wo früher die Benediktiner und Zisterzienser der Landbevölkerung bei der Kultivierung halfen und neben tatkräftiger Hilfe (Ora et labora) ganzen Ländern geistige Prägung und Ausrichtung gaben, führt die „zeitgemäße Frömmigkeit“ heute auch zur Kultivation der Betriebe, Firmen, Unternehmen.

Nach Beendigung der Promotion in seinem zweiten Hauptfach <Philosophie> in Freiburg begann Pater Hermann-Josef, wie er nach der Priesterweihe 1987 heißt, dieses Ziel zu verfolgen. Den entscheidenden Einstieg bekam er durch Unterstützung von Joseph Schmidt: erste Vorträge bei den Unternehmertagen des Schmidt-Collegs, daraus sich ergebende Seminare mit Schmidt-Schülern, Artikel in der Zeitschrift des Schmidt-Collegs und erste Veröffentlichungen im Schmidt-Verlag (1990 „Konfliktsouveränität“ [inzwischen in der dritten Auflage], 1991 „Sprachsouveränität - Kommunikation“ und 1993 „Sprachsouveränität - Anregungen für eine bessere Sprache [inzwischen in der zweiten Auflage]).

Bei einem der Unternehmer-Tage lernte er seinen späteren Partner Roland Betz kennen, es folgte kurz darauf die Gründung der „Betz-Akademie“, die in dem Gespann „freier Unternehmer und katholischer Pater“ seinerzeit zu den fünf besten und anerkanntesten Akademien in Deutschland zählte. Die Idee der Akademie, mit dem von Roland Betz und Pater Hermann-Josef erstellten mehr als 500 seitigen Lehrwerk und umfangreichem Sondermaterial, ist die Verbindung von formalen Methoden und inneren sowie betrieblichen Werten. Die Einmaligkeit der beiden Partner beruhte auch auf der Tatsache, dass beide weiterhin ihrem Erstberuf nachgingen: Roland Betz hatte die größte bayerische Industrievertretung, ein Zweigbüro in Thüringen/Sachsen und eines in Tschechien, war selbst Firmenleiter, Chef von 15 Angestellten und aktiv im Verkauf tätig; Pater Hermann-Josef war Kurseelsorger im Höhenkurort Höchenschwand, hatte die Drogenseelsorge in dem schwierigen Grenzbereich Deutschland-Schweiz am Hochrhein mit betreut und war 1991 als Pfarrer in die katholische Pfarrei „St. Marien“ in Waldkirch bei Waldshut (auf deren Gelände auch das Ordenshaus liegt) gewechselt. Roland Betz verkaufte gegen Ende der 90er Jahre seine Firmen und zog sich als Privatier an den Gardasee zurück. Mit diesem Schritt erlosch de facto auch die Betz Akademie.

Seitdem ist Pater Hermann-Josef als Einzelreferent für verschiedenste Firmen und Gruppen tätig. Seine Themen erstrecken sich dabei auf „Umgehen mit Konflikten“, „Kommunikation“, „Führen von Menschen“, „Wertebilder und Wertewandel“ sowie den Gesamtbereich der (Wirtschafts-) Ethik. Heute ist er anerkannter Spezialist für alle Fragen der Ethik. Er ist geschätzter Redner und beeindruckt mit freier Rede, feinem Witz, großer Sprachgabe und unnachahmlicher Eloquenz seine Zuhörer. Er gehört zu den renommiertesten Spezialisten für Ethik und ist im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Schweiz Österreich) einer der anerkanntesten Redner und gefragter Referent.

Er hat über 20 Bücher veröffentlicht.

Schriften

  • Konfliktsouveränität, Bayreuth (Schmidt-Verlag) 1989, 1992, 1995, 1997
  • Sprachsouveränität (Bd. 1) – Anstöße und Ratschläge für eine bessere Sprache, Schmidt-Verlag, Bayreuth 1991, 1994 (vergriffen)
  • Sprachsouveränität (Bd. 2) – Kommunikation, Schmidt-Verlag, Bayreuth 1993 (vergriffen)
  • Macht Erfolg Sinn – Eine neue Ethik für Unternehmer und Manager, Junfermann, Paderborn 1996,
  • Jesus und die Marktwirtschaft – Kapitalismus auf dem Prüfstand der Menschlichkeit, Knecht, Frankfurt 1999
  • Wir müssen mal miteinander reden … – Sprache üben – Gespräche führen – Konflikte lösen, Schmidt-Verlag, Bayreuth 2001
  • Lassen wir unser Kind taufen? – Ein Ratgeber für Eltern, Butzon & Bercker, Kevelaer 1999
  • Sag Ja zu Deinem Glück – 60 kleine Schritte, Pattloch München 2001
  • Papa, was ist der Tod? – Ein Kind fragt nach dem Leben, Pattloch, München 2001
  • Die Zehn Gebote für Manager – Das Praxishandbuch zur Erstellung einer wertorientierten Firmenphilosophie, Schmidt-Verlag, Bayreuth 2001
  • Die Jesus AG – Ein Unternehmensberater analysiert die älteste Firma der Welt, Pattloch, München 2002
  • Ich sehe die Welt auch von der anderen Seite – Die besonderen Gaben der Linkshänder, Ariston/Hugendubel, München 2002
  • Vorbilder prägen Weltbilder – Kleinkinder mit christlichen Werten erziehen; Sankt Ulrich Verlag, Augsburg 2002
  • In guten und in schlechten Tagen – Kirchliche Hochzeit und was sonst noch zum Glück gehört, Sankt Ulrich Verlag, Augsburg 2002
  • Die Aschenbrenners – Erste Katastrophen in Kleinzeisig, Pattloch, München 2003
  • Sag ja – 60 kleine Schritte zum Glück, Sankt Ulrich Verlag, Augsburg 2003
  • Die Jesus AG (Neuauflage des 2002 bei Pattloch erschienenen Buches), Reichl & Partner, Wien 2005 (www.jesusag.com)
  • Das Bibel-Brevier für Manager, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2007
  • Die sieben Todsünden unserer Zeit, Econ-Verlag, Berlin 2009
  • 100 Meditationen für Manager … und alle, die täglich mit Menschen umgehen",Schmidt-Verlag, Bayreuth 2010

Weblinks

 Commons: Hermann-Josef Zoche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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